Das erste Kapitel beschäftigt sich explizit mit dem „Locus of Control“ sowie dessen Wirkung auf unser Gesundheitsverhalten. Außerdem werden weitere ähnliche Konzepte wie die Selbstwirksamkeit, die Attributionsstile oder die Attribuierungstheorie von Fritz Heider vorgestellt und mit dem „Locus of Control“ verglichen.
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit unterschiedlichen Messmethoden aus den natürlichen Auslösern sowie der Emotion als unabhängige und abhängige Variable. Die Messmethoden werden systematisch vorgestellt, beginnend mit einer Erklärung, den Vor- und Nachteilen sowie möglichen Problemen, welche bei der Messung auftreten können. Am Ende des Kapitels wird darüber diskutiert, welche Messmethode sich nun am besten für die Messung eignet.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff Glück und wird von anderen Wörtern differenziert. Außerdem wird auf die Entstehung und die Auswirkungen von Glück eingegangen. Aktuelle Ergebnisse der psychologischen Forschung, wie die Befragung zum Thema Glück oder Phänomene, wie das „feel-good-do-good“-Phänomen oder Glück beim Lottogewinn werden ebenfalls vorgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Locus of Control – Die Kontrollüberzeugung
Messung von Emotionen
Die Emotion: Glück
Literaturverzeichnis
Locus of Control – Die Kontrollüberzeugung
Eine Aufgabe oder eine Situation gut zu meistern ist nicht immer leicht. Teilweise ist man ratlos oder zweifelt an seinen Fähigkeiten, teilweise empfindet man eine gewisse Hilflosigkeit, da man glaubt gar keine Kontrolle über die Situation zu haben. Das Konzept des „Locus of Control“ beschreibt diese Kontrollüberzeugung, also ob Menschen glauben die Kontrolle darüber zu haben oder nicht.
Dabei spielt beim „Locus of Control“ einmal die Personenabhängigkeit, also ob Internal oder External eine Rolle, sowie die Stabilität, also ob die Ursache zeitlich stabil oder variabel ist (Bak, 2019, S. 104).
Da diese Kontrollüberzeugung uns helfen kann Situationen angemessen zu bewerten und somit auch für zukünftige Situationen zu übertragen, beschäftigt sich dieses Kapitel explizit mit dem „Locus of Control“, sowie dessen Wirkung auf unser Gesundheitsverhalten. Dabei sollte erwähnt werden, dass beide „Locus of Control“-Arten (Internal und External) ihre Daseinsberechtigung haben. Außerdem werden weitere ähnliche Konzepte, wie die Selbstwirksamkeit, die Attributionsstile oder die Attribuierungstheorie von Fritz Heider vorgestellt und mit dem „Locus of Control“ verglichen.
Internal Locus of Control
Der „Internal Locus of Control“ (dt. Interne Kontrollüberzeugung) sagt aus, dass man glaubt, dass man selbst Einfluss auf den Erfolg oder den Misserfolg einer Situation nehmen kann mit seiner eigenen Anstrengung und seinen eigenen Fähigkeiten. Dadurch ist eine Person motivierter an einer Situation/Aufgabe zu arbeiten, da man überzeugt ist Einfluss darauf nehmen zu können (Cosma & Pattarin, 2011, S. 201; Joelson, 2017).
Die Fähigkeit ist dabei zeitlich stabil und die Anstrengung ist zeitlich variabel (Bak, 2019, S. 104).
Das bedeutet, dass die Fähigkeit, zum Beispiel mathematisches Verständnis prinzipiell gleichbleibt, entweder es fällt einem leicht oder schwer und es bleibt relativ stabil, ohne große Veränderungen. Anstrengung hingegen ist zeitlich variabel, je nachdem wie sehr man sich angestrengt (z. B. gelernt) hat kommen die jeweiligen Ergebnisse zu Stande.
Nehmen wir als Beispiel die Situation eines Studenten. Ein Student geht ein ganzes Semester lang zu jeder Vorlesung, macht all seine Vor- und Nachbereitungen und hat richtig viel Spaß an den Veranstaltungen. Er ist von seinen Fähigkeiten überzeugt, das heißt, er versteht die Inhalte sehr gut und ist überzeugt bis zur Klausur sich alles merken zu können. Nun rückt die Vorbereitungsphase für die Klausur nahe, aufgrund dessen, dass der Student von sich überzeugt ist, lernt er fleißig auf seine Klausur, strengt sich also sehr dafür an. Er ist sehr motiviert.
