Betreten Sie eine Welt, in der industrielle Fragmente zu poetischen Gebilden verschmelzen, wo die Grenzen zwischen Kunst, Architektur und Mathematik verschwimmen. Rolf Gentz' "Zusammengesetzte Gehänge" in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Universität Konstanz sind mehr als nur Dekoration; sie sind ein faszinierendes Zusammenspiel von Form, Farbe und Zahl, eine Meditation über Symmetrie und Asymmetrie. Dieses einzigartige Ensemble aus sechs Einzelobjekten, bestehend aus Tausenden von Industrieteilen, entführt den Betrachter in eine orientalisch anmutende Welt, in der jedes Element eine eigene Geschichte erzählt und doch Teil eines größeren Ganzen ist. Entdecken Sie, wie Gentz Alltagsgegenstände ihrer ursprünglichen Funktion entledigt und ihnen eine neue, ästhetische Bestimmung gibt, wie er durch die Anordnung von Metallkugeln, Holzperlen und filigranen Ketten ein Gefühl von Spiel, Ruhe und Balance erzeugt. Tauchen Sie ein in die Symbolik der Zahlen, die den Werken zugrunde liegt, und lassen Sie sich von der Harmonie und dem meditativen Charakter dieser außergewöhnlichen Kunst am Bau verzaubern. Die "Zusammengesetzten Gehänge" sind ein Blickfang aus jeder Perspektive, ein Spiegelbild der offenen Architektur der Bibliothek und eine Einladung zur Kontemplation. Erleben Sie, wie diese schwebenden Skulpturen Licht in die Köpfe der Besucher bringen und eine Atmosphäre der Konzentration und Inspiration schaffen. Sind es futuristische Flugobjekte, riesige Insekten oder doch Deckenlampen? Die Antwort liegt im Auge des Betrachters, der sich von der Vielschichtigkeit und dem subtilen Humor dieses außergewöhnlichen Kunstwerks gefangen nehmen lässt. Erkunden Sie die filigranen Details und die überraschenden Symmetrien, die sich hinter der scheinbaren Asymmetrie verbergen, und entdecken Sie die Botschaft, die Gentz in diesem Zusammenspiel von Industrieteilen und künstlerischer Vision verbirgt. Kunstliebhaber, Architekturinteressierte und alle, die sich von ungewöhnlichen Perspektiven inspirieren lassen möchten, werden von diesem Werk begeistert sein. Tauchen Sie ein in die Welt von Rolf Gentz und erleben Sie Kunst, die den Raum neu definiert und die Sinne beflügelt. Ein Muss für jeden, der die Universität Konstanz besucht und sich von der Kraft der Kunst am Bau verzaubern lassen möchte.
A.1. Beschreibung
Das zu beschreibende Kunstwerk von Rolf Gentz aus dem Jahre 1976 „Zusammengesetzte Gehänge“, das aus sechs Einzelobjekten besteht, befindet sich in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Universität Konstanz. Alle Objekte bestehend aus Tausenden von Industrieteilen, sind in sich geschlossene Einheiten, die wiederum miteinander ein Ganzes bilden. Im folgenden Text wird auf das im Kunstführer „ Kunst am Bau der Universität Konstanz“ abgebildete Objekt genauer eingegangen, die anderen fünf Kunstobjekte seines Werkes werden nur am Rande erwähnt.
Auf den ersten Blick wirkt das Kunstwerk wie ein großes asymmetrisches Gefüge aus unzähligen Industrieteilen und Holzperlen, dass mit einem senkrechten Betonpfeiler und zwei von diesem, auf verschiedenen Höhen ausgehenden, waagrechten Querbalken verbunden ist. Durch die überwiegend silberne und graue Farbe der Metalle in Verbindung mit den Farben schwarz, weiß, blau und rot, sowie einem einer Sonne ähnelnden Metallrad, sieht das Kunstwerk orientalisch aus. Um das Gehänge genau zu beschreiben, geht man am besten von drei miteinander verbundenen Elementen aus.
