In der Literaturgeschichte Japans sind es vor allem drei bedeutende Romanfiguren, die nach westlichem Verständnis als »Frauenhelden« bezeichnet werden können: Prinz Genji aus dem Genji-monogatari von Murasaki Shikibu, Ariwara no Narihira, so wie er im Ise-monogatari beschrieben wird und Kōshoku Ichidai Otoko von Ihara Saikaku (1682). Nach dem Ende der Heian-Zeit (794-1185), in der Kultur und Literatur in Japan gediehen waren wie nie zu vor und die ersten beiden der eben genannten drei Werke ihren Ursprung fanden, entstanden in den darauffolgenden Jahrhunderten im Zuge der sich verhärtenden Gesellschaftsordnung, diktiert durch das bakufu, nur noch wenige literarische Klassiker. Eine Wende brachten die Kaufleute und Handwerker, die gegen Mitte des 17. Jahrhunderts durch ihre neu gewonnene wirtschaftliche Macht und dem damit verbundenen Zugang zu Bildungsmöglichkeiten eine Art Volkskultur schufen (Hibbett, 1952: 413; Benl, 1965: 293). Ihr erster und vielleicht wichtigster Vertreter, Ihara Saikaku, selbst einer wohlhabenden Familie von Händlern entstammend, vermochte es, das Leben dieser Bürgerschicht eindrucksvoll und realistisch zu beschreiben. So ist es wenig verwunderlich, dass sich das gesellschaftliche Umfeld von Saikakus Kōshoku Ichidai Otoko grundlegend von dem der heianzeitlichen Romanfiguren unterscheidet.
Auch in westlicher Literatur stellen die Abendteuer von Lebemännern ein häufig porträtiertes Thema dar (Don Juan, Giacomo Casanova etc.). Mehr als literarische Werke sind es im einundzwanzigsten Jahrhundert oft Filme und TV-Serien, die große Teile der Bevölkerung erreichen und durch ihre raffiniert konzipierten und plastisch beschriebenen Charaktere – oft kritisch – den Zeitgeist der modernen Gesellschaft wiederspiegeln. Die Figur des Barney Stinson aus der US-amerikanischen TV-Serie »How I Met Your Mother« wird als eine der wichtigsten Repräsentanten von Frauenhelden (womanizer) des gegenwärtigen Unterhaltungsfernsehens gesehen und so wagt die vorliegende Proseminararbeit einen Vergleich ihrer und der in der japanischen Literatur aufgrund ihres bürgerlichen Hintergrundes am ehesten dafür geeigneten Romanfigur des Kōshoku Ichidai Otoko. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Transkription und Übersetzungen
- Kōshoku Ichidai Otoko
- Leben
- Schreibstil
- Barney Stinson
- Vergleich der Figuren Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson
- Kōshoku und Liebe
- Vermessenheit und Narzissmus
- Darstellung der Frauen
- Resümee
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit setzt sich zum Ziel, einen Vergleich der Figuren Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson anzustellen. Sie untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede in ihrer Darstellung von Vergnügungen mit Frauen, dem Verständnis von Liebe, der Rolle von Vermessenheit und Narzissmus und der Darstellung von Frauen in ihren jeweiligen Geschichten.
- Vergleich der Figuren Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson
- Das Verständnis von Liebe in der japanischen Literatur und im Unterhaltungsfernsehen des 21. Jahrhunderts
- Die Rolle von Vermessenheit und Narzissmus in der Darstellung von Frauenhelden
- Die Darstellung von Frauen in der edozeitlichen Prosa und im Unterhaltungs-TV des 21. Jahrhunderts
- Der Einfluss des gesellschaftlichen Umfelds auf die Darstellung von Frauenhelden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert den Forschungsstand zu Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson. Anschließend werden die Figuren Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson vorgestellt. Kapitel 5 vergleicht die beiden Figuren anhand der oben genannten Themenschwerpunkte.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der vorliegenden Proseminararbeit sind: Kōshoku Ichidai Otoko, Barney Stinson, Frauenhelden, Edo-Zeit, Unterhaltungs-TV, Liebe, Vermessenheit, Narzissmus, Frauen, Gesellschaft, Kulturgeschichte, Literaturvergleich.
- Arbeit zitieren
- Benjamin Rusch (Autor:in), 2012, Frauenhelden in edozeitlicher Prosa und Unterhaltungsserien des 21. Jahrhunderts. Ein Vergleich der Figuren Kōshoku Ichidai Otoko und Barney Stinson, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/282729