Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit das zeitgemäße Medium Geocaching pädagogisch eingesetzt werden kann, um bei Schülern das Interesse an öffentlichen Freiräumen zu wecken und ihre Sicherheit bei der Orientierung zu fördern. Auftrag der "Förderschule für Geistige Entwicklung" ist es, den Schülern zu helfen, eine selbstständige Lebensführung zu erlernen. Dementsprechend sollte sie die Schüler auch bei der Umweltorientierung und der Freizeitgestaltung unterstützen.
Diese Thematik soll in dieser Arbeit sowohl theoretisch als auch praktisch untersucht und dargestellt werden. Hierzu wird mit den grundlegenden Definitionen der Begriffe Öffentliche Freiräume, Geocaching und Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung begonnen. Im Anschluss werden theoretische Zugänge zum Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung erörtert, wobei die Schwerpunkte auf Lehrplanbezug, Lernverhalten und Geocaching liegen.
Sodann soll das Unterrichtsprojekt "Geocaching – wir gehen auf Entdeckungskurs" vorgestellt werden und auf den Lernstand der Schüler sowie die Lernziele eingegangen werden. Im Folgenden wird die praktische Durchführung beschrieben und evaluiert, inwieweit die Schüler die vorgegebenen Lernziele erreicht haben. Im Schlusskapitel geht es um das Fazit des Projekts, im speziellen um die Reaktionen und Erkenntnisse der Schüler, sowie um eine kritische Betrachtung der Gesamtthematik.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2 Definitionen
2.1. „Öffentliche Freiräume“ im Kontext von Schule
2.2. Geocaching
2.3. Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“
3. Theoretische Grundlagen und Bezüge im Hinblick auf die Anwendung des Geocachings im Unterricht der Schule mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“
3.1. Lehrplanbezug
3.1.1. Curriculum Sachunterricht
3.1.2. Schlüsselkompetenzen
3.2. Lernverhalten und Grundsätze der Förderung
4. Praktische Umsetzung in dem Unterrichtsprojekt „Geocaching - wir gehen auf Entdeckungskurs“
4.1. Geocaching als erlebnispädagogisches Medium - Darstellung des Unterrichtsprojekts
4.2. Lernstandsbeschreibung
4.3. Lernziele
4.4. Durchführung und Evaluation
5. Fazit und Ausblick
6. Literatur
1. Einleitung
Im Rahmen meines Praktikums an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ habe ich an einem erlebnispädagogischen Projekt zum Thema „Geocaching - wir gehen auf Entdeckungskurs“, im Rahmen einer Projektwoche, mitgewirkt.
Bei der praktischen Durchführung ist mir aufgefallen, dass Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ (Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung) mit der selbstständigen Nutzung von „öffentlichen Freiräumen“ (vgl. Oliver Frey 2004, S.170) wenig Erfahrung haben. Wie ich von den Schülern erfahren habe, verbringen sie die meiste Zeit ihres Lebens in geschlossenen Räumen, sowohl zu Hause (TV, PC, Smartphone, Spielekonsolen) als auch in der Schule (Klassenräume, Fachräume). Eine Erschließung des näheren Wohn- und Lernumfeldes findet nur selten statt. Daher haben viele Schüler große Probleme damit, sich z.B. in ihrem Wohnort ohne Unterstützung zu orientieren.
So stellte ich mir die Frage, inwieweit das zeitgemäße Medium Geocaching pädagogisch eingesetzt werden kann, um bei Schülern das Interesse an „öffentlichen Freiräumen“ zu wecken und ihre Sicherheit bei der Orientierung zu fördern. Auftrag der „Förderschule für Geistige Entwicklung“ ist es, den Schülern zu helfen, eine selbstständige Lebensführung zu erlernen. Dementsprechend sollte sie die Schüler auch bei der Umweltorientierung und der Freizeitgestaltung unterstützen.
Diese Thematik soll in der Hausarbeit sowohl theoretisch als auch praktisch untersucht und dargestellt werden. Hierzu beginne ich mit den grundlegenden Definitionen der Begriffe „Öffentliche Freiräume“, Geocaching und Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung. Im Anschluss werden theoretische Zugänge zum Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung erörtert, wobei die Schwerpunkte auf Lehrplanbezug, Lernverhalten und Geocaching liegen. Sodann soll das Unterrichtsprojekt „Geocaching - wir gehen auf Entdeckungskurs“ vorgestellt werden, den Lernstand der Schüler sowie die Lernziele eingegangen werden. Im Folgenden wird die praktische Durchführung beschrieben und evaluiert, inwieweit die Schüler die vorgegebenen Lernziele erreicht haben. Im Schlusskapitel geht es um das Fazit des Projekts, im speziellen um die Reaktionen und Erkenntnisse der Schüler, sowie um eine kritische Betrachtung der Gesamtthematik.
