Rede 2000 - Gewalt an Frauen
Zusammengekauert liegt sie am Boden. Sie friert, obwohl es eigentlich gar nicht kalt ist. Ihr Körper zittert. Sie hat Verletzungen verteilt am ganzen Körper. Doch so sehr sie auch schmerzen, nichts übertrifft die Wunden der Seele. Niemand wird diese Wunden je heilen können. Sie hat Angst und tausende Gedanken strömen durch ihren Kopf. Warum musste das passieren? War es denn meine Schuld? Warum gerade ich? Warum hat er das getan?
Sehr geehrter Herr Direktor! Sehr geehrte Professoren und Professorinnen! Liebe Mitschüler!
Täglich werden Mädchen und Frauen misshandelt, vergewaltigt oder einfach nur schlecht behandelt. Manchmal illegal und manchmal dem Gesetz nach gar nicht verboten.
Doch ab wann bezeichnet man solche Vergehen als Gewalt?
Grundsätzlich beginnt meiner Meinung nach Gewalt da, wo Frauen Opfer von Dingen werden, die sie nicht tun wollen. Das beginnt mit einer Berührung, einem lästigen Blick und endet in Vergewaltigung und Mord!
Es gibt so viele verschiedene Arten von Gewalt. Was die eine Frau schon lange erträgt und schon fast als normal ansieht, ist für die andere schon Grund um vors Gericht zu treten. Doch jeder einzelne Fall, egal wie, wann und wo, ist ungerecht, denn niemand hat es verdient, schlecht behandelt zu werden.
Gewalt an Frauen kommt überall vor, unabhängig von Nationalität, geographischer Lage, kulturellem Niveau, von Rasse, Klasse oder Ideologie.
In Indien wird Gewalt schon an Neugeborenen begangen. Ist es denn fair kleine Mädchen umzubringen, nur weil man sich die Mitgift nicht leisten kann? Die Armut ist so schlimm, dass gemordet wird und das sogar ganz legal. Denn ein Kind, das bis zum fünften Tag nach der Geburt stirbt, wird immer noch als Todgeburt angesehen! Für die Menschen dort ist das Alltag. Ihnen bleibt oft keine andere Wahl. Trotzdem ist es erschreckend und eindeutig ein Gewaltverbrechen!
Doch gerade in Indien werden nicht nur kleine Kinder sondern auch erwachsene Ehefrauen getötet. Seit nicht allzu langer Zeit ist es verboten, es wird aber immer noch praktiziert. Stirbt ein Mann, so wird seine Frau an lebendigem Leib mit ihm verbrannt. Denn eine Frau ohne Mann ist in dieser Kultur nichts wert!
In vielen Ländern und Religionen beherrschen solche Gedanken noch immer die Menschen. Eine Frau ist zwar gut genug um den Haushalt zu machen, um zu kochen, zu dienen und Kinder zu bekommen, aber mehr als dies ist sie schon lange nicht mehr!
Besonders schlimm ist die Umgangsform mit Frauen zu Zeiten des Krieges. Es ist unvorstellbar, was diese Frauen durchmachen müssen, an Demütigungen, Praktiken, Strafen, Isolation, Diskriminierung und Krankheiten.
Frauen wurden im Krieg zu Prostitution gezwungen. Die Motivation der Männer sollte mit einem Besuch bei einer Prostituierten gefördert, seine Stimmung angehoben werden. Die Frauenkörper wurden zur Steigerung männlicher Leistungsbereitschaft verwendet. War die sexuelle Attraktivität verbraucht, waren sie schwanger oder krank, wurden sie durch frische Frauen ausgetauscht und kamen zurück in Lager. Dort wurden sie erschossen, vergast oder sie starben an Geschlechtskrankheiten oder den Folgen einer Abtreibung. In den seltensten Fällen wurden die Frauen freigelassen, wie es ihnen versprochen wurde.
