Gruppenarbeit zur Blechtrommel von Günter Grass: Thema "Kunst in der Blechtrommel"
Note: 14 MSS-Punkte (entspricht Note 1)
In Deutschland formierte sich in den 30iger Jahren die faschistische Kunst aus der bedingungslosen Kampfstellung gegenüber der zeitgenössischen Avantgarde und aus dem Bedürfnis, eine monumentale Kunst zu schaffen, welche die nationalistisch-faschistische Ideologie des Dritten Reiches widerspiegelt. Die Quelle des faschistischen Realismus ist in der Münchner Schule des 19. Jahrhunderts zu suchen, zumal die erste Ausstellung nationalsozialistischer Kunst selbst programmatisch an diese Künstler Anschluß sucht. Die faschistische Kunst ist eher allegorisch als realistisch; die Menschendarstellungen werden stets als Sinnbilder für die jeweiligen ideologischen Absichten dargestellt. Die Partei zieht sich in Malern und Plastikern ihre eigenen Pseudointerpreten. Ziel ist es, daß der Staat den einzelnen Künstler in seinem Schaffen als wirkende Persönlichkeit erfaßt. Die offizielle Kunst des 3. Reiches wandte sich von der modernen Kunst Europas ab, isolierte sich von den Problemstellungen der damals aktuellen Kunst. Von den Nationalsozialisten wurde diese Isolation damit begründet, daß eine Rückbesinnung der deutschen Kunst auf „spezifisch deutsche“ Werte und Traditionen stattfinden sollte. Unter dem Schlagwort „entartete Kunst“ wurde 1937 eine Ausstellung in den Münchner Hofgarten-Gebäuden gezeigt als das Negativ zu nationalsozialistischen Propagandakunst. Die narzißtische Kunstideologie interpretierte die als entartet und degeneriert bezeichnete Kunstproduktion der Impressionisten, Expressionisten, Faulsten, Kubisten, Dadaisten und Abstrakten als minderwertig und volksschädigend. Diese Verfemung engagierter Kunst führte gleichzeitig zur beschlagnahme und teilweisen Liquidierung wertvoller Kunstwerke, die als geächtete Produkte aus dem Museen entfernt wurden. Mit der Liquidierung entarteter Kunst erging an alle Künstler der modernen Kunstrichtungen früher oder später ein generelles Ausstellungs- und Malverbot. Künstler, die einer dieser Kunstrichtungen zuzuordnen waren, wurden konsequent - wenn sie nicht sowieso als Juden oder Kommunisten verfolgt wurden - als geisteskrank dargestellt.
Aufgliederung der „entarteten Kunst“:
- Zersetzung des Form- und Farbempfindens
- Unverschämter Hohn auf jede religiöse Vorstellung
- Der politische Hintergrund der Kunstentartung · Politische Tendenz
- Einblick in die moralische Seite der Kunstentartung
- Abtötung des letzten Restes jedes Rassenbewusstseins
- Idioten, Kretins, Paralytiker
- Juden
- vollendeter Wahnsinn
Der neue Menschentyp:
Dieser neue Menschentyp wurde für die Kunst verbindlich. Der Mann meist Ende 20, ist groß, athletisch, blond und blauäugig, seine Haltung aufrecht und stolz, sein Blick offen und frei. Sein muskulöser Körperbau wurde stark betont. Selbst dem Frauenkörper wurde alles Zierliche genommen zugunsten einer athletischen Durchbildung. Darüber hinaus sind die Frauen im allgemeinen blond, blauäugig, mit langen wallenden Haaren, jung und anmutig. Auf vielen Bildern wird die Frau als Mutter dargestellt, meistens umgeben von drei Kindern, was einer Madonnendarstellung gleicht. Durch eine bewußte Übernahme von Bildformeln aus dem Bereich der religiösen Kunst wird die Mutterschaft in die Sphäre des Sakralen gehoben. Die Rollen von Männern und Frauen werden unterschiedlich fixiert.
All diese Eigenschaften des gewollten Menschentyps haben die Figuren in der Blechtrommel eher in umgekehrter Form. Der Redner Löbsack hat zum Beispiel einen Buckel, was bei Hitler sicher nicht vorgekommen wäre, daß ein solch verkrüppelter Mann vor hunderten von Menschen eine Rede hält.
