„Es ist ein recht seltener Glücksfall, wenn alle Schüler einer Klasse/Lerngruppe bei gleichen Inhalten mit gleichen Lehrmethoden und Medien in gleicher Zeit zur Erreichung gleicher Ziele geführt werden können„ (Meyer-Willner)
Mit diesem prägnanten Satz bringt Meyer-Willner die Notwendigkeit unterrichtlicher Differenzierung zum Ausdruck. Im folgenden soll dargestellt werden, warum Differenzierung notwendig ist und wie sie in der Schule praktiziert werden kann.
Inhalt
1 VORBEMERKUNG
2 BEGRIFFSKLÄRUNG
3 HISTORISCHE WURZELN DER DIFFERENZIERUNG
4 BEGRÜNDUNG DER DIFFERENZIERUNG
4.1 RECHTLICHE BEGRÜNDUNG
4.2 BILDUNGSPOLITISCHE FORDERUNGEN (GS)
4.3 LERN- UND MOTIVATIONSPSYCHOLOGISCHE BEGRÜNDUNG
4.4 PÄDAGOGISCHE BEGRÜNDUNG
4.5 GESELLSCHAFTLICHE / SOZIALISATIONSTHEORETISCHE / GRUNDSCHULPÄDAGOGISCHE BEGRÜNDUNG
5 ZIELE DER DIFFERENZIERUNG
6 VORAUSSETZUNGEN FÜR DIFFERENZIERUNG
6.1 ORGANISATORISCHE VORAUSSETZUNGEN
6.2 PERSONALE VORAUSSETZUNGEN
6.2.1 BEIM LEHRER
6.2.2 BEIM SCHÜLER
7 FORMEN DER DIFFERENZIERUNG
7.1 ÄUßERE DIFFERENZIERUNG
7.1.1 INTERSCHULISCHE DIFFERENZIERUNG
7.1.2 INTRASCHULISCHE DIFFERENZIERUNG
7.2 INNERE DIFFERENZIERUNG
7.2.1 MÖGLICHKEITEN DER INHALTLICHEN DIFFERENZIERUNG:
7.2.2 MÖGLICHKEITEN DER METHODISCHEN DIFFERENZIERUNG
7.2.3 MÖGLICHKEITEN DER SOZIALEN DIFFERENZIERUNG
7.2.4 MÖGLICHKEITEN MEDIALER DIFFERENZIERUNG
7.2.5 REGELN FÜR DIE INNERE DIFFERENZIERUNG:
7.3 SONDERFORMEN DER DIFFERENZIERUNG
7.3.1 INDIVIDUALISIERUNG
7.3.2 FEGA - MODELL
8 PROBLEMFELDER UND GRENZEN DER DIFFERENZIERUNG
9 SCHLUßGEDANKE
10 LITERATUR:
1 Vorbemerkung
„Es ist ein recht seltener Glücksfall, wenn alle Schüler einer Klasse/Lerngruppe bei gleichen Inhalten mit gleichen Lehrmethoden und Medien in gleicher Zeit zur Erreichung gleicher Ziele geführt werden können„ (MEYER-WILLNER)
Mit diesem prägnanten Satz bringt MEYER-WILLNER die Notwendigkeit unterrichtlicher Differenzierung zum Ausdruck. Im folgenden soll dargestellt werden, warum Differenzierung notwendig ist und wie sie in der Schule praktiziert werden kann.
2 Begriffsklärung
SCHRÖDER: Differenzierung ist die Auflösung des heterogenen Klassenverbandes zugunsten homogener Gruppen in bezug auf die Leistungsfähigkeit oder Interessenrichtung der Ss
KASPER: Im weitetsen Sinne bezeichnet D. alle schulischen Bemühungen, bei vorausgesetzter Unterschiedlicheit der Aussgangslage und der individuellen Lernmöglichkeiten jedem Ss eine seiner lebensgeschichtlichen Subjektivität gemäße schulische Lernwelt anzubieten.
