Thomas von Aquin verwendet in seinem Werk Summa theologiae den lateinischen Begriff virtus, welcher in seiner deutschen Übersetzung Tugend den Eindruck von Eindeutigkeit erweckt.
Hierzu ist allerdings anzumerken, dass virtus eher ein Wortfeld bezeichnet, welches die beiden völlig unterschiedlichen griechischen Termini δυναμις (Kraft, Macht des Schöpfers) und αρεθη (Trefflichkeit, Tapferkeit, Tüchtigkeit) zusammenfügt.1 Weiterhin hat Thomas von Aquin in der Summa theologiae eine innere Umbildung bzw. eine Erweiterung dieser klassischen virtus-Vorstellung durchgeführt, d.h., dass er die überlieferten Bedeutungen zwar aufgreift, sie aber um die biblische δύναμις-Auffassung ergänzt, die nunmehr nicht nur menschliche Vorzüge bezeichnet, sondern auch die im Menschen und seinem Tun wirksame Kraft Gottes beachtet.
Virtus meint also nicht nur die treffliche und gelungene Erfüllung von Zwecken unserer Natur, sondern, indem sie dies sind, zugleich eine Äußerung der schöpferischen Kraft Gottes"2.
Inhaltsverzeichnis
- I Der Begriff der Tugend
- I.1 Die Wortbedeutung
- I.2 Die Definition der Tugend
- I.2.1 Die Übernahme der aristotelischen Definition
- I.2.2 Die Umwandlung der aristotelischen Definition durch Thomas
- I.2.3 Zusammenfassung
- II Der habitus-Begriff des Thomas von Aquin
- II.1 Die Wortbedeutung
- II.2 Die Definition des habitus-Begriffes
- II.3 Die Entstehung eines habitus
- II.3.1 Gute und schlechte habitus
- II.4 Das Ziel eines habitus
- II.5 Die Zusammenführung des habitus- und des Tugend-Gedankens zum Tugend-habitus
- III Die Tugend der Klugheit
- III.1 Die Einteilung der Tugenden
- III.1.1 Die intellektuellen und die moralischen Tugenden
- III.1.1.1 Die intellektuellen Tugenden
- III.1.1.2 Die moralischen Tugenden
- III.1.2 Die theologischen Tugenden
- III.2 Die Definition der Tugend der Klugheit
- III.2.1 Die Sonderstellung der Tugend der Klugheit
- III.3 Die Aufgabe der Klugheit
- IV Die Kardinaltugenden
- IV.1 Die Ordnung der Kardinaltugenden
- IV.2 Die Wechselwirkung zwischen der Klugheit und den anderen Tugenden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Tugendlehre des Thomas von Aquin am Beispiel der Tugend der Klugheit. Ziel ist es, die Definition der Tugend und des habitus-Begriffs im Kontext der thomanischen Philosophie zu erforschen. Darüber hinaus wird die Klugheit als eine der Kardinaltugenden im Verhältnis zu den anderen Tugenden betrachtet.
- Die Definition der Tugend bei Thomas von Aquin
- Die Rolle des habitus in der Entwicklung der Tugend
- Die Besonderheit der Klugheit als intellektuelle Tugend
- Die Beziehungen zwischen der Klugheit und den anderen Kardinaltugenden
- Die Integration der aristotelischen Philosophie in das christliche Weltbild
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Tugend, insbesondere der Wortbedeutung und Definition. Es wird die Übernahme und Modifizierung der aristotelischen Tugenddefinition durch Thomas von Aquin dargestellt, wobei der Fokus auf der Einbindung des christlichen Gedankens liegt. Im zweiten Kapitel wird der habitus-Begriff beleuchtet, dessen Bedeutung für die Entstehung von Tugenden herausgestellt wird. Das dritte Kapitel behandelt die Tugend der Klugheit, ihre Sonderstellung und Aufgabe. Es werden die intellektuellen, moralischen und theologischen Tugenden im Zusammenhang mit der Klugheit betrachtet. Das vierte Kapitel widmet sich den Kardinaltugenden und ihrer Ordnung, wobei die Wechselwirkung zwischen der Klugheit und den anderen Tugenden analysiert wird.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Tugendlehre des Thomas von Aquin, der Begriff der Klugheit, die Kardinaltugenden, die Verbindung von Philosophie und Theologie sowie die Analyse des habitus-Begriffs. Die Arbeit befasst sich mit der Definition der Tugend, der Entstehung von Tugenden, der Rolle der Klugheit in der christlichen Ethik und der Verbindung zwischen der menschlichen Natur und göttlicher Gnade. Die Arbeit integriert aristotelische und christliche Perspektiven, um ein umfassendes Verständnis der thomanischen Tugendlehre zu entwickeln.
- Arbeit zitieren
- Bernhard Kohl (Autor:in), 2000, Die Tugendlehre des Thomas von Aquin am Beispiel der Tugend der Klugheit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/99148