Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
Einleitung
Die Elixiere des Teufels
Die Handlung
Hauptthema
DoppeltGänger
Hoffmann und Medardus
Lebensansichten des Katers Murr
Die fragmentarische Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler
Die Handlung
Johannes Kreisler = E. T. A. Hoffmann?
Die Lebensansichten des Katers Murr
Murr und Hoffmann
Fazit
Anhang Fussnoten
Uninteressantes und weniger Uninteressantes
Von mir benutzte Bücher
Eine kleine Randbemerkung zum Kater Mur
,,Hoffmann war aber auch ein Komponist!"
Einleitung
,,Sonderbarer Einfall: Ich denke mir mein Ich durch ein Vervielfältigungsglas - alle
Gestalten, die sich um mich herum bewegen sind Ichs, und ichärgere michüber ihr Tun und Lassen."1
E. T. A. Hoffmann: Jurist, Schriftsteller und Komponist. E. T. A. Hoffmann: Eine Person, drei Persönlichkeiten. Hier der ernste Jurist, der brave Bürger, der Philister. Dort Theodor, der Schriftsteller, der Phantast. Und da Amadeus, der taktvolle Musiker. Hoffmann kannte seine teilweise schizophrenen Züge, wie seine Tagebücher zeigen - und er lernte sie kontrollieren.
Eine kurze, unvollständige Biographie Hoffmann hatte eine unglückliche Kindheit. Als Sohn eines impulsiven, launenhaften, als Säufer bekannten aber auch sehr begabten Mannes und einer hysterischen, ständig jammernden und stets auf das Ansehen in deröffentlichkeit bedachten Frau war er schon früh sehr unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt. Die Ehe seiner Eltern ging, wohl aufgrund der so grundverschiedenen Art der Ehepartner, in Brüche: der Vater liess sich scheiden. Ernst's Mutter Luise erhielt das Sorgerecht für ihn und zog mit ihm zu seiner Grossmutter und seinem Onkel Otto Dörffer. Dörffer war ein eher beschränkter Jurist und organisierte manchmal nicht enden wollende Konzerte. Der erst wenige Jahre alte Ernst musste diesen Vorführungen auf Befehl seines Onkels beiwohnen. Musik war für Hoffmann in seinen ersten Lebensjahren immer mit Zwang verbunden. Jahrelang musste er den (wohl eher stümperhaften) Klavierunterricht seines Onkels erdulden, dass er trotzdem später zum Komponisten wurde, erstaunt um so mehr.
Schon früh lernte er also das Kunstverständnis des Bürgertums (Philistertums2 ) seiner Zeit kennen: Der Bürger (Philister) übt sich krampfhaft in dem, was er unter Kunst versteht, allerdings nicht um der Kunst sondern um des Prestiges willen. Der Kapellmeister dürfe nicht zuviel von Musik verstehen3, lässt Hoffmann den Fürsten Irenäus dazu später in den ,,Lebensansichten des Katers Murr" sagen.
Kein Wunder haftet der Philisterkunst eine schreckliche Gewöhnlichkeit an. Der Philister leidet nicht, seine Werke sind gefällig aber seelenlos, seine Satiren ohne Spitze, seiner Kunst fehlt das Göttliche der wahren Kunst. Der Philister belächelt den wahren Künstler, er mag zwar einige seiner Werke, versteht sie jedoch nicht. In Philisteraugen ist der wahre Künstler nur ein zwar unterhaltsamer, aber fürs Leben ungeeigneter Phantast, ein Hofnarr. Jahrelang wird Kreisler, der als das Alter Ego Hoffmanns bezeichnet wird, von seinem Oheim, Onkel Wenzel, zum Musikunterricht gezwungen4. Sein Onkel interessiert sich dabei nicht für die Fortschritte seines Zöglings, sondern er pocht nur darauf, dass Kreisler Musikunterricht erhält. Als sein Neffe immer mehr Freude in der Musik findet und sich zu einem Virtuosen entwickelt, zeigt er wenig Stolz, nur ein Lächeln spielt um seine Lippen: ,,Ja, der kleine Neveu ist närrisch genug"5, lautet sein knapper Kommentar, wenn man ihn auf das Talent Kreislers anspricht.
,,Ja, der kleine Neveu ist närrisch genug!"Wie oft hat wohl Hoffmann selber dies hören müssen? Ernsts Talent wurde von seinem Onkel nicht gefördert.
Wie so viele andere in seiner Familie schlug auch Hoffmann die Berufslaufbahn eines Juristen ein. Fehlte ihm der Mut, den unsicheren Künstlerpfad ohne ein Auffangnetz in Form eines gesicherten Einkommens zu wählen? Ich weiss es nicht, doch ich vermute, dass sich Hoffmann schon früh zwischen Bürgertum und Künstlertum, zwischen bequemem, gesichertem Leben und unsicherer Künstlerexistenz, zwischen den Erwartungen seiner Familie und seinen eigenen Hoffnungen hin- und hergerissen fühlte - ohne sich je für das eine oder das andere entscheiden zu können. Zwei Seelen wohnten in seiner Brust - und er bemerkte dies. Am Tage arbeitete er in seiner Anwaltskanzlei, abends aber, da schrieb er, da komponierte und karikierte er.
Identitätsprobleme waren die Folge. Waren seine Werke nun Kunst oder bloss die braven Versuche eines Philisters? Er fühlte sich innerlich zerrissen.
