Welche Möglichkeiten und Herausforderungen ergeben sich aus Bultmanns entmythologisierendem und existential interpretierendem Ansatz für den intra-, inter- und transreligiösen Dialog? Dieser Fragestellung soll anhand des Dialoges zwischen Rudolf Bultmann und Karl Jasper nachgegangen werden.
Diese Fragestellung erfährt ihre besondere Relevanz bei dem Versuch der Elementarisierung im Kontext des Hamburger Religionsunterrichts für alle (RUFA), bei dem eine sich offen zu ihrem Glauben bekennende Lehrkraft Schülern unterschiedlichster Glaubensrichtungen, inklusive Atheisten, Agnostikern und Fundamentalisten, beibringen soll, einerseits kritisch-aufgeklärt zu denken und andererseits Glaubenssätze jedweder Art zu respektieren, ohne in unkritische Indifferenz zu verfallen, indem sie lernen, die elementaren Sinnbezüge ihres eigenen Glaubens sowie des Glaubens Anderer zu erfahren und als solche ernst zu nehmen.
Um der hier aufgeworfenen Fragestellung nachzugehen, soll wie folgt vorgegangen werden: Da die fortwährend religiöse Motive interpretierende Existentialphilosophie von Jaspers und die Dogmen der eigenen Religion fortwährend existential interpretierende Existentialphilosophie von Bultmann sich in entscheidenden Punkten ähneln und ihr Streit daher nicht leicht verständlich ist, soll zunächst in Abschnitt zwei der existentialtheologische Ansatz Bultmanns dargestellt werden. Dann folgt in Abschnitt drei eine Darstellung des existentialphilosophischen Ansatzes Jaspers. In Abschnitt vier folgt eine Zusammenfassung ihres Streitgesprächs, um in Abschnitt fünf die Beurteilung von Bultmanns Existentialtheologie durch die vorliegende Arbeit erklären zu können. In Abschnitt sechs wird dann gezeigt, inwiefern sich Bultmanns Existentialtheologie als Grundhaltung eines Elementarisierungsansatzes im Kontext des RUFA eignet. Eine abschließende Beantwortung der Fragestellung findet sich in Abschnitt sieben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theologie Rudolf Bultmanns
- Aufklärung und Entmythologisierung
- Die radikale Glaubensgerechtigkeit im Offenbarungs- und Gottesbegriff
- Existentialtheologie
- Karl Jaspers existentialphilosophischer Glaube
- Grundannahmen und Grundbegriffe Jaspers
- Jaspers Umgang mit religiösen Chiffren am Beispiel seiner Hiob-Interpretation
- Das Streitgespräch in „Die Frage der Entmythologisierung“
- Jaspers Vorwürfe
- Bultmanns Replik
- Jaspers Antwort
- Bultmanns Beziehung zum christlichen Glauben
- Elementarisierung und Religionsdidaktik
- Menschliche Existenz und essentielle Beziehungen
- Elementarisierung als Aufgabe des Religionspädagogen
- Der aufgeklärte Essentialismus im elementarisierenden RUFA
- Elementar konfrontieren, ohne Ärgernis zu sein
- Existenz, Essentialistische Beziehung und Elementarisierung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus Rudolf Bultmanns entmythologisierendem und existential interpretierendem Ansatz für den intra-, inter- und transreligiösen Dialog ergeben. Im Zentrum steht die Frage, wie Bultmanns Existentialtheologie im Kontext des Hamburger Religionsunterrichts für alle (RUFA) zur Elementarisierung beitragen kann.
- Bultmanns Existentialtheologie und ihre Relevanz für den interreligiösen Dialog
- Der Streit zwischen Bultmann und Jaspers und dessen Bedeutung für die heutige Religionsdidaktik
- Elementarisierung im Kontext des RUFA und die Rolle von Bultmanns Entmythologisierung
- Die Verbindung von kritischem Denken und Respekt gegenüber Glaubensvorstellungen
- Die Bedeutung des elementarisierenden Ansatzes für die Bewältigung von religiösen Differenzen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Ausgangspunkt der Untersuchung darlegt und die Fragestellung formuliert. Im zweiten Kapitel wird die Theologie Rudolf Bultmanns vorgestellt, wobei besonders auf seine Konzepte der Aufklärung, Entmythologisierung und der radikalen Glaubensgerechtigkeit eingegangen wird. Kapitel 3 beschäftigt sich mit Karl Jaspers existentialphilosophischem Glauben, dessen Grundannahmen und Grundbegriffe erläutert werden. Im vierten Kapitel wird das Streitgespräch zwischen Bultmann und Jaspers zusammengefasst, wobei die Vorwürfe Jaspers und die Repliken Bultmanns sowie die Antwort Jaspers dargestellt werden. In Kapitel 5 wird Bultmanns Beziehung zum christlichen Glauben beleuchtet. Kapitel 6 widmet sich dem Thema der Elementarisierung im Kontext des RUFA und zeigt auf, wie Bultmanns Existentialtheologie als Grundlage für einen elementarisierenden Ansatz dienen kann. Das abschließende Kapitel enthält das Fazit der Arbeit.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen wie Entmythologisierung, Existentialtheologie, interreligiöser Dialog, Elementarisierung, Religionsdidaktik, Rudolf Bultmann, Karl Jaspers und dem Hamburger Religionsunterricht für alle (RUFA). Die Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Herausforderungen, die sich aus Bultmanns Ansatz für die Bewältigung von religiösen Differenzen in der heutigen Gesellschaft ergeben.
- Arbeit zitieren
- Jakob von Schubert (Autor:in), 2018, Der elementarisierende Wert von Rudolf Bultmanns Existentialtheologie im Lichte seines Disputs mit Karl Jaspers 1954-1962, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/990540