Nun können zwei Ereignisse eintreten, entweder hat der Student eine gute oder eine schlechte Note bekommen. Wenn der Student eine gute Note erhält, dann ist er stolz auf sich selbst und seine Kontrollüberzeugung kann steigern. Durch den Erfolg fühlt er sich für zukünftige ähnliche Situationen sicherer. Wenn der Student nun allerdings trotz der ganzen Anstrengung eine schlechte Note erhält, dann empfindet er Scham und kann an seinen Fähigkeiten zweifeln und somit auch seine Hoffnungen auf zukünftige Situationen verlieren.
Laut Cherry (2021) kann ein schlechtes Ergebnis einen depressiver oder ängstlicher auf zukünftige Situationen machen.
Aufgrund des größeren Stresses kann man ggf. die Hoffnung komplett verlieren und in unserem Studentenbeispiel zum Abbruch des Studiums führen. Daher sollte man am besten den Erfolg einer Situation auf das eigene Können (Internal Locus of Control) und den Misserfolg auf fremde Umwelteingriffe (External Locus of Control) verbuchen.
External Locus of Control
Der „External Locus of Control“ (dt. Externe Kontrollüberzeugung) beschreibt den Zustand dessen, dass eine Person nicht glaubt etwas verändern zu können, sondern dass der Ausgang einer Situation auf Glück oder Schicksal basiert und man deswegen weniger motiviert ist selbst etwas für das Ergebnis zu tun (z. B. weniger Lernen) (Cosma & Pattarin, 2011, S. 201; Joelson, 2017).
Dabei ist laut Bak (2019, S. 104) die Schwierigkeit einer Aufgabe zeitlich stabil und das Glück zeitlich variabel.
Die Schwierigkeit einer Aufgabe ist zeitlich deshalb stabil, weil z. B. bei einer Mathematikklausur die Aufgaben immer ähnlich sein werden, nur mit anderen Zahlen oder leicht veränderbaren Aufgaben. Der Lernstoff bleibt aber in der Regel gleich. Das Glück ist dabei allerdings variabel, da man hier per Zufall ein Ergebnis erzielen kann (z. B. zufällig richtig ankreuzen in Multiple-Choice-Klausur).
Zum Verständnis des „External Locus of Control“ nehmen wir erneut das Studentenbeispiel. Ein Student nimmt nur gelegentlich an einer Vorlesung teil, macht die Vor- und Nachbereitung kaum und hat auch gar keinen Spaß an den Veranstaltungen. Sein Grund, er empfindet das Studium als zu schwierig (Mangel an Fähigkeitsüberzeugung) und glaubt er wird es nicht schaffen. Er bereitet sich auch nicht auf die bevorstehende Klausur vor, da er wenig Hoffnung sieht.
Auch hier sind nun zwei Ereignisse möglich, entweder eine gute oder eine schlechte Note. Da er mit einer schlechten Note schon gerechnet hat ist es ihm auch egal, er sieht die Schuld nicht bei sich selbst, sondern an den externen Umweltbedingungen, also an dem Professor. Wenn er nun allerdings doch eine gute Note bekommen hat, dann glaubt der Student trotzdem nicht an seine Fähigkeiten, sondern glaubt es war nur Glück, weshalb er für die kommenden Klausuren ebenfalls nicht viel lernen wird.
Laut Cherry (2021) fühlen sich Menschen mit „External Locus of Control“ bei Misserfolgen weniger gestresst und eher entspannt.
Auch hier sollte nochmal erwähnt werden, dass ein Erfolg, auch wenn es nur per Glück war, am besten auf die eigenen Fähigkeiten zugeschrieben werden sollte, um in Zukunft mehr Hoffnung zu haben und Misserfolge sollten auf externe Faktoren ausgelagert werden, damit sie einen nicht belasten.
Locus of Control in der Gesundheit
Laut Rehn (2019, S. 67) kann man mit einer Förderung des „Internal Locus of Control“ die allgemeine Gesundheitsförderung erhöhen. Er schlägt dabei vor Patienten mehr Informationen zu geben oder mehr Kontrolle zu überlassen (z. B. die Temperatur des Patientenzimmers zu regulieren).