Das Fronttheater, dem Oskar dank seiner künstlerischen Talente, nämlich dem Trommeln und der Fähigkeit, durch seine hohe Stimme Glas zu Bruch gehen zu lassen, beitreten konnte, war, wie der Name schon sagt, an den Kriegsschauplätzen des 2.Weltkrieges vor Ort, um den deutschen "Helden" eine Ablenkung, scheinbar fernab der Realität des Kriegsalltages zu bieten. Es stand unter der Leitung Bebras. Seine künstlerische Funktion im Fronttheater lag darin, als Musikalclown auf unterschiedlich gefüllten Flaschen Gute-Laune-Lieder zum Besten zu Geben; außerdem führte er durch das Programm. Nach diesen Liedern kam der Höhepunkt der Truppe, der Auftritt von Oskar und Roswitha Raguna, einer italienischen Somnambulen, die ihre hellseherischen Fähigkeiten zum Erraten von persönlichen Daten der Zuschauer aus dem Publikum nutzte, begleitet von Oskars Trommelwirbel, der den Auserwählten anschließend sogar noch die ihm zum Dank geschenkte Bierflasche zersang. Felix und Kitty, zwei weitere Mitglieder des Fronttheaters, waren Akrobaten, äußerst gelenkig, was ihnen den Beinamen "Gummimenschen" einbrachte. Im Duett bildeten sie wirre Formen, ver- und entknoteten sich. Als vorweggenommene Schlußfolgerung kann man behaupten, daß das Fronttheater so ziemlich allen Vorstellungen von Kunst, die die Nationalsozialisten im 3. Reich hatten, widerspricht. Betrachtet man beispielsweise dessen Inhalte, so erkennt man, daß das Fronttheater kein Theater im eigentlichen Sinne spielt, sondern eher an einen Wanderzirkus erinnert. Sein Programm ist nicht auf die Rückbesinnung deutscher Werte und Traditionen ausgelegt, wie es vom NS-Regime gefordert wurde, um den Soldaten klar zumachen, das es sich lohnt, für das "Deutsche Vaterland" zu kämpfen. Ganz im Gegenteil erinnern die Auftritte von Oskar & Co an ein Unterhaltungsprogramm, daß ein Nazi eigentlich als "entartete Kunst" abstempeln müßte. Daß die ideologischen Maßstäbe dieser Zeit von ihnen mit Füßen getreten werden, wird nicht einmal verheimlicht, nein, die Offensichtlichkeit ist kaum abzustreiten, bedenkt man, daß Bebra auf seinen Flaschen "Jimmy the Tiger" spielt, ein Lied, das dem Charleston unterzuordnen ist. Dieser Stil findet seine Wurzeln wiederum in Amerika, einem der Hauptkriegsgegner Deutschlands. Dies wird jedoch keineswegs von den hohen Militärs und Funktionären, die im Publikum sitzen verurteilt, sondern mit tosendem Beifall akzeptiert. Die Gesetzmäßigkeiten der Kunstvorstellung der Nazis und somit ein Teil der Propagandamaschinerie werden vom Fronttheater außer Kraft gesetzt und niemand kümmert sich darum. Geht man einmal weg von Inhalten und hin zu der personellen Besetzung des Fronttheaters, so sind auch hier Gegensätze zu künstlerischen Maßstäben des 3. Reiches zu erkennen. Schon die Tatsache, daß die Raguna gar keine Deutsche, sondern eine Italienerin ist, der man ihr mediterranes Flair sehr wohl ansieht, und Oskar wahrscheinlich ein Halbpole, widerspricht der Idee der "Arischen Rasse" des NS- Regimes. Noch augenscheinlicher ist aber der Fakt, daß die fünf Darsteller Liliputaner sind, kleinwüchsige Menschen, die schwach und zerbrechlich sind, was nun beileibe nicht dem Prototypen eines Ariers entspricht. Der ist groß, blond, blauäugig, muskulös gebaut und nimmt eine aufrechte Haltung ein. Die Darsteller des Fronttheaters steuern also schon allein aufgrund ihres Aussehens dem von den Nazis heraufbeschworenen Rassebewusstsein entgegen.
