Immer mehr junge Erwachsene im Alter von 18 bis 24-Jahren wohnen im Jahre 2015 noch gemeinsam mit ihren Eltern in einem Haushalt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, ist der Anteil noch zu Hause lebenden jungen Erwachsenen in den letzten 10 Jahren gestiegen. Diese Arbeit stellt Ergebnisse einer qualitativen Forschung zu den Ursachen vor.
Anhand von halbstandardisierten Interviews wird festgestellt, in welcher Beziehung beide Generationen in einem Haushalt stecken und wie das Zusammenleben für die jungen Erwachsenen wahrgenommen wird. Die Versuchspersonen werden nach festgelegten Themenblöcken erfragt und die Ergebnisse werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring miteinander verglichen und ausgewertet. Die Forschung beginnt mit einem theoretischen Hintergrund und folgt mit der ausgewählten Methode. Zuletzt werden die genannten Inhalte in Kapitel 4 zusammengefasst und ein Ausblick formuliert.
Inhalt
1. Einführung
2. Theoretischer Hintergrund
2.1 Der Begriff „Generation“
2.2 Generationenbeziehung - Was ist damit gemeint?
2.3 Unterschiede der beiden Generationen
2.4 Können junge Erwachsene noch bei den Eltern leben?
3 Methode
3.1 Qualitative Forschung
3.2 Untersuchungsdesign
3.3 Interviewleitfaden
4 Ergebnisse
4.1 Datenaufbereitung und -auswertung
4.2 Ergebnisse des Interviews
4.3 Kritische Reflexion anhand der Gütekriterien
5 Fazit und Ausblick
6 Literaturverzeichnis
7 Anhänge
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Statistik
Abbildung 2: Wann ziehen Kinder bei den Eltern aus?
1. Einführung
Zahl der Woche
Gut sechs von zehn jungen Erwachsenen leben noch bei den Eltern
Abbildung 1: Statistik
Immer mehr junge Erwachsene im Alter von 18- bis 24-Jahren wohnen im Jahre 2015 noch gemeinsam mit ihren Eltern in einem Haushalt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, ist der Anteil noch Zuhause lebenden jungen Erwachsenen in den letzten 10 Jahren gestiegen. Dieser Beitrag stellt Ergebnisse einer qualitativen Forschung zu den Ursachen vor. Anhand von halb-standardisierten Interviews wird festgestellt, in welcher Beziehung beide Generationen in einem Haushalt stecken und wie das Zusammenleben für die jungen Erwachsenen wahrgenommen wird. Die Versuchspersonen werden nach festgelegten Themenblöcken erfragt und die Ergebnisse werden mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring miteinander verglichen und ausgewertet. Die Forschung beginnt mit einem theoretischen Hintergrund und folgt mit der ausgewählten Methode. Zuletzt werden die genannten Inhalte in Kapitel 4 zusammengefasst und ein Ausblick formuliert.
2. Theoretischer Hintergrund
1.1 Der Begriff „Generation"
Bevor die vorliegende Arbeit näher auf die Generationenbeziehungen eingeht, ist es wichtig darzulegen, dass „Generation“ in unterschiedlichen Bedeutungsfacetten verwendet werden kann. Eine systematische Erläuterung der Grundbegriffe einer Generationenanalyse findet sich in dem von Lüscher et al. (2010) zusammengestellten Kompendium „Generationen, Generationenbeziehungen, Generationenpolitik". Generation ist im Sinne der Generationenabfolge innerhalb von Familien- und Verwandtschaftssystemen zu verstehen.
Generationenbeziehungen sind in dieser Betrachtung gleichzusetzen mit „innerfamili- alen“ Beziehungen, die in der Regel durch wechselseitige Verbundenheit ausgezeichnet sind. Aber auch der Begriff „Generationenkonflikt“ hat oft dieselbe Bedeutung. Indem die Generation der Kinder bei Erreichen des Jugend- oder frühen Erwachsenenalters, in ihrem Kampf um Autonomie, als die rebellierende Gruppe gegen die Generation der Eltern wahrgenommen wird.
1.2 Die Bedeutung der Generationenbeziehung
Solidarität in der Familie zeigt unter anderem die Verlässlichkeit in den gelebten Beziehungen zueinander. Das Konzept der Solidarität beruht sich auf der weit verbreiteten Vorstellung. Die Bedeutung von Generationenbeziehungen messen sich daran, welchen Beitrag zu dem gesellschaftlichen Zusammenhalt geleistet wird.1 In die Vielfalt von generationenspezifischen Rollen- und Leistungsmustern sind Erwartungen eingeschrieben, wie sie bei der gemeinsamen Gestaltung des Familienalltags und dem Geben und Nehmen von gegenseitiger Hilfe und Unterstützung zu beobachten sind. Insofern müssen die „sorgenden Generationenbeziehungen“ und das Miteinander und Gegeneinander der Generationen im Spannungsfeld von Eigeninteresse und Solidarität2 aus der jeweiligen Sicht aller Beteiligten untersucht werden.
