In der Gegenwart sind eine Reihe von Tendenzen der Wieder- bzw. Neuauflage von nationalsozialistischem Gedankengut zu registrieren. Verdeutlicht wird das Erstarken des Rechtsextremismus durch den Einzug der NPD in den sächsischen Landtag. Damit ist Rechtsextremismus nicht mehr als Randgruppenproblem abzutun. Aufklärung und Auseinandersetzung mit dem heutigen Erscheinungsbild des Neofaschismus erfordert auch zu verstehen, wie das geistige Vorbild, der Nationalsozialismus, funktionierte, seine Macht- und Staatsstrukturen aufbauen und ein ganzes Volk manipulieren konnte.
Angesichts des erwähnten Wiedererstarkens des Nationalsozialismus fordert Bundespräsident Horst Köhler die verstärkte und offensive Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und Antisemitismus. Damit „müssen wir uns vor allem fragen, ob wir unsere jungen Menschen wirklich erreichen, ob Lehrer, Eltern und Journalisten über den Irrweg des Nationalsozialismus wirksam aufklären.“
Die vorliegende Arbeit möchte ich als einen Teil dieser Auseinandersetzung verstehen. „Eine bloße Information über den Nationalsozialismus, so gut die auch gemeint und so notwendig sie auch ist, genügt heute nicht mehr.“ Es gilt also weltanschauliche Inhalte und die Methoden nationalsozialistischer Herrschaftsstrukturen offen zu legen und sich damit auseinanderzusetzen. Das gilt insbesondere für eine in den subjektiven Erinnerungen der Menschen so scheinbar harmlose Erziehungsinstitution wie dem „Bund Deutscher Mädel“.
Wie sich diese subjektiven Erinnerungen heute darstellen, habe ich als Anlage beigefügt. Dazu wurden einige Frauen nach ihren Erinnerungen an den BDM befragt, die heute bereits der Großeltern und Urgroßelterngeneration angehören. Trotz der scheinbar harmlosen und überwiegend positiven Erinnerungen an den BDM passte sich diese Institution perfekt in das nationalsozialistische Erziehungs- und Manipulationsmodell der Jugend ein und trug nicht unwesentlich zur raschen Festigung der nationalsozialistischen Herrschaft und deren Verwurzelung in der Masse der deutschen Jugend bei. Die letztgenannte These werde ich im Verlaufe der vorliegenden Arbeit nachweisen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Nationalsozialistische Weltanschauung als Grundlage des Erziehungsdenkens im III. Reich
- Grundbegriffe nationalsozialistischer Weltanschauung
- NS-Staat als Erziehungsstaat
- Erziehungsziele des Nationalsozialismus
- Das Bild der Frau im Nationalsozialismus
- Historische Wurzeln
- Frauen als Objekte der Rassenzüchtung
- Forderungen an die Mädchenerziehung
- Zur Umsetzung des nationalsozialistischen Frauenbildes in der Erziehungsarbeit des BDM
- Kurzer geschichtlicher Abriss zur Entstehung des BDM
- Das Selbstverständnis des BDM zur Mädchenerziehung
- Der BDM als Erziehungsinstitution
- Organisationsaufbau des BDM
- Erziehung in der Gemeinschaft und durch die Gemeinschaft mit den Organisationsformen Heimabende und Lagererlebnis
- Körpererziehung, weltanschauliche Erziehung und Kulturarbeit im BDM
- Körperliche Ertüchtigung
- Weltanschauliche Erziehung
- Kulturarbeit
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Mädchenerziehung im Dritten Reich und untersucht, wie das nationalsozialistische Frauenbild im Bund Deutscher Mädel (BDM) umgesetzt wurde. Die Arbeit zielt darauf ab, die weltanschaulichen Grundlagen des Nationalsozialismus aufzuzeigen und zu analysieren, wie diese in der Erziehungsarbeit des BDM Anwendung fanden.
- Die nationalsozialistische Weltanschauung und ihre Grundbegriffe wie Rasse, Volk und Züchtung.
- Das Frauenbild des Nationalsozialismus und die Rolle der Frau als Mutter und Erzieherin.
- Die Entstehung und Organisation des BDM als Erziehungsinstitution.
- Die Erziehungspraktiken des BDM, die auf körperliche Ertüchtigung, weltanschauliche Indoktrination und Kulturarbeit fokussierten.
- Die Auswirkungen der nationalsozialistischen Mädchenerziehung auf die deutsche Gesellschaft.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Kontext der Arbeit und die Relevanz der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus beleuchtet. Anschließend wird die nationalsozialistische Weltanschauung als Grundlage des Erziehungsdenkens im Dritten Reich näher betrachtet. Dabei werden die zentralen Begriffe der nationalsozialistischen Ideologie sowie die Ziele und Methoden der nationalsozialistischen Erziehung erläutert. Im dritten Kapitel wird das Frauenbild des Nationalsozialismus beleuchtet. Hier werden die historischen Wurzeln, die Rolle der Frau als Objekt der Rassenzüchtung und die Forderungen an die Mädchenerziehung im Fokus stehen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Umsetzung des nationalsozialistischen Frauenbildes in der Erziehungsarbeit des BDM. Es werden die Entstehung des BDM, seine Organisationsstruktur und seine Erziehungspraktiken detailliert analysiert. Die Arbeit endet mit einem Resümee, das die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammenfasst.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Mädchenerziehung, Bund Deutscher Mädel (BDM), Frauenbild, Rasse, Volk, Züchtung, Erziehungsziele, Weltanschauung, Ideologie, Körpererziehung, Kulturarbeit, Erziehungspraktiken, NS-Staat, Gemeinschaft, Heimabende, Lagererlebnis.
- Quote paper
- Franziska Henneberg (Author), 2005, Mädchenerziehung im III. Reich, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/92574