Wenn man Patienten mehr über ihre Möglichkeiten informiert, was sie also selbst tun können, bzw. ihnen die Möglichkeit dazu geben, dann kann es beim Patienten den „Internal Locus of Control“ erhöhen. Dies wiederum erhöht die Motivation mit der Krankheit zu kämpfen und führt eher dazu, dass der Patient sich an eine Diät hält, seine Medikamente nimmt oder Sport treibt. Der „Internal Locus of Control“ kann aber auch für die Prävention, also der Vorbeugung von Erkrankungen dienen. Jemand, der weiß, dass eine reine Fast-Food-Ernährung schädlich für die Gesundheit ist und weiß, dass er die Kontrolle über die Situation hat, der wird sich ausgewogener ernähren, um nicht zu erkranken.
Jemand der mehr den „External Locus of Control” hat, glaubt nicht, dass er etwas für die Vorbeugung von Krankheiten oder dessen Behandlung tun kann. Somit wird so eine Person eher nicht auf eine gesunde Ernährung achten und ggf. auch nicht alle Therapiemaßnahmen durchziehen und wird sich eher auf sein Glück verlassen.
Trotzdem kann auch der „External Locus of Control“ ein Schutzmechanismus sein, und zwar vor allem für chronische Krankheiten. Dabei kann sich nämlich der Patient emotional entlasten und externen Umständen die Schuld an der chronischen Krankheit geben (Mauritz, o. D.).
Zusammenfassend kann man also sagen, dass man für chronische Krankheiten die Schuld extern zuschreiben sollte und für die allgemeine Prävention, sowie zur Behandlung von akuten oder behandelbaren Krankheiten man eine höhere „Internal Locus of Control“ haben sollte.
Selbstwirksamkeit
Die Selbstwirksamkeit ist ähnlich wie der „Locus of Control“ die Überzeugung, ob man eine Situation meistern kann oder nicht.
Dabei spielt allerdings bei der Selbstwirksamkeit vor allem die Erfahrung eine große Rolle. Wenn ein Mensch eine ähnliche Situation schon einmal aus eigener Kraft gemeistert hat, dann wird er ähnliche Situationen besser einschätzen und eher davon überzeugt sein diese zu meistern. Dabei kann der Mensch auch schwierige Aufgaben, trotz Hindernisse lösen (Behme-Matthiessen & Pletsch, 2020, S. 23; Kaschek & Schumacher, 2015, S. 82).
Selbstwirksamkeit und „Locus of Control“ sind sehr ähnliche Modelle, beide haben gemeinsam, dass sie die Kontrollüberzeugung des Menschen beschreiben. Die Selbstwirksamkeit ist ähnlich wie der „Internal Locus of Control“, da beide von den Fähigkeiten überzeugt sind und man glaubt die Situation gut zu meistern.
Wenn ein Student eine gute Note in einer Klausur geschrieben hat, dann wird sowohl die Selbstwirksamkeit als auch der „Internal Locus of Control“ gestärkt.
Laut Becker (2019, S. 179) führt eine hohe Selbstwirksamkeit zu einer größeren Ausdauer für die Zielerreichung und auch negative Ergebnisse entmutigen einen nicht so schnell.
Der Unterschied zwischen Selbstwirksamkeit und „Internal Locus of Control“ ist also zum einem die Ausdauer, also die Zielverfolgung trotz Hindernisse. Jemand der ein Studium angefangen hat, weil er anfangs von seinen Fähigkeiten überzeugt war, kann während dem Studium in Probleme geraten. Während bei der Selbstwirksamkeit, man sich von diesen Hindernissen nicht behindern lässt, könnte die „Internal Locus of Control“ zu einer Hilflosigkeit werden und dementsprechend zu einer „External Locus of Control“ werden (z. B. man fühlt sich hilflos eine Prüfung zu bestehen, da externer Faktor Professor zu anspruchsvoll ist). Außerdem wird eine schlechte Note jemanden mit hoher Selbstwirksamkeit nicht sofort belasten, was anders beim „Locus of Control“ sein kann.
