Diese Hausarbeit soll den Versuch unternehmen, zwei Aspekte zu untersuchen: Zum einen soll eruiert werden, welche Entwicklung die Rollen des Vaters und des Ehemannes im Spiegel der bedeutendsten Gesetzestexte des 19. Jahrhunderts – das Allgemeine Preußische Landrecht, der Code Civil und das Bürgerliche Gesetzbuch – hin zum modernen Entwurf des BGB genommen haben. Hierbei sollen in concreto folgende Fragen beantwortet werden: Inwieweit haben sich die gesellschaftliche Konzeptionen des Vaters und des Ehemannes, ihre Rollen und Machtbefugnisse innerhalb der Familie, im Spiegel der Paragraphen des 19. Jahrhunderts verändert? Welche Paragraphen belegen einen etwaigen strukturellen Wandel? Wie different sind die Befunde aus ALR, CC und BGB (alt) im Vergleich zur modernen Ausgabe des BGB? Dabei soll geprüft werden, ob, analog zur populären Vorstellung, ein geradliniger Prozess hin zur modernen Wahrnehmung des Vaters und Ehemannes als gleich-, und eben nicht vorberechtigten Familienmitgliedes festgestellt werden kann.
Der zweite Aspekt der Hausarbeit wird sich auf die enge Definition von Vater innerhalb der Gesetzestexte konzentrieren und soll dabei ermitteln, ob es sich hierbei vornehmlich um eine biologische (in etwa: Erzeuger = Vater) oder eher um eine soziologische (in etwa: Ehemann der Mutter = Vater) Begriffsdeutung handelt. Sind diese Maßgaben ausschließlich normative Bestimmungen (denn es sind ja unweigerlich normative Quellen), oder können sie gar als deskriptiv, als in gewisser Weise das Gesellschaftsbild wiedergebend, bezeichnet werden? Trifft letzteres zu, so könnte bejaht werden, dass im „Eherecht das sittliche Wesen der Ehe die Grundlage bildet“ und dass der „Institutionsbegriff [Ehe] als Mittel zur Abteilung konkreter Entscheidungen aus einem nicht offengelegten Wertesystem“ dienen kann. Um dies zu eruieren, sollen Wörterbücher und Lexika nach den Begriffen Ehemann und vor allem Vater untersucht und mit den Ergebnissen aus der Quellenarbeit mit den Kodifikationen des 19. Jahrhunderts verglichen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprachwissenschaftliche Preliminarien zur Untersuchung des Gegenstandes
- Familie und Recht
- Der Ehemann - Von patriarchalischer Gewalt zum gleichberechtigten Partner
- Der Vater - Vom patria potestas zur elterlichen Gewalt und von der Suche nach einer Definition im Spannungsfeld zwischen soziologischer und biologischer Konzeption
- Wörterbücher - Ein anderer Zugang zu den Begriffskonzeptionen einer Gesellschaft
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann im Spiegel wichtiger Gesetzestexte des 19. Jahrhunderts (Allgemeines Preußisches Landrecht, Code Civil) und des BGB, bis hin zum modernen BGB. Es werden die gesellschaftlichen Konzeptionen, Rollen und Machtbefugnisse innerhalb der Familie analysiert und der Wandel dieser Konzeptionen im Laufe der Zeit untersucht. Zusätzlich wird die Definition von "Vater" in den Gesetzestexten beleuchtet, wobei zwischen biologischer und soziologischer Deutung unterschieden wird.
- Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann im Wandel der Gesetzgebung
- Vergleich der Konzeptionen von Vater und Ehemann im ALR, CC und BGB (alt) mit dem modernen BGB
- Analyse der biologischen vs. soziologischen Definition von Vaterschaft in Gesetzestexten
- Vergleich der Definitionen von Vater und Ehemann in Gesetzestexten mit Wörterbüchern und Lexika
- Untersuchung des normativen Charakters der Paragraphen und deren deskriptiven Aspekten bezüglich des Gesellschaftsbildes
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann in deutschen Gesetzestexten vom 19. Jahrhundert bis zum heutigen BGB. Sie prüft, ob ein geradliniger Wandel hin zu einer gleichberechtigten Wahrnehmung von Vater und Ehemann stattgefunden hat und analysiert die Definition von Vaterschaft als biologisches oder soziologisches Konzept. Die Arbeit bezieht sich auf Thesen von Rosenbaum, Matzner und Gernhuber/Coester-Waltjen und verwendet den Vergleich als Methode, sowohl synchron als auch diachron, um die rechtliche und begriffliche Entwicklung zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf der Untersuchung der Kerndefinition von Vaterschaft im Vergleich mit Wörterbüchern und Lexika. Die Arbeit stellt einen neuen Ansatz dar, indem sie die Analyse der Definition von Vaterschaft mit der Untersuchung von Wörterbüchern kombiniert.
