In der Arbeit geht es um die finanzwirtschaftlichen Probleme kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Relevanz des Themas ergibt sich aus dem höchsten Anteil, den kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an allen Unternehmen haben. Sie tragen zu einem Drittel zum Gesamtumsatz aller Unternehmen in Deutschland bei. In den meisten Wirtschaften sind sie der Wachstumsmotor und spielen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und Innovationen eine große Rolle.
Die zentrale Forschungsfrage, die im Rahmen dieser Arbeit beantwortet werden soll, ist, welche Faktoren zu Problemen in der Kapitalbeschaffung von KMU führen. In dieser Arbeit wird dies anhand der Beschaffung von Fremdkapital dargestellt.
Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick zu geben, wo für KMU die Gründe für Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung liegen, so dass darauf aufbauend in anderen Arbeiten Handlungsempfehlungen gegeben werden können.
Für die Untersuchung wird die vorhandene Literatur herangezogen und die Kapitalbeschaffung in der Praxis vorgestellt. Neue Finanzierungsformen und -anbieter sind in den letzten Jahren stark gewachsen, aber in der wissenschaftlichen Literatur nur im Anfangsstadium untersucht. Die Forschung nimmt zu, aber das Thema ist noch nicht umfassend erforscht, da der Zugang zu Daten schwierig ist. Die meisten Untersuchungen haben ein Finanzierungsinstrument im Fokus und keine ganzheitliche Herangehensweise, in der die Instrumente als Ergänzung anstelle als Ersatz betrachtet werden.
Für das Thema werden zuerst die kleinen und mittleren Unternehmen eingeordnet und ihre finanzielle Situation dargestellt, um dann theoretische Grundlagen der Finanzierung bezogen auf KMU vorzustellen. Im Anschluss werden allgemeine Probleme und Einflussfaktoren der Kapitalbeschaffung erläutert. Welche Herausforderungen es bei drei Arten der Kapitalbeschaffung für KMU gibt, wird im 3. Kapitel betrachtet. Nachfolgend wird die Vorgehensweise der Kapitalbeschaffung in der Praxis gezeigt. Abschließend werden die Erkenntnisse zusammengefasst sowie ein Ausblick auf weitere Fragen gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Begriffsabgrenzungen
2.1 Definition KMU und ihre Finanzsituation
2.2 Grundlagen der Finanzierung von KMU
2.3 Probleme bei der Kapitalbeschaffung und Einflussfaktoren
3 Kapitalbeschaffungsalternativen
3.1 Bankkredit
3.2 Öffentliche Fördermittel
3.3 Mezzanine Kapital
3.4 Kapitalbeschaffung in der Praxis
4 Zusammenfassung und Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Investitionsfinanzierung: Verteilung der Finanzierungsquellen von mittelständischen Unternehmen in Deutschland von 2006 bis 20164
Abkürzungsverzeichnis
KMU kleine und mittlere Unternehmen
1 Einleitung
In der vorliegenden Arbeit geht es um die finanzwirtschaftlichen Probleme kleiner und mittlerer Unternehmen. Die Relevanz des Themas ergibt sich aus dem höchsten Anteil den kleine und mittlere Unternehmen (KMU) an allen Unternehmen haben (Statistisches Bundesamt, 2017, o.S.). Sie tragen zu einem Drittel zum Gesamtumsatz aller Unternehmen in Deutschland bei. In den meisten Wirtschaften sind sie der Wachstumsmotor (vgl. Degryse et al., 2012, S. 431) und spielen bei der Schaffung von Arbeitsplätzen und Innovationen eine große Rolle (vgl. Ipinnaiye et al., 2017, S. 883).
Die zentrale Forschungsfrage, die im Rahmen dieser Arbeit beantwortet werden soll, ist, welche Faktoren zu Problemen in der Kapitalbeschaffung von KMU führen. In dieser Arbeit wird dies anhand der Beschaffung von Fremdkapital dargestellt.
Ziel der Arbeit ist es, einen Überblick zu geben, wo für KMU die Gründe für Schwierigkeiten bei der Kapitalbeschaffung liegen, so dass darauf aufbauend in anderen Arbeiten Handlungsempfehlungen gegeben werden können.
Für die Untersuchung wird die vorhandene Literatur herangezogen und die Kapitalbeschaffung in der Praxis vorgestellt.
