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Hausarbeit, 2021
23 Seiten, Note: 1,7
1. Einleitung
2. Analyse des Schulgeschichtsbuches „Geschichte und Geschehen“
2.1 Bildanalyse: Geschichtskarte: Heeresbewegungen im Zweiten Weltkrieg
2.2 Intension und Potenziale
2.3 Bildanalyse: Realaussagen: Bombenkrieg und Untergangsideologie
2.4 Intension und Potenziale
3. Analyse des Schulgeschichtsbuches „Horizonte II“
3.1 Bildanalyse Geschichtskarte: Das ''Dritte Reich" und Europa 1935-1939
3.2 Intension und Potenziale
3.3 Bildanalyse Geschichtskarte: Der Zweite Weltkrieg in Europa 1942-1945
3.4 Intension und Potenziale
3.5 Bildanalyse: Realaussagen: Dresden, Foto von 1945
3.6 Intension und Potenziale
4. Analyse des Schulgeschichtsbuches „Kursbuch Geschichte“
4.1 Bildanalyse Plakat: NS-Plakat, 1943
4.2 Intension und Potenziale
4.3 Bildanalyse Realaussage: Die Zerstörte Innenstadt von Dresden, Blick vom Rathausturm, Fotografie, 1945
4.4 Intension und Potenziale
5 Zusammenfassung und Ausblick
6 Literaturverzeichnis
7 Anhang
Das Schulbuch stellt innerhalb des Geschichtsunterrichtes und der Geschichtsdidaktik das bedeutendste Lernmedium dar und ist der wichtigste Kanal zum Transport historischer Forschungsergebnisse in der Geschichtskultur ihrer Gesellschaft.1 Das Medium „Bild“ positioniert sich im Geschichtsbuch und Geschichtsunterricht mitunter in eine der bedeutendsten Rollen. Durch bildliche Überlieferung der Vergangenheit, kann dies zur Konstruktion von Geschichte in der Gegenwart verwendet und verstanden werden.2 Ein Blick in ein beliebiges Schulbuch zeigt die Fülle an Möglichkeiten der bildlichen Darstellung: „zeitgenössische Fotografien und Fotografien von historischen Gebäuden oder Denkmälern, Postkarten, Diagramme zur politischen und wirtschaftlichen Entwicklung, Plakate, Gemälde, Karten, Flugblätter, Karikaturen, zeitgenössische Darstellungen in grafischen Techniken (Stiche, Radierungen, Lithografien), Grundrisse und Rekonstruktionszeichnungen“.3 Zu dem Medium „Bild“ zählen daher alle bildlichen Informations- und Bedeutungsträger.4
Das Ziel dieser Hausarbeit ist es bildlichen Informations- und Bedeutungsträger dreier unterschiedliche Geschichtsbücher zu analysieren und zu vergleichen. Dabei soll aus dem Themengebiet des Zweiten Weltkrieges unterschiedliche Bilder hinzugezogen werden.
Die Untersuchungsgegenstände dieser Arbeit werden drei unterschiedliche Schulgeschichtsbücher sein. Zum einen das Schulgeschichtsbuch „Horizonte II“5, herausgegeben von Frank Bahr, für die Oberstufe eines beruflichen Gymnasiums der Fächerkombination Geschichte und Gemeinschaftskunde. Zum anderen das Schulgeschichtsbuch „Geschichte und Geschehen“6, veröffentlich von Felix Dietzsch u.a., für die Oberstufe eins allgemeinbildenden Gymnasiums und zu guter Letzt das Geschichtsbuch „Kursbuch Geschichte“7, veröffentlich von Rudolf Berg u.a., für die Oberstufe eins allgemeinbildenden Gymnasiums.
Die Relevanz einer Fragestellung, wieso es wichtig ist sich mit bildlichen Darstellungen in Schulgeschichtsbüchern auseinanderzusetzen, liegt im Lernprozess der Lernenden. Zudem kommt es im Lernprozess zwischen den Lernenden und dem Lernmedium zu einer Interaktion, sodass es lernpsychologisch vonnöten ist sich mit Bildern auseinanderzusetzen, welche im Geschichtsbuch die Lernenden begleiten. So kommt es zur offenen Fragestellung, welche Anforderungen müssen Bilder bieten, um Lernen zu ermöglichen und vor allem was müssen Bilder den Lernenden vermitteln, um Kompetenzen historischen Denkens auf- und auszubauen.[8] Erst seit den 1990er- Jahren spielen Bilder in der Geschichtswissenschaft eine bedeutendere Rolle. Das Bild als Quelle galt 1986 unter Rainer Wohlfeil noch als Nebendisziplin der Geschichtswissenschaft. Erst im Jahre 1998 erhält die Bildquelle unter Hans-Jürgen Goertz ihren eigenen Status als „Fundament und Mittel historischer Erkenntnis“. Seit dem Jahr 2000 ist die Bedeutung der Bildquellen angewachsen und gilt heute als wichtiger Teil der Geschichtswissenschaft.