Jemand der eher eine geringe Selbstwirksamkeit (Selbstunwirksamkeit) hat, wird schneller aufgeben und schwierige Aufgaben gar nicht in Betracht ziehen (Becker, 2019, S. 179).
Eine geringe Selbstwirksamkeit hat zwar eine Gemeinsamkeit mit dem „External Locus of Control“ indem man sich weniger anstrengt, da man keine Hoffnung auf Erfolg hat. Der große Unterschied ist hier allerdings, dass bei der geringen Selbstwirksamkeit, die Schuld nicht an externe Faktoren geht, sondern an die eigene Person und den eigenen Fähigkeiten.
Attributionsstile
Attributionsstil ist ein Konzept, welches sich mit der Neigung von Menschen zu Optimismus oder Pessimismus beschäftigt (Houston, 2020).
Optimistische Menschen sehen das Gute in Menschen und der Umwelt, sie sind positiv, humorvoll und lehnen negative Gedanken ab. Sie sind bereit neue Aufgaben zu erfüllen und das, auch wenn es einmal schwieriger wird. Optimistische Menschen werden ihren Erfolg auf die eigene Person und Misserfolg auf äußere Umstände zuschreiben (Heckhausen & Heckhausen, 2018, S. 76 – 77; Houston, 2020).
Pessimistische Menschen sehen wiederum eher das Schlechte im Leben, sie sehen neue Aufgaben als belastend an und geben schneller auf und wenn sie mal Erfolg haben, dann nur aufgrund von externen Faktoren, wie Glück (Heckhausen & Heckhausen, 2018, S. 76 – 77; Houston, 2020).
Optimismus hat also viel gemeinsam mit dem „Internal Locus of Control“ und der Selbstwirksamkeit. Alle sind positiv aufgefasst, werden sich anstrengen, um ihre Ziele zu erreichen und schreiben Erfolge ihrer eigenen Person an. Dabei geht der Optimismus, wie die Selbstwirksamkeit auch auf die möglichen Hindernisse ein, sodass man diese gut bewältigen kann.
Der Pessimismus hat viel gemeinsam mit dem „External Locus of Control“, man glaubt nicht an sich selbst, sondern nur an externe Faktoren und gibt schneller auf. Außerdem strengen sie sich auch nicht sehr an, was sie gemeinsam haben mit dem „External Locus of Control“ und der Selbstunwirksamkeit.
Der große Unterschied hierbei ist allerdings, dass Optimismus und Pessimismus Persönlichkeitseigenschaften sind (Westermann, 2014).
Das bedeutet, dass Optimismus und Pessimismus sich daher das ganze Leben lang aufrechterhalten können und dies auch in vielen unterschiedlichen Situationen, während der „Locus of Control“ und die Selbstwirksamkeit eher auf bestimmte Situationen differenziert werden können und sich aufgrund von Erfahrungen eher verändern können.
Attribuierungstheorie nach Fritz Heider
Fritz Heider hat für den Erfolg oder Misserfolg von Situationen zwei Faktoren, einmal die Personenfaktoren, die aus Fähigkeiten bestehen und den Situationsfaktoren, wie sie Schwierigkeit der Aufgabe. Das Resultat einer Aufgabe bestimmen die Faktoren „Können“, also die stabile Fähigkeit und das „Bemühen“, also die variable Anstrengung. Wenn man nun also Erfolg gehabt hat, obwohl man sich wenig angestrengt hat, dann schreibt man sich es trotzdem selbst zu, allerdings auf den Faktor des „Könnens“, also der Fähigkeit. Misserfolge werden eher auf externe Faktoren, wie die Schwierigkeit zugeschrieben (Fischer, Pfeiffer & Dickhäuser, 2021, S. 13 – 14; Heckhausen & Heckhausen, 2018, S. 31).
Wie auch der „Locus of Control“ unterscheidet diese Theorie interne und externe Faktoren. Außerdem wird die Anstrengung motiviert, wenn man an seine Fähigkeiten glaubt, wie beim „Locus of Control“ oder der Selbstwirksamkeit. Der Unterschied hier ist nun allerdings, dass die Erfolge und Misserfolge optimal für den Menschen zugeschrieben werden, nämlich der Erfolg auf die eigene Person und Misserfolge auf externe Faktoren.
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