Doch auch heute kommt es oft genug zu Zwangsprostitution, was vom Gericht mit nur 6-12 Monaten Gefängnis bestraft wird. Doch auch diese Menschen haben ein Leben zerstört und ich bin der Meinung, dass sie härter bestraft werden sollten!
Der Zwangsprostitution gleichzusetzen ist die Vergewaltigung, die aber jeden Tag und überall geschieht. Vergewaltigung ist sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen und damit absolute Missachtung ihrer körperlichen und persönlichen Intimität.
Das schlimme daran ist, dass sie wirklich andauernd passiert. Vergewaltigt wird nicht nur in dunklen Parkanlagen, sondern auch am Arbeitsplatz, in der Nachbarswohnung sowie in der eigenen Wohnung, sogar im ehelichen Schlafzimmer. Auch sind Vergewaltiger meist keine Unbekannten, sondern Bekannte, Freunde oder Ehemänner, also aus dem sozialen Umfeld der Opfer.
In der öffentlichen Meinung gilt Vergewaltigung als Sexverbrechen, dabei hat sie mit Sex, geschweige denn mit Liebe nichts zu tun, denn wenn ich jemandem eine Pfanne über den Kopf schlage, hat das auch nichts mit Kochen zu tun!
Vergewaltigung ist meiner Meinung nach eines der schlimmsten Dinge, die einer Frau überhaupt passieren können und die Männer, die das tun, sehen es meist als Nichtigkeit an. So hat ein Mann einmal, als er vor Gericht stand, ganz locker gesagt: ,,Ich weiß nur noch, dass ich der zwanzigste war, dass ihr Haar verklebt, dass sie ekelerregend und voller Sperma war, und dass ich sie am Ende getötet habe. Mit 5 Kugeln in den Bauch."
Ein großer Irrtum besteht auch darin, dass man diese Männer als Triebtäter bezeichnet, was überhaupt nicht stimmt, denn 75% planen ihr Verbrechen schon einige Zeit vor. Es geht hier absolut nicht um ein sexuelles Verlangen, sondern rein um Machtausübung. Das Gericht bestraft solch schwere Verbrechen oft viel zu harmlos. Denn für schwere Drohung und schwere Gewalt die zum Beischlaf führt bekommt der Täter nur 1-10 Jahre. Kommt es dabei zum Tod der Frau kann er auch mit 10 Jahren bis höchstens 20 Jahren davonkommen.
Vergewaltigung ist ein Gewaltverbrechen, das bei den Betroffenen einen schweren Schock auslöst. Dieser Schock zeigt sich auf ganz verschiedene Arten: Einige Frauen, brechen ständig zusammen und weinen, sind aufgelöst, andere wirken nach außen hinaus erstarrt und leer. Viele Frauen empfinden Angst, Erniedrigung, Scham, Schuld und Beschmutzung. Einige fühlen Wut und Hass. Einige Frauen schweigen auch ganz über die Vergewaltigung und versuchen sie zu verdrängen.
Vergewaltigung hat aber viele schwere, physische und psychische Folgen:
Es kommt zu akuten Verletzungen, bleibenden gesundheitlichen Schäden, Geschlechtskrankheiten, ungewollten Schwangerschaften und damit oft zu verpfuschten Abtreibungen, dem Ausbleiben der Menstruation und somit auch zur Sterilität.
Doch neben den körperlichen Folgen, sind die psychischen oft noch viel schlimmer. Frauen, die unter einer Vergewaltigung leiden mussten, leiden unter Depressionen und Selbstmordgedanken. Sie haben oft Abscheu gegen Sexualverkehr, ein gestörtes Verhältnis zur Familie und ins besondere zu den Kindern. Doch das Schlimmste für sie ist neben dem Schmerz der Erinnerung das Schweigen. In unserer Gesellschaft ist es ein Tabu darüber zu reden und oft wird den Frauen eingeredet, dass es ihre Schuld gewesen sei. Doch eine Vergewaltigung ist nie die Schuld einer Frau, denn jeder hat das Recht sich zu Tages- und Nachtzeit überall aufzuhalten und die Kleidung zu tragen, die einem gefällt. Denn kein Mensch darf sich daraus irgendwelche Rechte für sich ableiten!