Neue Finanzierungsformen und -anbieter sind in den letzten Jahren stark gewachsen, aber in der wissenschaftlichen Literatur nur im Anfangsstadium untersucht (vgl. Block et al., 2018, S. 240). Die Forschung nimmt zu, aber das Thema ist noch nicht umfassend erforscht, da der Zugang zu Daten schwierig ist. Die meisten Untersuchungen haben ein Finanzierungsinstrument im Fokus und keine ganzheitliche Herangehensweise, in der die Instrumente als Ergänzung anstelle als Ersatz betrachtet werden (vgl. Block et al., 2018, S. 248).
Für das Thema werden zuerst die kleinen und mittleren Unternehmen eingeordnet und ihre finanzielle Situation dargestellt, um dann theoretische Grundlagen der Finanzierung bezogen auf KMU vorzustellen. Im Anschluss werden allgemeine Probleme und Einflussfaktoren der Kapitalbeschaffung erläutert. Welche Herausforderungen es bei drei Arten der Kapitalbeschaffung für KMU gibt wird, im 3. Kapitel betrachtet. Nachfolgend wird die Vorgehensweise der Kapitalbeschaffung in der Praxis gezeigt. Abschließend werden die Erkenntnisse zusammengefasst sowie ein Ausblick auf weitere Fragen gegeben.
2 Begriffsabgrenzungen
2.1 Definition KMU und ihre Finanzsituation
Der Bolton Report lieferte 1971 eine Definition anhand qualitativer und quantitativer Kriterien von KMU. Eine aktuellere quantitative Definition erschien von der Europäischen Union (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 557–558).
In der Empfehlung der EU von 1996 sind Unternehmen klein bis mittelgroß, wenn sie den Kriterien weniger als 250 Angestellte und weniger als 40 Mio. € Forderungen oder weniger als 27 Mio. € Betriebsvermögen entsprechen. Zudem müssen sie unabhängig sein, d.h. nicht mehr als 25 % Gesamtbeteiligungen gehören anderen Unternehmen, außer diese sind selber KMU (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 124). Im Jahr 2003 hat die Europäische Union die Empfehlung mit höheren Finanzzahlen angepasst. Sie sieht in ihrer aktuellen Definition Firmen mit weniger als 250 Angestellten und weniger als 50 Mio. € Umsatz oder weniger als 43 Mio. € Bilanzsumme und vorhandener Unabhängigkeit, indem sie weniger als 25 % Anteile an anderen Unternehmen besitzen, als KMU (vgl. The Commission of the European Communities, 2003, o.S.).
Qualitative Kriterien stellt das IfM-Modell dar (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 557f.). Dieses definiert Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern und weniger als 50 Mio. € Jahresumsatz als KMU (vgl. Institut für Mittelstandsforschung, 2016, o.S.).
Die Wissenschaft bezieht sich bei KMU auf die aktuelle Definition der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2003. Auch diese Arbeit bezieht sich auf diese Definition.
KMU bilden den größten Anteil der Unternehmen und haben einen großen Anteil am wirtschaftlichen Wachstum und bei der Schaffung von Arbeitsplätzen. Am Anfang sind die meisten Unternehmen klein und verfolgen dann unterschiedliche Wachstumsziele. Dies kann entweder das Ziel größere Marktmacht und Gewinn sein oder sie wollen eine Nische abdecken und ihre Größe behalten. Aber auch eine beachtliche Anzahl zieht ein gemäßigtes Wachstum vor, um den damit einhergehenden Problemen weiterhin gewachsen zu sein (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 561).
Die Finanzsituation von KMU unterscheidet sich wesentlich in den folgenden Punkten von Großunternehmen. Im Verhältnis zum Gesamtvermögen haben sie ein geringes Anlagevermögen, ein höheres Verhältnis von Lieferverbindlichkeiten, ein wesentlich höheres Verhältnis von aktuellen Verbindlichkeiten (besonders kurzfristige Bankverbindlichkeiten). Außerdem sind KMU auf einbehaltene Gewinne stark angewiesen, um Finanzanlagen tätigen zu können. Die überwiegende Mehrheit ihrer zusätzlichen Finanzmittel stammt mit durchschnittlich knapp 34 % in einem Zeitraum von 10 Jahren von Banken (Abbildung 1) wodurch sie finanziell risikoreicher sind. Auch durch ihre relativ hohe Quote von Fremdkapital zu Eigenkapital sowie durch ihre höheren Ausfallraten unterscheiden sie sich von Großunternehmen (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 87–88).