Das erste Element bildet die bereits erwähnte ‚Sonne’, in deren Mitte ein Gegenstand hängt, der an eine orientalische Öllampe oder ein Rauchgefäß erinnert. Die ‚Sonne’ besteht aus einem kreisförmig gebogenen Metallrohr, dessen Kreis einen Durchmesser von etwa 1,5 Metern beträgt. An der Außenseite sind fünfzehn ‚Zacken’ in gleichen Abständen befestigt. Diese ‚Zacken’ bestehen aus Metallstäben, auf die kleinere Industrieteile, sowie rote und blaue Holzperlen, gereiht sind. Die etwa 30 Zentimeter langen, strahlenförmig vom Rohr abgehenden ‚Zacken’, sind an diesem durch Schrauben befestigt. Die ‚Sonne’ ist jedoch nicht komplett geschlossen, sondern nur zu 14/15 und nach oben hin geöffnet. Durch die beiden obersten Zacken, die an den äußeren Rohrenden angebracht sind, ist die ‚Sonne’ über zwei Drahtschnüre und Karabinerhaken mit dem unteren der beiden Querbalken verbunden. Das fehlende Stück des gebogenen Rohres wird durch eine Kette mit Perlen ersetzt, an deren Mitte das oben kurz erwähnte Öllampen-ähnliche Metallgefäß hängt. Diese ‚Lampe’ ist so groß, dass sie den inneren Kreis gut ausfüllt. Der Metallkörper der ‚Lampe’ ist zu seiner Mitte hin achsensymmetrisch. An der horizontalen Spiegelebene stehen, zu dieser nach oben und unten versetzt, 21 Stäbe ab. Jeder Stab ist mit je einer roten und einer blauen Holzperle bespickt.
Die ganze ‚Sonnenkonstruktion’, mit der ‚Lampe’ in ihrer Mitte, hängt, wie oben bereits erwähnt, an einem Querbalken, der orthogonal auf einen senkrechten Betonpfeiler trifft. An diesem Pfeiler ist ein weiteres Element des Kunstobjektes angebracht. Drei circa 2,5 Meter lange, mit größeren Industrieteilen ‚befädelte’ Drahtseile sind senkrecht, an drei Seiten des Pfeilers, oben und unten mit Karabinerhaken befestigt. Diese drei identischen Stränge bestehen aus silberfarbigen Metallkugeln, Halbkugeln, zylinderförmigen Metallteilen, runden Scheiben sowie roten und blauen Holzperlen. Die Stränge sind nicht nur identisch, sondern auch symmetrisch zu ihrer jeweiligen Mitte.
Das dritte Element ist eine Verbindung der ersten zwei Elemente, sowie des zweiten Elementes mit dem höheren der beiden Querbalken. Diese Verbindung ähnelt einer geöffneten, überdimensionalen Halskette, die teilweise mehrsträngig ist. Die hier verwendeten Materialien sind überwiegend blaue, rote und schwarze Holzperlen, wie sie auch in den beiden bereits beschriebenen Elementen vorkommen. In der Mitte der ‚Kette’ befindet sich ein Isolator. Das erste und das zweite Element sind durch ähnliche aber kleinere ‚Perlenketten’ verbunden.
Die drei beschriebenen Elemente bilden zusammen eines der sechs Gehänge. Hierbei fallen zwei Sachen besonders ins Auge:
1. Beinahe alle Teile, selbst kleinere Untereinheiten des Objekts lassen sich zu Dreiergruppen, oder Gruppen, die ein Vielfaches von drei bilden, zusammenfügen. So gibt es z.B.: Drei Elemente, drei Stränge des zweiten Elements, dreisträngige Perlenketten, fünfzehn ‚Zacken’ der ‚Sonne’.
2. Das auf den ersten Blick asymmetrisch wirkende Kunstwerk scheint dennoch durch Symmetrie geprägt zu sein: So sind z.B. die Perlen- oder Industrieteilstränge immer symmetrisch zu ihrer Mitte und auch die ‚Öllampe’ besitzt eine waagerechte Spiegelachse.
Das Objekt ist ein Teil des gesamten Kunstwerks, dass aus insgesamt sechs Gehängen besteht. Das beschriebene Werk hängt, zusammen mit vier weitern Objekten, unter einer schrägen Dachfensterfront, in Reihe. Ein weiteres, größeres Objekt befindet sich in einem anderen Teil der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek. Alle Objekte sind auf Grund ihrer Farben und Materialien ähnlich. Sie vermitteln alle den selben orientalischen Charakter.
Die offne Architektur der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek ist dadurch bestimmt, dass auf Mauern innerhalb dieses Teiles der Bibliothek weitgehend verzichtet wurde. Das Kunstwerk fügt sich gut in diese großen „Luftraumzonen“1 ein. In Sichtweite der sechs Objekte befinden sich außerdem, auf Lüftungsschächte und Glasscheiben, gemalte Ornamente. Diese mit Industriefarben, nachträglich von Gentz gemalten Ornamente, vermitteln auf Grund ihrer Form, Farbe und Symmetrie Charakterähnlichkeiten zu den Gehängen.
