In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob das Internet, das Sozialkapital verringert oder bereichert. Anhand von Literatur und neueren Studien werden Argumente zur Beantwortung dieser Fragestellung rausgesucht.
Facebook, Xing, Twitter, Instagram und Co. sind soziale Medien, über die heute viel mit Freunden und Bekannten kommuniziert wird. Soziale Medien und Internet bieten Möglichkeiten innerhalb weniger Sekunden Texte oder Bilder zu verschicken.
Seit der Erfindung des Internets in den 1990 Jahren haben sich die Möglichkeiten zur online sozialen Interaktion rasant vermehrt, damit eingehend auch die öffentlichen Diskurse. Die allgemein bestehende Auffassung des Einflusses des Internets auf die Interaktion mit Menschen und sozialen Aktivitäten fällt negativ aus.
Die Angst soziale Medien im Internet würden zum Verlust sozialer Beziehungen oder des gesellschaftlichen Zusammenhalts führen ist sehr präsent. In dieser Hausarbeit geht es genau um dieses Thema: den Einfluss von Internet auf das Sozialkapital. Die soziologische Relevanz des Themas besteht in der gesellschaftlichen Verbreitung und Nutzung des Internets, von mehr als 62,4 Millionen Deutschen (ARD/ZDF-Onlinestudie 2017). Die rasante Verbreitung des Internets einen großen Einfluss auf die Le-bensqualität und unter anderem auf das Sozialkapital.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sozialkapital
3. Einfluss des Internets aus das Sozialkapital
3.1 Wie wird online in das Sozialkapital investiert?
3.2 Einfluss des Breitbandanschlusses auf das Sozialkapital
4. Sozialkapital und Ungleichheiten
5. Kritische Auseinandersetzung
6. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Facebook, Xing, Twitter, Instagram und Co. sind soziale Medien, über die heute viel mit Freunden und Bekannten kommuniziert wird. Soziale Medien und Internet bieten Möglichkeiten innerhalb weniger Sekunden Texte oder Bilder zu verschicken.
Seit der Erfindung des Internets in den 1990 Jahren haben sich die Möglichkeiten zur online sozialen Interaktion rasant vermehrt, damit eingehend auch die öffentlichen Diskurse. Die allgemein bestehende Auffassung des Einflusses des Internets auf die Interaktion mit Menschen und sozialen Aktivitäten fällt negativ aus. Die Angst soziale Medien im Internet würden zum Verlust sozialer Beziehungen oder des gesellschaftlichen Zusammenhalts führen ist sehr präsent. In dieser Hausarbeit geht es genau um dieses Thema: den Einfluss von Internet auf das Sozialkapital. Die soziologische Relevanz des Themas besteht in der gesellschaftlichen Verbreitung und Nutzung des Internets, von mehr als 62,4 Millionen Deutschen (ARD/ZDF-Onlinestudie 2017). Die rasante Verbreitung des Internets einen großen Einfluss auf die Lebensqualität und unter anderem auf das Sozialkapital.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, ob das Internet, das Sozialkapital verringert oder bereichert. Anhand von Literatur und neueren Studien werden Argumente zur Beantwortung dieser Fragestellung rausgesucht.
Als erstes wird das Sozialkapital anhand der Theorien von Bourdieu (1992) und Putnam (1993) definiert. Des Weiteren wird analysiert, wer das Internet in welcher Weise für das Sozialkapital nutz. Anschließend werden Studien herangezogen, die den Einfluss des Internets auf das virtuelle und nicht-virtuelle Kapital messen. Es wird darauf eingegangen, wie über das Internet Investitionen in das Sozialkapital gemacht werden können und inwieweit die Verbreitung des Breitbandanschlusses einen Einfluss darauf hat. Im vierten Teil dieser Arbeit wird auf die Ungleichheiten in Bezug auf das Sozialkapital eingegangen. Diese Hausarbeit wird ausschließlich anhand von Literatur und bestehenden Studien geschrieben. Deswegen folgt eine kurze kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Studien und deren unterschiedlichen Ergebnissen. Zum Schluss werden die wichtigsten Ergebnisse aufgelistet und die Forschungsfrage beantwortet.