Die Hausarbeit gliedert sich in drei Hauptpunkte (3./4./5.) in denen die zu analysierenden Geschichtsbücher behandelt werden. Die drei Hauptpunkte werden anhand diverser Unterpunkte in „Bildanalyse“ und in „Intension und Potenziale“ aufgeteilt. Bei der Bildanalyse wird das vorliegende Bild aus dem jeweiligen Schulgeschichtsbuches herangezogen und analysiert. Dabei wird analysiert, was im Bild zu sehen ist, wie es aufgebaut ist und welche Merkmale vorliegen. Im Punkt Intension und Potenziale soll darüber hinaus argumentiert werden, welche Intensionen ein Bild ausdrückt, welche positiven und negativen Punkte ein Bild mit sich bringt und ob das Bild eine Brauchbarkeit im Hinblick auf einen praktischen Unterricht bietet.
Das Schulbuch „Geschichte und Geschehen“ erschien 2015 im Verlag Ernst Klett. Der Schwerpunkt des Buches gibt sich in sechs Kapiteln wieder, wobei es chronologisch bei dem Thema „Industrialisierung verändert Alltagsleben und Politik“ startet und bis zu „Die Bipolare Welt nach 1945“ reicht. Die einzelnen Kapitel gliedern sich in weitere Unterpunkte für ein schematische Eingliederung wichtiger historischer Ereignisse. In diesen Unterpunkten (Bsp.: 4.9 Der Zweite Weltkrieg in Europa und Ostasien) sind unterschiedliche Textgattungen zu den jeweiligen Themen enthalten und zusätzlich themenbindend diverses Bildmaterial.
Auf Seite 2 (im Schulbuch S. 273) des Kapitels 4.9 Der Zweite Weltkrieg in Europa und Ost- asien begegnet den Schülern*innen eine Weltkarte mit dem Kurztitel „Heeresbewegung im Zweiten Weltkrieg“ (Abb. 1 „Anhang“). Zusätzlich zu der Weltkarte wird darunter eine Legende abgebildet. Diese Karte veranschaulicht zunächst den Lernenden eine Abbildung der Realität in Bezug auf Erdteile und Meere. Sie zeigt einen geografischen Raum, welche in ihrem Ordnungssystem Nord- Süd ausgerichtet ist, maßstäblich verkleinert wurde (Maßstab hier nicht angegeben) und zweidimensional abgelichtet wird. Diese historische Karte (Geschichtskarte) „stellt einen geografisch- historischen Raum [.] dynamisch (diachron) in seiner historischen Entwicklung dar. Sie abstrahiert und verdichtet die historisch- räumliche Realität, reduziert komplexe historisch- räumliche Verhältnisse und macht diese anschau- lich“.[9]
Im Kartenbild selbst werden alle bekannten Kontinente und (Welt-) Meere sowie die ehemaligen Grenzen der Länder (Bsp.: Sowjetunion) abgebildet. Nicht jedes Land wird mit dem dazugehörigen Namen gekennzeichnet. Zum Eingrenzen der Länder, Kontinente und Meere werden schwarze Linien benutzt. Durch die Anwendung einer dynamischen Karte werden Pfeile verwendet, um richtungsweißend Kämpfe oder Angriffe zu symbolisieren. Innerhalb der Kategorie des Symbols „Pfeil“ wird zwischen unterschiedlichen Farbspektren unterschieden. Auch wird unterschieden zwischen einem voll ausgefüllten „Pfeilschweif“ und einem gestrichelten Pfeilschweif. Im Kartenbild sind Daten erkennbar, welche an einen jeweiligen Pfeil angehängt sind, diese stellen das Datum des jeweiligen Ereignisses dar. Die Bedeutung der unterschiedlichen Farben und Symbole sind der Legende in Abbildung 1 zu entnehmen. Farblich wechselnde Flächen werden unterschiedlich interpretiert und anhand der Legende im unteren Bereich der Karte klassifiziert. Das Ausbreiten von „historischen Ereignissen“ wird anhand einer gestrichelten Linie optisch erkennbar.8
