In der Studie wird die semantische Dunkelheit um den Populismus ein wenig erhellt, indem zwei Populismuskonzepte miteinander verglichen werden. Das Populismuskonzept von Cas Mudde genießt vor allem in Grundlagenseminaren eine hohe Popularität. Das Populismuskonzept der politischen Theoretikerin Chantal Mouffe bewegt sich hingegen am "Grenzbereich zwischen theoretischer Reflexion und praktischer Intervention" und verfolgt ein innovatives linkes Politikprogramm. Diese beiden Konzepte sollen im Rahmen einer vergleichenden Studie anhand ausgewählter Vergleichsmaßstäbe gegenübergestellt werden, um theoretische Konvergenzen und Divergenzen herauszustellen.
Seit der Veröffentlichung des Grundlagenwerks "Populism: Its meaning and national characteristics" im Jahr 1967 gilt der Populismusbegriff als fester Bestandteil des politikwissenschaftlichen Werkzeugkastens. Die Autoren des Werks legten dar, dass sich der Populismus grundsätzlich in vier verschiedenen Formen – als Stil, Ideologie, Strategie und als Bewegung – konzipieren lasse. Seither hat der Begriff einen starken konjunkturellen Aufschwung erfahren. Wo in der politikwissenschaftlichen Wahlforschung die Gründe für den Aufstieg des Populismus diskutiert werden, steht in der wehrhaften Demokratieforschung die Frage im Vordergrund, ob der Populismus „Anlass zur Beunruhigung“ geben sollte oder als Ausdruck eines überfälligen Protests zu verstehen ist, der als „ätzende[s] Reinigungsmittel“ die Repräsentationsdefizite der modernen Demokratien ausgleiche. Eine Herausforderung besteht darin, dass der Populismusbegriff sowohl im medialen Diskurs als auch im politischen Alltagsdiskurs stark verbreitet ist, was ihn semantisch verwässert, als Kampfbegriff installiert und dadurch für die Wissenschaft kontaminiert. In der Folge wurde in Ermangelung einer allgemein akzeptierten Populismus-Definition gar der Vorschlag unterbreitet, ihn ganz zu verwerfen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Populismus als politikwissenschaftliche Kategorie
- Begriffsherkunft und Allgemeines
- Das Populismuskonzept von Cas Mudde
- Das Populismuskonzept von Chantal Mouffe
- Ideologischer Entstehungskontext und philosophischer Hintergrund
- Die linkspopulistische „Diskursstrategie“
- Vergleich der Populismuskonzepte
- Zwischen Politikwissenschaft und Politik: Populismus als empirisch-analytische Kategorie oder Formel der praktischen Intervention?
- Der Populismus in der liberalen und demokratischen Tradition
- Zur Gegenüberstellung von Volk und Elite. Populismus zwischen „dünner“ Ideologie und Diskursstrategie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die semantische Mehrdeutigkeit des Populismusbegriffs durch einen Vergleich zweier prominenten Populismuskonzepte zu erhellen. Im Fokus stehen dabei das Populismuskonzept von Cas Mudde, das vor allem in politikwissenschaftlichen Grundlagenseminaren verbreitet ist, und das Populismuskonzept von Chantal Mouffe, das sich in der linken Politiktheorie etabliert hat. Die Studie verfolgt den Ansatz, anhand ausgewählter Vergleichsmaßstäbe theoretische Konvergenzen und Divergenzen zwischen den beiden Konzepten herauszuarbeiten.
- Die Entwicklung und Rezeption des Populismusbegriffs in der Politikwissenschaft
- Die Kernannahmen der Populismuskonzepte von Cas Mudde und Chantal Mouffe
- Der Stellenwert des Populismus in der liberalen und demokratischen Tradition
- Die Bedeutung des Populismus für politische Intervention und Diskursstrategie
- Die Rolle von Volk und Elite in den Populismuskonzepten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Populismus ein und skizziert die Herausforderungen, die sich aus der semantischen Mehrdeutigkeit des Begriffs ergeben. Anschließend wird der Populismus als politikwissenschaftliche Kategorie beleuchtet. Dabei werden die Begriffsherkunft und die Entwicklung des Begriffs im Laufe der Geschichte betrachtet. Im weiteren Verlauf wird das Populismuskonzept von Cas Mudde vorgestellt, das sich auf die empirische Analyse rechtspopulistischer Parteien fokussiert. Das Populismuskonzept von Chantal Mouffe wird anschließend näher untersucht. Dieses Konzept ist in eine umfassende Diskurs- und Hegemonietheorie eingebettet und verfolgt eine linkspopulistische „Diskursstrategie“. Der Vergleich der beiden Populismuskonzepte bildet das Herzstück der Studie. Dabei werden die unterschiedlichen theoretischen Zugänge zum Populismus beleuchtet, der Stellenwert des Populismus in der liberalen und demokratischen Tradition untersucht und die Rolle von Volk und Elite in den Konzepten analysiert.
Schlüsselwörter
Populismus, Politikwissenschaft, Ideologie, Diskursstrategie, Cas Mudde, Chantal Mouffe, Rechtspopulismus, Linkspopulismus, Volk, Elite, Demokratie, Repräsentation, politische Intervention.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2022, Ein Vergleich der Populismuskonzepte von Cas Mudde und Chantal Mouffe. Populismus zwischen Ideologie und Diskursstrategie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1269954