Ziel der Arbeit ist es, zu evaluieren, inwiefern Antwortverzerrungen im Gespräch zwischen Arzt und Patient vermieden werden können. Die Forschungsfrage lautet konkret: Wie können Tendenzen sozial erwünschter Äußerungen bei Abfrage medizinisch relevanter Informationen in der Anamnese im Arzt-Patienten-Gespräch vermieden werden?
Welcher Patient würde beim Arzt auf Nachfrage seinen Drogenkonsum wahrheitsgetreu angeben? Wer Angst vor gesellschaftlicher Ablehnung hat, verzerrt seine Antwort und folglich die Wahrheit. Die Arbeit thematisiert diese Antwortverzerrung, genannt Soziale Erwünschtheit und transferiert sie auf den medizinischen Kontext des Arzt-Patienten-Gesprächs. Die gewählte Grundthematik fällt in den Gegenstandsbereich der Sozialpsychologie, da sich diese auseinandersetzt mit dem Versuch zu verstehen und zu erklären, wie Denken, Fühlen und Verhalten von Individuen durch die tatsächliche, vorgestellte oder implizite Anwesenheit anderer beeinflusst werden.
Häufig fußen sozialpsychologische Untersuchungen ausschließlich auf Selbstbeurteilungen, da diese unter anderem von Probanden schnell und einfach durchgeführt werden können. Selbstbeurteilungen sind jedoch besonders anfällig für Antwortverzerrungen. Der Effekt der sozialen Erwünschtheit bedroht dabei die Konstruktvalidität psychologischer Tests und stellt somit die allgemeine Gültigkeit der Testergebnisse infrage.
Folglich ist es von hoher Bedeutung, weiterhin Forschung zu diesem Thema zu betreiben, um Entstehungsbedingungen sozial erwünschter Antworten zu ermitteln und wirksame Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Das vor allem, um das grundsätzliche Gütekriterium der Validität zu erhöhen. Ferner bietet es sich an, von bereits gewonnenen Erkenntnissen zu profitieren durch den Transfer auf andere Kontexte – wie hier ein Anamnese-Gespräch. Da Hausärzte ihre Patienten oftmals lebenslang betreuen, ist es bedeutsam, schon beim Erstkontakt mit dem Hausarzt sozial erwünschte Antworttendenzen mittels erforschter Methodik reduzieren oder gar vollständig vermeiden und Vertrauen aufbauen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beispiel: Patient X
- Bedeutung der Hausarztversorgung
- Anamnese und Exploration
- Soziale Erwünschtheit
- Definition und Typen
- Entstehungsbedingungen
- Vermeidung sozialer Erwünschtheit
- Rational-Choice-Ansatz
- Wording-Effekte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Antwortverzerrung, bekannt als Soziale Erwünschtheit, im Kontext des Arzt-Patienten-Gesprächs. Sie untersucht insbesondere die Entstehung sozial erwünschter Antworten und entwickelt Strategien zur Vermeidung dieser Verzerrungen, um die Validität von Anamneseergebnissen zu verbessern.
- Einfluss der sozialen Erwünschtheit auf die Validität von Selbstbeurteilungen in der medizinischen Diagnostik
- Analyse der Entstehung sozial erwünschter Antworten im Arzt-Patienten-Gespräch
- Bedeutung des Vertrauensverhältnisses und der Hausarztversorgung
- Entwicklung von Strategien zur Reduktion sozial erwünschter Antworttendenzen
- Transfer von Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie auf die medizinische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Soziale Erwünschtheit und ihre Relevanz im medizinischen Kontext ein. Im Kapitel „Beispiel: Patient X“ wird der Fokus auf die Anamnese eines jugendlichen Patienten gelegt, der einen Hausarzt zur Abklärung seiner Symptome aufsucht. Dieses Beispiel dient als Grundlage zur Untersuchung der Entstehung sozial erwünschter Antworten im Gespräch mit dem Arzt. Das Kapitel „Soziale Erwünschtheit“ erläutert die Definition und Typen dieser Antwortverzerrung sowie deren Entstehungsbedingungen. Im folgenden Kapitel „Vermeidung sozialer Erwünschtheit“ werden verschiedene Ansätze zur Reduktion dieser Tendenzen, wie der Rational-Choice-Ansatz und Wording-Effekte, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen Soziale Erwünschtheit, Anamnese, Arzt-Patienten-Gespräch, Vertrauensverhältnis, Validität, Validitätsbedrohung, Rational-Choice-Ansatz, Wording-Effekte. Die Arbeit analysiert das Phänomen der Antwortverzerrung im medizinischen Kontext und erörtert Möglichkeiten, diese zu vermeiden.
- Arbeit zitieren
- Jenny Smolka (Autor:in), 2020, Soziale Erwünschtheit im Arzt-Patienten-Gespräch. Abfrage medizinisch relevanter Informationen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/979585