2. Definitionen
2.1. „Öffentliche Freiräume“ im Kontext von Schule
Oliver Frey (2004, S.170) unterscheidet drei Typen von öffentlichen Räumen. Zum einen benennt er die „öffentlichen Freiräume“, worunter er unter anderem Grünflächen, Parks, Spielplätze, den Straßenraum versteht. Zum anderen differenziert er „öffentlich zugänglich verhäuslichte Räume“, wie Kaufhäuser, Einkaufszentren und Bahnhöfe sowie „institutionalisierte öffentliche Räume“, also Sportanlagen, Vereine, Musikschulen, Schulräume, Kirchenräume und ähnlichen Räumen.
2.2. Geocaching
Unter Geocaching versteht man eine weiterentwickelte, technisierte und damit zeitgemäße Form der Schatzsuche. Das Wort Geocaching setzt sich aus dem griechischen Wort "geo" (deutsch: Erde) und dem englischen Wort "cache" (deutsch: Versteck) zusammen (vgl. www.cache-kontor.de).
Zum Geocaching benötigt man entweder ein GPS-Gerät (Global Positioning System) oder ein Smartphone. Anhand der Koordinaten, die im Internet von den „Ownern“ (deutsch: Besitzern) eines Geocaches veröffentlicht werden, kann ein Cache gefunden werden (vgl. Ulf Fischer 2011).
Dieser Cache ist ein möglichst gut versteckter Behälter, der immer ein Logbuch enthält. Der Finder trägt sich mit Nicknamen, der auf der offiziellen Homepage erstellt wird, und Datum dort ein (vgl. www.geocaching.com). Nun wird der Cache wieder genauso zurückgelegt, wie er versteckt war. Anschließend wird der Cache „geloggt“, das heißt im Internet eingetragen. Es gibt unterschiedlich große Cachebehälter, in denen man Tauschgegenstände finden kann.
Die Koordinaten bestehen aus Nord- und Ostkoordinaten und definieren einen Schnittpunkt von Längen- und Breitengrad. Dort befindet sich der Cache oder der Startpunkt eines Multicaches mit mehreren Stationen. Ein Cache kann von jedem Geocacher selbst entworfen und versteckt werden.
2.3. Schüler mit dem Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“
Laut „Verordnung über die sonderpädagogische Förderung, den Hausunterricht und die Schule für Kranke (Ausbildungsordnung sonderpädagogische Förderung - AO-SF) Vom 29. April 2005 zuletzt geändert durch Verordnung vom 1. Juli 2016 (SGV. NRW. 223)“ wird der Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung folgendermaßen definiert:
„Ein Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung besteht, wenn das schulische Lernen im Bereich der kognitiven Funktionen und in der Entwicklung der Gesamtpersönlichkeit dauerhaft und hochgradig beeinträchtigt ist, und wenn hinreichende Anhaltspunkte dafür sprechen, dass die Schülerin oder der Schüler zur selbstständigen Lebensführung voraussichtlich auch nach dem Ende der Schulzeit auf Dauer Hilfe benötigt.“
Das Schulministerium NRW führt aus:
„Kinder und Jugendliche mit einer geistigen Behinderung zeigen unterschiedliche Fähigkeiten und Kompetenzen in den verschiedenen Entwicklungsbereichen. Sie benötigen besondere Hilfen bei der Entwicklung von Wahrnehmung, Sprache, Denken und Handeln sowie Unterstützung zur selbständigen Lebensführung und bei der Entwicklung und Entfaltung der Persönlichkeit.“
3. Theoretische Grundlagen und Bezüge im Hinblick auf den Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“
3.1. Lehrplanbezug
Die Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in NordrheinWestfalen orientiert sich an den Richtlinien des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus sowie an den Richtlinien der Grundschulen in NordrheinWestfalen. Außerdem erstellen die einzelnen Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ihr schulinternes Curriculum.