Der Musiker Meyn entwickelt sich im Laufe des Romans von einem alkoholabhängigen, wohlklingend spielenden Künstler zu einem cleanen SA-Mitglied, welches nicht mehr mit dem nötigen Gefühl, aber technisch einwandfrei spielen kann. Nach seinem Ausschluß aus dem Dienst der SA spielt er dann wieder, wie am Anfang, schöner, trinkt jedoch auch wieder. An dieser Entwicklung lassen sich die zwei Gesichter Meyns gut festmachen: auf der einen Seite steht der alkoholabhängige, begnadete Künstler und auf der anderen Seite der nüchterne unschöpferische SA-Musiker. Dieses Phänomen wiederum zeigt, daß sich die Menschen damals anpassen mußten, wenn sie dazugehören wollten; man unterstand dem Gesellschaftszwang. Meyn ist aber ohnedies eine gespaltene Persönlichkeit, da er zu keiner Gruppierung wirklich gehört, das zeigt sich gut bei der Beerdigung seines Freundes Herbert, wo er Zivil- und SA-Kleidung miteinander kombiniert. Er fühlt sich nicht wirklich zu den Nazis zugehörig, sucht aber eine Gruppe, der er angehören kann. Katzenmord und Kristallnacht sind Zeichen seiner Verzweiflung.
Bebra ist ein Musikalclown mit einer eigenen Liliputanergruppe. Er unterbrach das Wachstum an seinem zehnten Geburtstag und ist so neun Zentimeter größer geworden als Oskar. Er hat kluge, hellbraune, uralte Augen und ist 53 Jahre alt. Bebra ist mehr der legere Typ, denn er trägt Hosenträger und Pantoffeln. Er wird als vortrefflicher Freund und ausgezeichneter Arbeitgeber charakterisiert, jedoch ist er nicht zu einer festen Bindung fähig, wie z.B. einer Ehe, und muß aufgrund dessen allein bleiben, um seine Freiheit zu haben. Angeblich ist er von adliger Abstammung: „ in direkter Linie vom Prinzen Eugen ab, dessen Vater der vierzehnte Ludwig war...“ (S. 143)
Oskar und er begegnen sich in der Menagerie und erkennen nach der Vorstellung hinter der Bühne ihre Verbundenheit sofort. Sie verbindet von Anfang an ein mysteriöses inniges Verhältnis. Bebra meint, daß sie sich nie aus den Augen verlieren werden können, da sie zu klein wären, um keinen Platz auf den überfülltesten Tribünen zu bekommen. Zum Abschied gibt er Oskar einen Kuß auf die Stirn. Bebra ist nicht nur in der Manege Schauspieler, sondern auch im öffentlichen Leben; nur seine innere Überzeugung hat er nie aufgegeben: „ Unsereins darf nie zu den Zuschauern gehören. Unsereins muß auf die Bühne, in die Arena ...“ (S.144). Durch diese Haltung möchte er den Handlungsablauf nach seinen Maßstäben beeinflussen, wenn nicht sogar leiten, denn ansonsten wird man vom Regime bestimmt. Bebra hat eine Art seherische Fähigkeit oder einen besonderen sechsten Sinn, denn er weiß sofort in welchem Alter Oskar aufgehört hat zu wachsen und vor allem ahnt er wie sich die Nazis entwickeln werden: „Sie werden Tribünen bauen, ...“ (S.144). Bebra durchschaut die Vorgehensweise und die Absicht der Nationalsozialisten und weiß deshalb auch, daß man dabei sein muß, wenn auch nur zum Schein, um nicht „unterzugehen“; man darf nie Zuschauer sein. Er hat die Manipulationsmöglichkeit der Faschisten entdeckt und nutzt sie aus. Bebra warnt auch Oskar vor dem Kommenden Unheil. Bei ihrem Wiedersehen hat sich die äußere Erscheinung Bebras verändert, da er nun eine Uniform mit den Rangabzeichen eines Hauptmannes trägt. Er ist ein Mitglied der Propagandakompanie und besitzt einen eigenen Dienstwagen. Die Aufgabe von ihm und seiner Liliputanergruppe ist es, die Soldaten an der Front zu unterhalten und sie stehen somit in den Diensten der Nationalsozialisten. Dabei handelt es sich um eine rasante Entwicklung Bebras, da er Oskar bei ihrem ersten Treffen vor den Nazis warnte und nun selbst ein in der Hierarchie hochstehendes Mitglied ist. Da er auf seine adlige Abstammung Wert legt, ist es kaum möglich, daß er mit voller Überzeugung hinter dem Programm steht, sondern höchstens äußerlich. Er spielt den Nationalsozialisten eine, zu seinem eigenen Schutz angenommene, Rolle vor, indem er sich in sein Inneres zurückzieht und seine wirkliche Meinung nicht durchschimmern läßt. Solange kein Anlaß zur Sorge besteht, genießt er die Tournee mit dem Fronttheater und kann seine Eifersucht auf Oskar nur schwer unterdrücken. Bebra vollzog