2. Sozialkapital
Für das Sozialkapital gibt es keine feste Definition. Das Konzept des Sozialkapitals wurde von unterschiedlichen Soziologen definiert. In dieser Hausarbeit wird das Sozialkapital nach Bourdieu beschrieben und dann nach Putnam, der eine Erweiterung konzipiert hat.
Bourdieu hat als erstes, das Konzept der Sozialkapitaltheorie erarbeitet (Koob 2007: 207). Er definiert das Sozialkapital als Bestandteil der Kapitaltheorie. Das Kapital ist nach Bourdieu „Akkumulierte Arbeit, entweder in Form von Materie oder in verinnerlichter, inkorporierter Form.“ (Bourdieu 1992: 51). Es gibt 3 zentrale Kapitalarten: ökonomisches, kulturelles und soziales Kapital.
Das ökonomische Kapital beinhaltet vor allem die über Erwerbsarbeit akkumulierten Güter wie Geld und Immobilien. Das kulturelle Kapital bezeichnet die institutionell abgesicherten Entitäten, die über Bildung und Beruf erworben wurden (Bourdieu 1992: 56). Das Sozialkapital definiert Bourdieu als „Gesamtheit der aktuellen und potentiellen Ressourcen, die mit dem Besitz eines dauerhaften Netzes von mehr oder weniger institutionalisierten Beziehungen gegenseitigen Kennens und Anerkennens verbunden sind; oder, anders ausgedrückt, es handelt sich dabei um Ressourcen, die auf der Zugehörigkeit zu einer Gruppe beruhen." (Bourdieu 1992: 63). Nach Bourdieu werden mit Sozialkapital alle Ressourcen bezeichnet, über die ein Individuum aufgrund seiner sozialen Kontakte mit anderen Individuen oder Gruppen verfügt, gemeint. Somit ist die Verfügbarkeit abhängig von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Bourdieu legt den Fokus also auf die Vorteile, die ein Individuum aufgrund seiner sozialen Beziehungen hat und somit befindet sich bei Bourdieu, das Sozialkapital auf der Mikroebene.
Alle drei Kapitalformen existieren gleichzeitig und wirken wechselseitig. Zum Beispiel kann das erworbene Bildungskapital die Erwerbstätigkeit bzw. die Position im Beruf und damit in ökonomisches Kapital umgewandelt werden. Das ökonomische Kapital kann wiederum in soziales Kapital umgewandelt werden, wenn man davon ausgeht, dass eine hohe Berufsposition auch mehr Kontakte mit sich bringt.
Eine Erweiterung von Bourdieus Definition schrieb Putnam (1993) in seinem Buch "Making Democracy work. Civic Traditions in Modern Italy". Putnam definiert Sozialkapital als Summe von drei verschiedenen sozialen Gegenständen: Netzwerke, Normen und soziales Vertrauen. Denn zwischenmenschliche Vernetzung und gegenseitiges Vertrauen und Normen fördern eine Reziprozität innerhalb von Gemeinschaften. Putnam versteht unter sozialem Kapital allgemeine Aspekte des sozialen Zusammenlebens, die soziale Kooperation zum gegenseitigen Nutzen und Wohlergehen fördern.
