Ein Zusammenhang von Geld und Religion erscheint auf den ersten Blick ein wenig unwirklich, stehen doch hier zwei völlig gegensätzliche Entitäten zur Diskussion. Auf der einen Seite das Geld als eine weltliche Einheit, ein Mittel welches dem Tausch, der Wertaufbewahrung und als Wertmaßstab dient.
Auf der anderen Seite die Religion als ein metaphysischer Sinnstifter, welche sich nur durch ihre Institutionalisierung „verweltlicht“, ansonsten aber höhere Ziele anstrebt.
Der junge Marx schreibt hierzu:
„Das Geld erniedrigt alle Götter des Menschen – und verwandelt sie in eine Ware. Das Geld ist der allgemeine, für sich selbst konstituierte Wert aller Dinge. Es hat daher die ganze Welt, die Menschenwelt wie die Natur, ihres eigentümlichen Wertes beraubt. Das Geld ist das dem Menschen entfremdete Wesen seiner Arbeit und seines Daseins, und dies fremde Wesen beherrscht ihn, und er betet es an.“
Hat sich also die Rolle des Geldes bzw. die der Religion im Laufe der Entwicklung des Kapitalismus so verändert, das eine Art Korrumpierung der Gesellschaft stattgefunden hat, die nun das Geld mehr anbetet als ihre früheren Götter? Oder haben sich nur neue Nischen gebildet, welche nicht mehr allein durch Religiosität ausgefüllt werden können?
Mit Hilfe einer funktionalistisch-substanziellen Religionsdefinition, wie sie Luckmann in "Die unsichtbare Religion" vertritt, soll diesen Fragen nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Kapital als Religion - eine nicht ganz neue These!
- Die funktionalistisch-substanzielle Religionsdefinition von Thomas Luckmann
- Religion im sozialen Wandel
- Geld statt Religion oder Geld als Religion?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die These, dass Kapital in der postmodernen Welt religiöse Funktionen übernehmen kann. Er beleuchtet die Verbindung zwischen Geld und Religion, die bereits von Max Weber beobachtet wurde, und stellt die Frage, ob Geld in einer säkularisierten Welt gewisse religiöse Funktionen erfüllt oder sogar selbst zu einer Art Religion wird.
- Der Zusammenhang zwischen Geld und Religion im Kontext des Kapitalismus
- Die Rolle des Geldes in der modernen Gesellschaft
- Die funktionalistische Definition von Religion nach Thomas Luckmann
- Die Frage, ob Geld die Funktionen von Religion übernehmen kann
- Die Folgen einer potenziellen "Religion" des Kapitals
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapital als Religion - eine nicht ganz neue These! Dieses Kapitel stellt die These auf, dass Kapital religiöse Funktionen übernehmen kann. Es diskutiert die historische Verbindung von Geld und Religion, die von Max Weber beschrieben wurde, und die Frage, ob Geld in einer säkularisierten Welt eine ähnliche Rolle einnehmen kann.
- Die funktionalistisch-substanzielle Religionsdefinition von Thomas Luckmann Dieses Kapitel erläutert die funktionalistische Definition von Religion durch Thomas Luckmann. Er argumentiert, dass Transzendenz, die Überschreitung des eigenen Selbst, ein grundlegend religiöser Vorgang ist, der in der Sozialisation stattfindet.
- Religion im sozialen Wandel Dieses Kapitel diskutiert die Rolle der Religion in einer sich verändernden Gesellschaft, insbesondere im Kontext des Kapitalismus. Es werden die Auswirkungen des Kapitalismus auf die Religion und die potenziellen Folgen einer möglichen "Religion" des Kapitals untersucht.
- Geld statt Religion oder Geld als Religion? Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Frage, ob Geld die Funktionen von Religion übernehmen kann. Es betrachtet die Argumente von Marx und Benjamin, die das Geld als eine Art Ersatzreligion sehen, und untersucht die potenziellen Folgen einer solchen Entwicklung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind Kapital, Religion, Transzendenz, Sozialisation, Kapitalismus, Geld, Säkularisierung, Marx, Weber, Benjamin, Luckmann, Weltanschauung, Funktionen.
- Quote paper
- Martin Jungkunz (Author), 2006, Kapital als Religion, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/80381