Gerade erst hat Herr Franke seine ersten praktischen Berufserfahrungen nach der Ausbildung gesammelt, da soll er den technischen Leiter einer japanischen Firma in Empfang nehmen. Er kann bloß hoffen, dass dieser gute Englischkenntnisse besitzt und kooperativ agiert. Schon zur Schulzeit war es H. Franke äußerst unangenehm mit seinen ausländischen Mitschülern zu kommunizieren. Probleme kamen auf, da keine gemeinsame Sprachbasis vorhanden war. Außerdem konnte er ihre Ansichten und Verhaltensweisen nicht nachvollziehen. Diese wirkten so verkehrt auf ihn, fremd und merkwürdig. Doch wozu benötigte er auch Kontakt zu ihnen. Er ging den ausländischen Firmenmitarbeitern wie den vielen ausländischen Mitbürgern in der Stadt seitdem gekonnt aus dem Weg. Im Urlaub in fernen Ländern beschränkte er sich auf die touristischen Bereiche, wo ohnehin deutsch gesprochen und stets auf die Besucher eingegangen wurde. Es ärgerte ihn daher gewaltig, dass seine Firma sich immer internationaler zu organisieren suchte. Andererseits erschien es ihm einleuchtend, dass sich andere Länder gerne intensiver an dem ihm beispielhaft erscheinenden deutschen Modell technologischen Fortschritts orientierten. Gewiss würden sich die störenden Divergenzen, die er auf deren Unterentwicklung zurückführt, bald aufheben, das Idealmodell sich durchsetzen. Die überspitzt dargestellten Ansichten des fiktiven Herrn Franke sind in Deutschland wie den anderen Ländern der westlich-kapitalistischen Demokratien in vielen Köpfen noch fest verankert. Bedingt durch gesellschaftshistorische Bevölkerungsbewegungen und die Globalisierung befinden wir uns jedoch längst alltäglich in multikulturellen Kontexten, die wir bewältigen müssen. Ob es sich um berufliche Bereiche wie die Organisation von Warenexporten oder die Zusammenarbeit von ausländischen Firmenmitarbeitern handelt, um Entwicklungszusammenarbeit auf internationaler Ebene oder allgemein den Alltag einer multikulturellen Gesellschaft, eine Auseinandersetzung mit Menschen anderer Kulturen ist nicht mehr vermeidbar. Die eurozentrische Ideologie, die Fremden müssten sich dem Rahmen der eigenen Kultur anpassen, hat sich dabei lange schon als Illusion erwiesen. Es muss also vermieden werden, dass Menschen im Bezug auf ihre eigene Kultur eine, wie am Beispiel von Herrn Franke verdeutlicht, egozentrische Weltauffassung entwickeln. Wie aber lässt sich ein Umdenken erzielen? [...]
Inhaltsverzeichnis
- Aktualität der Thematik
- Relevanz interkultureller Kommunikationsfähigkeit
- Berufspädagogik und Kultur
- Kulturbewusstes Management
- Erwerb interkultureller Kompetenzen
- Rahmen einer interkulturellen Berufspädagogik
- Leitbegriffe nach Arnold
- Interkulturelle Selbstreflexion
- Berufs- und / oder Handlungsorientierung
- Technologische Reife
- Lebensweltorientierung
- Zusammenfassung
- Reflexion
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Bedeutung interkultureller Sensibilität, insbesondere im Rahmen der beruflichen Bildung. Sie untersucht die Relevanz interkultureller Kommunikationsfähigkeit und deren Vernetzung mit der Berufspädagogik, dem Management und der Bildung. Darüber hinaus werden Möglichkeiten des Erwerbs interkultureller Management- und allgemeiner Handlungskompetenzen aufgezeigt. Anhand der Leitbegriffe der interkulturellen Berufspädagogik nach Rolf Arnold wird sein Konzept näher beleuchtet, mit dem Ziel, die Chance auf ein grenzüberschreitendes, multiperspektivisches Zusammenleben und -arbeiten aufzuzeigen.
- Relevanz interkultureller Kommunikationsfähigkeit in der globalisierten Wirtschafts- und Lebenswelt
- Einfluss von Kultur auf die Berufspädagogik
- Erwerb interkultureller Kompetenzen und Management-Kompetenzen
- Analyse des Konzepts der interkulturellen Berufspädagogik nach Rolf Arnold
- Herausforderungen und Chancen der interkulturellen Selbstreflexion
Zusammenfassung der Kapitel
- Aktualität der Thematik: Die Einleitung beleuchtet die Notwendigkeit interkultureller Kompetenz in der heutigen multikulturellen Gesellschaft und zeigt anhand eines fiktiven Beispiels die Gefahren von kultureller Unsensibilität auf. Sie verdeutlicht die Relevanz eines Umdenkens und die Bedeutung multikultureller Sensibilität, insbesondere im Kontext der beruflichen Bildung.
- Relevanz interkultureller Kommunikationsfähigkeit: Dieser Abschnitt verdeutlicht die Bedeutung interkultureller Kommunikation im wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. Anhand eines Beispiels aus der Vergangenheit wird die Gefahr von Missverständnissen und deren schwerwiegende Folgen aufgezeigt. Der Abschnitt betont die Notwendigkeit einer bewussten Auseinandersetzung mit kulturellen Unterschieden und die Gefahr von Vorurteilen.
- Berufspädagogik und Kultur: Dieser Abschnitt beleuchtet den Einfluss von Kultur auf die Berufspädagogik, sowohl im Hinblick auf die Übertragung von Bildungssystemen auf andere Kulturen als auch auf die Integration von Menschen aus anderen Kulturen in das eigene Land. Er stellt die Herausforderung der interkulturellen Zusammenarbeit und die Notwendigkeit einer fairen Integration in den Vordergrund.
Schlüsselwörter
Interkulturelle Berufspädagogik, interkulturelle Kommunikation, Kulturbewusstes Management, interkulturelle Kompetenzen, Selbstreflexion, Lebensweltorientierung, technologische Reife, Globalisierung, multikulturelle Gesellschaft, Bildung, Ausbildung, Integration, Entwicklungszusammenarbeit.
- Quote paper
- Fabienne Scheu (Author), 2003, Interkulturelle Berufspädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/70709