Doch wie äussern sich diese schizophrenen Züge in seinen Werken? Das wollte ich genauer untersuchen und wählte dafür seine zwei Romane: ,,Die Elixiere des Teufels" und ,,Lebensansichten des Katers Murr". Auf den nächsten Seiten werde ich beide Werke kurz vorstellen und näher auf ihre Bezüge zu Hoffmanns eigenem Leben eingehen.
Die Elixiere des Teufels
(Erschienen: 1815/16)
,,(...) Schon daran, dass ich so viel von dem Dinge schwatze, können sie sehen, dass es mich stark beschäftigt und mir die Arbeit zusagt."6
Es ist Winter. Von Rheumatismen gequält sitzt Hoffmann zuhause vor seinem Schreibtisch und arbeitet an einem Roman, der ihn in aller Welt berühmt machen wird. Bogen um Bogen füllt er mit seiner zierlichen Handschrift, er schreibt schnell und leidenschaftlich. Schon bald vollendet er das erste Buch des Romans, dem er bald darauf das zweite folgen lässt.
Die Handlung
Die Hauptperson des Romans ist der Kapuzinermönch Medardus. In seinen Adern fliesst böses Blut, da sein Urahne, der Maler Francesko, gegen Gott und die heilige Jungfrau Maria gefrevelt hat. Francesko muss seither als Revenant7 durch die Welt irren, bis seine Nachkommen das Böse in sich besiegen und ihn so erlösen. Von Geburt aus hat also Medardus eine natürliche Neigung, Freveltaten zu begehen. Kann er diese Neigung zu Beginn des Romans noch kontrollieren, so gerät der geniale Redner Medardus, nachdem er von den namensgebenden ,,Elixieren des Teufels" getrunken, endgültig auf die schiefe Bahn. Er verlässt das Kloster. Auf einem schmalen Pfad, der an einer Schlucht vorbeiführt, erblickt er einen nahe am Abgrund eingenickten Mann, der ihm verblüffend ähnlich sieht: Graf Viktorin. Der Doppelgänger fährt erschrocken aus seinem Schlummer auf - und stürzt dabei in die Tiefe. Gleich darauf tritt der Jäger des Grafen aus einem nahen Gebüsch und verwechselt Medardus mit seinem Herrn. Medardus beschliesst die Rolle des Grafen einzunehmen - und das Grauen nimmt seinen Anfang. Bald schon weiss er nicht mehr, ob er Medardus oder der Graf Viktorin ist. Er begeht schreckliche Mordtaten während er sich als Graf fühlt und bereut diese als Medardus. Er flüchtet, gibt sich als Reisender aus und will ein braves Leben führen, doch sein Schicksal verfolgt ihn unerbittlich: sein ganzes Leben scheint vorherbestimmt zu sein und er versucht vergeblich der Vorsehung zu entkommen. Er begeht weitere Schandtaten. In einem Forsthaus trifft er auf einen Doppelgänger: Ein verrückter Mönch, der sich Medardus nennt und ihn des Mordes beschuldigt, als wäre er das Gewissen des ,,echten" Medardus. Kalt fährt ihm der Schrecken in die Glieder. Er meint sich selber zu sehen. Von da an wird er diesen unheimlichen Doppelgänger nicht mehr los. Immer wieder trifft er auf ihn, kann ihm nicht entkommen - und der Leser weiss nie genau, ob es der reale Doppelgänger oder bloss eine Einbildung ist. Als ein Gericht ihm auch noch bestätigt, dass dieser Mönch der des Mordes gesuchte Bruder Medardus ist, als er erfährt, dass dieser all die Verbrechen, die er selber glaubte begangen zu haben, gesteht, dass dieser der ist, der er zu sein glaubt, da ist es um seinen Geisteszustand geschehen. Doch Medardus erholt sich wieder, beichtet und tut Busse und erfüllt sein Schicksal: Er befreit sein Geschlecht schliesslich von dem Fluch, den der geniale Maler Francesko einst über es gebracht hatte.
Hauptthema
Hauptaussage des Romans ist die Unabänderlichkeit des eigenen Schicksals. In Medardus Leben ist alles vorherbestimmt, versucht er sich gegen die Vorsehung aufzulehnen, so machen ihm merkwürdige ,,Zufälle" einen Strich durch die Rechnung. Neben dieser Thematik spielt aber auch der Wahnsinn der Hauptfigur eine wichtige Rolle. Bevor er sich an das Werk heranwagte, hatte Hoffmann umfangreiche Dokumentationen über die verschiedenen Formen des Wahnsinns zusammengetragen, die einschlägige Fachliteratur studiert und Bekanntschaft mit einigen Insassen einer ,,Irrenanstalt" gemacht. Die langwierigen Vorbereitungen haben sich gelohnt: Psychologisch äusserst präzise beschreibt Hoffmann die schizophrenen Anfälle der Hauptperson, das unsägliche Grauen, das diese empfindet, wenn sie dem unheimlichen Doppelgänger begegnet und schliesslich wie sie monatelang wie ein Tier durch den Wald irrt. Die Beschreibung des Wahnsinns ist dermassen eindrücklich, dass sogar Sigmund Freud sich intensiv mit den ,,Elixieren" befasste.8
Wenn selbst der grosse Psychologe die Beschreibung des Doppelgängertums in diesem Roman studierte, so ist es nur recht und billig, dass auch ich (armer Schüler, der ich diese Arbeit schreibe) diesem Thema einigen Raum gewähre, wenn ich mich an einer psychologischen Deutung des Hoffmanschen Werks versuche.
