Nationalsozialismus, nach dem 1.)Weltkrieg in Deutschland aufgekommene, extrem nationalist., imperialist. und rassist. Bewegung und die darauf basierende faschist. Herrschaft in Deutschland 1933-45.
Zum Hintergrund des nationalsozialist. Gedankenguts
In der Ideologie des N. flossen geistige und soziale Strömungen zusammen, die, z.)T. gemeineurop., z.)T. in dt. Sonderentwicklung begründet, bereits während des Übergangs zur modernen industriellen Massengesellschaft im dt. Kaiserreich und in der Donaumonarchie Verbreitung und auch schon organisierten Anhang gefunden hatten: expansionsbedachter Nationalismus, der eine Weltmachtstellung für ein Mitteleuropa beherrschendes Deutschland forderte; Bestrebungen, die Nation durch innere soziale Versöhnung des dt. Volkes über die Klassengegensätze hinweg unter Ablehnung des internat. ›marxist.‹ Sozialismus zur Machtpolitik nach außen zu befähigen; auf dubiosen Volkstums- und Rassentheorien gründende antisemit. Feindbilder, die bei sozial verunsicherten kleinbürgerl. und bäuerl. Bevölkerungsgruppen polit. Rückhalt fanden. Die tiefgreifenden Erschütterungen, die der 1.)Weltkrieg bewirkte, verliehen diesem zunächst noch wenig zielgerichteten Ideenkonglomerat in der ungefestigten, durch Umsturz, wirtschaftl. Not, Versailler ›Friedensdiktat‹ und mangelnde demokrat. Erfahrung und Substanz vorbelasteten Republik erhebl. Sprengwirkung. In den ›Sündenböcken‹ KPD und SPD hatte man konkrete Feindgestalten. Bes. der Antisemitismus bot ein Erklärungsmuster für Niederlage und Umsturz, das von Gruppen, die den alten Machteliten nahestanden (Alldeutsche, DNVP) oder sozialen Abstieg befürchteten, propagandist. gezielt verbreitet wurde. Sie behaupteten, daß hinter den Geschehnissen das Weltmachtstreben ›des‹ Judentums mit seinen Werkzeugen im Ausland und im Inland wirke, v. )a. in den marxist. Parteien, aber auch im ›internat. Kapitalismus‹.
Position und Programm der NSDAP
Eine der auf diesem Boden emporwuchernden Protestgruppen war die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Ihr 25-Punkte-Programm vom 24.2. 1920 war ein Querschnitt durch den ›antikapitalist.‹ Teil des völk. Ideengemenges mit einem Akzent auf den Interessen des unteren Mittelstandes, aus dem der Großteil der ersten Anhänger stammte. In der hingebungsvoll geglaubten und verbreiteten Grundposition, daß sich das dt. Volk gegen den konzentrierten Angriff des Judentums wehren und zu neuer, seinem Elitecharakter angemessener Großmachtstärke aufsteigen müsse, besaßen Hitler und die Propaganda des N. ein auf ein eingängiges Freund-Feind- Muster reduziertes polit. Erklärungsmodell und Fernziel. Hitlers Glaube an die fast unbegrenzte Manipulierbarkeit der Menschen ließen ihn seine eigene zentrale Aufgabe und die der NSDAP nicht darin sehen, für völk. Sachprogramme zu werben. Vielmehr wollte er die Willenskräfte und die irrationale Tatbereitschaft der Massen dazu schüren, eines Tages gewaltsam die Träger der 1918 offen über Deutschland hereingebrochenen ›Judenherrschaft‹ (den inneren Feind) zu beseitigen und dadurch mit Hilfe des zu gewinnenden Militärs, der Bürokratie und der Wirtschaft den Weg freizumachen für eine ›Regierung der Macht und Autorität‹. Ihr Zugriff würde eine den Klassenkampf beendende ›Volksgemeinschaft‹ schaf- fen, die Energie der geeinten Nation nach außen wenden und durch psycholog., wirtschaftl. und militär. Rüstung das tragfähige Fundament legen für die Erlangung außenpolit. Handlungsfreiheit, die Durchsetzung und Absicherung der Weltmachtstellung Deutschlands, v. )a. durch die Gewinnung von ›Lebensraum‹ in Osteuropa und dessen Germanisierung. Grundlegend für den Erfolg des N. in Deutschland vor und nach 1933 war, daß er in der tiefgreifenden sozialen Krise einer verspäteten bürgerl.-industriellen Gesellschaft inmitten einer breiten ideolog., polit. wirksamen Strömung schwamm, der er mit seiner Propaganda und mit seinem gewalttätigen Aktivismus vielfältige Möglichkeiten zur Identifikation und zur Aggressionsentladung anbot. Dem N. kam auch die in den alten und neuen Mittelschichten aufgestaute soziale Dynamik zugute. In ihr verband sich die Furcht von- ihrer objektiven Lage nach- schon proletarisierten oder durch Proletarisierung bedrohten Personen und Gruppen mit dem Verlangen nach Wahrung von Status und Prestige und dem Anspruch auf deren Verbesserung.