Eine wie die hier vorliegende Karte aus dem Schulgeschichtsbuch „Geschichte und Geschehen“ organisiert in erster Linie Informationen enthält diese jedoch nicht direkt. Aus Lernpsychologischer Sicht ist dies jedoch von großer Bedeutung, da sie „historisches Wissen über ein Repräsentationssystem in einem Raummodell verortet“.9 Da sich die hier vorliegende Karte mit „historische[m] Sachverhalte aus Sicht einer spezifischen thematisier[t], organisier[t] und damit interpretier[t]“10 wird von dem/der Lernenden bereits ein Vorwissen vorausgesetzt. Die Karte selbst steht im Buch ohne einem zugehörigen erklär Text, sodass ein bereits vorhandenes Wissen bzw. Kenntnisse über die vorhergegangen historischen Geschehnisse (Ende Erster Weltkrieg bis Machtergreifung Hitlers und Kriegsbeginn) vorausgesetzt werden. Für das Verstehen und Interpretieren der Karte werden neben den allgemeinen kartografischen Darstellungen der Kartentitel, Zwischenerklärungen (Legende) und Kartenmaßstab gebraucht. Der Kartentitel „Heeresbewegungen im Zweiten Weltkrieg“ gibt unmissverständlich die zeitliche Einordnung an (1939-1945) jedoch nicht den Raum des Geschehnisses. Erst durch einen Blick auf die Karte lässt sich erkennen, dass es sich um die Heeresbewegungen der gesamten Welt handelt. Aus lernpsychologischer Sicht bietet der Kartentitel einen „Einstieg in die inhaltliche Erschließung und leitet [eine] visuelle Orientierungsphase ein“.11 Neben dem Kartentitel sollte eine Zwischenerklärung (Legende) vorhanden sein, welche einen Leitfaden bietet die Karte zu verstehen. In der hier vorliegenden Karte werden alle Symbole, Flächen, usw. ausführlich erklärt, welche unklar sind. Beispielsweise Ländergrenzen, Meere usw. werden nicht mehr in dieser Legende genannt, da die aktuellen Lehrpläne eine Einführung in die Kartenarbeit bereits in der Grundschule vorsehen, sodass eine Erwähnung dessen in der Legende überflüssig ist.12 Zusätzlich zu den angesprochenen zwei Voraussetzungen sollte ein Maßstab gegeben sein, sodass es möglich ist Raumdistanzen und Größenverhältnisse zu rekonstruieren.13 Aus didaktischer Sicht sind Maßstäbe in Karten auch fächerübergreifend von Bedeutung, da sie in anderen Fächern, wie z.B. Mathematik und Geografie, benötigt werden. Bei der Karte in dem Schulgeschichtsbuch „Geschichte und Geschehen“ wird ein Maßstab nicht abgebildet. Des Weiteren ist die Abbildung der Karte zu kritisieren. Die Karte wie sie im Geschichtsbuch vorliegt deutet auf eine Zylinderprojektion hin, welche die einzelnen Erdteile/Kontinente nicht maßstabsgetreu angeben, sondern verzerrt mit falschen Proportionen. Die Anwendung der Peters-Projektion wäre hinblickend auf ein besseres geografisches Verständnis sinnvoller, da bei dieser Darstellung der Weltkarte die einzelnen Kontinente und Länder in ihrer richtigen Proportion dargestellt werden.
Die Brauchbarkeit der Karte für die Anwendung in einem praktischen Unterricht ist gegeben, da sie kurz widerspiegelt, wie innerhalb des Zweiten Weltkriegs Kriege geführt wurden und wie die Ausbreitung des Machtbereiches war. Die Lehrkraft muss jedoch zuvor in Erfahrung bringen, ob genug historisches Wissen bei den Schülern*innen vorhanden ist, sodass die Arbeit mit der Karte nicht zu Missverständnissen führen kann. Ebenso sollte der/die Lehrende zusätzlich sich bemühen den Schülern*innen einen Maßstab zu präsentieren, um die oben gennannten Punkte zu gewährleisten.