DoppeltGänger
,,Da schrie ich auf in der Höllenangst wahnsinniger Verzweiflung. ,,Ha Verruchter! Hebe dich weg! - Hebe dich weg - denn ich bin es selbst! Ich bin der heilige Antonius!"9
Voller Panik stösst der Mönch Medardus diese Worte hervor - und bricht dann auf der Kanzel, vor allen Kirchgängern, zusammen. Dieser Nervenzusammenbruch lässt den Leser schon früh den Wahnsinn der Hauptperson erkennen. Nach Freud erleidet Medardus in dieser Szene eine ,,Ich-Teilung". Diese Persönlichkeitsspaltung offenbart sich noch stärker, nachdem er die Rolle des Grafen Viktorin zu spielen beginnt.
Es war mir als würde er gleich herausbrechen: ,,Es ist ja Graf Viktorin", denn auf wunderbare Weise glaubte ich nun wirklich Viktorin zu sein, und ich fühlt mein Blut heftig wallen und aufsteigend meine Wangen höher färben."10
Medardus ist in die Rolle des Grafen geschlüpft, doch anstatt seine Identität nur vorzuspielen, fühlt er sich plötzlich wirklich als Viktorin - ohne allerdings wirklich zu vergessen, wer er ist. Noch beunruhigt ihn seine Persönlichkeitsspaltung nicht gross - im Gegenteil: Er geniesst sie gar zeitweilig (,,denn auf wunderbare Weise...") und meint er habe alles unter Kontrolle. Doch schon bald muss er erkennen, dass dem nicht so ist.
Da lachte ich grimmig auf, dass es durch den Saal, durch die Gänge dröhnte, und rief mit schrecklicher Stimme: ,,Wahnwitzige, wollt ihr das Verhängnis fahen11, das die frevelnden Sünder gerichtet?" (...) Aber - des grässlichen Anblicks! - vor mir! - vor mir, stand Viktorins blutige Gestalt, nicht ich, er hatte die Worte gesprochen. - Das Entsetzen sträubte mein Haar (...)"12
Vorbei ist die Gelassenheit Medardus, vorbei die Zeit, als er sich ,,auf wunderbare Weise"für Viktorin hielt. Nur noch namenloses Grausen erfüllt ihn, das sich noch steigert, als er seinem unheimlichen Doppelgänger, dem wahnsinnigen Mönch, begegnet.
,,Da ging die Türe auf, und eine dunkle Gestalt trat hinein, die ich zu meinem Entsetzen als mich selbst, im Kapuzinerhabit, mit Bart und Tonsur erkannte. (...) jeder Laut, den ich herauszupressen suchte erstickte in dem Starrkrampf, der mich ergriffen."13 Der als polnischer Adeliger Leonard durch die Welt reisende Medardus trifft den ,,Mönch Medardus". Diese Begegnung bringt sein labiles Nervenkostüm endgültig durcheinander. Er erlebt laut Freud die verschiedensten Formen des Doppelgängertums14: die Ich-Verdopplung, die Ich-Teilung und die Ich-Vertauschung. Schliesslich bestätigt ihm sogar ein Richter:
,,Es ist ausgemittelt (...), dass Sie nicht der Mönch Medardus sein können, da eben dieser Medardus15 sich hier befindet und von dem Pater Cyrill, der sich durch Ihre ganz genaue Ähnlichkeit täuschen liess, anerkannt wurde, ja auch selbst gar nicht leugnet, dass er jener Kapuziner sei."16
Nun ist es also amtlich beglaubigt: Medardus ist nicht Medardus! Doch das Ende seines Wahnsinns naht: Er begeht eine weitere Schandtat, flüchtet und verliert endgültig die Herrschaft über sich selbst. Er wird zum Tier und streift wochenlang durch die Wälder, bis er schliesslich zusammenbricht, von Mönchen gefunden und in ein nahes Kloster gebracht wird. Er ist gerettet!
Hoffmann und Medardus
Darf vom Geisteszustand des Medardus auf denjenigen von Hoffmann geschlossen werden? Sicherlich nicht, denn Hoffmann schrieb den Roman in erster Linie als Schauerroman, seine Absicht war Unterhaltung und nicht psychologische Selbstreflektion. Doch verschiedene Tatsachen lassen darauf schliessen, dass auch Hoffmann selber von Doppelgängerängsten heimgesucht wurde. Besonders aufschlussreich ist eine Tagebuchnotiz vom 6. 1. 1804:
Anwandlung von TodesAhndungen - DoppeltGänger -
Doppelgänger und die Furcht, die diese auslösen, sind in Hoffmanns Werken ein immer wiederkehrendes Element. Zusammen mit dem obenstehenden Tagebucheintrag lässt sich leicht erahnen, dass Hoffmann sehr wohl wusste, wovon er in den ,,Elixieren" schrieb.
Lebensansichten des Katers Murr
Im Dezember 1819 erscheint, obwohl auf dem Titelblatt bereits die Jahreszahl 1820
geschrieben steht, der erste Band der ,,Lebensansichten des Katers Murr". Zwei Jahre später folgt der 2. Band, dem Hoffmann baldmöglichst einen 3. folgen lassen will, doch dazu kommt es nicht mehr: Am 25. Juni 1822 stirbt Ernst Theodor Amadeus Hoffmann nach langer Krankheit. Der Roman bleibt unvollendet und nur wenige Briefe und Tagebucheinträge des Künstlers lassen vage erahnen, was die Handlung des letzten Buches beinhaltet haben sollte. Doch auch als Fragment ist der ,,Kater Murr" ein Meisterwerk.