B. Analyse
Das Werk, dass aus Tausenden von Industrieteilen besteht, hauptsächlich aus hochwertigen Metallen, hat diese Gegenstände aus ihrem früheren funktionalen Kontext „befreit“ und ihnen einen völlig neuen, geistigen Sinn gegeben. Die jetzige Funktion der Güter besteht darin sich selbst zu präsentieren und dennoch mit vielen anderen Gegenständen eine neue Einheit zu bilden. Sie zeigen sich losgelöst von ihrer Funktion in der Industrie. Man könnte meinen die einzelnen Teile wollten einem sagen: „Schau mich an, bin ich nicht schön.“ Der Künstler hat ihnen ein neues Gesicht gegeben, einen neuen Charakter geschaffen. Davor waren sie ein unscheinbares und dennoch notwendiges Teil einer technischen Maschine, z.B. eines Flugzeuges, jetzt sind sie nur sie selbst, allein für das Auge gemacht, eingefügt in ein symmetrisches Ganzes, dessen Funktion alleine in der Betrachtung liegt. Sie wurden zum Nutzen der Ästhetik umfunktioniert.
Die sechs hängenden Objekte, die einen orientalischen Charakter besitzen, sind Ruhepol und Unterhaltung zugleich. Zudem vermitteln sie „Spiel, Ruhe, Balance, Klang [und] Zahl“2. Sie wirken wie ein Mandela, das ebenfalls durch die Symmetrie, die Vielfältigkeit, die angenehm warmen Farben und die schönen Formen zur Konzentration, zum Einklang mit sich selbst verhelfen soll. Der Künstler scheint viel Wert auf diese Symmetrie gelegt zu haben. Nur ein einziges Mal wird diese Symmetrie gebrochen, nämlich bei dem oben genauer beschriebenen Objekt. Hier ist die Kunst sehr stark in die Architektur am Bau eingebunden. Dieses Werk ist, im Gegensatz zu den anderen an drei Pfeilern bzw. Balken aufgehängt. Die anderen fünf sind immer nur an einem Balken befestigt. Durch die Verbindung des Kunstwerks mit dem höheren Querbalken, geht der Künstler mehr als irgendwo anders in seinem Werk auf die Architektur der Umgebung ein. Der Bruch der Symmetrie ist einmalig, nicht störend sondern eher gehaltserweiternd. Diese Asymmetrie, so kann man meinen, bildet eine Brücke zwischen Kunst und Umwelt, über die sich der Betrachter hin und her bewegen kann.
Der Künstler, der ansonsten seine selbst erschaffene, strenge Symmetrie immer einhält, hatte Freude, so scheint es, am Spiel mit den Zahlen. Jedes Werk hat seine eigene Logik, die durch eine Zahl bestimmt ist. So treten bei dem oben genau beschriebenen Kunstobjekt beinahe alle Teile in Dreiergruppe oder in Gruppen eines Vielfachen von drei auf. Jede Zahl hat ihren eigenen Charakter. Es ist ein Unterschied, ob in dem einen Objekt die Drei dominiert, oder in dem anderen die Zahl Vier. Die Vier z.B. lässt sich teilen, trägt also somit automatisch eine Symmetrie in sich. Die quadratische Form wird beinahe zwingend. Drei hingegen hat einen völlig anderen, eigenen Charakter. Sie sträubt sich dagegen durch die Symmetrie eingeschränkt zu werden. Um die Bedeutung der einzelnen Zahlen zu veranschaulichen, bedarf es vielleicht eines Beispieles aus dem Leben:
So macht es doch einen großen Unterschied, ob man einen Urlaub mit zwei, drei, vier oder mehr Personen verlebt. Allein durch die Teilnehmerzahl wird der Urlaub einen spezifischen Charakter bekommen.
Es ist umso erstaunlicher, dass die sechs Objekte ein harmonisches Ensemble bilden und trotzdem jedes Einzelne seinen eigenen Charakter beibehält.