einen Wechsel von seiner früheren Aktivität zu seiner jetzigen Passivität. Im Laufe der Zeit jedoch erhält der Musikclown besorgniserregende Informationen von Offizieren, die ihn veranlassen seine innere Emigration aufzugeben. Seine nur vorgetäuschte Ruhe und Entspannung bricht mit dem Fall des letzten Vorhanges zusammen, da sich in diesem Augenblick sein uraltes Narsesgesicht versteinert. Er gibt die Passivität auf, um etwas Direktes zu planen. Diese Vorhaben isolieren ihn und lenken ihn ab, so daß auch die enger werdende Beziehung zwischen Oskar und Raguna in nicht mehr stört. Jedoch weissagt er ihnen den Untergang, indem er wiederum als Seher fungiert: “Übermorgen knirscht euch der Beton zwischen den Lippen, nimmt euch die Lust am Kuß.“ Um sich selbst von der kommenden Katastrophe zu überzeugen, stimmt Bebra einer Besichtigung des Atlantikwalles zu und wird damit aktiv. Bei diesem Besuch erweist man Bebra einen zwar überheblichen, jedoch strammen Respekt, was seine Bedeutsamkeit innerhalb des Regimes widerspiegelt. Diese These wird durch die Tatsache unterstrichen, daß auch ihm Meldung gemacht wird und nicht nur dem Oberleutnant. Bebra muß nun seine Rolle als regimetreuer Hauptmann spielen und um zu zeigen, daß es sich dabei nicht um seine wahre Gesinnung handelt, kommt es zu einem Gattungswechsel von der Epik zur Dramatik. Dies verdeutlicht das Theaterspielen von Bebra und seine eigene Distanz zu seinem Part. Auf der anderen Seite erreicht dieses Mittel der Verfremdung diesen Effekt auch beim Leser. Auffällig ist ebenfalls das Verstecken der Mitglieder des Fronttheaters hinter Bebra und welches sie erst mit dem Verschwinden der Nazis aufgeben. Ihr Leiter stellt eine Schutzfunktion dar. Außerdem lassen sie keine eigene Meinung verlauten, sondern stellen das Echo der Nazis dar. ( Lankes: So fleißig sind wir. Bebras Leute: So fleißig!) Ebenso wie er verstecken sie ihre eigene Meinung. Als Bebra Lankes auf seine Kunst anspricht, wird deutlich, daß ihm ein ähnliches Schicksal wie ihm widerfuhr. Bei Lankes handelte es sich vor der Nazizeit um einen Vertreter der modernen Kunst, der sich, um zu überleben, anpaßte. Er besaß keine Möglichkeit zu wählen und seine Entscheidung änderte nichts an seiner eigentlichen Einstellung. Seit jeher müssen Künstler zu solchen Mitteln greifen, sei es um voran zu kommen oder um einfach zu überleben, wie der Vergleich mit Michelangelo zeigt. Bei Bebra stellt diese Wahl einen aktiven Prozeß dar, während Lankes einfach den bequemeren Weg wählte. Bebra wird immer abwesender, aufgewühlter und unruhiger, was sich daran zeigt, daß er sich auf die Natur konzentriert und sie beschreibt, jedoch auf die beruhigenden Antworten Ragunas nicht reagiert. à innere Unruhe spiegelt sich in Natur? Dieser Zustand wird noch durch den Mord der Nonnen durch die Nazis verstärkt, welcher die Truppe total verstört. Die Mitglieder suchen wiederum Schutz hinter ihrem Anführer, während dieser Distanz zu den Soldaten aufbaut und zum ersten Mal seine Antipathie durchschimmern läßt. Die Verstörtheit des Fronttheaters zeigt sich an ihrer nächsten Vorstellung: „Das Lachen kam derb und oft. Wir trugen dick auf.“ Auf diese Weise versuchen sie ihren Gefühlen, die sie sonst niemandem zeigen können, freien Lauf zu lassen und das Geschehene zu vergessen. Aufgrund der Invasion gelingt es Bebra einen Marschbefehl nach Berlin für seine Gruppe zu erreichen, jedoch stirbt Raguna. Bei dem Abschied von Oskar und ihm kommt zum Ausdruck, daß seine Meinung einen Wandel erfahren hat: „Wir Zwerge und Narren sollten nicht auf dem Beton tanzen, der für Riesen gestampft und hart wurde! Wären wir nur unter den Tribünen geblieben, wo uns niemand vermutete!“ Durch das Leben in der Öffentlichkeit wollte Bebra seinen Leuten Sicherheit garantieren, doch dieser Vorsatz mißlang, bei dem Versuch, Einfluß auf das Geschehen zu nehmen. Deshalb gibt er sich die Schuld an Ragunas Tod. Bei ihrem Abschied lächelt er spinnwebendünn und küßt Oskar auf die Stirn genau wie bei ihrem letzten Trennung und gibt ihm so seinen Segen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema der Gruppenarbeit zur Blechtrommel von Günter Grass?
