Diese Arbeit wirft einen Blick in die Geschichte der ägyptischen Muslimbruderschaft und ihrer Lehren.
Die moderne Geschichte Ägyptens und die des Takfirismus sind jenseits der Muslimbruderschaft undenkbar. Der sunnitische Islamismus des 20. und 21. Jahrhundert wurde in besonderer Weise von dieser Organisation geprägt. Die Einstellung dieser Bewegung zur Gewalt und ihre Ideologie wird nicht selten anhand von Sayyid Qutb, ein bedeutender Vordenker, illustriert. Er entwickelte während seiner Haftzeit eine neue und offensive Ideologie, die den Nährboden für jihadistische Gruppierungen bereitete.
Ferner definierte er Begriffe wie Dschihad, kufr und ǧāhilīya um und schuf somit die Grundlage dafür, dass sich die Muslime gegenseitig auf politischer und gesellschaftlicher Basis den takfīr, das heißt aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausschließen, ausübten. Auch Osama bin Laden, der ehemalige Anführer der al-Qaida, wurde von vielen Anschauungen und Dogmen von Sayyid Qutb beeinflusst. Es ist ergo nicht verwunderlich, dass die Muslimbruderschaft und ihre Ideologien gelegentlich das Forschungsobjekt der Terrorismusexperten sind.
Wenig Achtung bekommt der moderate Flügel dieser Organisation. Dieses Lager bildete sich vor allem während der Führung von Hasan al-Hudaybi. Solche divergenten Positionen machen eine Verallgemeinerung und homogene Darstellung dieser Bewegung unmöglich.
Doch welche Ziele verfolgen die beiden internen Positionen und welche Auswirkungen haben die beiden Lager auf die Gesellschaft? Was sind außerdem die Faktoren und Katalysatoren des Takfirismus und wie versuchte Hasan al Hudaybi entgegenzuwirken? Ist al-Hudaybi wirklich der Gegenpol zu Sayyid Qutb?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Gründung und Ausbreitung der Muslimbruder
- Etablierung des Geheimdienstes
- Formatierung der Muslimbruder nach al-Banna
- Sayyid Qutb und der Weg zum Takfirismus
- ğāhilīya
- Reaktionen auf Sayyid Qutb's Gedankengut
- Hasan al-Hudaybi und Takfirismus
- Sayyid Qutb und der Weg zum Takfirismus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Geschichte der ägyptischen Muslimbruderschaft und ihren Lehren, insbesondere im Kontext des Takfirismus. Sie untersucht die Entstehung und Ausbreitung dieser Bewegung, die verschiedenen internen Positionen, die Rolle von Schlüsselfiguren wie Sayyid Qutb und Hasan al-Hudaybi sowie die Auswirkungen der Muslimbruderschaft auf die ägyptische Gesellschaft.
- Die Entwicklung des Takfirismus innerhalb der Muslimbruderschaft
- Die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Muslimbruderschaft, insbesondere die von Sayyid Qutb und Hasan al-Hudaybi
- Die Rolle der Muslimbruderschaft in der ägyptischen Politik und Gesellschaft
- Die Auswirkungen des Takfirismus auf die Gesellschaft
- Die Strategien von Hasan al-Hudaybi zur Bekämpfung des Takfirismus
Zusammenfassung der Kapitel
Einführung: Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Muslimbruderschaft für die Geschichte des Takfirismus im 20. und 21. Jahrhundert. Es stellt Sayyid Qutb als einen wichtigen Vordenker vor, der eine neue und offensive Ideologie entwickelte, die den Nährboden für jihadistische Gruppierungen schuf.
Gründung und Ausbreitung der Muslimbruder: Das Kapitel beschreibt die Gründung der Muslimbruderschaft durch Hassan al Banna im Jahr 1928 und ihre anfänglichen Ziele. Es beleuchtet die wichtigsten Faktoren, die zur Etablierung der Bewegung führten, wie beispielsweise die konservative Familie und das nationalistische Umfeld al-Bannas, sowie seine Kritik am säkularen Lebensstil in Kairo.
Etablierung des Geheimdienstes: Dieses Kapitel behandelt die Etablierung eines militärischen Apparats innerhalb der Muslimbruderschaft, der 1936 eingerichtet wurde. Die Geheimorganisation spielte eine Rolle bei antibritischen Aktionen in Palästina und prägte die Reaktion der ägyptischen Regierung auf die Bewegung.
Formatierung der Muslimbruder nach al-Banna: Das Kapitel behandelt die Führung von Hasan al-Hudaybi nach der Ermordung von al-Banna. Al-Hudaybi löste die paramilitärische Geheimorganisation auf und fokussierte die Bewegung auf Bildung und Mission, anstatt auf Politik und Gewalt. Er unterstützte den Staatsstreich der "Freien Offiziere" im Jahr 1952 und verzögerte das Verbot der Muslimbruderschaft durch seine taktische Entscheidung, die Bewegung nicht als politische Partei zu registrieren.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit fokussiert auf die Themen Muslimbruderschaft, Takfirismus, Sayyid Qutb, Hasan al-Hudaybi, Islamismus, Gewalt, Dschihad, kufr, ğāhilīya, Ägypten, Politik, Gesellschaft und Geschichte.
- Quote paper
- Halil Kabakulak (Author), 2018, Die Muslimbruderschaft. Das Verständnis von Takfirismus bis Hasan al-Hudaybi, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/922878