Die verschiedenen Altersgruppen sind mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben konfrontiert und verfolgen unterschiedliche Ziele. Es geht hierbei, um die Lebensführung der Kinder und den Wunsch der Eltern sie weiterhin auch gegen deren Willen beeinflussen zu wollen.3
Was im Zusammenleben als wünschenswert anerkannt wird und welche Ansprüche die Angehörigen der einzelnen Generationen wechselseitig aneinanderstellen, kann zwischen Generationen stark abweichen und sich in unausgesprochenen Konflikten manifestieren.
1.3 Unterschiede der beiden Generationen
Ob der junge Erwachsene noch Zuhause lebt, entscheidet größtenteils der Umgang mit Differenzen zwischen Eltern und Kindern. Junge Leute wollen Freiheit, Neues erfahren, Aufregendes erleben und tolerant gegenüber Verantwortung sein. Während die ältere Generation Wert auf die Bestimmung der Pflichten und Disziplinen innerhalb der Familie legen (Alida Gundlach).4
Doch was kann man miteinander für die junge Generation tun? Zum einen ist es wichtig die Motivation am Leben zu erhalten. Die jungen Erwachsenen brauchen Konsequenzen und einen Halt gebenden Rahmen, aber keine falschen Töne. Stattdessen genügt es oft, selbst etwas vorzumachen, um zum Mitmachen zu bewegen. Mögliche Beispiele sind:
- Fähigkeiten statt Fehler suchen
- In Stärken investieren
- Echtes Lob für echte Leistung aussprechen
Dabei vermittelt man auch der jungen Generation die Wertschätzung. Denn ohne dieses Gefühl können Halbwüchsige kaum Selbstvertrauen aufbauen. Je mehr ihnen Entscheidungsfreiheit, Selbstständigkeit und Verantwortung gefördert wird, desto sicherer wird ein junger Mensch. Es ist dabei nicht verkehrt die eigenen Wert-vorstellungen deutlich zu machen. Zum Beispiel soziale Gerechtigkeit, Verantwortung für die Schöpfung und ein Handeln im Sinn nachhaltiger Entwicklung. Wenn Jugendliche in der Lage sind, ihre eigenen Bedürfnisse mit anderer Menschen ins Gleichgewicht zu bringen, erlangen sie soziale Kompetenz, die laut Untersuchung 80 % der späteren Berufsqualifikation ausmacht.5
1.4 Können junge Erwachsene noch bei den Eltern leben?
Jeder Mensch durchläuft in seinem Leben die Phase vom Kind zum Erwachsenen. Der Auszug vom Elternhaus bringt manche Probleme mit sich. Doch warum ist dieser Schritt so wichtig für die Entwicklung junger Erwachsener? Er dient jungen Erwachsenen dazu, sich neu zu orientieren und ihr Leben in einem sozialen Verbundsystem so zu entwickeln, dass ein gewisses Maß an Eigenständigkeit aber gleichzeitig an sozialer Eingebundenheit möglich ist. Wissen junge Erwachsene nicht was sie wollen, suchen sie permanent nach schnellen kurzfristigen Ablenkungen. Dafür ist das Internet zum Beispiel gut. Dies ist sehr viel unterhaltsamer als ein langfristiger Lern- und Arbeitsprozess. Dazu kommt ein gewisser Wohlstand hinzu. Sehr viele Mittelschichtskinder wachsen mit einem Gefühl der permanenten Versorgtheit auf. Die Zielstrebigkeit, sich Aus- bzw. Fortzubilden, kann dabei verloren gehen. Das wiederum führt zu einer Art Wohlstandsverwahrlosung: der zentrale Teil, aus Angst vor nicht ausreichendem finanziellem Einkommen und die Sehnsucht, Sicherheit zu schaffen, fällt möglicherweise weg.6
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Wann ziehen Kinder bei den Eltern aus?
Wie aus Abbildung 2 zu sehen ist, zeigt die Statistik, dass 50% dem jungen Erwachsenen in den mittleren 20 Jahren. Um also auf die Frage Zurück zu kommen „Können junge Erwachsene noch bei den Eltern leben?“ lautet die Antwort: Ja, für die Allgemeinheit gesprochen, fällt es junge Erwachsene schwer aus dem Elternhaus auszuziehen, da sie Luxus gewohnt sind. Individuell betrachtet kann es jedoch, wie in den meisten Fällen, Abweichungen geben. Dazu spielen die Lebensweisen, die familiäre Atmosphäre (Konflikte und Wir-Gefühl) sowie die finanzielle Sicherheit der Eltern eine große Rolle.
