Stell dir vor, du stehst vor Gericht, aber der Richter, die Anklage und die Verteidigung – allesamt bist du selbst. Immanuel Kants tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Gewissen als "innerem Gerichtshof" enthüllt eine faszinierende Perspektive auf Moral, Verantwortung und die menschliche Natur. Dieses Buch dringt in die Kernfragen unserer Existenz ein: Was bedeutet es, ein Gewissen zu haben? Ist es uns angeboren oder erworben? Und welche Rolle spielt es in unserem Streben nach einem ethisch fundierten Leben? Kant argumentiert, dass jeder Mensch von Natur aus mit einem Gewissen ausgestattet ist, einer inneren Stimme, die uns unaufhörlich begleitet, uns richtet und uns zu moralischem Handeln auffordert. Doch wie können wir diese Stimme schärfen, ihr Gehör verschaffen und uns von ihr leiten lassen? Die Kultivierung des Gewissens, so Kant, ist eine lebenslange Aufgabe, eine ständige Auseinandersetzung mit unseren innersten Überzeugungen und Werten. Dieses Werk beleuchtet Kants zentrale Thesen auf verständliche Weise und zeigt auf, wie aktuell und relevant seine Philosophie auch heute noch ist. Es fordert uns heraus, unsere eigenen moralischen Kompasse zu überprüfen, unsere Verantwortung für unser Handeln zu erkennen und uns aktiv für eine bessere Welt einzusetzen. Tauchen Sie ein in die Welt der kantischen Ethik und entdecken Sie die transformative Kraft des Gewissens als Wegweiser zu einem erfüllten und sinnstiftenden Leben. Eine Pflichtlektüre für alle, die sich mit den Grundlagen der Moral, der Ethik und der menschlichen Verantwortung auseinandersetzen möchten. Das Buch bietet eine klare und prägnante Einführung in Kants Gedankenwelt und regt zur Selbstreflexion und ethischen Urteilsbildung an. Es ist ein unverzichtbarer Leitfaden für alle, die ihr Gewissen schärfen und ein moralisch verantwortungsvolles Leben führen wollen – im Beruf, in der Familie und in der Gesellschaft.
Immanuel Kant: Das Gewissen als Innerer Gerichtshof
Das Bewusstsein eines inneren Gerichtshofes im Menschen [...] ist das Gewissen. Jeder Mensch hat Gewissen und findet sich durch einen inneren Richter beobachtet, bedroht und überhaupt im Respekt (mit Furcht verbundener Achtung) gehalten, und diese über die Gesetze in ihm wachende Gewalt ist nicht etwa, was wer sich selbst (willkürlich) macht, sondern es ist seinem Wesen einverleibt. Es folgt ihm wie sein Schatten, wenn er zu entfliehen gedenkt. Er kann sich zwar durch Gelüste und Zerstreuungen betäuben oder in Schlaf bringen, aber nicht vermeiden, dann und wann zu sich selbst zu kommen oder zu erwachen, wo er alsbald die furchtbare Stimme desselben vernimmt .
Ebenso ist das Gewissen nicht etwa Erwerbliches, und es gibt keine Pflicht sich eines anzuschaffen, sondern jeder Mensch, als sittliches Wesen, hat ein solches ursprünglich in sich [...] Wenn man daher sagt:
dieser Mensch hat kein Gewissen, so meint man damit: er kehrt sich nicht an den Anspruch desselben (Eine Pflicht ist nur, sein Gewissen zu kultivieren, die Aufmerksamkeit auf die Stimme des inneren Richters zu schärfen und alle Mittel anzuwenden..., um ihm Gehör zu verschaffen.)
(Immanuel Kant: Metaphysik der Sitten. In.. Werke, Bd. 6, Akademie Ausgabe, Berlin 1969 ff, S. 400f)
Kant nannte das Gewissen ”Innerer Gerichtshof”. Was meint er damit? Arbeiten Sie wesentliche Aspekte der Kant‘ schen Definition heraus und erklären sie diese. Ziehen Sie zu dem Zitat Position.
”Vor Gericht wird darüber entschieden, was bei bestimmten Sachverhalten rechtens ist.” So steht es im Lexikon. Kant vergleicht genau diese Eigenschaft des Gerichts mit dem Gewissen. Man beurteilt, ob sein Verhalten richtig oder falsch war, wie es auch der Richter macht. Man kann sich zwar dieser Beurteilung kurzzeitig entziehen und sein ”schlechtes Gewissen” unterdrücken und verdrängen, doch muss man sich zu irgendeinem Zeitpunkt damit auseinandersetzen. Dies ist auch in der Gesellschaft nicht anders: Hat man eine Straftat begangen, kann man zwar fliehen, meist wird man aber doch ”geschnappt” und kommt vor Gericht. Der Innere Gerichtshof kann nicht mit Freiheitsentzug oder Geldbußen strafen, seine Strafen, wie Scham, Reue oder Schuldempfinden sind internalisiert. Jeder Mensch achtet und fürchtet sowohl Richter, als auch Gewissen.
Ein wesentlicher Aspekt Kants Theorie ist, dass jeder Mensch ein Gewissen hat
(”...Jeder Mensch hat Gewissen...”) und eine Verdrängung dessen nicht auf Dauer möglich ist. Nur durch Lüste, Zerstreuung oder Schlaf kann man etwas davon abgelenkt werden, wobei man auch im Schlaf durch Albträume wieder an sein Gewissen erinnert werden kann.