Auf Seite 3 (im Schulbuch S. 274) des Kapitels 4.9 Der Zweite Weltkrieg in Europa und Ost- asien begegnet nun den Schülern*innen eine Fotografie von 1944 mit dem Titel „Bombenkrieg und Untergangsideologie“ (Abbildung 2 „Anhang“). Bei dem Bild handelt es sich um eine vollständige Präsentation, welche nicht beschnitten ist. Parallel zu der Fotografie und unterhalb des Titels wird den Schülern*innen zusätzlich ein kurzer „Informationstext“ von etwa 60 Wörtern bereitgestellt der näher auf das Bild eingeht. Die schwarz/weiß Fotografie an sich zeigt die Großstadt Stuttgart nach dem Bombenangriff 1944. Das zerstörte Stuttgart wird in diesem Fall in der Vogelperspektive abgelichtet, sodass den Lernenden einen weitreichenden Überblick über die zerstörten Gebäude und Straßen von Stuttgart vermittelt bekommt.
Bilder/Fotografien historischer Geschehnisse vermitteln den Schülern*innen ein Produkt der vergangenen Zeit, welche absichtlich oder unabsichtlich übermittelt wurden. Bei der hier vorliegenden Fotografie kann man davon ausgehen, dass diese Momentaufnahme absichtlich festgehalten wurde und für die Nachwelt eine „Tradition“ darstellt. Wenn nun ein Bild absichtlich oder unabsichtlich übermittelt wird, spricht man von „Bildern als Quelle für historische Real- aussagen“.[16] Das Bild „Bombenkrieg und Untergangsideologie“ vermittelt eine Realanschauung (hier zu Gebäuden/ Stadtstruktur) und hilft so den Schülern*innen zu einer klaren historischen Begriffsbildung.14 Für die Lernenden ermöglicht eine Fotografie wie diese (Abbildung 2) bereits eine intuitive Epocheneingliederung. Dass es sich hierbei um die Epoche „Neu- zeit/ Zeitgeschichte“ handelt wird vermutlich allen Schülern*innen klar sein auch ohne das nebenstehende Datum der Aufnahme zu sehen. Auch durch mögliche historische Vorkenntnis, dass die Erfindung der dauerhaften Fotografie von Josep Nicéphore Niépce und Louis Daguere im Jahr 1826 erfunden wurde, lässt sich die Epoche der Aufnahme direkt erkennen.15
Eine historische Fotografie wird dann hinzugezogen, um im Unterricht historische Fragestellungen zu untersuchen, oder Fragestellungen zu entwickeln. Da Bilder in diesem Kapitel in dem Buch „Geschichte und Geschehen“ ohne Schulbuch gebundene Aufgaben auftreten ist eine mögliche historische Fragestellung dem/der Lehrenden frei formulierbar. Aus lernpsychologischer Sicht ist eine Fotografie dann nützlich, wenn sie informativ ist, also während ihrer Entstehungszeit über beispielsweise Gebäude informiert. Reflektierend auf das Bild im Geschichtsbuch ist diese Informationsüberlieferung gegeben, da sie Gebäude zeigt in ihrer historischen Beschaffenheit. Als didaktische Anweisung im Unterricht ist das Schema „Beschreibung - Analyse - Interpretation“ gegeben. Wobei sich die Interpretation nicht auf das Bild bezieht, sondern auf die damit verbundene historische Fragestellung, welche von der Lehrkraft hierbei gestellt wird.
Das Schulbuch „Horizonte II“ erschien 2010 im Verlag Westermann. Der Schwerpunkt des Buches gibt sich in zehn Kapiteln wieder, wobei es chronologisch bei dem Thema „Der freiheitliche Verfassungsstaat“ startet und bis zur „Entwicklungspolitik in Afrika“ reicht. Die einzelnen Kapitel gliedern sich in weitere Unterpunkte für ein schematische Eingliederung wichtiger historischer Ereignisse. In diesen Unterpunkten (Bsp.: 4.4 Kriegspolitik) sind unterschiedliche Textgattungen zu den jeweiligen Themen enthalten und zusätzlich Themenbindend diverses Bildmaterial.
