Angelehnt an den geschichtswissenschaftlichen Ansatz der historischen Semantik von Begriffen soll untersucht werden, inwieweit der Postmaterialismus-Begriff von seinem historischen Entstehungskontext bedingt wurde und in diesem nach wie vor zu verorten ist. So wird in der Arbeit davon ausgegangen, nach dem Muster diskursgeschichtlicher Methodenarbeit, dass Begriffe Träger und Transmitter von Ideen des umgebenden zeitgenössischen Kontextes sind und nur bedingt losgelöst von diesem betrachtet werden können. Ausgehend von Ronald F. Ingleharts Theorie der „Silent Revolution” soll dargelegt werden, wie der Postmaterialismus-Begriff der 1970er Jahre definiert wurde und wie sich jener an die politische und kulturelle Landschaft dieser Umbruchphase anschmiegt.
Diese Arbeit zielt in keiner Weise darauf ab, eine normative Abhandlung über den Postmaterialismus zu erarbeiten, diesen zu messen oder seine Existenz zu be- oder widerlegen. Im Fokus der Kritik steht ebenfalls nicht Ronald Inglehart und seine in den 1970er Jahren entwickelte Theorie des generationellen Wertewandels. Vielmehr soll anhand des Postmaterialismus-Begriffes eine Reflexion stattfinden, die sich der konzeptuellen Ebene dieses Terminus widmet. In einer zweiten Arbeitsphase soll mithilfe der aktuellen Postmaterialismus-Kontroverse verdeutlicht werden wo die Schwächen dieser ersten Definition liegen, welche alternative Definitionen und Konzepte für diesen Begriff in Betracht gezogen werden können und inwieweit der Ansatz des Postmaterialismus, so wie er im 20. Jahrhundert formuliert wurde, überholt ist. In einem dritten und abschließenden Arbeitsschritt wird dann versucht, neue Tendenzen der Forschung und aktuelle Kontroversen um den Postmaterialismus-Begriff anzureißen, um somit dessen zeitgeschichtliche Relevanz hervorzuheben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einführung und Problemdarstellung
- II. Historische Semantik und Postmaterialismus
- III. Strukturwandel, Popkultur und Individualisierung
- IV. Das Kind einer toten Schönheit
- V. Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Begriff des Postmaterialismus und dessen historische Entwicklung im Kontext des gesellschaftlichen Wertewandels. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, inwiefern der Begriff vom Entstehungskontext der 1970er Jahre geprägt ist und ob er weiterhin relevant ist.
- Historische Semantik des Postmaterialismus
- Bedeutungswandel des Begriffs im Laufe der Zeit
- Kritik an der Theorie des generationellen Wertewandels nach Inglehart
- Aktuelle Kontroversen um den Postmaterialismus-Begriff
- Relevanz des Postmaterialismus im 21. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einführung und Problemdarstellung: Die Einleitung stellt den Begriff des Postmaterialismus als Erklärungsmuster für den gesellschaftlichen Wandel vor und kritisiert die einseitige Ableitung aus dem Materialismus. Sie skizziert die methodische Vorgehensweise, die sich auf die historische Semantik des Begriffs stützt.
- II. Historische Semantik und Postmaterialismus: Dieses Kapitel erläutert die historische Semantik als Methode und zeigt die Bedeutung von Begriffen als Träger zeitgenössischer Ideen auf.
- III. Strukturwandel, Popkultur und Individualisierung: Dieser Abschnitt untersucht den Einfluss des Strukturwandels, der Popkultur und der Individualisierung auf den Postmaterialismus-Begriff in den 1970er Jahren.
- IV. Das Kind einer toten Schönheit: Dieses Kapitel analysiert den Postmaterialismus-Begriff im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und befasst sich mit der Frage, ob er noch zeitgemäß ist.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Postmaterialismus, historischer Semantik, gesellschaftlicher Wertewandel, Individualisierung, Strukturwandel und Popkultur. Sie untersucht den Entstehungskontext des Begriffs Postmaterialismus und analysiert dessen Relevanz im Kontext aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen.
- Quote paper
- Tom Zago (Author), 2017, Historische Befangenheit und kritische Neu(er-)findung. Die historische Semantik des Postmaterialismus und das 21. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/463205