Seit dem Bestehen der modernen menschlichen Zivilisation ist es die Aufgabe der Intellektuellen gewesen, Verantwortung für die Gesellschaft und ihre Moral zu tragen. Sie sind dazu berufen, Werte und Wahrheiten hochzuhalten oder neu zu installieren, wenn diese verloren gehen, auf Veränderungen und Problematiken vorzubereiten und entsprechend Lösungen zu suchen. Die politische Meinungsbildung der Bürger bedarf einer Richtungsgebung, genauso wie die Politik auf die Legitimation durch Intellektuelle angewiesen bleibt.
Diese Arbeit befasst sich zunächst mit der Rolle der Gesellschaftskritik, und beschäftigt sich dann mit einer bestimmten Gruppe von Intellektuellen, den Künstlern, und klärt inwieweit sie sich Laufe der Zeit dieser Aufgabe angenommen haben. Um die Möglichkeiten zu veranschaulichen, kläre ich die Begriffe Karikatur und Satire und untersuche die Wirksamkeit beider.
Im Folgenden möchte ich den Künstler George Grosz vorstellen, und darstellen, wie er in seiner Zeit, einer höchst brisanten Zeit, politisch wirksam war. Er erscheint mir als besonders geeignetes Beispiel für einen gesellschaftskritischen Künstler, da er in seinen satirischen Bildern nicht nur die kapitalistische Gesellschaft an den Pranger stellte, sondern auch auf andere Missstände hinwies. Ohne Angst vor Strafe und Verfolgung versuchte er die Öffentlichkeit zu erreichen, und kämpfte unbeirrt für die, in seinen Augen, „gute Sache“. Zudem möchte ich die damalige Rezeption und auch die Konsequenzen, die George Grosz´ Kunst für ihn brachte, erörtern.
Our country- right or wrong! - Rolle und Aufgabe des Gesellschaftskritikers
Im Jahre 1872 äußerte sich Carl Schurz im Senat der Vereinigten Staaten über die Aufgabe des Gesellschaftskritikers wie folgt: „Our country, right or wrong! When right to be kept right; when wrong to be put right!“
Gesellschaften kritisieren sich nicht selbst, sondern benötigen Gesellschaftskritiker, die, als Individuen der Gesellschaft, dieselbe adäquat kritisieren. Sie versuchen die anderen Gesellschaftsmitglieder im öffentlichen Gespräch zu erreichen, und laden dazu ein, an diesem Gespräch teilzunehmen. Die Aufgabe des Gesellschaftskritikers liegt dabei primär in der Erarbeitung und Bekräftigung kultureller Werte; seine Rede stellt eine kollektive Reflexion auf die Bedingungen kollektiven Zusammenlebens dar ...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Our country- right or wrong! - Rolle und Aufgabe des Gesellschaftskritikers
- Standpunkt der Kritik
- Gesellschaftskritik als steter Prozess
- Geschichtlicher Überblick
- Karikatur und Satire als künstlerische Formen der Gesellschaftskritik
- Arbeitsweise und Wirkung der Karikatur
- Status der Karikatur
- Die Bildsatire
- Arbeitsweise und Wirkung der Satire
- Die Zeit- Das Berlin der 20er Jahre
- Der Satiriker George Grosz
- Grosz' kritischer Werdegang
- Sinn oder Unsinn der Kunst
- Der Weg über den Dadaismus
- Die Entscheidung zur politischen Kunst
- Die Hintergrund-Mappe
- Rezeption
- Der Gotteslästerungs-Prozess
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rolle der Gesellschaftskritik und beleuchtet die Rolle von Künstlern als Gesellschaftskritiker. Dabei werden die Begriffe Karikatur und Satire erläutert und ihre Wirksamkeit untersucht. Im Zentrum steht der Künstler George Grosz und seine satirische Kunst in der Weimarer Republik, die die Missstände der kapitalistischen Gesellschaft anprangerte.
- Rolle der Gesellschaftskritik und Aufgabe des Gesellschaftskritikers
- Die Wirksamkeit von Karikatur und Satire als Formen der Gesellschaftskritik
- Die politische Kunst von George Grosz in der Weimarer Republik
- Grosz' Kampf gegen Missstände und seine Rezeption
- Die Konsequenzen von Grosz' Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Aufgabe der Intellektuellen in der modernen Zivilisation dar: Verantwortung für die Gesellschaft und ihre Moral zu tragen. Sie beleuchtet die Notwendigkeit von Gesellschaftskritik, die eine kollektive Reflexion auf die Bedingungen kollektiven Zusammenlebens darstellt.
Our country- right or wrong! - Rolle und Aufgabe des Gesellschaftskritikers
Dieses Kapitel zitiert Carl Schurz' Aussage über die Aufgabe des Gesellschaftskritikers, die Gesellschaft, selbst wenn sie im Unrecht ist, zu kritisieren. Es diskutiert die Notwendigkeit von kritischer Distanz und die Balance zwischen Zugehörigkeit und kritischer Distanz, die der Gesellschaftskritiker einnehmen muss.
Standpunkt der Kritik
Dieses Kapitel untersucht die Frage nach der notwendigen Distanz des Gesellschaftskritikers. Es wird argumentiert, dass der Kritiker zwar eine gewisse Distanz zur Gesellschaft benötigt, aber gleichzeitig innerhalb der kritisierten Verhältnisse bleiben muss, um seine Kritik effektiv zu gestalten.
Gesellschaftskritik als steter Prozess
Das Kapitel beleuchtet die Herausforderungen, denen sich der Gesellschaftskritiker gegenübersieht. Er muss seine Ideen in einer Gesellschaft vertreten, die über ihre eigenen Ideen verfügt. Dies führt zu einer steten moralischen Diskussion, die es zu führen gilt.
Geschichtlicher Überblick
Dieses Kapitel untersucht die Geschichte der Kunst als Gesellschaftskritik, beginnend mit Baudelaire und Stendhal. Es beleuchtet die Entwicklung des Verhältnisses von Kunst und Gesellschaft, von der moralischen Bedeutung der Kunst in der Antike bis hin zur revolutionären Grundstimmung des 19. Jahrhunderts.
Schlüsselwörter
Gesellschaftskritik, Kunst, Karikatur, Satire, George Grosz, Weimarer Republik, Kapitalismus, Missstände, politische Kunst, Rezeption.
- Quote paper
- Jannina Gaidell (Author), 2005, Kunst als Gesellschaftskritik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/90417