Das Thema der Gruppenarbeit ist "Kunst in der Blechtrommel". Die Arbeit analysiert, wie Kunst im Roman dargestellt wird, insbesondere im Kontext der faschistischen Kunst der 1930er Jahre in Deutschland und wie die Charaktere Oskar, Bebra und Meyn mit Kunst umgehen.
Wie wurde "entartete Kunst" im Dritten Reich definiert?
Die Nationalsozialisten bezeichneten Kunstrichtungen wie Impressionismus, Expressionismus, Fauvismus, Kubismus, Dadaismus und abstrakte Kunst als "entartet" und "volksschädigend". Dies führte zur Beschlagnahmung und Liquidierung wertvoller Kunstwerke und zu einem Ausstellungs- und Malverbot für Künstler dieser Richtungen.
Was waren die Merkmale des "neuen Menschentyps" in der NS-Kunst?
Der "neue Menschentyp" war idealisiert: Männer waren groß, athletisch, blond, blauäugig und stolz, Frauen blond, blauäugig, anmutig und oft als Mütter dargestellt. Diese Darstellungen dienten ideologischen Zwecken und waren eher allegorisch als realistisch.
Wie widerspricht das Fronttheater den NS-Vorstellungen von Kunst?
Das Fronttheater, mit seinen liliputanischen Darstellern wie Oskar und Bebra, widersprach den NS-Vorstellungen von "arischer" Kunst. Die Darbietungen, die an einen Wanderzirkus erinnerten und Charleston-Musik enthielten, standen im Gegensatz zur geforderten Rückbesinnung auf "deutsche Werte und Traditionen".
Welche Rolle spielt Meyn im Kontext der NS-Zeit und Kunst?
Meyn entwickelt sich von einem alkoholabhängigen Künstler zu einem SA-Mitglied und zurück. Diese Entwicklung symbolisiert die Anpassung an gesellschaftliche Zwänge und die innere Zerrissenheit vieler Menschen in der NS-Zeit. Er verkörpert die Spaltung zwischen künstlerischer Begabung und ideologischer Konformität.
Wer ist Bebra und welche Bedeutung hat er für Oskar?
Bebra ist ein Musikalclown und Leiter einer Liliputanertruppe. Er wird als Oskars "Meister" dargestellt, der sein Kunstverständnis prägt. Bebra durchschaut die Manipulationen der Nationalsozialisten und versucht, durch die Teilnahme am Fronttheater Einfluss zu nehmen und Oskar vor dem Unheil zu warnen.
Wie entwickelt sich Oskars Kunstverständnis im Laufe des Romans?
Oskar wird durch verschiedene "Meister" beeinflusst, darunter Bebra. Er nutzt seine Trommel und seine Stimme, um Gefühle auszudrücken, zu protestieren und die Gesellschaft zu kritisieren. Nach dem Krieg wird das Aktstehen zu einer Einnahmequelle, und er reflektiert über das Verhältnis von Kunst, Kommerz und der Unvereinbarkeit von Bürgertum und Künstlertum.
Welche Rolle spielt Ulla für Oskar als Künstler?
Ulla wird zu Oskars Muse. Sie ist das Gegenteil von ihm, groß und zerbrechlich. Sie inspiriert ihn dazu, die Trommel wieder in die Hand zu nehmen und damit zu posieren, und füllt so das Vakuum in seinen Händen, das der Kunstspezialist Raskolnikoff entdeckte.
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- Tonja Unger (Author), 1999, Die Blechtrommel von Günter Grass: Thema "Kunst in der Blechtrommel", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95703