Paradoxerweise ist die Kunst von Yvette Guilbert in Frankreich, wo sie entwickelt wurde, die Ausnahme geblieben, während sie gerade in Deutschland das "literarische" Chanson geprägt hat, wenn auch dort nie übertroffen wurde. Das letztere wurde durch den sächlichen Artikel und das Attribut aus dem französischen Lied (la chanson) ausgegrenzt, weil man es als "mit Musik vorgetragene Literatur" verstand. Die besten Dirnenlieder geben eine kleine Szene, die transparent wird für einen Lebensstil und die Gesellschaft, die ihn ermöglicht. (Liste von etwa 100 berücksichtigten Beispielen; zuerst als Vortrag im Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität München am 20.7.1992 und vor dem Jap. Germanistenverband, Gakushuin Daigaku, Tokyo, 15.5.1993; IVG-Vortrag, University of British Columbia, Sect. 16, 17.8.1995)
Inhaltsverzeichnis
- Beschreibung einer Gattung¹
- Die Entwicklung des Dirnenliedes
- Über den Charakter des Dirnenliedes
- Von \"high class prostitutes\" bis \"common street walkers\"
- Dirnenlieder und Moralisierung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entstehungsgeschichte und den charakteristischen Merkmalen des „Dirnenliedes“, einer speziellen Form des „literarischen Chansons“ in Deutschland. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse der Genese, der thematischen Entwicklung sowie der gesellschaftlichen und moralischen Implikationen dieser Liedform.
- Die Entwicklung des „Dirnenliedes“ im Kontext des Kabaretts
- Der spezifische Charakter des „Dirnenliedes“ als Rollenlied
- Die Darstellung des „Dirnenlebens“ und der moralischen Ambivalenz
- Die Rolle des Autors und des Publikums im „Dirnenlied“
- Die geschlechtsspezifische Perspektive des „Dirnenliedes“
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Thematik ein, indem es das „Dirnenlied“ als eine spezifische Variante des „literarischen Chansons“ definiert und seinen historischen Hintergrund beleuchtet. Es wird die Genese des Genres im Kontext der Kabarettkultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts beleuchtet.
- Das zweite Kapitel analysiert die Besonderheiten des „Dirnenliedes“ als Rollenlied, indem es die spezifischen Aspekte der Selbstdarstellung und der Bewusstheit des Darstellers in Bezug auf seine Rolle im Vordergrund stellt. Der Vergleich mit anderen Liedformen wie dem „Arbeitslied“ und dem „Tanzlied“ verdeutlicht die spezifische Funktion des „Dirnenliedes“ in einer soziologisch geprägten Kultur.
- Das dritte Kapitel geht auf die thematische Bandbreite des „Dirnenliedes“ ein, die vom „Glamour“ der jungen Kokotte bis zum Elend ihrer letzten Lebensjahre reicht. Die Darstellung des graduellen Abstiegs eines Mädchens von der ersten zur letzten Stufe der Prostitution steht im Mittelpunkt. Der Kontrast zwischen Glamour und Elend verdeutlicht die Ambivalenz des Themas und die Faszination des Vergänglichkeitsmotivs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen „Dirnenlied“, „literarisches Chanson“, „Kabarett“, „Prostitution“, „Selbstdarstellung“, „Rollenlied“, „soziologische Perspektive“, „Moral“, „Vergänglichkeit“, „Gender“, „Geschlechtsspezifische Perspektive“ und „gesellschaftliche Normen“.
- Arbeit zitieren
- Dr. Wolfgang Ruttkowski (Autor:in), 1995, Das Dirnenlied. Beschreibung einer Gattung, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/8181