Auffallend ist auch das man das Kunstwerk von Rolf Gentz von mehreren Etagen der Bibliothek aus sehen kann. Es kann also aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Man kann die fünf in einer Reihe hängenden Kunstobjekte sogar durch die schräge Fensterwand von außen anschauen. Von den verschiedenen Standpunkten des Betrachtens aus haben die Objekte verschiedene ‚Gesichter’. Betrachtet man das größte, sich abseits von den anderen befindende Gehänge, sieht dies aus wie ein riesiges Insekt, bzw. eine Spinne eine Qualle, oder gar ein futuristisches Flugobjekt. Aus dieser Perspektive strahlt das Werk etwas Mächtiges, beinahe Ängstigendes aus, etwas, dass es aus einer anderen Ansicht nicht preis gibt. Steht man nun unter dem gleichen Werk, so sieht dies aus wie eine große Deckenlampe. An dieser hängen sogar noch, an jedem der zwölf einzelnen ‚Lampenschirme’, die Schnur zum Anmachen in Form einer Drahtschlaufe. Das Moment des Lichtes findet sich auch in drei der anderen Gehänge wieder. Eins erinnert an einen Kronleuchter, ein anderes an drei orientalische Lampen und das oben Beschriebene an eine Sonne. Das Thema des Lichts lässt sich gut in Einklang mit der Bibliothek bringen. Man könnte meinen, dass die Werke von Gentz mitunter dazu da sind, Licht in die Finsternis der Köpfe der Bibliotheksbesucher zu bringen. Dies tun die Kunstobjekte auf ihre ganz spezielle, zur Konzentration führende Art und Weise. So wird Konzentration einerseits durch die Harmonie, anderseits durch die Ruhe ihrer Ausbalanciertheit erzeugt. Die zwei anderen noch nicht erwähnten Gehänge, erinnern an in Ruhe stehende Windspiele. Bei beiden Kunstobjekten wirken die nach unten hängenden Körper wie exakt ausbalancierte Klangkörper. Bei all diesen Betrachtungen wird deutlich, dass es Gentz um viel mehr, als nur um die Verwirklichung einer einzigen Idee ging. So symmetrisch und harmonisch wie sein Kunstwerk ist, verbirgt es doch mehrere Eigenschaften, die einem erst bei genauer Betrachtung ins Auge fallen. Wir können also resümierend festhalten, dass Rolf Gentz` Werk viele Funktionen und Momente in sich trägt: Es ist auf der einen Seite raumfüllende Dekoration, reine Ästhetik, eingegliedert in die Architektur des Baus. Zum anderen vermittelt es Spiel, Balance, Klang, Licht, Zahl, Ruhe und Konzentration. Dinge, die teilweise widersprüchlich erscheinen, sich aber auch ergänzen können, wie es das Werk, das Rolf Gentz für die Bibliothek Konstanz erschaffen hat, zeigt.
C. Abbildung
Es ist schwer mit einer einzigen Photographie über ein Werk, dass aus sechs einzelnen ‚Unterwerken’ besteht, Aufschluss über die Arbeit des Künstlers zu geben. Einige Eigenschaften des Gesamtwerkes kommen auf dem Photo bereits zur Geltung, besonders weil es sich bei Rolf Gentz` Gehängen immer um eigenständige Werke handelt, die auch alleine stehen könnten. Dennoch muss man jedes einzelne Objekt, das eine Einheit aus unzähligen Teilen bildet, im Zusammenhang mit den fünf anderen betrachten. In diesem Kontext hat es noch mehr Bedeutung, als alleine stehend. Der Photograph hat sich darauf festgelegt nur eines der Gehänge abzubilden, aber dieses dafür genauer zu zeigen. Er hätte auch die fünf in einer Reihe hängenden Objekte zusammen ablichten können. Vermutlich wären sie auf einer solchen Photographie aber ungenau zu sehen gewesen. Eine Photographie ist immer nur eine Kopie von etwas Bestehenden. Bei der Photographie von Kunstobjekten, besonders dreidimensionaler Kunstgegenstände, sollte man darauf achten, dass, die dem Künstler vielleicht besonders wichtigen Aspekte, nicht in den Schatten gestellt werden. Das in „Die Kunst am Bau der Universität Konstanz“ abgedruckte Photo ist dies bezüglich nur durch seine Ausschnitthaftigkeit verfälschend, ansonsten nimmt es das Werk aus einer recht sachlichen Perspektive auf. Das Photo in diesem Buch kann dennoch nicht mehr als nur eine Findungshilfe, oder eine erste Vorstellung vom Werk sein. Diese Photographie lässt weder die Vielfältigkeit noch die Größe des Werkes vermuten und die verschiedenen Perspektiven, die besonders bei Rolf Gentz „Zusammengesetzten Gehängen“ eine große Rolle spielen, lassen sich auf einem einzelnen Photo nicht darstellen. Es hat jedoch einen Vorteil, wenn man nur eines der Gehänge abbildet: es kann einen dazu verleiten, durch gewecktes Interesse, das ganze Kunstwerk aufzusuchen und in seiner Vollständigkeit zu betrachten. Das Problem jedoch bleibt, dass ein Photo gerade zu danach lechzt nur einen Aspekt des Abgebildeten Objektes verstärkt zu zeigen, während das eigentliche Kunstwerk ganz dem Auge des Betrachters ausgeliefert ist. Aber das ist nicht allein das Problem dieser Photographie, sondern aller Einzelphotos von Skulpturen, Plastiken, Objekten oder anderen dreidimensionalen Gebilden. Sie rauben immer ein Teil Realität.