Abbildung 1: Investitionsfinanzierung: Verteilung der Finanzierungsquellen von mittelständischen Unternehmen in Deutschland von 2006 bis 2016
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: KfW (Statista), 2017
Für das geringe Anlagevermögen ist ein möglicher Grund in der Branchenneigung zu sehen, die bei KMU höher in der Dienstleistungsbranche ist und in welcher eine geringere Notwendigkeit von Anlageinvestitionen besteht.
Kleine Unternehmen besitzen durch ihre meist kürzere Erfolgsgeschichte und Größe eine geringere Marktmacht mit den Folgen, dass sie finanziell mehr von Gläubigern eingeschränkt sind und ein kürzeres Zahlungsziel haben. Dies führt zu einer Abhängigkeit von internen Finanzquellen und kurzfristigen Verbindlichkeiten. Als Kreditnehmer spiegelt sich dies in einer kleineren Kreditvergabesumme durch die Banken und einem höheren Verschuldungsgrad wieder (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 87f., López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 118).
Der große Anteil kurzfristiger Bankverbindlichkeiten zeigt auch, dass die Möglichkeiten für KMU zu Wachsen gering sind. Größere Unternehmen passen ihren Umsatz den zu erwarteten Kosten an, während bei KMU der Umsatz stärker schwankt. Speziell wenn ein Neuling ein KMU führt unterliegen diese stärkeren Veränderungen. Die KMU sind noch unbeständiger und bieten damit ein höheres Risiko einer Zahlungsunfähigkeit (Cressy, Olofsson, 1997, S. 87f.).
KMU werden normalerweise nicht am Kapitalmarkt geführt. In den meisten Fällen gibt es einen Unternehmensinhaber, der die Firma eigenständig, ohne Teilung der Kontrolle, führen möchte. Dies führt zu Informationsasymmetrien, welche bei der Finanzmittelbeschaffung ausgeglichen werden müssen. Das Unternehmen muss diese Asymmetrien durch Datenweitergabe aller nicht öffentlich zugänglichen Informationen, die die Bank benötigt, beseitigen. Dies ist mit personellen und zeitlichen Kosten für das Unternehmen verbunden (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 118).
Auswirkungen auf die Entwicklung von KMU haben das Management, die Fähigkeiten der Mitarbeiter und der Zugang zu Finanzmitteln. Das Management, genauer der Unternehmer selber, spielt hinsichtlich Management- und Teamfähigkeiten, Strategieformulierung und der Unternehmensvision ebenfalls eine Rolle im Zugang zu Finanzmitteln (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 91ff.).
2.2 Grundlagen der Finanzierung von KMU
Nach Myers und Majluf wählen Firmen, entsprechend der Hackordnungstheorie, ihre Finanzquellen unter unsymmetrischer Informationsverteilung der Unternehmen und der Kreditgeber in einer Reihenfolge, welche die Beeinträchtigung und Eigentümerverwässerung mindert (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 87, Degryse et al., 2012, S. 431f.).
Geldgebern von außen liegen weniger Informationen, auch bezüglich der Zukunftsaussichten, als den Unternehmern vor. Der Ausgleich dieser unterschiedlichen Informationen ist mit Kosten verbunden. Andere Kosten werden durch die Bereitstellung von Sicherheiten verursacht. Sicherheiten können aufgrund der unterschiedlichen Informationen falsch bzw. unterbewertet werden. Damit stehen Finanzquellen mit den geringsten Informationskosten, welche gleichzeitig weniger Risiko beinhalten, ganz oben in der Reihenfolge der möglichen Finanzquelle (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 122ff.).
Aus diesem Grund werden zuerst interne Quellen wie Lieferverbindlichkeiten und einbehaltene Gewinne vor Bankkrediten und Eigenkapital von außen verwendet (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 87). Gewinne werden zur teilweisen Reduktion von kurzfristigen Verbindlichkeiten genutzt und langfristige Verbindlichkeiten erhöht, wenn die Unternehmen wachsen wollen. Erst wenn interne Finanzierungsquellen erschöpft sind, werden laut Hackordnungstheorie langfristige Verbindlichkeiten verwendet (vgl. Degryse et al., 2012, S. 431f.).