(Fiktiver) Autor des Romans ist der Kater Murr. Doch wie Hoffmann, der als Herausgeber fungiert, betreten zugeben muss, konnte der schriftstellerische Kater seine Instinkte nicht zügeln und zerriss, als er seine Lebensansichten niederschrieb, grundlos ein Buch und benutzte die Blätterteils zur Unterlage, teils zum Löschen17. Ausschnitte des zerrissenen Buchs gerieten so ins Manuskript und wurden versehentlich mitgedruckt. So bricht Murrs Niederschrift gelegentlich ab und macht Einschüben des anderen Buchs, einer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler, Platz. Mitten im Satz wird da von Murrs Lebensansichten zu Kreislers Biographie und wieder zurück gewechselt, nur die vom Herausgeber Hoffmann eingefügten Abkürzungen Mak. Bl. (Makulatur-Blatt) und M. f. f. (Murr fährt fort) warnen den Leser vor dem urplötzlichen, ohne Warnung eintretenden Handlungswechsel. Der Roman besteht also eigentlich aus zwei Geschichten, die jedoch kunstvoll miteinander verwoben sind, denn der Besitzer Murrs, Abraham Liscov, ist eine der wichtigsten Figuren in der Biographie Kreislers und auch Kreisler persönlich hat einen kurzen Auftritt in der ,,anderen" Geschichte.
Nur schon die damals revolutionäre Erzähltechnik macht den Roman lesenswert. Das Werk ist ausserordentlich vielschichtig und lässt sich dementsprechend gut in die verschiedensten Richtungen interpretieren. Um beiden in den ,,Lebensansichten" vorhandenen ,,Büchern" gerecht zu werden, habe ich beiden den Platz eines ganzen Unterkapitels eingeräumt.
Die fragmentarische Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler
Der schon aus den ,,Fantasiestücken in Callot's Manier" des selben Autors bekannte Johannes
Kreisler ist die wohl persönlichste Figur in Hoffmanns Werk. Nicht ohne Grund bezeichnet
man ihn als das Alter Ego des Dichters. Besonders die Kindheit Kreislers ist praktisch
identisch mit derjenigen von Hoffmann. Auch Kreisler wuchs unter der Fuchtel eines
gestrengen Onkels auf, der ihn zum Musikunterricht zwang; und wo Tante Sophie18 einer der wenigen Lichtblicke in den ersten Lebensjahren des Schriftstellers war, da kann der Kapellmeister von seiner Tante Füsschen19 gleiches erzählen. Auch Hitzig, ein Freund Hoffmanns, schreibt in ,,Aus Hoffmanns Leben und Nachlass II":
Der Held der Dichtung20, Johannes Kreisler, (...) war aber eine Personificierung21 seines
humoristischen Ich's, weshalb auch in keinem seiner Werke so viel, auf Wahrheit gegründete Beziehungen auf sein eigenes Leben, zu finden sind, als in diesem."22
Natürlich darf man Kreisler nicht einfach mit Hoffmann gleichsetzen, doch wer (wie ich) mehr über den Dichter wissen will, muss sich fast zwangsläufig mit der Kreislerschen ,,Biographie" befassen.
Die Handlung
Sieghartsweiler: Ein kleines Dorf mit einer prunkvollen Fürstenresidenz und einem Fürsten ohne Land. Denn Irenäus, so heisst der Herrscher ohne Land,habe sein Ländchen auf einem Spaziergangeüber die Grenze aus der Tasche verloren23. Neuer Besitzer wurde der Grossherzog, Fürst Irenäus aber erhielt eine stattliche Abfindung, dank der er weiterhin das prachtvolle Hofleben in vollsten Zügen geniessen konnte.
Er tat nämlich so, als sei er regierender Herr, behielt die ganze Hofhaltung, seinen Kanzler des Reichs, sein Finanzkollegium etc. etc. bei, (...) und die Stadt war gutmütig genug, den falschen Glanz dieses träumerischen Hofes für etwas zu halten, das ihr Ehre und Ansehen bringe."24
In diese bizarre Hofgemeinschaft, in dieses Philisterbiotop platzt der ganz seiner Kunst
verschriebene Musiker Johannes Kreisler. Wer ihn kennt, der weiss, neben der Tatsache, dass er ein begnadeter Musiker und Komponist ist, um seinen Hang zum ausgefallenen Humor und zur Ironie, der vor niemandem - und sei er auch von noch so hohem Stande - halt macht. Diesen Johannes Kreisler verschlägt es also nach Sieghartsweiler - allerdings nicht ganz grundlos, denn sein alter Freund, der mysteriöse Meister Abraham lebt bereits an diesem Hofe und unterhält den Fürsten zuweilen mit seinen genialen Maschinen.
Bereits in seinem ersten Auftritt im Schlosspark lernt Kreisler Julia25 kennen, für die er eine
immer stärkere Leidenschaft entwickeln wird. Julia mag den schrulligen Musiker auf Anhieb,
ihre Freundin, die nervenschwache Prinzessin Hedwiga, fürchtet sich jedoch vor ihm und
bezeichnet ihn als Wahnsinnigen. Kreislers Humor hat in ihr das tiefste Unbehagen erweckt.
