Was bedeutet wahre Freundschaft wirklich, wenn politische Ideologien und gesellschaftlicher Druck unüberwindbare Mauern errichten? Diese tiefgründige Erzählung entführt uns in eine Zeit des Umbruchs, in der die unschuldige Bande zwischen zwei Jungen auf eine schmerzhafte Probe gestellt wird. Hans, ein jüdischer Junge, findet in Konradin, einem Spross einer angesehenen Familie, einen Seelenverwandten. Ihre anfängliche Verbundenheit durch gemeinsame Interessen wie die Münzsammlung entwickelt sich zu einer innigen Freundschaft, die von gegenseitigem Respekt und dem Austausch von Gedanken geprägt ist. Doch die aufkeimende Bedrohung durch den Nationalsozialismus wirft lange Schatten auf ihre Beziehung. Konradins zunehmende Verstrickung in die Ideologien seiner Zeit und der wachsende Antisemitismus in der Gesellschaft stellen ihre Freundschaft auf eine Zerreißprobe. Schweigen, Verrat und die Unfähigkeit, offen miteinander zu kommunizieren, führen zu einem schmerzhaften Bruch. Jahre später, konfrontiert mit der Vergangenheit, erkennt Hans die tiefen Narben, die diese verlorene Freundschaft hinterlassen hat. Die Geschichte ist eine bewegende Auseinandersetzung mit den Themen Freundschaft, Verrat, Schuld und Versöhnung. Sie regt zum Nachdenken über die Bedeutung von Zivilcourage, die Macht gesellschaftlicher Einflüsse und die Frage an, ob Freundschaft stärker sein kann als politische Ideologien. Eine intensive Lektüre für alle, die sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte auseinandersetzen und die Bedeutung menschlicher Beziehungen in Zeiten der Not verstehen möchten. Die Novelle berührt existenzielle Fragen nach Identität, Zugehörigkeit und der Verantwortung des Einzelnen in einer Welt, die von Hass und Vorurteilen geprägt ist. Ein Plädoyer für Toleranz, Empathie und die unbedingte Notwendigkeit, für seine Überzeugungen einzustehen, selbst wenn dies bedeutet, gegen den Strom zu schwimmen. Eine zeitlose Geschichte über die Zerbrechlichkeit der Freundschaft und die bleibende Kraft der Erinnerung.
Katrin Bittrich, 10a 19.02.99 Deutschaufsatz
Erörtere anhand eines Zitates deine Vorstellungen von Freundschaft. Beziehe Uhlmans Novelle „Der wiedergefundene Freund„ in deine Darstellungen ein.
Das Zitat „Ein Freund ist gleichsam ein zweites ich„ von Cicero kann man auf unterschiedliche Weise interpretieren. Zum Einen, daß ein Freund genauso wie man selbst ist. Es gibt eine blinde Übereinstimmung in allen Interessen, Vorlieben, Abneigungen etc.. Ein Freund der in allen Situationen genauso handelt, denkt und fühlt wie man selbst. Diese Auffassung aber teile ich nicht. Vielmehr halte ich es in einer Freundschaft für wichtig, daß jeder eigene Interessen und Ziele hat die er für den anderen nicht aufgibt - nicht aufgeben muß. Das zweite ich bei einer solchen Freundschaft liegt nicht in den gemeinsamen Vorlieben, sondern in der Art wie beide miteinander umgehen und reden. Jeder Partner in solch einer Freundschaft kann mit dem anderen offen über seine Probleme reden und bekommt auf seine Fragen oder sein Ratsuchen eine ehrliche Antwort. Derjenige, der in diesem Fall um Rat gebeten wird, gibt nicht die Antwort, von der er denkt, daß sie erwartet wird, sondern er sagt aufrichtig seine Meinung. Dazu gehört beim Rat Gebenden Offenheit und Ehrlichkeit, andererseits erfordert es beim Rat Suchenden Akzeptanz und Fähigkeit zur Selbstkritik. Bei beiden Partnern ist das Vertrauen sehr wichtig. Ich erwarte also von einem Freund das, worum ich ihn gebeten habe, seine Meinung oder eine ehrliche Antwort. Ich denke, daß dies der Unterschied ist, zwischen einem Freund der genauso ist wie ich und einem Freund der gleichsam ein zweites ich ist. Ich bin der Meinung, daß ich durch eine solche Freundschaft mein Leben viel intensiver lebe und das ich am Leben meiner Freundin nicht nur oberflächlich teilnehme. Natürlich spielen auch gemeinsame Erlebnisse und Interessen eine große Rolle. Mit einer Freundin läßt sich sehr viel anstellen und erleben, zumal vieles zu zweit mehr Spaß macht als allein. Mit diesen gemeinsamen Interessen beginnt auch die Freundschaft von Hans und Konradin, aus dem Buch „Der wiedergefundene Freund" von Fred Uhlman. Über ein gemeinsames Interesse, die Münzsammlung, finden die beiden zueinander und im Laufe der Zeit entdecken sie einander. Sie lernen sich besser kennen und finden viele weitere Gemeinsamkeiten.
