Was ist die Wahrheit über Sprache überhaupt, was macht sie wirklich und ist sie so festgelegt, wie wir oft meinen oder es uns wünschen? Damit berührt cantatrice chauve eine weitere Denkrichtung, die im 20. Jahrhundert, also etwa zur selben Zeit, Einzug in verschiedenste geisteswissenschaftliche Disziplinen erhielt: den Konstruktivismus. Er stellt es infrage, sich auf absolute Wirklichkeitsbegriffe zu berufen. Doch inwiefern entdecken wir konstruktivistische Prämissen, auch in Bezug auf die Sprache, in cantatrice chauve? Und kann das Stück vielleicht sogar als Plädoyer für den Konstruktivismus gelesen werden?
Ionescos La cantatrice chauve wurde am 11. Mai 1950 uraufgeführt und reiht sich in die um diese Zeit entstandenen Absurden Dramen ein. Es ist das Erstlingswerk Ionescos, ein Einakter, der gleichsam zu seinen bekanntesten Stücken gehört. Das Absurde Theater bewegt Fragen nach der Essenz der Welt, also dem, was sie ausmacht.
So zeigt sich in absurden Stücken die nach zwei Weltkriegen von den Menschen empfundene Orientierungs- und Sinnlosigkeit, was sich auch in Ionescos Werken widerspiegelt. Wie auch die anderen Vertreter des Absurden Theaters stellt er die Absurdität dar, die in der Wirklichkeit wiederzufinden ist. Vor allem in seinen frühen Stücken, zu denen die cantatrice chauve gehört, zeigt er den Zuschauern eine vollkommen absurde Welt. Dabei bricht er mit theatralischen Konventionen und, besonders in cantatrice chauve, mit allem, was man Sprache zuschreibt und glaubt, über sie zu wissen. Die Sprache, die traditionell im Theater einen großen Raum einnimmt, wird bei Ionesco komplett zersetzt, sie wird ad absurdum geführt. Zwar ist sie nach wie vor ein wichtiges Medium, wird aber gleichzeitig auch zum Gegenstand des Stückes.
Inhaltsverzeichnis
- La cantatrice chauve und Konstruktivismus?
- (Was) Sind Wirklichkeit und Sprache?
- Die Sinnentleerung der Sprache in La cantatrice chauve
- Bruch mit pragmalinguistischen Konversationsmaximen
- Bruch mit der eindeutigen Referenz
- Referenzverlust durch Wiederholung
- Hinzufügen neuer Wirklichkeitselemente
- Die Folge der Sinnentleerung: Austauschbarkeit
- Wie die Sprache in La cantatrice chauve die Wirklichkeit konstruiert
- Ionescos Werk als Streitschrift für den Konstruktivismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Stück "La cantatrice chauve" von Eugène Ionesco im Kontext des Konstruktivismus. Sie analysiert, inwieweit Ionescos Werk konstruktivistische Prinzipien widerspiegelt, insbesondere hinsichtlich der Rolle der Sprache in der Konstruktion der Wirklichkeit. Die Arbeit verfolgt dabei das Ziel, herauszufinden, ob das Stück als Plädoyer für den Konstruktivismus gelesen werden kann.
- Die Rolle der Sprache in der Konstruktion der Wirklichkeit
- Der Einfluss von Sprache auf das Denken und die Wahrnehmung
- Die Absurdität der Sprache und ihre Auswirkungen auf die Kommunikation
- Die Beziehung zwischen Sprache und Wahrheit
- Der Konstruktivismus und seine Bedeutung für das Verständnis von Kunst und Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Frage, ob und inwieweit "La cantatrice chauve" von Eugène Ionesco konstruktivistische Prämissen aufweist. Das zweite Kapitel untersucht die Beziehung zwischen Wirklichkeit und Sprache, wobei der Konstruktivismus und seine Bedeutung für die Sprache beleuchtet werden. Das dritte Kapitel untersucht die Sinnentleerung der Sprache in "La cantatrice chauve" und analysiert, wie Ionesco mit pragmalinguistischen Konversationsmaximen und der eindeutigen Referenz bricht. Dieses Kapitel beleuchtet auch die Folgen der Sinnentleerung, wie Austauschbarkeit und Referenzverlust durch Wiederholung. Schließlich untersucht das vierte Kapitel, wie die Sprache in "La cantatrice chauve" die Wirklichkeit konstruiert.
Schlüsselwörter
Konstruktivismus, Sprache, Wirklichkeit, Absurdes Theater, Ionesco, "La cantatrice chauve", Pragmalinguistik, Kommunikation, Sinnentleerung, Austauschbarkeit, Referenzverlust, Subjektivität, Objektivität, Wahrheit, Bedeutung, Kultur.
- Arbeit zitieren
- Jana Sophie Breimaier (Autor:in), 2022, La Cantatrice Chauve als konstruktivistisches Plädoyer? Eine Deutungsanalyse, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1267807