D. Vergleich
Um ein vergleichbares Werk, in Bezug auf die Gestaltungsaufgabe, zu Rolf Gentz` Zusammengesetzten Gehängen zu finden, muss erst geklärt werden welche genaue Gestaltungsaufgabe sein Werk besitzt. Zum einen war der Sinn seiner hängenden Objekte die großen Leerräume in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek dekorativ zu gestalten. Anderseits wurde von der Universität Konstanz vorgegeben den Innenraum zu individualisieren. Gentz hat sein Werk dabei auf den ihm gegebenen Kontext, der Bibliothek, nicht nur äußerlich bezogen, sondern ihm auch einen bibliotheksspezifischen Charakter gegeben. So sollte ein vergleichbares Kunstwerk aus dem Bildführer diese beiden Funktionen vereinen. Dazu müsste man ein luftraumfüllendes Kunstobjekt, das die gleichen Momente wie Gentz` Gehänge in sich trägt, finden. Jedes dreidimensionale Werk ist raumfüllend. Würden wir also, nach der ersten Gestaltungsaufgabe des Werkes, ein ähnliches suchen, könnten wir es mit jedem anderen dreidimensionalen, raumfüllenden Kunstwerk vergleichen. Um nun aber auf die eigentliche, spezifische Gestaltungsaufgabe des Werkes einzugehen, scheint uns ein Vergleich mit den von Rolf Gentz oben bereits erwähnten Ornamenten am sinnvollsten. Die 27 Ornamentmalereien befinden sich ebenfalls in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek Konstanz und sind ein Jahr nach den Gehängen mit Industrielacken aufgetragen worden. Die Ornamente die ebenfalls sehr orientalisch aussehen sind in Sichtweite zu den hängenden Objekten an silbernen, großen verzinkten Luftschächten sowie Glasscheiben angebracht. Vielleicht noch mehr als bei den Gehängen wird hier die Wirkung eines Mandelas aufgegriffen, dass ebenfalls zur Entspannung, Konzentration und Schöpfung neuer Kraft dient. Sie besitzen den gleichen meditativen für die Bibliothek, als Lese- und Lernstätte, angepassten Charakter, durch ihre warmen Farben, ihre symmetrischen Formen, so wie dem Spiel mit der Zahl. Als Kontrast finden wir hier zweidimensionale Malerei, die das gleiche Thema aufgreift. Industrielacke wurden diesmal von ihren eigentlichem Zweck befreit und dienen, wie die Gehänge, der Dekoration und der Ausstrahlung von Ruhe. Sie bestätigen also eigentlich nur noch mal die Idee des Künstlers, die er in seinen Gehängen zum Ausdruck gebracht hat.
E. Künstler
a.) Rolf Gentz wurde am 14 Januar 1939 in Karlruhe geboren. Von 1960-1964 war er Schüler der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlruhe, bei Professor Klaus Arnold. In erster Linie beschäftigt sich Gentz mit der Malerei, aber auch Metallobjekte (Kunst am Bau) sowie Linol- und Holzschnitte zählen zu seinen Werken. Öffentliche Präsentationen seiner Kunst fanden in zahlreichen Einzelausstellungen statt. Außerdem beteiligte er sich unter anderem an folgenden Ausstellungen:
Deutscher Künstlerbund, Künstlerbund Baden-Württemberg, Kunstpreis der Jugend, Kunstpreis Junger Westen, Freunde Junger Kunst, Große Münchner Kunstausstellung, Große Düsseldorfer Ausstellung, Karlsruher Künstler.
