Vor zehn Jahren tagte der Historikertag in Konstanz zum Thema ,,Geschichtsbilder“ und beschäftigte sich dabei auch vor allem mit dem Bereich der Bildquellen. Dieses Zusammentreffen wurde notwendig, nachdem sich fortwährend die Meinung etablierte, dass die Bildquelle in der Geschichtswissenschaft und Geschichtsdidaktik eine immer wichtigere Rolle spiele als es ihr bisher zugeschrieben wurde. Dienten Bilder früher maximal als ergänzendes Mittel zu einer Textarbeit und zur Veranschaulichung, so ist die Bildquelle heutzutage eins der Hauptmedien, die im Schulunterricht, aber auch in der Forschung genutzt werden. Interessant ist hier der Wandel, der sich nicht nur in der Geschichtsdidaktik und anderen Fachbereichen der
Didaktik vollzieht. Es wird von einem visual Turn, bzw. von einem iconic turn gesprochen, also einem Wandel hin zum ikonographisch-ikonologischen Mittel.
Dominierte noch der geschriebene Text als Hegemonialmacht in der Geschichtsdidaktik, so vollzog sich in den letzten Jahrzehnten ein Wandel hin zur Visualität, wodurch das Geschriebene in keinster Weise trivial wird, aber die Bildquelle an Einfluss gewinnt. Auch im Alltag ist die Bedeutung und der Wert von Bildern bekannt, kennt doch jeder das Sprichwort: ,Ein Bild sagt mehr aus als 1000 Worte‘.
Im Folgenden wird thematisiert, wie die Bildquelle im Unterricht wirken kann und wie sie tatsächlich in Schulbüchern genutzt wird, indem die Fotografie als Stellvertreter gewählt wird, da sie in sich viele Informationen bündelt, die jedoch nur mit dem entsprechenden Fachwissen und Werkzeug decodiert werden können. Wichtig zu klären ist zudem, wie der Sinn überhaupt in das Bild gelangt. Sind wir es als Betrachter, die einem Bild einen Inhalt zusprechen, ein Feld einräumen, dass es thematisiert oder hat es von alleine seine eigene Thematik die kaum beeinflusst werden kann?
Diese Frage beschreibt sehr gut, welches Problem mit einer Bildquellenanalyse einhergeht. Die Frage impliziert, dass der semantische Inhalt nicht von vornherein in einem Bild besteht, er dem Bild also vom Betrachter zugesprochen werden muss. In der aktuellen Geschichtsdidaktik ist die Bildquelle viel mehr als nur ein nützliches Hilfsmittel, um Schüler zu motivieren mitzuarbeiten, zumal die Begriffe der Medienund Methodenkompetenz immer mehr Einzug erhalten. Die Bildquelle ist vielmehr
ein Hilfsmittel geworden, den Schülern zu zeigen, wie Geschichte an Hand von Bildern konstruiert, aber auch analysiert und interpretiert werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht
- Vorteile und Chancen
- Nachteile und Risiken
- Betrachtung eines Beispiels
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht, insbesondere Fotografien. Sie beleuchtet den Wandel in der Geschichtsdidaktik hin zu einem "visual turn" und setzt sich kritisch mit dem Einsatz von Bildern als Mittel der Vermittlung von Geschichte auseinander.
- Der "visual turn" in der Geschichtsdidaktik
- Vorteile und Chancen von Bildquellen im Unterricht
- Risiken und Nachteile von Bildquellen im Unterricht
- Die Dekonstruktion und Analyse von Bildern
- Der Einsatz von Fotografien in Schulbüchern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Wandel in der Geschichtsdidaktik, der mit einer verstärkten Bedeutung von Bildquellen einhergeht. Sie stellt die Notwendigkeit der kritischen Analyse von Bildern und die Bedeutung der Medienkompetenz von Schülern heraus.
Das Kapitel "Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht" behandelt die Vorteile und Nachteile von Fotografien im Unterricht. Es wird betont, dass Bilder nicht die Realität abbilden, sondern diese konstruieren und interpretieren. Die Bedeutung der dekonstruktivistischen Analyse von Bildern und die Notwendigkeit, Schüler für die Bilderflut der modernen Welt zu sensibilisieren, wird hervorgehoben.
Das Kapitel "Betrachtung eines Beispiels" analysiert konkrete Fotografien aus einem Geschichtsbuch und zeigt deren Einsatz im Unterricht auf.
Schlüsselwörter
Bildquellen, Geschichtsdidaktik, "visual turn", Fotografie, Medienkompetenz, Dekonstruktion, Analyse, Interpretation, Schulbuch, Geschichtsbilder.
- Quote paper
- Fabian Niemeier (Author), 2016, Chancen und Risiken von Bildquellen im Geschichtsunterricht anhand der Fotografie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/385101