Auf Seite 2 (im Schulbuch S. 176) des Kapitels 4.4 Kriegspolitik, begegnet den Schülern*innen ein Kartenausschnitt von Europa mit dem Kurztitel „Das ''Dritte Reich" und Europa 19351939“ (Abb. 3 „Anhang“). Neben dem Kartenausschnitt befindet sich links die zugehörige „Legende“. „Identisch“ wie bei der Weltkarte in dem Schulgeschichtsbuch Geschichte und Geschehen wird zunächst dem/der Lernenden eine Abbildung (Karte) der Realität in Bezug auf Erdteile und Meere dargelegt. Auch zeigt sie einen Nord- Süd ausgerichteten geografischen Raum der Maßstäblich verkleinert wurde. Diese Karte widerspiegelt alle bereits genannten Punkte des Kapitels „2.1 Bildanalyse: Geschichtskarten: Heeresbewegungen im Zweiten Weltkrieg“ und sind auch auf diese hier anwendbar. Es gibt dennoch unterschiede, welche im Folgenden angeführt werden. Im Gegensatz zur bereits thematisierten Karte in Kapitel 2.1 wird hier nur ein kleiner Ausschnitt Europas gezeigt. Das Land Deutschland steht hierbei im Zentrum und ist umgeben von den geografisch bekannten Nachbarsländer. Weitere Nord-/ Ost-/ Süd-/ Westlichere Länder sind nur zum Teil in ihren geografischen Grenzen abgebildet. Jedem Land auf der Karte wird dessen Name zugeteilt und darauf abgedruckt. Zusätzlich werden Städte Name hinzugefügt. Der klassische Pfeil kommt nicht vor jedoch der seltenere vorkommende Doppelpfeil, der in unterschiedlichen Farben vorhanden ist. Dieser gibt ein Verhältnis zweier Staaten an, welches auf Gegenseitigkeit beruht. Nicht nur farblich wechselnde Flächen kommen zum Einsatz, sondern auch eine zweifarbliche Fläche. Eine rotgestrichelte Linie gibt in diesem Fall eine Interessensgrenze vor. Ebenso kommt das Symbol „®“ zum Einsatz, welches die Teilnahme der Münchner Konferenz dem jeweiligen markierten Land zuspricht. Im unteren Bereich der Legende wird eine Längenangabe abgebildet, die von 0 Kilometer bis 500 Kilometer reicht, welche in 250 Kilometer Abschnitte aufgeteilt ist.
Die bereits vorhergegangene Analyse aus Kapitel 2.2 Intension und Potenziale lässt sich auf die Karte „Das ''Dritte Reich" und Europa 1935-1939“ ebenso wie große Teile der Bildanalyse anwenden. Voraussetzung für diese Karte sind gute Vorkenntnisse im Bereich Machtergreifung Hitlers - Beginn des dritten Reiches und die Auswirkungen des NS- Staates auf Deutschland und Europa bis 1935. Die Karte selbst wird im Buch auf zwei Seiten Fließtext nicht näher beschreiben, jedoch findet sich im Inhalt des Textes Eckdaten und Eckpunkte wieder, welche das Verständnis der Karte den Schülern*innen näherbringen soll.16 Für das Verstehen und Interpretieren der Karte werden neben den allgemeinen kartografischen Darstellungen der Kartentitel, Zwischenerklärungen (Legende) und Kartenmaßstab gebraucht. Der Kartentitel „Das ''Dritte Reich" und Europa 1935-1939“ beinhaltet bereits die Zeitliche Einordnung, sodass sie nicht einmal mehr anhand eines prägnanten Titels, wie in Abb.1 Heeresbewegungen im Zweiten Weltkrieg“ bestimmt werden muss. Für die Lernenden ist somit ohne Überlegung die Datierung des Themas gegeben. Neben der Datierung wird auch direkt der Raum des historischen Geschehnisses offenbart. Das „''Dritte Reich" und Europa“ lässt wenig Raum für Missverständnisse, was die Karte darstellen soll. Es handelt sich demnach hier deutlich um das Dritte Reich, also Deutschland und den Rest von Europa zur Zeit des Nationalsozialismus. Lernpsychologisch bietet auch dieser Kartentitel demnach einen „Einstieg in die inhaltliche Erschließung und leitet [eine] visuelle Orientierungsphase ein“.17 Wie bereits eingangs erwähnt wird von dem/der Betrachter*in aus, optisch links der Karte, die zugehörige Legende abgebildet. Für die Lernenden ist nun von Bedeutung, dass diese Legende alles