Kurz darauf lernt der Kapellmeister den Hofstaat kennen. Hier zeigt sich der satirische Zug des Werkes: Fast alle Personen des Fürstenhofs dienen Hoffmann zur Karikierung der wirklichen Fürsten seiner Zeit. Da wäre einmal der Fürst Irenäus, für den ein standesgemässes Verhalten unerlässlich ist, obwohl er ja eigentlich nur noch dem Namen nach ein Fürst ist. Unverzichtbar dazu sind die paar Brocken Französisch mit denen er bei jeder sich bietenden Gelegenheit um sich wirft. Er unternimmt alles, um seinem Schloss den Anstrich eines wichtigen Hofes zu geben. Er ist ein Hüter alter Fürstentraditionen.26 Von der Fürstin erfährt man wenig, sie ist eine unauffällige Figur, dafür spielen die Nachkommen des Fürstenpaars, Prinz Ignaz und die bereits erwähnte Prinzessin Hedwiga, eine um so wichtigere Rolle. Der schwachsinnige Prinz Ignaz erklärt jedem Besucher des Schlosses, dass er die meisten Tassen besitze, während Prinzessin Hedwiga äusserst leicht zu erschüttern ist und einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen erleidet. Eine weitere wichtige Figur ist die Rätin Benzon, eine Witwe, die mit ihrer schon bekannten Tochter Julia an den Hof gezogen ist und grossen Einfluss auf den Fürsten ausübt. Julia ist, neben dem Meister Abraham und natürlich Kreisler selber, die einzige Person mit wahrem Kunstverständnis und einem reinen Herzen.
Als Kreisler ankommt, gelingt es Meister Abraham, der ebenfalls viel Einfluss auf den
Fürsten ausübt, den Fürsten zu überzeugen, dass Kreisler am Hof leben darf. Kreisler passt, wie auch Abraham Liscov, eigentlich schlecht an diesen Hof und würde wohl kaum länger bleiben, wäre da nicht sein Freund und natürlich Julia.
So sorgt der Kapellmeister für allerlei Unruhe am Hof und findet sich plötzlich in eine Intrige verwickelt, deren Auflösung Hoffmann im 3. (und nicht erschienenen) Buch verspricht.
Johannes Kreisler = E. T. A. Hoffmann?
Für Johannes Kreisler ist die Kunst alles. Verlangt man von ihm gefällige Kompositionen, so weigert er sich oder zieht gar von dannen, denn er will mit seiner Musik Gefühle ausdrücken, er will durch sie sprechen, er strebt nach dem Göttlichen. So gesehen ist Kreisler wohl das Künstlerideal Hoffmanns. Dass Kreisler, wie es sich aus den Notizen des Schriftstellers schliessen lässt, im geplanten 3. Band vollends dem Wahnsinn verfällt, ändert es nichts an
dieser Tatsache. Wahrscheinlich wollte Hoffmann damit zeigen, dass der wahre Künstler an
der ihm feindlich gesonnenen Philisterwelt27 zugrunde gehen muss.
Kreisler ist, wie schon früher erwähnt, die persönlichste Figur in Hoffmanns Werken. Einige Parallelen in Kindheit und Jugendzeit habe ich bereits aufgezeigt, doch Kreisler ist nicht gleich Hoffmann, denn in wichtigen Punkten ist er anders als sein Erfinder. So übte auch Kreisler einen Bürgerberuf28 aus, doch anders als Hoffmann besass er den Mut die langweilige Arbeit aufzugeben und sich ganz der Kunst zu widmen - ein weiterer Hinweis darauf, dass der Kapellmeister für den Schriftsteller ein (unerreichbares) Ideal darstellt.
Wie sein Dichter wird auch Kreisler von Doppelgängerängsten heimgesucht. Von Prinzessin Hedwiga erfährt er, dass er dem (verstorbenen) geistesgestörten Maler Ettlinger wie ein Ei dem andern gleicht.
Kreisler erwachte aus dem Traume und erblickte seine dunkle Gestalt im Wasser. Da war es ihm, als schaue ihn Ettlinger, der wahnsinnige Maler, an aus der Tiefe. ,,Hoho", rief er herab, ,,hoho, bist du da, geliebter Doppelgänger, wackerer Kumpan?"29
Kreisler rennt davon. Als er an der Hütte des Meisters Abraham vorbeiläuft, erblickt er den Doppelgänger erneut. Er stürzt in die Unterkunft seines Freundes.
,,Seid barmherzig, Meister, nehmt euren Dolchstock, stosst den Halunken nieder - er ist rasend, glaubt mir das, und kann uns beide verderben. Er hat draussen das Wetter heraufbeschworen. - Die Geister rühren sich in den Lüften, und ihr Choral zerreisst die menschliche Brust!"30
Abraham Liscov kann seinen Freund beruhigen und enthüllt den Doppelgänger als Spiegelbild und den ,,Choral der Geister" als die Geräusche seiner im Park aufgespannten Wetterharfe31. Dass auch das Alter Ego des Schriftstellers unter solchen Doppelgängerahnungen leidet ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Hoffmann selbst immer wieder Doppelgänger erblickte.