MEYER-WILLNER: Differenzierung ist das Bestreben, den Unterricht (= die externen Bedingungen) an die internen Bedingungen eines Schülers oder einer Lerngruppe anzupassen
Differenzierung wird in der Literatur vielfältig definiert
Gemeinsamkeiten der Definitionen:
- unter Differenzierung versteht man sowohl ein Unterrichtsprinzip als auch die entsprechenden Maßnahmen der Unterrichtsgestaltung
- Maßstab des Unterrichts ist der Lernende
- man geht davon aus, daß es individuelle Unterschiede bei Ss gibt
- D. führt zur Gruppierung
- D. bedeutet didaktische Maßnahme mit dem Ziel der optimalen Förderung
3 Historische Wurzeln der Differenzierung
Die Notwendigkeit der Differenzierung ist ein seit langem erkanntes Grundproblem:
COMENIUS (1592 - 1670) Forderung nach Bildung von Jahrgangsklassen:
Annahme: gleiches Alter = gleiche Leistungsfähigkeit und
Auffassungsgabe
Das Grundproblem wurde jedoch sehr bald erkannt:
JEFFERSON, amerikanischer Präsident (1743 - 1826):
„Die verfassungsmäßige Gleichheit der Menschen und die fak
tische Ungleichheit in physischer, seelisch-geistiger und sozia
ler Hinsicht sind das zentrale, aber auch letztlich unlösbare
Problem jeder Demokratie und jeder Pädagogik„
HERBART (1776 - 1841): „Die Verschiedenheit der Köpfe ist das große Hindernis aller
Schulbildung„
*v.a. seit der Reformpädagogik Versuche differenzierender Unterrichtsgestaltung:
MONTESSORI „Vom Kinde aus„
- Jedes Kind kann mit seinem Material in seinem Tempo arbeiten
solange es will
PETERSEN - Selbständiges und interessengeleitetes Lernen
- Überwindung der Fächergrenzen
- Anknüpfen an vorhandenes Wissen und Erfahrungen der Kinder
- „freie Aktivitäten„ in der Gruppe und „freie Arbeit„ am Wochenende
- Klassenraum als Schulwohnstube mit anregungsreicher Lernumwelt,
die den Kindern die Möglichkeit bietet, einen eigenen Weg des Um-
gangs mit dem Stoff zu entdecken
KERSCHENSTEINER „Grundaxiom des Bildungsprozesses„ -> drückt Grundgedanken der
Differenzierung aus: „Jedes Kulturgut kann nur insoweit Bildungswirk-
samkeit entfalten, als es in seiner Struktur der Individuallage des Zög-
lings angepaßt ist„
Allerdings nur mehr oder weniger annähernde Lösung des Differenzierungsproblems!
Differenzierung hat durch die Begründung einer gemeinsamen Schule (trotz unterschiedlicher Herkunft/Leistung/...) in der Weimarer Republik an Bedeutung gewonnen
Heute:
- das Problem bleibt weiterhin aktuell, solange in den Regelschulen die Jahrgangsklassen dominieren
- die Streuungsbreite in der Entwicklung der Schüler ist nach wie vor sehr groß
aber es gibt auch Schulmodelle, die sich in besonderer Weise um die individuelle Förderung des Kindes bemühen (Montessori-Schulen „Hilf mir, es selbst zu tun!„, Waldorf-Schulen, die eine besondere Kenntnis der Schüler bei der U.Planung voraussetzen)
4 Begründung der Differenzierung
4.1 Rechtliche Begründung
Die Notwendigkeit der Differenzierung ist verfassungsrechtlich verankert:
Art 2 GG:
„Jeder hat das Recht zur freien Entfaltung seiner Persönlichkeit„
Art 128 Bayerische Verfassung:
„Jeder hat einen Anspruch darauf, eine seinen erkennbaren Fähigkeiten und seiner inneren Berufung entsprechende Ausbildung zu erhalten„
- schlägt sich nieder in den LP der einzelnen Schulstufen
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- Arbeit zitieren
- Matthias Altmannsberger (Autor:in), 2001, Differenzierung im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/8494