Zu den öffentlichen Aufträgen von Gentz gehören sechs Hängeobjekte in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Universität Konstanz und ein „Figurengarten“ am Arbeitsamt Rastatt aus dem Jahre 1982. Zudem befinden sich einige seiner Werke in der Öffentlichen Sammlung der Stadt Karlruhe. Rolf Gentz ist Mitglied im Künstlerbund Baden- Württemberg.
b.) Bis 1981 waren „8 Poets“ (Kayak- Verlag, San Francisco) und „Sydyr” (Selbstverlag) seine zwei einzigen Publikationen.
Bibliographie:
Hollaender: „Bau und Kunst, Uni Konstanz“, 1978.
Lüscher, K.; Thürlemann, F.: „Kunst am Bau der Universität Konstanz“, Konstanz 1999.
„Großes Künstlerverzeichnis 1880 - heute. Band 1“, 1998.
„Künstlerverzeichnis Baden-Württemberg. Band 4, Regierungsbezirk Karlsruhe“, (Johannes-Krause-Verlag) 1981/ 82.
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1 Lüscher, K.; Thürlemann, F.: „Die Kunst am Bau der Universität Konstanz“, Konstanz 1999
Häufig gestellte Fragen
Was beschreibt der Text über Rolf Gentz' "Zusammengesetzte Gehänge"?
Der Text beschreibt das Kunstwerk "Zusammengesetzte Gehänge" von Rolf Gentz aus dem Jahr 1976, welches aus sechs Einzelobjekten besteht und sich in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Universität Konstanz befindet. Der Fokus liegt auf einem der sechs Objekte, welches aus Industrieteilen und Holzperlen besteht und mit einem Betonpfeiler und Querbalken verbunden ist.
Wie wird das beschriebene Objekt von Gentz detailliert beschrieben?
Das Objekt wird in drei Elemente unterteilt: Eine "Sonne" mit einer Öllampen-ähnlichen Struktur in der Mitte, Drahtseile mit Industrieteilen, die an einem Betonpfeiler befestigt sind, und eine "Halskette", die die ersten beiden Elemente miteinander verbindet. Es wird die Symmetrie und die Verwendung von Dreiergruppen hervorgehoben.
Welche Analyse wird zu Gentz' Werk gegeben?
Die Analyse besagt, dass das Werk Industrieteile aus ihrem funktionalen Kontext befreit und ihnen eine neue Bedeutung gibt. Es wird die Ruhe, Balance und der orientalische Charakter hervorgehoben. Der Künstler scheint viel Wert auf die Symmetrie, die durch die Vielfältigkeit, die angenehm warmen Farben und die schönen Formen zur Konzentration, zum Einklang mit sich selbst verhelfen soll. Die Bedeutung der Zahl Drei wird ebenfalls betrachtet.
Wie wird die Abbildung des Kunstwerks diskutiert?
Es wird argumentiert, dass es schwierig ist, das gesamte Werk mit nur einem Foto darzustellen. Die Photographie in „Die Kunst am Bau der Universität Konstanz“ ist demnach in ihrer Ausschnitthaftigkeit verfälschend, jedoch nehme sie das Werk aus einer recht sachlichen Perspektive auf. Es wird die Problematik der Darstellung dreidimensionaler Kunstwerke durch Fotos angesprochen.
Welcher Vergleich wird zum Werk gezogen?
Ein Vergleich wird zu den Ornamentmalereien von Rolf Gentz in der gleichen Bibliothek gezogen. Diese Ornamente, die auf Luftschächten und Glasscheiben angebracht sind, haben einen ähnlichen orientalischen Charakter und dienen ebenfalls der Entspannung und Konzentration.
Was wird über den Künstler Rolf Gentz gesagt?
Rolf Gentz wurde am 14. Januar 1939 in Karlsruhe geboren und studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit Malerei, aber auch mit Metallobjekten und Linol- und Holzschnitten. Es werden einige seiner Ausstellungen und öffentlichen Aufträge erwähnt, darunter die Hängeobjekte in der Sozialwissenschaftlichen Bibliothek der Universität Konstanz.
Was sind die wichtigsten Aspekte von Gentz' "Zusammengesetzten Gehängen"?
Die wichtigsten Aspekte sind die Verwendung von Industrieteilen in einem neuen Kontext, die Betonung von Symmetrie und Balance, der orientalische Charakter des Werkes, die Bezüge zum Thema Licht und die Fähigkeit des Werkes, Konzentration und Ruhe zu fördern. Außerdem sind die Zusammenhänge zum Raum und zur Architektur wichtig.
- Quote paper
- Till Rehfeld (Author), 2000, Rolf Gentz - Zusammengesetzte Gehänge, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/98002