Für die Wirksamkeit des Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp unmittelbar nach Therapieende ergab sich eine gewichtete mittlere Effektstärke von = 0,73, die auf 40 Interventionsgruppen mit insgesamt 471 Patienten beruht. Sie ist mit einem Konfidenzintervall von ,62 bis ,84 statistisch gut abgesichert und liegt nach der Notation von Cohen (1988) im mittleren bis großen Bereich.
Entgegen den Befunden früherer Metaanalysen (Bogaards & ter Kuile, 1994; Holroyd & Penzien, 1986) zeigten Patienten- und Interventionscharakteristika kaum moderierende Wirkung auf die Größe des Effekts. Der Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und den Patientencharakteristika Lebensalter bzw. Kopfschmerzgeschichte erwies sich als schwach, während kein Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und Geschlecht nachweisbar war. Der Therapieerfolg zeigte sich unabhängig von den Interventionscharakteristika Publikationsjahr und zeitlicher Aufwand, variierte aber in Abhängigkeit vom Ausmaß der gegebenen Entspannungsinstruktionen. Am effektivsten erwiesen sich die Studien, in denen den Patienten keine Hinweise zur Entspannung gegeben wurden.
Die gewichtete mittlere Katamnese-Effektstärke erwies sich mit = 0,64 als etwas niedriger als die Effektstärke unmittelbar nach Therapieende, dennoch ist aber angesichts des Konfidenzintervalls von ,38 bis ,90 von einer zufriedenstellenden Stabilität des Therapieerfolgs auszugehen.
Im Vergleich zwischen Biofeedback und Entspannungsinterventionen als Kontrollgruppe zeigt sich anhand von 14 Studien mit insgesamt 432 Patienten eine kleine, aber signifikante Überlegenheit der Biofeedback-Interventionen, die sich in einer gewichteten mittleren Effektstärke von = 0,29 ausdrückt.
Die Biofeedback-Behandlung des Kopfschmerzes vom Spannungstyp erwies sich auch bezüglich aller betrachteten sekundären Erfolgskriterien als effektiv und ist somit von einer Reihe wünschenswerter Nebenwirkungen wie der Reduktion der benötigten Medikation, der Depressivität und der Angst sowie einer Steigerung der Selbstwirksamkeit begleitet.
Insgesamt bestätigt die vorliegende Metaanalyse die Einschätzung, dass die Behandlung mit Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp eine empfehlenswerte Intervention darstellt.
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung
- Abkürzungsverzeichnis
- A Zusammenfassung
- B Einleitung
- C Theorie
- 1 Metaanalyse
- 1.1 Sinn und Zweck
- 1.2 Potentielle Probleme und Kritikpunkte
- 1.2.1 Garbage-in-Garbage-out-Problem
- 1.2.2 Apfel-und-Birnen-Problem
- 1.2.3 Publikationsverzerrung und File-Drawer-Problem
- 1.3 Durchführung: Schritte
- 1.3.1 I Problemformulierung
- 1.3.2 II Datensammlung
- 1.3.3 III Datenevaluation
- 1.3.4 IV Datenanalyse
- 1.3.5 V Ergebnisdarstellung und Interpretation
- 2 Biofeedback
- 2.1 Definitorische Klärung
- 2.2 Wirkmechanismen der Biofeedback-Therapie
- 2.2.1 Physiologisches Lernen
- 2.2.2 Psychologische Wirkmechanismen
- 3 Kopfschmerz vom Spannungstyp
- 3.1 Diagnostik
- 3.2 Epidemiologie
- 3.3 Ursachen
- 3.3.1 Pathophysiologische Mechanismen
- 3.3.2 Psychopathologische Faktoren
- 4 Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp
- 4.1 EMG-Biofeedback
- 4.1.1 Theoretische Begründung
- 4.1.2 Anwendung und Therapieelemente
- 4.2 Andere Biofeedbackmodalitäten
- 5 Forschungsstand
- 5.1 Befunde bisheriger Metaanalysen
- 5.1.1 Blanchard et al. (1980)
- 5.1.2 Holroyd & Penzien (1986)
- 5.1.3 Bogaards & ter Kuile (1994)
- 5.1.4 Weitere Integrationsbefunde
- 5.2 Maße und Kriterien des Therapieerfolgs
- 5.2.1 Kopfschmerzsymptomatik
- 5.2.2 Begleitsymptomatik
- Die Wirksamkeit von Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp
- Methodologische Aspekte von Metaanalysen
- Einflussfaktoren auf den Therapieerfolg
- Bedeutung von Begleitsymptomen
- Vergleich mit anderen Therapieformen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Wirksamkeit von Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp. Ziel der Arbeit ist es, die Ergebnisse relevanter Studien mithilfe einer Metaanalyse zu integrieren und die Effektivität von Biofeedback-Therapien für diese Form des Kopfschmerzes zu beurteilen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Relevanz des Themas und die Forschungsfrage definiert werden. Anschließend erfolgt eine theoretische Einordnung, die die Grundlagen von Metaanalysen, Biofeedback und Kopfschmerz vom Spannungstyp beleuchtet. In Kapitel 4 werden die Einsatzmöglichkeiten von Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp genauer betrachtet, insbesondere das EMG-Biofeedback. Kapitel 5 bietet einen Überblick über den bisherigen Forschungsstand und die relevanten Befunde. Im Methodenteil wird die Forschungsmethodik der vorliegenden Metaanalyse detailliert beschrieben. Die Ergebnisse der Metaanalyse werden anschließend in Kapitel 6 präsentiert, wobei die einzelnen Studien, die Effektstärken und die Integrationsergebnisse analysiert werden. In der Diskussion werden die Ergebnisse der Metaanalyse interpretiert und die klinische Relevanz der Befunde diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themenfeldern Biofeedback, Kopfschmerz vom Spannungstyp, Metaanalyse, Therapieeffektivität, EMG-Biofeedback, Begleitsymptomatik und Forschungsstand.
- Quote paper
- Elisabeth Pölitz (Author), 2006, Die Effektivität von Biofeedback bei Kopfschmerz vom Spannungstyp, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/77170