Putnam unterscheidet vier Formen des Sozialkapitals. Als erstes das formelles bzw. informelle Sozialkapital, das sich auf die Organisation bezieht. Vereine sind zum Beispiel formeller Natur und Stammtische informeller Natur, doch in beiden Formen wird Sozialkapital erzeugt. Eine weitere Unterscheidung ist bei der Dichte zu machen. Die Familie ist ein dichtes Netzwerk mit einem hohen Maße an Vertrauen. Flüchtige Begegnungen hingegen habe eine geringe Dichte und somit kein sehr großes gegenseitiges Vertrauen. In manchen Fällen kann aber auf diese flüchtigen Beziehungen zurückgegriffen werden. Eine weitere Unterscheidung ist bei dem innen- bzw. außenorientierten Sozialkapital zu erklären. Innenorientiertes Sozialkapital entsteht in Gruppen, mit ähnlichen Merkmalen wie Geschlecht, Alter oder Berufsgruppen. Bei außenorientiertem Sozialkapital ist das Interesse der Gruppen nach außen gerichtet, wenn sie zum Beispiel dieselben Ziele verfolgen wie bei sozialen Bewegungen (Putnam 2001: 24f). Als letztes ist das brückenbildende vom bindenden Sozialkapital zu trennen. Brückenbildendes Kapital bezieht sich auf Netzwerke, die völlig unterschiedliche Personen zusammenbringen. Die Auswirkungen sind sehr positiv, weil unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen ausgetauscht werden. Bindendes Kapital bringt Menschen mit ähnlichen Merkmalen, wie z.B. Ethnizität, zusammen (Putnam 2001: 28f).
Im Gegensatz zu Bourdieu befindet sich Putnams Definition des Sozialkapitals auf der Makroebene.
Beide Konzepte haben gemeinsam, dass das Sozialkapital in einer Gemeinschaft durch Beziehungsarbeit in sozialen Netzwerken und Interaktionen entsteht. Zudem muss in das Sozialkapital investiert werden damit daraus profitiert werden kann und die sozialen Beziehungen nicht verloren gehen (Lederer 2005: 20). Bourdieu sieht das Sozialkapital als individuelle Ressource zum eigenen Vorteil. Somit ist Sozialkapital als ein Netz von Beziehungen zu verstehen, welches zu Karrieren und Macht beiträgt weil diese nicht auf individuellen Leistungen sondern oftmals auf herkunftsbedingten Gruppenzugehörigkeiten und anderen vorteilhaften Beziehungen im Sinne des „Vitamin B“ beruhen (Braun 2002). Putnam hingegen stützt sich auf die Makroebene und die Auswirkungen von Sozialkapital auf die Gemeinschaft. Sozialkapital ist ein wichtiges wohlfahrtssteigendes Konzept für die Gemeinschaft einer Gesellschaft. Die Definitionen unterscheiden sich also auf der Wirkungsebene.
Seit der Erfindung des Internets und der sozialen Medien sind die Diskussionen über deren Einfluss auf das Sozialkapital groß. Bereichert oder verringert das Internet das Sozialkapital? Die Frage wird anhand Studien im dritten Teil dieser Arbeit diskutiert.
3. Einfluss des Internets aus das Sozialkapital
Olken (2009) führte eine Forschung zur TV-Nutzung und dem Sozialkapital durch und konnten daraus schließen, dass Fernsehen einen negativen Einfluss auf das Sozialkapital hat. Dieser Frage gehen Forscher in Bezug auf die Internetnutzung nach. In dieser Hausarbeit werden zwei Studien vorgestellt, die Antworten auf die Frage des Einflusses des Internets auf das Sozialkapital bringen. Nie und Erbing (2002) stellten in ihrer Studie die Gefahren wie die Internetsucht und der damit verbundenen sozialen Isolation vor und gingen davon aus, dass das Internet zu einer Abnahme des Sozialkapitals führt. Schaut man sich jedoch neuere Studien an, sehen die Ergebnis ganz anders aus. Inwieweit das Internet zum Sozialkapital beiträgt wird in den folgenden Unterpunkten erläutert.
3.1 Wie wird online in das Sozialkapital investiert?
Pénard und Poussing (2010) differenzieren zwei Arten von Online-Investition in das Sozialkapital. Eine Investition besteht darin, existierende Beziehungen zu intensivieren und zu halten, z.B. mit engen Freunden oder Familie. Die zweite Investition ist das Kontakthalten mit flüchtigen Bekanntschaften und das Schließen von neuen Kontakten (Pénard/Poussing 2010: 570). Je nachdem in welche Beziehungen am meisten investiert wird, stehen dem Akteur unterschiedliche Ressourcen zu Verfügung. Investiert er am meisten in enge Beziehungen, so bekommt er Unterstützung und emotionale Zuneigung, investiert er lieber in schwache Beziehungen so hat er eventuell die Möglichkeit ein Jobangebot durch diese Beziehungen zu finden.
