Im 19. Jahrhundert kam es zu umfangreichen politischen, ökonomischen und sozialen Veränderungen in der ägyptischen Gesellschaft, in deren Folge ägyptische Frauen in die Öffentlichkeit drängten, um für eine Verbesserung ihrer gesellschaftlichen Position einzutreten. Vor allem zur Jahrhundertwende und in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstand aus informellen Gruppen und unter Führung einiger besonders einflussreicher Aktivistinnen eine organisierte Frauenbewegung, die in der ägyptischen Politik, vor allem im Zuge der nationalen Bestrebungen, eine wichtige Rolle spielte. Die Bewegung orientierte sich auch nach außen und suchte Anschluss an große internationale Frauenorganisationen. Beide Seiten waren vor allem in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts in ihren Diskursen stark durch diesen Austausch geprägt.
Nach dem zweiten Weltkrieg veränderten sich die Bedingungen sowohl auf nationaler ägyptischer als auch auf internationaler Ebene.
Die internationalen Frauenorganisationen erlebten Spaltungen, Bedeutungsverlust und wurden zum Teil durch andere Organisationen abgelöst. Die ägyptische Frauenbewegung hatte den Tod führender Aktivistinnen zu verkraften, infolge dessen es ebenfalls zu organisatorischen Veränderungen kam. Außerdem vollzog sie, aufgrund von politischen Konflikten, zum Beispiel bezüglich der Gründung Israels, eine bewusste Abgrenzung zur internationalen Frauenbewegung und orientierte sich am aufkommenden pan-arabischen Feminismus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorüberlegungen
- Der Begriff „Feminismus“ in der ägyptischen Frauenbewegung
- Probleme der Historiographie in der Geschichte der ägyptischen Frauenbewegung
- Das Problem säkularer Bewegungen in einer islamischen Gesellschaft
- Die Geschichte der ägyptischen Frauenbewegung im 19. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts
- Die ägyptische Gesellschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts
- Der Auslöser für weiblichen Aktivismus bei Tucker und Badran
- Judith Tucker: Die Frauen der Unterschicht als erste politische Aktivistinnen im frühen 19. Jahrhundert
- Ägyptische Frauen und die Industrialisierung der Wirtschaft unter Muhammad Ali
- Informelle Politik als Ausdruck weiblichen Aktivismus
- Probleme in der Theorie von Judith Tucker
- Margot Badran: Die „moderne“ Frau der Ober- und Mittelschicht als Führerin der ägyptischen Frauenbewegung
- Europäischer Einfluss auf die ägyptische Oberschicht
- Frauen der ägyptischen Mittelschicht als Begründerinnen der Frauenpresse
- Der Schleier
- Probleme in der Theorie Margot Badrans
- Judith Tucker: Die Frauen der Unterschicht als erste politische Aktivistinnen im frühen 19. Jahrhundert
- Die Theoretisierung der ägyptischen Frauenbewegung
- Die „unsichtbaren“ Frauen in der ägyptischen Bevölkerung
- Der ägyptische Nationalismus
- Der geistige Ursprung der ägyptischen Frauenbewegung
- Die „indigene“ Frauenbewegung
- Die ägyptische Frauenbewegung als „westlicher Import“
- Die ägyptische Frauenbewegung als Erbe eines männlichen Reformdiskurses
- Die Verbindung zwischen ägyptischen und internationalen Frauenorganisationen
- Der Versuch einer internationalen Identitätskonstruktion in internationalen Frauenorganisationen
- Der erste Kontakt internationaler Frauenrechtlerinnen mit ägyptischen Aktivistinnen
- Konflikte zwischen nationalen Bestrebungen und internationaler Ausrichtung
- Das Palästina-Problem
- Rückzug in den pan-arabischen Feminismus
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der ägyptischen Frauenbewegung im 19. und 20. Jahrhundert. Sie untersucht die Entstehung dieser Bewegung und ihre Verbindung zu internationalen Frauenorganisationen. Der Fokus liegt auf dem Zeitraum zwischen dem 19. Jahrhundert und den 1940er Jahren, einer Zeit bedeutender gesellschaftlicher Veränderungen in Ägypten, die den Aufstieg der Frauenbewegung begünstigten.
- Die Entstehung der ägyptischen Frauenbewegung
- Die Rolle von internationalen Frauenorganisationen
- Die Auswirkungen des Kolonialismus auf die ägyptische Frauenbewegung
- Die Entwicklung von feministischen Theorien im ägyptischen Kontext
- Der Einfluss des ägyptischen Nationalismus auf die Frauenbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der ägyptischen Frauenbewegung ein und stellt die Ziele der Arbeit sowie die zeitliche und thematische Eingrenzung dar. Kapitel 2 befasst sich mit den Vorüberlegungen zur Definition des Begriffs „Feminismus“ im ägyptischen Kontext und analysiert die Herausforderungen der Historiographie der ägyptischen Frauenbewegung. Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklung der ägyptischen Frauenbewegung im 19. und 20. Jahrhundert, wobei die unterschiedlichen Ansätze von Judith Tucker und Margot Badran im Hinblick auf die Ursachen für den weiblichen Aktivismus untersucht werden. Die Theoretisierung der ägyptischen Frauenbewegung sowie die Rolle der „unsichtbaren“ Frauen in der ägyptischen Gesellschaft werden ebenfalls behandelt.
Schlüsselwörter
Ägyptische Frauenbewegung, Feminismus, internationale Frauenorganisationen, Kolonialismus, Nationalismus, Islamismus, Judith Tucker, Margot Badran, Leila Rupp, Historiographie, Exklusion, Inklusion, Arabische Welt, Identitätskonstruktion, pan-arabischer Feminismus.
- Arbeit zitieren
- Alexandra Samoleit (Autor:in), 2007, Die ägyptische Frauenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts und ihre Verbindungen zu internationalen Frauenorganisationen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84326