Sprachwissenschaftliche Preliminarien zur Untersuchung des Gegenstandes: Dieses Kapitel diskutiert den Einfluss des Linguistic Turn auf die Betrachtung von Sprache. Es wird betont, dass Sprache nicht nur als Kommunikationsmittel, sondern auch als kognitive Komponente des menschlichen Daseins verstanden wird, die Denken, Handeln und Sinnkonstruktion beeinflusst. Derrida's Konzept des „Il n'y a pas de hors-texte“ wird eingeführt und in Verbindung mit Saussures Zeichenmodell gebracht. Die willkürliche, aber durch Konvention und Tradition festgelegte Verbindung von Lautmustern und kognitiven Konstruktionen wird erklärt, um die Untersuchung der Termini "Vater" und "Ehemann" in den Gesetzestexten zu kontextualisieren. Der Fokus liegt auf der Unveränderlichkeit der Dualität von Signifiant und Signifié auf individueller Ebene, aber deren Verankerung in gesellschaftlichen Übereinkünften.
Schlüsselwörter
Vaterrolle, Ehemannrolle, Familienrecht, Rechtsgeschichte, Begriffsgeschichte, Patriarchat, Gleichberechtigung, Biologische Vaterschaft, Soziologische Vaterschaft, Allgemeines Preußisches Landrecht, Code Civil, Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), Wörterbücher, Lexika, Gesellschaftsbild, Normative Bestimmungen, Deskriptive Aspekte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann im Spiegel deutscher Gesetzestexte
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann in deutschen Gesetzestexten vom 19. Jahrhundert (Allgemeines Preußisches Landrecht, Code Civil) bis zum modernen Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). Im Fokus steht die Analyse des Wandels gesellschaftlicher Konzeptionen, Rollen und Machtbefugnisse innerhalb der Familie und die Definition von „Vater“, wobei zwischen biologischer und soziologischer Deutung unterschieden wird.
Welche Gesetzestexte werden untersucht?
Die Arbeit analysiert das Allgemeine Preußische Landrecht, den Code Civil und verschiedene Fassungen des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB), um die Entwicklung der rechtlichen Konzeptionen von Vater- und Ehemannrolle über die Zeit zu verfolgen.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Hausarbeit verwendet den Vergleich als Methode, sowohl synchron (Vergleich verschiedener Texte zu einem Zeitpunkt) als auch diachron (Vergleich über die Zeit hinweg), um die rechtliche und begriffliche Entwicklung zu beleuchten. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Vergleich der Definitionen von Vater und Ehemann in Gesetzestexten mit Wörterbüchern und Lexika.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der Rollen von Vater und Ehemann im Wandel der Gesetzgebung, den Vergleich der Konzeptionen in verschiedenen Gesetzestexten, die Analyse der biologischen versus soziologischen Definition von Vaterschaft, den Vergleich von Gesetzestexten mit Wörterbüchern und Lexika sowie die Untersuchung des normativen Charakters der Paragraphen und deren deskriptive Aspekte bezüglich des Gesellschaftsbildes.
Wie wird die Definition von Vaterschaft behandelt?
Die Hausarbeit unterscheidet explizit zwischen der biologischen und der soziologischen Definition von Vaterschaft und untersucht, wie sich diese Definitionen in den verschiedenen Gesetzestexten und im gesellschaftlichen Wandel widerspiegeln.
Welche Rolle spielt die Sprachwissenschaft?
Das Kapitel „Sprachwissenschaftliche Preliminarien“ diskutiert den Einfluss des Linguistic Turn auf die Betrachtung von Sprache. Es wird der Zusammenhang zwischen Sprache, Denken, Handeln und Sinnkonstruktion beleuchtet, insbesondere im Kontext von Derridas „Il n'y a pas de hors-texte“ und Saussures Zeichenmodell. Dies dient der Kontextualisierung der Analyse der Termini „Vater“ und „Ehemann“ in den Gesetzestexten.
Welche zusätzlichen Quellen werden herangezogen?
Neben den Gesetzestexten werden Wörterbücher und Lexika herangezogen, um die begriffliche Entwicklung von „Vater“ und „Ehemann“ zu untersuchen und einen Vergleich mit der rechtlichen Definition zu ermöglichen. Die Arbeit bezieht sich auch auf Thesen von Rosenbaum, Matzner und Gernhuber/Coester-Waltjen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Vaterrolle, Ehemannrolle, Familienrecht, Rechtsgeschichte, Begriffsgeschichte, Patriarchat, Gleichberechtigung, Biologische Vaterschaft, Soziologische Vaterschaft, Allgemeines Preußisches Landrecht, Code Civil, Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), Wörterbücher, Lexika, Gesellschaftsbild, Normative Bestimmungen, Deskriptive Aspekte.
Welche neuen Erkenntnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit stellt einen neuen Ansatz dar, indem sie die Analyse der Definition von Vaterschaft mit der Untersuchung von Wörterbüchern kombiniert, um ein umfassenderes Bild der Entwicklung der Vater- und Ehemannrolle zu liefern.
- Quote paper
- Toni Friedrich (Author), 2011, Eine vergleichende Betrachtung der Konzeptionen des Vaters und des Ehemannes im Spiegel der Kodifikationen des 19. Jh. und dem heutigen BGB, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/184578