Hans hatte sehr große Ansprüche an eine Freundschaft (Kapitel 3) und am Anfang schien es, als würde sein Freundschaft mit Konradin ihnen entsprechen. Welche Einflüsse waren dafür verantwortlich, daß die Freundschaft der beiden zerstört wurde? Es stand etwas zwischen den beiden. Sie wußten, daß es so war, jedoch brachten sie nicht den Mut auf, darüber zu sprechen. Beide verrannten sich in ihren gemeinsamen Interessen und hörten auf über ihre innersten Gedanken zu sprechen.
Genau das empfinde ich als falsch. Natürlich erzähle ich auch nicht alles meiner Freundin, ein paar kleine Geheimnisse habe ich auch. Im Fall der zwei Jungen wäre eine Aussprache aber bitter nötig gewesen, jedoch das Problem ihrer Freundschaft war untrennbar verknüpft mit dem gesellschaftlichen Problemen des herannahenden Faschismus. Sind so junge Menschen überhaupt in der Lage entgegen aller Politik ihre Freundschaft aufrecht zu erhalten?
Hans war sehr selbstlos und hätte alles für einen Freund getan, aber es fehlte ihm der Mut offen mit seinem Freund zu sprechen. Konradin war stark von seiner Mutter und den nationalsozialistischen Ideen beeinflußt und sah ein Gespräch mit dem Freund als ausweglos an. Die Begegnung im Theater machte den Streit dann unausweichlich (S.85-92). Danach war nichts mehr so wie früher. Die beiden taten zwar, als ob ihre Freundschaft intakt wäre aber im Grunde hatten sie sich nichts mehr zu sagen und wußten das auch. Als dann die politischen Unruhen stärker wurden und Hans in der Schule für seine jüdische Herkunft beschimpft wurde, tat Konradin so, als würde er ihn nicht kennen. Zwar schrieb er ihm, quasi als Abschied, noch einen Brief in dem er am Ende beteuert was ihm die Freundschaft bedeutet und gegeben hat: „Ich werde immer an Dich denken, lieber Hans! Du hast mich denken gelehrt, denken und zweifeln, und durch den Zweifel hindurch habe ich zu unserem Herrn und Retter Jesus Christus zurückgefunden.„(S.107). Doch wenn Konradin so für Hans empfunden hat, wenn er ein echter Freund gewesen wäre, hätte er dann nicht, sowohl vor seiner Mutter als auch vor den Mitschülern, zu Hans stehen müssen? Eine deutsch jüdische Freundschaft wurde in dieser Zeit auf eine besonders harte Probe gestellt.
Ich weiß nicht wie ich in dieser Situation gehandelt hätte, weder als Hans noch als Konradin.
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Deutschaufsatz von Katrin Bittrich?
Der Deutschaufsatz von Katrin Bittrich, geschrieben am 19.02.99, erörtert Vorstellungen von Freundschaft anhand eines Zitats von Cicero ("Ein Freund ist gleichsam ein zweites ich") und bezieht sich dabei auf Fred Uhlmans Novelle "Der wiedergefundene Freund".
Wie interpretiert Katrin das Zitat von Cicero?
Katrin interpretiert das Zitat nicht als blinde Übereinstimmung in allen Interessen, sondern als eine Freundschaft, in der jeder Partner eigene Interessen hat, aber offen und ehrlich miteinander umgeht, Probleme teilt und ehrliche Ratschläge gibt. Vertrauen spielt eine zentrale Rolle.
Welche Rolle spielt "Der wiedergefundene Freund" in dem Aufsatz?
Die Freundschaft zwischen Hans und Konradin in Uhlmans Novelle dient als Beispiel, um die Entwicklung und Zerstörung einer Freundschaft unter dem Einfluss gesellschaftlicher und politischer Umstände (aufkommender Faschismus) zu analysieren. Katrin vergleicht ihre eigenen Vorstellungen von Freundschaft mit der Darstellung im Buch.
Welche Einflüsse haben zur Zerstörung der Freundschaft zwischen Hans und Konradin geführt?
Die Freundschaft zerbricht aufgrund der politischen Umstände (aufkommender Faschismus), des mangelnden Muts zur offenen Aussprache und des Einflusses von Konradins Mutter und den nationalsozialistischen Ideen. Konradin distanziert sich von Hans aufgrund seiner jüdischen Herkunft.
Wie beurteilt Katrin Konradins Verhalten gegenüber Hans?
Katrin hinterfragt, ob Konradin wirklich ein Freund war, da er nicht öffentlich zu Hans stand. Sie reflektiert über die Herausforderungen deutsch-jüdischer Freundschaften in dieser Zeit.
Was bedeutet die Erkenntnis über Konradins Beteiligung am Hitlerattentat für Hans?
Hans erkennt, dass seine Freundschaft zu Konradin tiefe Spuren hinterlassen hat, obwohl sie zerbrochen ist. In diesem Moment "findet er seinen Freund wieder", obwohl er ihn nie wiedersehen wird.
Welche Bedeutung hat Vertrauen in Katrins Vorstellung von Freundschaft?
Vertrauen ist für Katrin das entscheidende Kriterium für die Tiefe und Intensität einer Freundschaft. Es bestimmt, ob eine Freundschaft hält oder zerbricht.
- Arbeit zitieren
- Katrin Bittrich (Autor:in), 1999, Uhlmann, Fred - Der wiedergefundene Freund, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95713