beschreibt und vollständig ist, sodass keine Fragen zur Karte aufkommen sollte. Bei genauerer Betrachtung des Landes Ungarns sowie Spaniens (Vgl. Abb. 3) lässt sich ein zweifarbliches Feld erkennen was aus einer blauen Umrandung und einer inneren gelblichen Fläche besteht. Diese „Farbkombination“ wird nicht in der Legende abgebildet und wird so für die Schüler*innen nicht verständlich sein. Ebenso nicht abgebildet werden die gelblichen Flächen (z.B. Schweden, Dänemark, Jugoslawien, Albanien, ...) in der Legende, was wiederum zu erneuten Problemen der Schüler*innen führen kann. Auch lässt sich im Kartenbild im Land Tschechoslowakei eine schwarz gestrichelte Linie erkenne, welche wiederum nicht in der Legende abgebildet wird. Großstädte wie London, München, Warschau, . werden auf der Karte mit einem schwarzen Punkt markiert. Diese schwarzen Punkte lassen sich nicht in der Legende finden, jedoch ist es auch nicht zwangsläufig nötig diese dort zu vermerken, da sie für die Lernenden einer Oberstufe im Gymnasium selbsterklärend sein sollten. Neben der Legende sollte in einem „modernen“ Schulgeschichtsbuch auf der Karte ein Maßstab abgebildet sein. In Abbildung 3 wird kein klassischer Maßstab der Angabe 1 zu X abgedruckt, jedoch wird ein Längenmaßstab gegeben, der von 0 bis 500 Kilometer reicht. Die Länge des gesamten Längenmaßes nach Abmessung mit dem Geodreieck, was auch den Schülern in der Regel vorliegt, liegt bei 2,6 Zentimeter. Somit beträgt auf der Karte eine Länge von 2,6 Zentimeter in Realität 500 Kilometer. Zwar ist es von Bedeutung für die Schü- ler*innen, dass ein Längenmaßstab gegeben ist, um reale Größenverhältnisse zu rekonstruieren und Entfernungen abzumessen18, jedoch ist die Auswahl der Länge in Zentimeter nicht optimal gewählt. Würde man anstatt mit 2,6 Zentimetern mit einer beispielsweise aufgerundeten Zahl wie 3, 4 oder 5 Zentimetern (je nach verfügbarer Fläche) rechnen, würde das Abmessen der Karte den Schülern*innen ein schnelleres und genaueres Abmessen ermöglichen.
[...]
1 Rüsen, Jörn. “Das Ideale Schulbuch: Überlegungen Zum Leitmedium Des Geschichtsunterrichts.” Internationale Schulbuchforschung , Band 14, Nummer 3, (1992), S. 237. (abrufbar unter ht/p .7 / wwwjstor.org/stable/43055904, zuletzt am 30.03.2021).
2 Grafe, Edda, u.a.: Bildliche Quellen und Darstellungen, in: Günther-Arndt, Hilke / Zülsdorf-Kersting. Meik (Hrsg.): Geschichtsdidaktik. Praxishandbuch. 8. Auflage, 2. Druck, Berlin 2020, S. 100
3 Ebd.
4 Ebd.
5 Bahr, Frank (Hrsg.): Horizonte II. Geschichte/ Gemeinschaftskunde Berufliche Gymnasien. Druck A, Westermann, Braunschweig 2010.
6 Dietzsch, Felix u.a.: Geschichte und Geschehen. Oberstufe Basisband Baden-Württemberg. 1. Auflage, Klett, Stuttgart 2015.
7 Berg, Rudolf u.a.: Kursbuch Geschichte. Oberstufe Baden-Württemberg - Gesamtband Neubearbeitung. 1. Auflage, 3.Druck, Cornelsen, Berlin 2011.
8 Vgl. Dietzsch: Geschichte und Geschehen S. 273
9 Böttcher, Christine: Die Karte, in: Pandel, Hans- Jürgen/ Schneider, Gerhard (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/ Ts., S. 171f.
10 Grafe: Bildliche Quellen und Darstellungen, S. 123
11 Ebd.
12 Ebd., S. 124
13 Ebd.
14 Dörr, Margarete: Bilder im Geschichtsunterricht, in: Niemetz, Gerold (Hrsg.): Lexikon für den Geschichtsunterricht, Freiburg/ Würzburg 1984, S.34
15 Katja Kemnitz: Die erste Fotografie der Welt. In: kwerfeldein - Magazin für Fotografie (2014), (abrufbar unter https://kwerfeldein.de/2014/01/10/die-erste-fotografie-der-welt/#:~:text=Die%20wahrschein- lich%20erste%20dauerhafte%2C%20bis,obscura%20f%C3%BCr%20die%20Ewigkeit%20festzuhalten., zuletzt am 07.04.2020).
16 Vgl. Bahr: Horizonte II., S. 175f.
17 Grafe: Bildliche Quellen und Darstellungen, S. 123
18 Ebd., S. 124