Die Lebensansichten des Katers Murr
Der schon aus Kreislers Biographie bekannte Meister Abraham ist der Besitzer des gutgebildeten Katers. Murr ist Autodidakt: Er hat sich selber Lesen und Schreiben beigebracht und ist ausserordentlich gut gebildet, denn er hat unzählige Bücher aus der geräumigen Privatbibliothek seines Meisters gelesen. Die ,,Lebensansichten des Katers Murr" sind nichts anderes als die Autobiographie des vielbelesenen Tiers. All die turbulenten und spassigen Episoden seiner Jugendzeit (die in Band 1 und 2 des Romans beschrieben wird) wie erste Liebe, Freundschaft oder Burschentum ausführlicher zu besprechen, würde den Umfang dieser Arbeit sprengen. Nur soviel sie gesagt: Keines der Erlebnisse des Katers kommt ohne einen satirischen Bezug zur realen Welt aus. Hoffmann benützt bewusst die Perspektive des Katers, um der Realität einen Spiegel vorzuhalten und ihr die eigene Lächerlichkeit aufzuzeigen.32
Murr und Hoffmann
Wo Kreisler der nach dem Höheren strebende Künstler ist, da ist Murr der faule, selbstzufriedene Philister.
Beinahe hätte ich schon damals ein Heldengedicht gemacht, in vierundzwanzig Gesängen, doch als ich fertig, war es etwas anderes geworden, wofür Tasso und Ariost33 noch im Grabe dem Himmel danken können. Sprang wirklich ein Heldengedicht unter meinen Klauen hervor, beide hätte keine Mensch mehr gelesen.34
Respektlos gegenüber den Werken der alten Meister ist er - und unkritische gegen sich selbst. Murr ist ein typischer Philister. Am liebsten liegt er mit vollem Bauch unter dem Ofen und philosophiert über Themen, von denen er eigentlich gar nichts weiss. Ohne je verliebt gewesen zu sein, schreibt er ein Liebesgedicht, er überlegt sich, wie das Leben auf der Strasse ist, ohne sich je (freiwillig) dorthin zu wagen. Seinem Freund Muzius entgeht es nicht, dass Murr zusehends verfettet und er warnt ihn:
,,Das heisst, Ihr seid in Gefahr, ein arger abscheulicher Philister zu werden."35
Um das zu verhindern wohnt Murr den Versammlungen von Muzius und seinen Katzenburschen (eine Anspielung auf das Burschentum der damaligen Studenten) bei, doch seine Selbstzufriedenheit verliert er deswegen nicht.
Doch auch wenn Hoffmann Murr als Philister beschreibt, so macht er ihn nicht lächerlich. Murr ist eben einfach ein typischer Kater: faul und verfressen. Dass seine Bildung hervorragend ist, wird durch den Umstand, dass seine Intelligenz bei weitem nicht die Qualität seiner Bildung besitzt, relativiert. Murr ist eben ein gewöhnlicher Kater, der durch glückliche Umstände Lesen und Schreiben erlernt hat.
Fühlte sich Hoffmann auch manchmal als ein gewöhnlicher Bürger, der durch glückliche Umstände zum Schriftsteller wurde? Ich würde diese Frage mit ja beantworten. Eine Kindheit und Jugend ohne Zeichen der Wertschätzung seitens der Erziehenden hinterlässt tiefe Wunden und Narben im Selbstwertgefühl. Ich vermute, dass Hoffmanns Verhältnis zu seinen Werken genauso gespalten war wie seine Persönlichkeit. Er fühlte sich als Künstler und doch, so denke ich, war er mit seinen Erzeugnissen nie restlos zufrieden. Selbstzweifel nagten an ihm. ,,Kann einer, der einen Philisterberuf ausübt, ein Künstler sein?" - Und doch erfüllte ihn auch gleichzeitig sicherlich Zufriedenheit, wenn er seiner Werke gedachte. Hoffmann ist eben nicht Kreisler, auch nicht Murr, nein, er ist sie beide - und wenn Kreisler für seine künstlerische Seite ein Vorbild ist, so macht er sich mit Murr über seinen Hang zum Philistertum lustig. Hoffmann fühlt sich als Philister und als Künstler. Diese innere Zerrissenheit hat ihn sein ganzes Leben lang gequält - und uns einige der grossartigsten Werke der Weltliteratur beschert!
Fazit
Hoffmanns Problem zieht sich wie ein roter Faden durch fast sein ganzes Werk. Überall
tauchen sie auf: Doppelgänger und Wahnsinnige. Und auch wenn viele seiner Erzählungen
längst nicht von derartig persönlicher Natur wie die ,,Lebensansichten des Katers Murr" sind, so zeigen sie doch, wie intensiv der Autor sich mit diesem Thema auseinandergesetzt hat.
Anhang:
Fussnoten:
Uninteressantes und weniger Uninteressantes
Die von mir angegebenen Seitenzahlen beziehen sich auf die von mir benutzten Bücher.