Desweiteren sagt Kant, dass das Gewissen angeboren ist. (”...sondern jeder Mensch, als sittliches Wesen, hat ein solches ursprünglich in sich...”) Es ist aber bei jedem Menschen anders entwickelt. Je nach gesellschaftlichen und umweltbedingten Einflüssen kann die Intensität der Entwicklung variieren. So zum Beispiel findet es ein ”wohlerzogenes Kind” schlimm, wenn jemand etwas stiehlt, ein Dieb, der vom Stehlen lebt, hat bei der Ausübung seines ”Berufes” keine Gewissensbisse.
Auch eine Schattenhaftigkeit des Gewissens lässt sich aus der Theorie entnehmen. Man wird von seinem Gewissen ständig verfolgt - überall hin. Auch wenn man völlig allein etwas Unrechtes macht und sich durch niemanden beobachtet fühlt, ist das Gewissen da. Man kann sich vor ihm nicht verstecken und ihm nicht entfliehen. Man ist der ständigen Kontrolle durch das Gewissen immer und überall ausgeliefert, denn ”es ist seinem Wesen einverleibt”.
Die Aussage, jemand habe kein Gewissen, ist in jedem Falle falsch, denn wie oben schon angedeutet, existiert das Gewissen in jedem Menschen. Einige handeln aber nicht nach diesem und lassen sich von ihm nicht leiten. So kann der Anschein entstehen, ein Mensch habe kein Gewissen.
Letztendlich soll man sich zur Pflicht machen, ”sein Gewissen zu kultivieren, die Aufmerksamkeit auf die Stimme des inneren Richters zu schärfen und alle Mittel anzuwenden..., um ihm Gehör zu verschaffen.” Denn die Nützlichkeit und Notwendigkeit des Gewissens ist nicht zu leugnen. Seine Funktion der Kontrolle und Orientierung ist dringend nötig. Wenn man sich also immer an sein Gewissen hält und nach seinen Grundsätzen handelt, ist man fürs Leben gut gewappnet.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Gewissen laut Immanuel Kant?
Laut Kant ist das Gewissen ein innerer Gerichtshof im Menschen. Es ist das Bewusstsein, das jeden Menschen beobachtet, bedroht und im Respekt hält. Diese innere Gewalt wacht über die Gesetze im Menschen und ist nicht willkürlich, sondern dem Wesen des Menschen einverleibt.
Ist das Gewissen angeboren oder erworben?
Kant argumentiert, dass das Gewissen angeboren ist. Jeder Mensch hat es ursprünglich in sich und es muss nicht erst erworben werden. Allerdings kann die Entwicklung des Gewissens unterschiedlich sein, abhängig von gesellschaftlichen und umweltbedingten Einflüssen.
Kann man sein Gewissen loswerden?
Nein, man kann das Gewissen nicht loswerden. Laut Kant kann man sich zwar durch Gelüste und Zerstreuungen betäuben oder in Schlaf bringen, aber man kann nicht vermeiden, dass es sich irgendwann wieder meldet. Es verfolgt einen wie ein Schatten.
Was bedeutet es, wenn man sagt, jemand habe kein Gewissen?
Laut Kant ist die Aussage, jemand habe kein Gewissen, falsch. Jeder Mensch hat ein Gewissen. Wenn man sagt, jemand habe kein Gewissen, meint man damit, dass sich diese Person nicht an den Anspruch des Gewissens kehrt und sich nicht von ihm leiten lässt.
Was ist die Pflicht in Bezug auf das Gewissen?
Die Pflicht ist, sein Gewissen zu kultivieren, die Aufmerksamkeit auf die Stimme des inneren Richters zu schärfen und alle Mittel anzuwenden, um ihm Gehör zu verschaffen.
Welche Rolle spielt das Gewissen in der Gesellschaft?
Ähnlich wie ein Gericht im gesellschaftlichen Kontext darüber entscheidet, was rechtens ist, beurteilt das Gewissen im Inneren, ob unser Verhalten richtig oder falsch war. Während man sich der Beurteilung kurzzeitig entziehen kann, ist eine Auseinandersetzung damit unvermeidlich. Die Strafen des Gewissens sind internalisiert, wie Scham, Reue oder Schuldempfinden.
Wie vergleicht Kant das Gewissen mit einem Gericht?
Kant vergleicht das Gewissen mit einem inneren Gerichtshof, weil es das eigene Verhalten beurteilt, ähnlich wie ein Richter über Recht und Unrecht urteilt. Es kontrolliert und orientiert das Handeln.
Warum ist es wichtig, sich an sein Gewissen zu halten?
Es ist wichtig, sich an sein Gewissen zu halten, weil es eine Funktion der Kontrolle und Orientierung hat. Wenn man nach seinen Grundsätzen handelt, ist man fürs Leben gut gewappnet.
Wie kann die Entwicklung des Gewissens beeinflusst werden?
Die Entwicklung des Gewissens kann je nach gesellschaftlichen und umweltbedingten Einflüssen variieren. So kann beispielsweise ein wohlerzogenes Kind Diebstahl schlimm finden, während ein Dieb möglicherweise keine Gewissensbisse bei der Ausübung seines "Berufes" hat.
- Arbeit zitieren
- Jonny Hielscher (Autor:in), 1999, Kant: Das Gewissen als innerer Gerichtshof, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95857