Buchdruck, Radio, Fernsehen, Bildschirmtext - sie alle weckten Hoffnungen und Visionen zur Verbesserung des gesellschaftlichen und politischen Lebens. Stets hofften die Menschen, Probleme und Mängel der alten Medien mit einem neuen Medium lösen und beheben zu können. Immer, wenn ein neues Medium aufkam, wurde von den revolutionären Potentialen der neuen Technik geträumt. Manches konnte verwirklicht werden, anderes wurde schnell wieder verworfen, bzw. entwickelte sich in eine vollkommen andere Richtung. Zugleich gab es stets skeptische Stimmen, die die neue Technik als Bedrohung empfanden.
Auch beim jüngsten Medium, dem Internet, werden positive und negative Visionen entworfen. Ihm kommt eine Sonderstellung zu, da es die Fähigkeiten der bisherigen Medien als Hybridmedium in sich vereinigt, weil es neue Formen der Kommunikation abseits der reinen Massenkommunikation erschliesst. Statt einseitiger, vertikaler one- oder few-to-many Kommunikation bietet das Internet auch bidirektionale Kommunikation und sowohl Individual- als auch Massenkommunikation.
,,Der erste Online-Rausch ist dahin, und es ist an der Zeit, einen unverstellten Blick auf die realistischen Chancen und Risiken der Netzwelt zu werfen. Doch das ist gar nicht so einfach. In, aber vielleicht auch gerade wegen seiner kurzen Geschichte ist das Internet zugleich mehr als ein real-existierendes Symbol der aufziehenden Ära der Informationsgesellschaft. Das Internet ist vor allem ein Mythos."
In der vorliegenden Arbeit soll nun versucht werden, diesen Mythos ein Stück weit zu enthüllen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob - und wenn ja, an welcher Stelle - durch das Internet eine stärkere Beteiligung der Bürger am politischen Prozess erreicht werden kann. Näher betrachtet werden also die Chancen und Risiken des Netzes im Bezug auf politische Partizipation. Gerade das ausgeprägte Interaktionspotential dieses Mediums führt zu Konzepten wie dem Internet als der Wiederbelebung der antiken agora, aber auch zu Ängsten vor einem elektronischen Populismus.
Vor dem Hintergrund der Debatte um elektronische Demokratie in den USA sowie einer Analyse der für politische Partizipation relevanten Merkmale des Internets wird überprüft, welche Möglichkeiten politischer Beteiligung durch das Internet in Deutschland gegeben sind.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Bestandsaufnahme: Verbreitung, Akzeptanz und Nutzung des Internets
- Wachstum des Internets
- Soziodemographie der Online-Nutzer
- Gründe für die Online-Nutzung
- Das Internet auf dem Weg zum Massenmedium?
- „Elektronische Demokratie“ in den USA
- Die Vision der politischen Agora
- Konzepte elektronischer Demokratie in den USA
- Übertragbarkeit der amerikanischen Konzepte auf Deutschland
- Grundlagen für politische Partizipation durch das Internet
- Präsenz der Politik im Internet
- Quantitative Präsenz
- Qualitative Präsenz
- Unterschiede zu den alten Medien
- Informationsoptimum oder Informationsoverkill?
- „Neue Öffentlichkeit“ bzw. „kritische Gegenöffentlichkeit“ per Internet
- Präsenz der Politik im Internet
- Athenisches Zeitalter oder elektronischer Populismus?
- Politische Gemeinde oder Fragmentierung der Gesellschaft?
- Vertiefung oder Aufhebung der Wissenskluft?
- Internethierarchien und Kommerzialisierung
- Von passiver Zuschauer- zu aktiver Beteiligungsdemokratie?
- Die optimistische Sicht
- Die pessimistische Sicht
- Die pragmatische Sicht
- Zur Zukunft der repräsentativen Demokratie
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, ob das Internet eine stärkere Beteiligung der Bürger am politischen Prozess ermöglicht und welche Chancen und Risiken das Netz in Bezug auf politische Partizipation bietet. Im Zentrum stehen die Debatte um elektronische Demokratie in den USA sowie die Analyse der für politische Partizipation relevanten Merkmale des Internets. Ziel ist es, die Möglichkeiten politischer Beteiligung durch das Internet in Deutschland zu überprüfen.
- Verbreitung, Akzeptanz und Nutzung des Internets in Deutschland
- Konzepte der elektronischen Demokratie in den USA
- Möglichkeiten und Herausforderungen der politischen Partizipation durch das Internet
- Die Rolle des Internets in der öffentlichen Kommunikation und Meinungsbildung
- Die Auswirkungen des Internets auf die repräsentative Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Bestandsaufnahme der Verbreitung, Akzeptanz und Nutzung des Internets in Deutschland. Dabei werden die Entwicklung des Internets, die Soziodemographie der Online-Nutzer und die Gründe für die Nutzung des Netzes untersucht. Anschließend werden die Konzepte der elektronischen Demokratie in den USA vorgestellt. Die Arbeit beleuchtet die Vision der politischen Agora im Internet, die Konzepte elektronischer Demokratie und deren Übertragbarkeit auf Deutschland.
Im weiteren Verlauf werden die Grundlagen für politische Partizipation durch das Internet analysiert. Die Arbeit untersucht die Präsenz der Politik im Internet, die Unterschiede zu den alten Medien, das Informationsangebot im Netz und die Rolle des Internets für die öffentliche Meinung. Im abschließenden Kapitel wird die Frage diskutiert, ob das Internet eine stärkere politische Partizipation ermöglicht oder eher zu einem elektronischen Populismus führt.
Schlüsselwörter
Politische Partizipation, Internet, elektronische Demokratie, digitale Agora, Wissenskluft, Kommerzialisierung, Informationsgesellschaft, Massenmedium, Bürgerengagement, politische Kommunikation, Online-Nutzung, Online-Medien.
- Arbeit zitieren
- Daniela Schroeder (Autor:in), 2000, Athenisches Zeitalter oder elektronischer Populismus? Zu den Möglichkeiten politischer Partizipation durch das Internet in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1815