Eine andere Theorie, die Trade-Off Theorie der Kapitalstruktur besagt, dass Unternehmen nach der für sie besten Kapitalstruktur suchen und bei der Aufnahme jedes weiteren Finanzmittels die Vor- und Nachteile abwägen (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 118). Somit wiegen Unternehmen die Steuervorteile bei Verbindlichkeiten und die notwendigen finanziellen Kosten ab. Diese Kosten steigen mit dem Leveragegrad (vgl. Degryse et al., 2012, 431, 433).
López-Gracia und Sogorb-Mira kamen in ihrer Studie, welche die beiden Theorien im Hinblick auf die Erklärung des finanziellen Verhaltens von KMU untersucht hat, zum Ergebnis, dass die Trade-off Theorie das Verhalten besser beschreibt (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 122ff.). Anhand der Trade-off Theorie zeigt sich, dass hohe Transaktionskosten eine Einflussgröße sind. Diese Kosten entstehen durch Agenturprobleme und Einschränkungen im Kapitalmarkt. Ebenfalls wurde belegt, dass interne Finanzierungsquellen nach der Hackordnungstheorie die Hauptfinanzierungsquelle sind. Wachstumsmöglichkeiten, interne Ressourcen sowie Alter und Größe der KMU spielen bei der Entscheidung über die Finanzierungsquelle eine Rolle und haben somit indirekt Auswirkung auf die Kapitalstruktur (vgl. López-Gracia, Sogorb-Mira, 2008, S. 133).
Ein anderes Prinzip, die Finanzstruktur zu erklären, ist das Fristenkongruenz Prinzip. Laut diesem werden langfristige Anlagen mit langfristigen Verbindlichkeiten finanziert (vgl. Degryse et al., 2012, S. 432).
2.3 Probleme bei der Kapitalbeschaffung und Einflussfaktoren
Für KMU liegen Hauptgründe für eine schwierige Kapitalbeschaffung u.a. im kleineren Einkommen und Cashflow sowie Informations- und Agenturproblemen (vgl. Block et al., 2018, S. 239). KMU melden nur wenige Daten an die Öffentlichkeit. Dadurch sind Daten über einzelne Unternehmen für Finanzgeber schwer zu finden (vgl. Degryse et al., 2012, S. 432). Die Informationsasymmetrie zwischen Kunde und Anbieter finanzieller Dienstleistungen besteht hinsichtlich des unvollständigen Wissens des Kreditgebers, ebenso weiß der Einzahler nicht über das wirkliche Verlustrisiko des eingezahlten Geldes Bescheid (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 565).
Zudem bevorzugen Eigentümer ihre Kontrolle zu behalten, die Finanzierung mit Eigenkapital bildet eine genutzte Option (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 561f.). Dies umfasst auch ein kleineres Wachstumsniveau bzw. der nicht vorhandene Wachstumswille (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 90). Ist ein Wachstumswille vorhanden, ist zwar das Bewusstsein vorhanden, dass Wachstum nicht möglich ist, wenn die Kontrolle behalten wird, aber die Firmen sind nicht zur Abstimmung mit externen Eigenkapitalgebern, die eine Rolle im Unternehmen spielen, bereit. Für das Beschaffen von Geldmitteln hat dies zur Folge, dass sie eher das Geschäft verkaufen als neue Miteigentümer aufzunehmen. Dies zeigt sich auch in der Präferenz lieber Fremdkapital aufzunehmen (vgl. Cressy, Olofsson, 1997, S. 90). Es stellt sich die Frage, wie sehr Unternehmensgründungen sich darauf beharren, da sie auf Geld und Beratungshilfe und eventuell Mitunternehmer angewiesen sind, um ihr Unternehmen zu starten.
Begrenzte Finanz-, Personal- und Produktionsquellen führen bei KMU zu Herausforderungen für die Finanzierung (vgl. Walker, Scholz, 2012, S. 561f.). Ebenfalls dadurch begrenzte Wachstumsaussichten, kleinere Produktvielfalt und geringere Produktentwicklung haben eine begrenzte Finanzierungsbreite und ‑zugang zur Folge und führen damit zu einer Abhängigkeit auf einbehaltene Gewinne, Lieferkredite und eine Bank. Für KMU ist es schwerer Skalenvorteile bei der Kreditbeschaffung, Steuervermeidung und Finanzüberwachung zu realisieren (vgl. Cressy, Robert, Christer, 1997, S. 89ff.).
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