Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Jean-Jacques Rousseau. Der Universalgelehrte war zwar kein Demokrat, allerdings lässt sich aus seinen politischen Schriften viel Wissen schöpfen, das helfen kann, mit den akuten Problemen der Gegenwart umzugehen und dieses vielleicht auch im Sinne der Demokratie einzusetzen. Die Arbeit verfolgt das Anliegen, die Frage nach dem rousseauschen Konzept des Staatsbürgers mit Hilfe seines 'contrat social' zu beantworten. Was genau versteht Jean-Jacques Rousseau unter dem Staatsbürger und welche gesellschaftliche Rolle ist diesem zugeschrieben? Interessant hierbei ist sicherlich auch der Blick auf das heutige demokratische Bild des Staatsbürger, das sich von dem Rousseaus bedeutend unterscheidet.
Im Laufe der Zeit ist die Gesellschaft zweifellos Veränderungen unterworfen. So ändern sich auch die Vorstellung des Staatsbürgers und die Anforderungen, die an ihn gestellt werden. In modernen Demokratien gibt es viele, die sich mit der Problematik demokratischer Aushöhlung beschäftigen. Die entstandene entleerte Form wird oft als 'Demokratie ohne Demokraten' bezeichnet. Dem Verhalten der Bürger wird dabei eine entscheidende Rolle zugeschrieben. Es wird sehr oft behauptet, dass gerade das mangelhafte Interesse der Staatsbürger an öffentlichen Angelegenheiten sowie die geringe politische Partizipation daran schuld seien, dass eine Minderheit regiert und die Mehrheit sich dem fügt.
Schon der griechische Staatsmann Perikles schrieb, dass die Verfassung Demokratie heißt, weil der Staat nicht auf wenige Bürger, sondern auf die Mehrheit ausgerichtet ist. Wie soll dann diese Mehrheit der Staatsbürger ihre Herrschaft ausüben? Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: direkte, durch Versammlungen und Abstimmungen oder indirekt durch die Bestellung von Vertretern. In jedem Fall wird vorausgesetzt, dass sich das Volk an den staatlichen Angelegenheiten aktiv beteiligt. Der Verdacht, dass die prekäre Lage der modernen Demokratie auf das politische Verhalten der Staatsbürger zurückzuführen ist, erhöht heute das Interesse an den Konzepten von klassischen Denkern der politischen Theorie über die Rolle des Bürgers in der Gesellschaft, seinen Rechten und Pflichten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- Gemeinwille und Einzelwille
- Staatsbürger und Privatbürger
- Privatinteressen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage nach dem Konzept des Staatsbürgers bei Jean-Jacques Rousseau. Sie analysiert seine Schriften, insbesondere den "contrat social", um zu verstehen, welche Rolle Rousseau dem Staatsbürger in der Gesellschaft zuschreibt und wie sich dieses Konzept vom modernen demokratischen Bild des Staatsbürgers unterscheidet.
- Rousseaus Konzept des Gemeinwillens und des Einzelwillens
- Die Unterscheidung zwischen Staatsbürger und Privatbürger bei Rousseau
- Die Bedeutung von Bildung und Erziehung für die Entwicklung des Staatsbürgers
- Die Rolle von Privatinteressen in Rousseaus Gesellschaftskonzeption
- Vergleich des rousseauschen Staatsbürgerkonzepts mit dem athenischen Modell
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Problematik der "Demokratie ohne Demokraten" dar und führt den Leser in das Thema der politischen Partizipation und der Rolle des Staatsbürgers in der Gesellschaft ein. Sie argumentiert, dass die Konzepte klassischer Denker, wie Rousseau, für das Verständnis der heutigen Herausforderungen relevant sind. Die Arbeit hat das Ziel, Rousseau's Konzept des Staatsbürgers im Kontext seines "contrat social" zu analysieren.
Gemeinwille und Einzelwille
Dieser Abschnitt erläutert Rousseau's Unterscheidung zwischen dem Gemeinwillen ("volonté générale") und dem Sonderwillen ("volonté particulière"). Der Gemeinwille zielt auf das Gemeinwohl ab und berücksichtigt die Interessen aller, während der Sonderwille von egoistischen und partikularen Interessen geleitet wird. Die Arbeit betont, dass die Gleichheit in Rousseaus Konzeption eine positive Bedeutung für das Wohl aller Mitglieder der Gesellschaft hat.
Staatsbürger und Privatbürger
Hier wird die Verbindung zwischen dem "contrat social" und der Erziehung des Menschen zum Bürger hergestellt. Der Staatsbürger handelt im Sinne des Gemeinwillens, während der Privatbürger seinen eigenen Interessen folgt. Die Arbeit untersucht, wie der Bürger den Gemeinwillen erkennen kann, indem er den Standpunkt anderer Bürger berücksichtigt und eine "innere Stimme" entwickelt, die ihn zum Handeln für das Gemeinwohl führt.
Privatinteressen
Dieser Abschnitt beleuchtet die Problematik der Privatinteressen und ihre potenzielle Gefahr für das Gemeinwohl. Die Arbeit untersucht, ob ein Zustand erreicht werden kann, in dem alle Bürger zum Staatsbürger werden und nicht mehr ihren eigenen Interessen folgen. Es wird auch die Frage aufgeworfen, ob der Einzelwille ein "natürliches Existenzrecht" besitzt.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter, die die Arbeit prägen, sind: Jean-Jacques Rousseau, "contrat social", Gemeinwille, Einzelwille, Staatsbürger, Privatbürger, Bildung, Erziehung, Privatinteressen, Gemeinwohl, Demokratie.
- Arbeit zitieren
- Vita Zeyliger-Cherednychenko (Autor:in), 2012, Was versteht Jean-Jacques Rousseau unter dem Begriff des Staatsbürgers?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/464385