Diese Verbrechen werden von Männern begangen, von Männern vertuscht, verharmlost und ignoriert. Aber es war und bleibt ihre Schuld!!
Um Frauen zu helfen, an denen Gewalt verübt wurde, gibt es den Frauen-Notruf. Etwa 10 Mitarbeiterinnen, die Tag und Nacht zur Verfügung stehen, versuchen Frauen zuerst am Telephon und dann in persönlicher Beratung zu helfen. Diese Beratung erfolgt auf psychologischer und juristischer Ebene. Die Mitarbeiterinnen, die alleine von der Stadt Wien finanziert werden, begleiten die Opfer zur Polizei und zum Gericht.
Alleine in den letzten drei Jahren gab es 12500 Anrufe, von denen 8600 zu weiteren Gesprächen kamen. Diese Frauen riefen an um Vergewaltigung, Gewalt in der Beziehung, sexuellen Missbrauch, Psychoterror und sexuelle Belästigung zu melden.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Rede "Rede 2000 - Gewalt an Frauen"?
Die Rede thematisiert Gewalt gegen Frauen in verschiedenen Formen und Kontexten, von Misshandlung und Vergewaltigung bis hin zu kulturell bedingten Praktiken und Kriegssituationen. Sie beleuchtet die Ursachen, Folgen und die mangelnde Ahndung solcher Verbrechen.
Wie definiert die Rede Gewalt gegen Frauen?
Gewalt beginnt dort, wo Frauen zu Dingen gezwungen werden, die sie nicht wollen, angefangen bei unerwünschten Berührungen und Blicken bis hin zu Vergewaltigung und Mord.
Welche Beispiele für Gewalt gegen Frauen werden in der Rede genannt?
Die Rede nennt Kindstötung in Indien aufgrund von Armut, Witwenverbrennung, Zwangsprostitution in Kriegszeiten, Vergewaltigung im Alltag (sowohl durch Fremde als auch durch Bekannte) und sexuelle Belästigung.
Welche Folgen von Vergewaltigung werden in der Rede hervorgehoben?
Vergewaltigung hat sowohl physische (Verletzungen, Geschlechtskrankheiten, ungewollte Schwangerschaften) als auch psychische Folgen (Depressionen, Selbstmordgedanken, gestörtes Verhältnis zur Familie, Abscheu gegen Sexualverkehr).
Wie wird die Rolle der Gesellschaft bei Gewalt gegen Frauen kritisiert?
Die Rede kritisiert, dass Gewaltverbrechen oft verharmlost, vertuscht oder ignoriert werden und dass Frauen oft die Schuld an der Gewalt gegeben wird. Zudem wird die mangelnde Ahndung von Tätern durch die Justiz kritisiert.
Welche Hilfsangebote für Frauen, die Gewalt erfahren haben, werden erwähnt?
Die Rede erwähnt den Frauen-Notruf in Wien, der psychologische und juristische Beratung anbietet und Frauen zur Polizei und zum Gericht begleitet.
Welche Rolle spielt Macht in der Rede?
Die Rede betont, dass Vergewaltigung nicht in erster Linie ein Sexualverbrechen ist, sondern ein Akt der Machtausübung und Kontrolle über Frauen.
Welche Forderung erhebt die Rede am Ende?
Die Rede schließt mit dem Traum einer Welt ohne Gewalt gegen Frauen, wohlwissend um die Schwierigkeiten, diesen Traum zu verwirklichen.
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- Caroline Kleemann (Author), 2000, Die Rechte der Frauen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/98242