In den Lehrplänen wird vorgeschrieben, was in den einzelnen Fächern/Projekten inhaltlich und thematisch gelehrt werden soll. Sie beschreiben die grundlegenden Kompetenzen, die die Schüler in den einzelnen Fächern erwerben sollen. Dabei sollen „die Freude und das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Lernen gestärkt und ihre Fähigkeiten, Kenntnisse, Interessen und Neigungen individuell“ gefördert werden (vgl. Grundschulrichtlinien Nordrhein-Westfalen). Außerdem soll das selbstständige Lernen gefördert werden, fachliche Methoden vermittelt werden um fächerübergreifende Vorhaben - hier: Projekt „Geocaching - wir gehen auf Entdeckungskurs“ - durchführen zu können (vgl. Theunissen, Kulig, Schirbort 2007).
3.1.1. Curriculum Sachunterricht
Zum Fach Sachunterricht gehören nach den Grundschulrichtlinien NordrheinWestfalens fünf Bereiche:
- Natur und Leben
- Technik und Arbeitswelt
- Raum, Umwelt und Mobilität
- Mensch und Gemeinschaft
- Zeit und Kultur (vgl. Grundschulrichtlinien Nordrhein-Westfalen S. 40)
Das Thema Geocaching tangiert alle Bereiche und verbindet sie miteinander. Bei der Suche bzw. beim Verstecken des Caches machen die Schülerinnen und Schüler umfassende Umwelt- und Naturerfahrungen. Sie beobachten, erleben, erkunden, untersuchen und deuten ihre Umgebung und das Leben in verschiedenen Räumen. Dabei benutzen und verfassen sie unter anderem Zeichnungen, Karten und Tabellen. Weiterhin erleben sie die Pflanzen- und Tierwelt, gewinnen neue Kenntnisse, z.B. die Wirkungsweise von Brennnesseln, und entwickeln neue Verhaltensweisen (vgl. Grundschulrichtlinien Nordrhein-Westfalen S. 40/41).
Technologische Entwicklungen wie das Smartphone verändern die Lebenswelt der Menschen und sind Bestandteile des Alltags. Wenn die Schülerinnen und Schüler beim Geocaching die GPS-Technik kennenlernen und ein Smartphone sachgerecht benutzen lernen, hat das unmittelbare Auswirkungen auf ihr alltägliches Leben und ihre spätere Arbeitswelt. Bei der Herstellung von Caches erlernen die Schülerinnen und Schüler vielfältige praktische Möglichkeiten im Umgang mit Werkzeugen und Materialien (vgl. Grundschulrichtlinien NordrheinWestfalen S. 41).
Schwerpunkt des Geocachings im Sachunterricht ist der Bereich Raum, Umwelt und Mobilität. Durch die Anwendung zeitgemäßer Medien wie z.B. Smartphone oder GPS-Gerät sowie dem Umgang mit Zeichnungen und Karten haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit sich in geographischen Räumen zu orientieren, diese zu erkunden und zu nutzen um ihre Mobilität zu erweitern (vgl. Fabienne Kessler 2012). Hierdurch erschließen sich den Schülerinnen und Schülern die Räume Wohnort, Schulumgebung, Verkehr und Natur (vgl. Grundschulrichtlinien Nordrhein-Westfalen S. 41/42).
Durch Gruppen- und Partnerarbeit lernen die Schülerinnen und Schüler in der Gemeinschaft zu kommunizieren und respektvoll miteinander auf die Suche zu gehen. Dabei entwickeln sich Verantwortungsbewusstsein, Vertrauen und das Einüben sozialer Regeln. Durch Rollenzuordnungen und Vereinbarungen während der gemeinsamen Suche nach dem Cache werden diese sozialen Kompetenzen gefördert, eingeübt und gefestigt (vgl. Grundschulrichtlinien NordrheinWestfalen S. 42).
In der heutigen Zeit dienen technische Medien stärker denn je als Informationsund Kommunikationsmittel. Bei der modernen Form der Schnitzeljagd, dem Geocaching, werden beim Suchen der Schätze nicht mehr Markierungen verfolgt, sondern der Weg wird mittels Koordinaten und GPS digital gefunden. So erleben die Schülerinnen und Schüler praktisch den Unterschied zwischen früherer und heutiger Zeit (vgl. Grundschulrichtlinien Nordrhein-Westfalen S. 42/43).
Auch die bayerischen Richtlinien für die Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung formulieren ähnliche Bereiche für das Aufgabenfeld Sachunterricht (vgl. Lehrplan für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung). Diese Bereiche sind:
- Denken und Lernen
- Heimat
- Mobilität
- Öffentlichkeit
- Zeit und Freizeit
Diese entsprechen inhaltlich in weiten Teilen den oben dargestellten Ausführungen und ergänzen diese. Besonderer Wert wird dabei auf die Vernetzung von inhaltsbezogenen und fächerübergreifenden Kompetenzen gelegt.
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