Der Anspruch der NSDAP, eine ›Volkspartei‹ zu sein, war insgesamt nicht unzutreffend. Das Hauptreservoir lag im alten und neuen Mittelstand; die 1928 einsetzende Agrarkrise hatte erhöhte Resonanz des N. unter der ländl. Bevölkerung zur Folge; der Anteil der Arbeiter unter den Mgl. stieg nach 1930 auf bis zu 30)% an.
Der nationalsozialist. Staat
Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.1. 1933 leitete den 18monatigen Prozeß der nat.- soz. ›Machtergreifung‹ ein (deutsche Geschichte). Gestützt auf die weitgehende Loyalität von Bürokratie und Militär geschah der Machtwechsel durch die Eroberung machtpolit. entscheidend wichtiger Positionen (Eindringen der Gauleiter in die regionalen staatl. Führungsämter, Geheime Staatspolizei), durch die zwangsweise, z.)T. offen terrorist. Ausschaltung polit. Gegner und ihrer Organisationen (Einrichtung von KZ), durch die Beseitigung rechtsstaatl. Sicherungen und die Gleichschaltung und Lähmung polit. und gesellschaftl. Institutionen (Parlamente, Länder, Presse, Berufsverbände) und durch die Einschüchterung potentiellen Widerstands, mit dem Ergebnis, daß nach Hindenburgs Tod und der Vereinigung von Reichspräsidenten- und Kanzleramt im Führer der NSDAP am 2.8. 1934 die Führung von Staat und Partei in der Hand eines Mannes lag. Der N. war fortan durch den Führer Hitler und die von ihm zugeteilte Autorität der maßgebl. polit. Wille in Deutschland; es entstand jedoch kein klares Verhältnis und keine eindeutige Aufgabenverteilung zw. staatl. und Parteiinstanzen auf den Ebenen unterhalb Hitlers, sondern es blieb ein vielschichtiges Mischverhältnis. Auch nach dem Abschluß der Machtergreifungsphase rangen daher mehrere Instanzen im Spannungsfeld von Parteidienststellen und Staatsapparat miteinander, Fraktionen innerhalb derselben Organisation (auch in dem zunehmend mächtiger werdenden Abwehr- und ›Überwachungsorden‹ SS) befehdeten einander und führten im Konkurrieren um die Gunst der obersten Entscheidungsinstanz oft erst die Radikalisierung von Maßnahmen herbei.
Den Anspruch auf die Überwindung des überkommenen Wirtschafts- und Sozialsystems hat der N. nie aufgegeben. In den Jahren der nat.-soz. Herrschaft zeichneten sich neue Wege des Aufstiegs und der Elitebildung weitgehend unabhängig von sozialer Herkunft und materieller Lage ab und ließen Deutschland trotz geistiger und polit. Unfreiheit für viele als eine sozial offenere Gesellschaft als zuvor erscheinen. Die relative Stabilität des Systems und die Gefolgschaft, die es bis weit in den 2.)Weltkrieg hinein fand, beruhten darauf, daß es ihm auch gelang, sich Zustimmung aus allen sozialen Schichten zu sichern. Darin bestand auch eine der Hauptschwierigkeiten, vor denen die Widerstandsbewegung gegen das Regime stand. Für den sozialen Wandel der dt. Gesellschaft waren die mit der Aufrüstungspolitik eingeschlagenen Modernisierungstendenzen erhebl. wirksamer als die in die vorindustrielle Welt zurückschauenden sozial- und agrarromant., großstadtfeindl. Vorstellungen (›Blut und Boden‹), die in der Propaganda, in der Kulturpolitik und in der Tätigkeit verschiedener NS-Organisationen überwogen.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Nationalsozialismus laut diesem Text?