Um das Sozialkapital zu erhalten oder zu vergrößern, muss regelmäßig mit Personen eine Kontaktaufnahme erfolgen. Die Kosten für die Investitionen in das Sozialkapital hängen von den Kompetenzen des Individuums ab. Kennt sich eine Person gut mit Internet und sozialen Netzwerken aus, wird sie eher online in ihr Sozialkapital investieren. Personen ohne IT-Fähigkeiten werden eher offline investieren, indem sie sich mit jemandem treffen. Kosten fallen in beiden Möglichkeiten an: z.B. Zeitkosten, Elektronisches Material, Internet-Verträge oder Fahrtkosten, Essen und Trinken falls sich jemand zum Essen trifft oder Konzert-Eintritt usw. Jedoch sind die Kosten online, niedriger. Es kann zum Beispiel eine E-Mail an 20 Personen gleichzeitig verschickt werden, was verhindert, dass zeitaufwändige Meetings stattfinden. Zudem kann über Plattformen wie beispielsweise Facebook ein ganzes Netzwerk gemanagt werden. Mit dem selben Zeitaufwand kann online viel produktiver und mehr Sozialkapital erhalten oder Neues erlangt wird (Pénard/Poussing 2010: 573). Ein erhöhtes Sozialkapital auf Mikroebene führt zu mehr Vertrauen und Kooperation untereinander und somit auf der Makroebene (Pénard/Poussing 2010: 570).
Pénard und Poussing haben in ihrer Studie sehr interessante Fakten über den Einfluss des Internets auf das Sozialkapital herausgefunden. Sie haben im Jahr 2002 1554 Personen zwischen 16 und 74 Jahren in Luxemburg online befragt um herauszufinden, wer online, welche Investition in sein Sozialkapital macht. Sie fanden heraus, dass Personen mit einem Elternteil aus dem Ausland oder Mobilitätserfahrungen, eine hohe Nutzung des Internets für das Erhalten des Sozialkapitals aufweisen. Diese Personen haben eine Hälfte der Familien oder enge Freunde im Ausland und können so den Kontakt halten (Pénard/Poussing 2010: 582). Denn das Internet erlaubt, mit Menschen aus unterschiedlichsten Orten der Erde in Verbindung zu treten (Hofer 2012: 296). Zudem wird das Internet von Menschen mit hohen Opportunitätskosten genutzt, um ihr Sozialkapital zu erhalten. Opportunitätskosten sind die Einnahmen, die jemand verliert indem er eher was anderes tut anstatt zu arbeiten. Internet ersetzt zeitaufwendige Meetings durch E-Mails, ermöglicht die selbe Information an mehrere Leute gleichzeitig zu schicken, und ermöglicht zum Beispiel Organisationen ihr Netzwerk Online über Facebook zu managen. Somit reduzieren Individuen mit hohen Opportunitätskosten, die Kosten der Investition in ihr soziales Kapital durch das Internet. Um neues Sozialkapital zu erreichen, wird das Internet von Personen mit niedrigen Opportunitätskosten genutzt, weil es zeitaufwendig ist aber auch von eher jüngeren, alleinlebenden Personen, die eventuell Arbeitslosigkeitserfahrung haben (Pénard/Poussing 2010: 586f). Hohe IT-Fähigkeiten führen auch zu einer Internet-Nutzung zu Schaffung neuer Konakte. Des Weiteren haben Menschen mit einem umfangreichen Sozialkapital eine hohe Wahrscheinlichkeit das Internet für die Aufrechterhaltung dieses zu nutzen. Denn Leute mit hohem Sozialkapital haben viele Freunde oder Bekanntschaften, die sie Pflegen müssen und sind oftmals auch Mitglied in Organisationen. Die Aufrechterhaltung dieser Kontakte ist zeitaufwendig und das Internet ermöglicht diese Zeit zu reduzieren und einzusparen.
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