Die Debatte um ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) in Deutschland ist zwar nicht neu, doch hat sie in letzter Zeit wieder an politischer Brisanz gewonnen. Die Schere zwischen Arm und Reich geht auseinander, wie ein Blick in die Vermögensverteilung deutscher Haushalte zeigt. Während 50 Prozent der Haushalte über weniger als 4 Prozent des gesamten Nettovermögens verfügen, teilen die 10 Prozent der vermögendsten Haushalte 47 Prozent unter sich auf.
So liegt es nahe, über alternative Systeme sozialer Sicherung nachzudenken, die sozialer Ungleichheit mehr entgegenzusetzen haben als das derzeitige Grundsicherungssystem um das ALG II. Ein umstrittenes Konzept, das Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist, ist das BGE.
Die Liste von Befürwortern sowie Gegnern ist lang. An vorderster Front für ein BGE kämpfen der Unternehmer und DM-Gründer Götz Werner, der Hartz 4 als „offenen Strafvollzug“ anprangert, und Thomas Straubhaar; ein bedingungsloses Grundeinkommen sei „extrem solidarisch und schafft Jobs“ , so der Ökonom des HWWI-Instituts.
Das Bürgergeld unterliege einer „Solidaritätsordnung für Geisterfahrer“, die den Sozialstaat auflöse und an seine Stelle eine „Gulaschkanone“ setze, aus der jeder einen Schlag bekomme, wettert hingegen Norbert Blüm in der ZEIT. Gar eine Spaltung Deutschlands in einen produktiven und einen stillgelegten Teil befürchtet der SPD-Chef Kurt Beck.
Fernab von jeder Polemik basiert ein bedingungsloses Grundeinkommen auf einer Gerechtigkeitsvorstellung eines utopischen Sozialismus mit Gleichheitsidealen des Liberalismus und sieht sich selbstbewusst als eine mögliche Antwort auf gegenwärtige sozialstaatliche Probleme.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung.
- 1.1 Das bedingungslose Grundeinkommen: Definition
- 1.2 Geschichtsexkurs: Das Grundeinkommen und seine Vorläufer
- 2. Soziale Gerechtigkeit und Policyinstrumente
- 2.1 Politikphilosophischer Exkurs: Wie definiert sich soziale Gerechtigkeit?
- 2.1.1 Rawls: Gerechtigkeit durch Fairness.
- 2.1.2 Dworkin: Gerechtigkeit durch (Ressourcen)Gleichheit.
- 2.1.3 Rawls und Dworkin: Ein Maßstab für Gerechtigkeit?
- 2.2 Das Sozialstaatsprinzip: Soziale Gerechtigkeit in Deutschland
- 2.3 Status quo: Soziale Gerechtigkeit durch Hartz IV?
- 2.3.1 Gerechtigkeit I: Hartz IV und das Sozialstaatsprinzip
- 2.3.2 Gerechtigkeit II: Hartz IV, Rawls und Dworkin
- 2.4 Das bedingungslose Grundeinkommen: Ein anderes Verständnis von sozialer Gerechtigkeit.
- 2.4.1 Gerechtigkeit I: Das BGE und Van Parijs
- 2.4.2 Gerechtigkeit II: Das BGE und das Sozialstaatsprinzip
- 2.4.3 Gerechtigkeit III: Das BGE, Rawls und Dworkin
- 3. Das BGE und seine Kritiker: Auseinandersetzung mit Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
- 3.1 Akzeptanz und Aktivierung: Das Free-Rider-Problem.
- 3.1.1 Akzeptanz.
- 3.1.2 Aktivierung.
- 3.2 Geld regiert die Welt: Zur Finanzierbarkeit des bedingungslosen Grundeinkommens.
- 3.2.1 Die Finanzierungsfrage.
- 3.2.2 Auswirkungen auf die Tendenz zu arbeiten
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit befasst sich mit der Frage, ob ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) zu mehr sozialer Gerechtigkeit führen würde. Die Arbeit analysiert das BGE im Kontext der aktuellen Debatte in Deutschland und setzt es in Beziehung zu verschiedenen Theorien der sozialen Gerechtigkeit, insbesondere dem Sozialstaatsprinzip, Rawls' Gerechtigkeitstheorie und Dworkins Konzept der Ressourcen-Gleichheit. Darüber hinaus werden die Kritikpunkte und Argumente der Gegner des BGE beleuchtet, insbesondere hinsichtlich der Akzeptanz, Aktivierung und Finanzierbarkeit.
- Soziale Gerechtigkeit und verschiedene Gerechtigkeitskonzepte
- Das BGE im Kontext von Hartz IV und dem Sozialstaatsprinzip
- Die Kritik am BGE und die Argumente der Gegner
- Die Auswirkungen des BGE auf Arbeitsmarkt und Gesellschaft
- Finanzierbarkeit des bedingungslosen Grundeinkommens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema BGE ein und beleuchtet die aktuelle Debatte in Deutschland. Sie stellt das BGE als alternatives Konzept zur Grundsicherung vor und gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte des BGE.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit dem Konzept der sozialen Gerechtigkeit. Es analysiert verschiedene Theorien aus dem Bereich der Politikphilosophie und setzt diese in Beziehung zum Sozialstaatsprinzip und den aktuellen Grundsicherungsmaßnahmen (Hartz IV). Anschließend wird das BGE im Hinblick auf seine Gerechtigkeitsvorstellungen untersucht.
Kapitel 3 beleuchtet die Kritik am BGE aus unterschiedlichen Bereichen. Es wird auf das Free-Rider-Problem, die Akzeptanz und Aktivierung der Menschen sowie die Finanzierbarkeit des BGE eingegangen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der sozialen Gerechtigkeit, dem bedingungslosen Grundeinkommen (BGE), Hartz IV, Rawls, Dworkin, dem Sozialstaatsprinzip, Akzeptanz, Aktivierung und Finanzierbarkeit. Sie analysiert die Auswirkungen des BGE auf Arbeitsmarkt, Gesellschaft und Politik.
- Arbeit zitieren
- Lisa Högden (Autor:in), 2007, Soziale Gerechtigkeit durch bedingungsloses Grundeinkommen?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/88150