Nationalsozialismus wird als eine extrem nationalistische, imperialistische und rassistische Bewegung beschrieben, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland entstand. Sie bildete die Grundlage für die faschistische Herrschaft in Deutschland von 1933 bis 1945.
Welche ideologischen Wurzeln hatte der Nationalsozialismus?
Die Ideologie des Nationalsozialismus vereinte verschiedene geistige und soziale Strömungen. Dazu gehörten expansionsbedachter Nationalismus, das Streben nach sozialer Versöhnung innerhalb des deutschen Volkes (ohne internationalen Sozialismus), rassistische und antisemitische Feindbilder.
Wie profitierten die Nationalsozialisten von der Nachkriegszeit?
Die Erschütterungen des Ersten Weltkriegs und die darauffolgende Instabilität der Weimarer Republik (wirtschaftliche Not, Versailler Vertrag, mangelnde demokratische Erfahrung) boten dem Nationalsozialismus eine Grundlage für seine Propaganda. Die KPD und SPD wurden als Sündenböcke dargestellt, und der Antisemitismus diente als Erklärungsmuster für Niederlage und Umsturz.
Was war das Programm der NSDAP?
Das 25-Punkte-Programm der NSDAP von 1920 war ein Querschnitt durch den "antikapitalistischen" Teil des völkischen Ideengemenges, mit Fokus auf die Interessen des unteren Mittelstands. Kernpunkt war die Behauptung, das deutsche Volk müsse sich gegen den Angriff des Judentums wehren.
Wie sah Hitler seine Rolle und die der NSDAP?
Hitler glaubte an die Manipulierbarkeit der Menschen und sah die Aufgabe der NSDAP darin, die Willenskräfte der Massen zu schüren, um gewaltsam die Träger der "Judenherrschaft" zu beseitigen und so den Weg für eine "Regierung der Macht und Autorität" zu ebnen.
Was waren die Ziele der Nationalsozialisten in Bezug auf Deutschland?
Die Nationalsozialisten planten die Schaffung einer "Volksgemeinschaft", die nach außen gerichtet war und durch militärische Aufrüstung die Grundlage für eine Weltmachtstellung Deutschlands legen sollte, insbesondere durch die Gewinnung von "Lebensraum" in Osteuropa.
Wer waren die Hauptanhänger der NSDAP?
Das Hauptreservoir für die NSDAP lag im alten und neuen Mittelstand. Die Agrarkrise ab 1928 führte zu erhöhter Resonanz in der ländlichen Bevölkerung. Nach 1930 stieg der Anteil der Arbeiter unter den Mitgliedern auf bis zu 30% an.
Wie erfolgte die Machtergreifung der Nationalsozialisten?
Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 leitete den Prozess der "Machtergreifung" ein. Dies geschah durch die Eroberung wichtiger Positionen, die Ausschaltung politischer Gegner, die Beseitigung rechtsstaatlicher Sicherungen und die Gleichschaltung von Institutionen.
Wie gestaltete sich das Verhältnis von Staat und Partei im nationalsozialistischen Deutschland?
Es entstand kein klares Verhältnis und keine eindeutige Aufgabenverteilung zwischen staatlichen und Parteiinstanzen. Mehrere Instanzen konkurrierten miteinander, was oft zur Radikalisierung von Maßnahmen führte.
Wie sicherten sich die Nationalsozialisten die Zustimmung der Bevölkerung?
Die relative Stabilität des Systems und die Gefolgschaft bis weit in den Zweiten Weltkrieg hinein beruhten darauf, dass es der NSDAP gelang, sich Zustimmung aus allen sozialen Schichten zu sichern. Neue Aufstiegswege und Modernisierungstendenzen trugen dazu bei.
Was war das Ziel der Entnazifizierung nach dem Krieg?
Das Nachkriegsprogramm der Alliierten und der deutschen Widerstandsbewegung forderte die Beseitigung aller nationalsozialistischen Organisationen und des nationalsozialistischen Geistes als Voraussetzung für ein demokratisches Staatswesen.
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- Anonym (Author), 1999, National-Sozialismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95125