2 Methode
2.1 Qualitative Forschung
Ziel der qualitativen Forschung ist es ein umfassendes und zugleich systematisches Verständnis der Probanden in ihrem realen Umfeld zu erlangen, wobei sie auf die subjektive Wahrnehmung des Forschers als Bestandteil der Erkenntnis zurückgreift.7 Das Ergebnis soll Antworten zu der Forschungsfrage: „Können junge Erwachsene noch bei den Eltern leben?“ geben. Das Forschungsdesign der Arbeit ist an die Einzelfallforschung angelehnt, da neben den Individuen auch die Eltern-Kind-Beziehungen betrachtet werden soll. Durch detaillierte und genaue Beschreibung des Miteinanders soll dadurch ein tieferer Einblick in das Zusammenleben gewährt werden. Mithilfe halbstandardisierten Interviews und der folgenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring sollen beide Perspektiven der Situationen vom Alleinleben und dem Zusammenleben mit den Eltern kontrastiert werden.
2.2 Untersuchungsdesign
Die vorliegende Arbeit stützt sich auf problemzentrierte und halbstandardisierte Interviews, wobei der Interviewer den Befragten möglichst frei zu Wort kommen lässt, um einem offenen Gespräch nahe zu kommen. Zentrale Kriterien der problemzentrierten Interviews sind Gegenstandsorientierung und Prozessorientierung.8 Durch immanentes Nachfragen kann eine sehr tief gehende Art der Befragung erreicht werden. Mit einem Interviewleitfaden, der aus Fragen und Erzählanreizen besteht, wurde ein Abriss der im Gespräch abzudeckenden Themen zusammengestellt. Die Interviewten werden auf die Fragestellungen gelenkt, sie sollen jedoch offen erzählen. Mit diesem Interviewleitfaden wird der Vergleich zwischen den Interviewten auch deutlicher. Das Problemzentrierte Interview wählt somit nach Mayring (2002) „(...) den sprachlichen Zugang, um seine Fragestellung auf dem Hintergrund subjektiver Bedeutungen, vom Subjekt selbst formuliert, zu eruieren.“9 Die Gespräche bestehen im Wesentlichen aus drei Teilen: Persönlichen Fragen, Leitfadenfragen, sowie Ad-hoc Fragen (Spontane Fragen des Interviewenden außerhalb des Interviewleitfadens).10
Beide Interviews wurden aufTonband aufgenommen und anschließend in Stichworten transkribiert (siehe Kapitel 8, Anlage 1).
2.3 Interviewleitfaden
Den Interviewten wird zu Beginn Anonymität versprochen, dadurch konnte Vertrauen aufgebaut werden und eine ehrliche und offene Gesprächskultur gefördert werden. Die Schaffung einer vertrauensvollen Atmosphäre war in diesem Kontext wichtig da die Qualität der Analyse von den geteilten Informationen abhängt. Der Leitfaden wurde in vier konkreten Themenblöcken unterteilt:
- Persönliches: Fragen zum Alter, Beruf und zur Partnerschaft
- Das Zusammenleben bzw. Einzug in die eigenen vier Wände: aktuelle Wohnsituation, Vorstellung bzw. Empfinden über den (möglichen) Auszug aus dem Elternhaus
- Familienbeziehung: Fragen über das Zusammenleben, die Beziehung, mögliche Konflikte in der Familie
- Zusammenleben vs. Alleinleben: Vor- und Nachteile des Zusammenlebens und allein
Diese Themenblöcke werden außerdem von einer offener Abschlussfrage abgeschlossen. Mit der Frage: „Gibt es etwas, das Sie noch ergänzen möchten?“ soll dem Interviewten die Möglichkeit gegeben werden, bisher unausgesprochene Gedanken mitzuteilen.
3 Ergebnisse
3.1 Datenaufbereitung und -auswertung
Zur Vorbereitung auf die Interviews und die richtige Fragestellung wurde ein iteratives Vorgehen festgelegt. Hier wurde ein Kategoriensystem entwickelt und im Rahmen einer Probekodierung sukzessiv modifiziert. Anschließend wurde die Probekodierung in seiner Gesamtheit auf das Material angewandt. So konnten Präzisierung zu einzelnen Fragen bzw. neue Fragestellungen ergänzt werden.
Die Ergebnisse der Analyse werden mittels wörtlicher Transaktion in eine vollständige Textfassung überführt. Hierbei wurden Satzbaufehler behoben, der Stil geglättet und wichtige Informationen stichwortartig festgehalten. Das gesamte entstandene Textmaterial bildet die Grundlage für die Ergebnisdarstellung. Diese Technik von Mayring unterstützt das methodisch-kontrollierte Vorgehen bei der Zusammenfassung anhand eines steigenden Abstraktionsniveaus. Das Allgemeinheitsniveau des Materials wird vereinheitlicht.
[...]
1 Vgl. Zinnecker 1997
2 Vgl. Bien 1994
3 Vgl. Bien 1994
4 Alida Gundlach (2010, S.72). Miteinander oder gar nicht
5 Alida Gundlach (2010, S.128 ff.). Miteinander oder gar nicht
6 Rosemarie Nave-Herz (2011, Kapitel 1) Familie heute Wandel der Familienstruktur und Folgen für die Erziehung
7 Vgl. Flick etal. (2005), S. 23
8 Vgl. Witzei (1985)
9 Mayring (2002), S. 68
10 Vgl. ebd. S. 40