Bei dieser Arbeit geht es um die Suche nach einer kollektiven Identität der Torbeschen. Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel. Im ersten Kapitel werden einige Aspekte der Identität der Torbeschen erörtert. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den kulturell-wissenschaftlichen Manifestationen der muslimischen Makedonier. Das letzte Kapitel befasst sich mit den ambivalenten Präsentationen der Torbeschen.
Torbesche ist die Bezeichnung für eine mazedonisch sprechende Minderheit, die dem islamischen Glauben angehört und auch in der Republik Nordmazedonien beheimatet ist. Der Name stammt aus der Umgangssprache und kann mit "Taschenträger" übersetzt werden. Es existiert ein öffentlicher Diskurs darüber, ob die Torbeschen von den christlichen Slaven abstammen, die im Zuge der osmanischen Besetzung des Landes zum islamischen Glauben übertraten, oder ob sie albanischer oder türkischer Abstammung sind. Während der osmanischen Zeit war es nicht die Sprache, sondern die Religion, die die Motivation zur Bildung sozialer und loyaler politischer Gruppen auslöste und letztendlich auch zur Definition einer eigenen Identität beitrug.
Nach dem Verschwinden der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien kam es erneut zu dieser Situation, bei der wiederum der Religion im Zusammenhang mit den ethnischen Konflikten auf dem Balkan eine entscheidende Rolle zukam. Religion und auch spezifische Traditionen, deren Ursprünge auf die Religion zurückgehen, scheinen für viele andere muslimische Minderheiten auf dem Balkan die wesentlichen ethnischen Komponenten gewesen zu sein. Es wird angenommen, dass die gemeinsame Identität der nordmazedonischen Torbeschen rein religiösen Gründen entsprang. Was die ethnische Identität der Gemeinschaft der Torbeschen betrifft, gibt es noch erhebliche Diskussionen, trotz der Tatsache, dass die Mehrheit sich den Türken oder Albanern zugehörig fühlt. Dagegen wähnt sich eine kleine Gruppe von Torbeschen, die die Sprache für das viel entscheidendere Identitätskriterium halten, den orthodoxen (Slawo-) Mazedoniern wesentlich näher. Deshalb ist den Torbeschen weder eine ausgeprägte (slawo-) mazedonische nationale Zugehörigkeit eigen, noch besitzen sie eine wirkliche Torbesch-Identität.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Einige Thesen zur Identität der Torbeschen
- III. Kulturno naučni manifestacii na Makedoncite muslimani.
- IV. Die ambivalenten Präsentationen der Torbeschen
- V. Zusammenfassung
- VI. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Suche nach einer kollektiven Identität der Torbeschen, einer mazedonisch sprechenden Minderheit mit islamischem Glauben in Nordmazedonien. Die Arbeit analysiert verschiedene Perspektiven auf die ethnische Zugehörigkeit der Torbeschen, wobei die Rolle der Sprache und Religion im Zentrum steht. Sie untersucht, wie die Torbeschen im Laufe der Geschichte von umliegenden Nationen beeinflusst wurden und welche Herausforderungen sie in Bezug auf ihre eigene Identität bewältigen mussten.
- Die schwierige Suche nach einer kollektiven Identität der Torbeschen
- Die Rolle der Religion und Sprache bei der Definition ethnischer Zugehörigkeit
- Der Einfluss der umliegenden Nationen auf die Torbeschen
- Die Ambivalenz der Präsentationen der Torbeschen in der Geschichte
- Die Herausforderungen, die sich für die Torbeschen aus der Suche nach ihrer Identität ergeben
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung
Die Einleitung stellt die Torbeschen als mazedonisch sprechende muslimische Minderheit in Nordmazedonien vor und beleuchtet die Debatte um ihre ethnische Herkunft. Es wird betont, dass die Religion während der osmanischen Zeit eine wichtige Rolle bei der Bildung sozialer und politischer Gruppen spielte. Nach dem Zerfall Jugoslawiens gewinnt die Religion im Zusammenhang mit ethnischen Konflikten auf dem Balkan erneut an Bedeutung. Trotz Diskussionen über die ethnische Identität fühlen sich die meisten Torbeschen Türken oder Albanern zugehörig. Die Arbeit untersucht die Suche nach einer kollektiven Identität der Torbeschen, die in drei Kapitel gegliedert ist.
II. Einige Thesen zur Identität der Torbeschen
Dieses Kapitel analysiert verschiedene Thesen zur Identität der Torbeschen. Türkische Gelehrte argumentieren für eine türkische Herkunft der Torbeschen, während griechische Historiker eine thrakische Verbindung herstellen. Bulgarische und mazedonische Historiker sehen in den Torbeschen hingegen Nachfahren der Bulgaren bzw. Mazedonier, die zur Islamisierung gezwungen wurden. Das Kapitel kritisiert die Problematik dieser Thesen und zeigt auf, wie die Torbeschen von den umliegenden Nationen instrumentalisiert werden. Es wird hervorgehoben, dass die Torbeschen selbst ihre eigene Identität in Frage stellen und sich gegenüber den Mazedoniern kritisch äußern.
III. Kulturno naučni manifestacii na Makedoncite muslimani.
Dieses Kapitel befasst sich mit den kulturell-wissenschaftlichen Manifestationen der muslimischen Makedonier. Es analysiert die Geschichte der Torbeschen im Kontext der Entwicklung der mazedonischen Nation.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen dieser Arbeit sind: Torbeschen, Identität, ethnische Zugehörigkeit, Religion, Sprache, Geschichte, Mazedonien, Balkan, nationale Aneignung, muslimische Minderheiten, Kultur, Tradition, Ethnogenese, historische Darstellungen, nationale Identität, Ambivalenz.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2020, Die Suche nach einer kollektiven Identität. Wer sind die Torbeschen eigentlich?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/955912