Von mir benutzte Bücher
Hoffmann, E. T. A. (1816(Ungekürzte Ausgabe 1997, 2. Auflage April 1999)): Die Elixiere des Teufels. München: Deutscher Taschenbuch Verlag
Hoffmann, E. T. A. (1822(Erste Auflage 1976)), Lebensansichten des Katers Murr, Frankfurt am Main, Insel Verlag
Wittkop-Ménardeau, Gabrielle (1991, 15. Auflage März 1998), E. T. A. Hoffmann, Reinbeck bei Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag
Bark, Joachim/Steinbach Dietrich/Wittenberg Hildegard (Hrsg.) (1983), Geschichte der deutschen Literatur: Klassik/Romantik, Stuttgart, Ernst Klett Verlage
Segebrecht, Wulf (Hrsg.) (1993), E. T. A. Hoffmann im Vervielfältigungsglas, Bamber, Kollibri Verlag
Schnapp, Friedrich (Hrsg.) (1974), Dichter über ihre Dichtungen: E. T. A. Hoffmann,
München, Heimerman Verlag
Eine kleine Randbemerkung zum Kater Murr
Hoffmann besass einen Kater der Murr hiess und der, nach Hitzig,gern in dem Schubkasten des Schreibtisches seines Herrn, den er mit den Pfoten selbst aufzog, auf dessen Papierensich ausruhte. Auch Hoffmann schreibt über den realen Murr an Dr. Friedrich Speyer:,,Ein wirklicher Kater von grosser Schönheit (er ist auf dem Umschlage seines Buches frappant getroffen) und noch grösserem Verstande, den ich auferzogen, gab mir nehmlich Anlass zu dem skurrilen Scherz, der das eigentlich sehr ernste Buch durchficht."Als sein Kater noch vor Vollendung des zweiten Buches, in der Nacht vom 29. zum 30. November stirbt, schickt Hoffmann an all seine Freunde eine Traueranzeige. Das Ende des zweiten Buches endet ebenfalls mit der Meldung von Murrs Tod, diesmal ist es allerdings der fiktive Murr, der gestorben ist. Im 3. Buch sollte, laut Hoffmann, der Rest der Biographie Kreislers stehen und nur wenige Aphorismen des Katers sollten an passenden Stellen eingestreut werden. Welche Laune des Schicksals: Hoffmann lässt den literarischen Murr sterben, bevor der seine Autobiographie ,,fertigschreiben" kann - und der Schriftsteller stirbt kurz darauf selber und kann den Roman ebenfalls nicht vollenden!
,,Hoffmann war aber auch ein Komponist!"
Richtig, das war er! Und hör mir zu, lieber Leser: Ich weiss, dass ich ihn in dieser Arbeit mehr als Schriftsteller, denn als Komponist oder Maler bezeichnet habe. Das tut mir leid und ich hoffe, dass er sich deswegen nicht allzufest in seinem Grabe gedreht hat (wenn er denn noch nicht vollständig verrottet ist).
[...]
1: Siehe: E. T. A. Hoffmann: Tagebücher und literarische Entwürfe
2: Nach Auffassung der Romantiker charakterisiert den Philister am eindeutigsten sein völliges Aufgehen in der Normalität und Durchschnittlichkeit. (Geschichte der Deutschen Literatur: Klassik/Romantik)
3: Murr, S. 150
4: Murr, S. 114 u. 115
5: Murr, S. 115
6: Dichter über ihre Dichtungen: S. 113
7: Revenant: Verkörperung wiedererstandener Toter. Typisches Element der romantischen Schauerromantik
8: ,,Es sind dies das Dopperlgängertum in all seinen Abstufungen und Ausbildungen, Also das Auftreten von Personen, die wegen ihrer gleichen Erscheinung für identisch gehalten werden müssen, die Steigerung dieses Verhältnisses durch Überspringen seelischer Vorgänge von einer dieser Personen auf die andere - was wir Telepathie heissen würden - , so dass der eine das Wissen, Fühlen und Erleben des andern mitbesitzt, die Identifizierung mit einer anderen Person, so dass man an seinem Ich wirre wird oder das fremde Ich an die Stelle des eigenen versetzt, also Ich-Verdopplung, Ich-Teilung, Ich-Vertauschung - und endlich die beständige Wiederkehr des Gleichen, die Wiederholung der nämlichen Gesichtszüge, Charaktere, Schicksale, verbrecherische Taten, ja der Namen durch mehrere aufeinanderfolgende Generationen." (Sigmund Freud über ,,Die Elixiere des Teufels", 1919)
9: Elixiere, S. 42
10: Elixiere, S. 77
11: Keine Bange, ich hab das Zitat richtig abgeschrieben!
12: Elixiere, S. 100
13: Elixiere: S.135
14: Siehe 8
15: Der Doppelgänger befindet sich im selben Kerker wie Medardus.
16: Elixiere, S. 229
17: Murr, S. 10
18: Richtig, dieser Name taucht hier zum erstenmal in dieser Arbeit auf. Für die Verwirrung, die ich dadurch anrichten könnte, entschuldige ich mich im Voraus!
19: Kreisler kennt nur noch den Übernamen seiner geliebten Tante.
20: Damit sind die ,,Lebensansichten des Katers Murr" gemeint
21: Ich habe das Zitat richtig abgeschrieben!
22: Dichter über ihre Dichtungen, S. 220
23: Murr, S. 44
24: Murr, S. 45
25: In der weiblichen Hauptperson Julia porträtierte Hoffmann die Bürgerstochter Julia Marc, mit der er einst ein Liebesverhältnis hatte. Allerdings heiratete Julia Marc einen anderen...
26 Ein Beispiel für diese Pflege der Tradition: Als der Vater des Prinzen Hektor gestorben, schlug Fürst Irenäus das grosse Buch auf, worin er selbst sämtliche fürstliche Häupter in Europa verzeichnet, und notierte den erfolgten Tod seines fürstlichen Freundes und Gefährten im Malheur. Nachdem dies geschehen, schaute er lange den Namen des Prinzen Hektor an, rief dann sehr laut: ,,Prinz Hektor!" und klappte den Folianten so heftig zu, dass der Hofmarschall entsetzt drei Schritte zurückprallte. (Murr, S. 213)
27: Prinzessin Hedwigas Meinung von einer Kreisler-Komposition ist ein gutes Beispiel für das beschränkte Kunstverständnis eines Philisters, das jeden wahren Künstler zur Verzweiflung treiben kann: ,,(...) aber ist es recht, ist es billig, dass man im gemütlichen Zirkel, wo freundliche Unterhaltung obenanstehen soll (...), dass man da so extravagante Sachen auftische, die das Innere zerschneiden (...)? (Murr, S. 158)
28: Kreisler war einst Legationsrat, verlor diesen Posten jedoch bald wieder.
29: Murr, S. 187
30: Murr, S. 189
31:Der Abt Gattoni zu Mailand liess von einem Turme zum andern fünfzehn eiserne Saiten ausspannen und dergestalt stimmen, dass sie die diatonische Tonleiter angaben. Bei jeder Veränderung in der Atmosphäre erklangen diese Saiten stärker oder schwächer, nach dem Mass jener Veränderung. Man nannte dieseÄolsharfe im grossen Riesen- oder Wetterharfe. (Murr, Fussnote S. 189)
32: Viele dieser satirischen Anspielungen sind nur für Zeitgenossen gut verständlich!
33: Torquato Tasso und Ludovico Ariosto: ital. Dichter der Renaissance
34: Murr, S. 43
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die den Titel, das Inhaltsverzeichnis, die Ziele und Schlüsselthemen, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter enthält. Es konzentriert sich hauptsächlich auf die Analyse von E.T.A. Hoffmanns Werken "Die Elixiere des Teufels" und "Lebensansichten des Katers Murr".
Was sind die Hauptwerke, die in diesem Dokument analysiert werden?
Die beiden Hauptwerke, die detailliert analysiert werden, sind "Die Elixiere des Teufels" und "Lebensansichten des Katers Murr" von E.T.A. Hoffmann.
Was sind die Hauptthemen in "Die Elixiere des Teufels"?
Die Hauptthemen in "Die Elixiere des Teufels" sind das unveränderliche Schicksal, der Wahnsinn der Hauptfigur Medardus und das Doppelgängertum, also die Ich-Verdopplung, Ich-Teilung und Ich-Vertauschung.
Wer ist Medardus und welche Rolle spielt er in "Die Elixiere des Teufels"?
Medardus ist ein Kapuzinermönch und die Hauptfigur in "Die Elixiere des Teufels". Sein Leben ist von Anfang an vorherbestimmt. Er trinkt die namensgebenden Elixiere und gerät in einen Strudel aus Wahnsinn und Verbrechen, wobei er seinem unheimlichen Doppelgänger begegnet.
Was ist das Hauptthema in "Lebensansichten des Katers Murr"?
Die "Lebensansichten des Katers Murr" sind eine satirische Autobiographie des Katers Murr, die dem Leser die Lächerlichkeit der Realität aufzeigen soll. Das Werk behandelt Themen wie Künstlertum, Philistertum und die Zerrissenheit zwischen beiden.
Wer ist Johannes Kreisler und wie ist er mit E.T.A. Hoffmann verbunden?
Johannes Kreisler ist eine Figur aus Hoffmanns Werk, die oft als dessen Alter Ego angesehen wird. Viele Details aus Kreislers Kindheit ähneln stark Hoffmanns eigener Kindheit.
Welche Rolle spielt der Kater Murr in den "Lebensansichten"?
Der Kater Murr ist der (fiktive) Autor der "Lebensansichten". Er ist ein selbstzufriedener Philister, der zwar gut gebildet ist, aber dessen Intelligenz nicht mit seiner Bildung mithalten kann. Murr dient als satirische Figur, um die bürgerliche Gesellschaft zu kritisieren.
Was wird über E.T.A. Hoffmanns Leben und Persönlichkeit enthüllt?
Das Dokument deutet an, dass Hoffmann selbst unter Identitätsproblemen und Doppelgängerängsten litt, was sich in seinen Werken widerspiegelt. Er fühlte sich zwischen Bürgertum und Künstlertum hin- und hergerissen.
Welche Technik verwendet Hoffmann in "Lebensansichten des Katers Murr"?
Hoffmann verwendet eine damals revolutionäre Erzähltechnik, indem er Murrs Autobiographie mit Fragmenten einer Biographie von Johannes Kreisler verwebt. Dadurch entstehen abrupte Handlungswechsel, die den satirischen Charakter des Romans unterstreichen.
Welche Bücher wurden für die Erstellung dieses Dokuments verwendet?
Folgende Bücher wurden unter anderem verwendet: "Die Elixiere des Teufels" und "Lebensansichten des Katers Murr" von E. T. A. Hoffmann; "E. T. A. Hoffmann" von Gabrielle Wittkop-Ménardeau; "Geschichte der deutschen Literatur: Klassik/Romantik" (Hrsg. Bark, Steinbach, Wittenberg); "E. T. A. Hoffmann im Vervielfältigungsglas" (Hrsg. Segebrecht); "Dichter über ihre Dichtungen: E. T. A. Hoffmann" (Hrsg. Schnapp).
Was ist die Bedeutung des Doppelgängermotivs bei Hoffmann?
Das Doppelgängermotiv ist ein wiederkehrendes Element in Hoffmanns Werken und spiegelt seine eigenen inneren Konflikte und Ängste wider. Es symbolisiert oft die Zerrissenheit zwischen verschiedenen Persönlichkeiten oder Identitäten.
Wie vergleicht sich Kreisler zu Murr?
Kreisler ist ein Künstler und Murr ist ein Philister. Hoffmann fühlt sich als beides und findet sich in beiden Figuren wieder.
- Arbeit zitieren
- Adrian Aeschbacher (Autor:in), 2001, Hoffmann, E. T. A. - Die Hoffmänner, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/99699