Die Kunst des „Dritten Reichs“ wird in der heutigen Zeit gerne pauschal als „Nazi-Kitsch“ oder als Mittel der Propaganda ohne großen künstlerischen oder überhaupt einen kulturellen Wert betrachtet und ist oftmals in den Archiven der Museen verschwunden oder vernichtet worden. Einige Werke nationalsozialistischer Kunst dagegen wurden von ihren künstlerischen und historischen Ursprüngen gelöst und zieren unkommentiert Foyers, öffentliche Plätze und Räume etc., und sind somit Bestandteil des modernen Lebens geworden. Aufklärende Ausstellungen sind nach wie vor umstritten. Die Kontroversen im Umfeld der Ausstellungen spiegeln die Diskussion um einen angemessenen Umgang mit der deutschen Geschichte und eine weitere Aufarbeitung der Vergangenheit wider. Die Fundamente der in den Kunstwerken reflektierten Ideologie bleiben bei diesen Ausstellungen allerdings zumeist verborgen. Daher soll das Ziel der vorliegenden Arbeit sein, diese Fundamente zu ergründen und herauszuarbeiten, in wie weit es eine einheitliche Auffassung von Schönheit im Nationalsozialismus gab.
Eine Richtlinie des nationalsozialistischen Kunstverständnisses kann sicherlich in einer Rede Adolf Hitlers auf der Kulturtagung des Reichsparteitages 1938 in Nürnberg gesehen werden:
„Jede wahre Kunst muß ihren Werken den Stempel des Schönen aufprägen. Denn das Ideal für uns alle hat in der Pflege des Gesunden zu liegen.
Alles Gesunde aber allein ist richtig und natürlich, alles Richtige und Natürliche ist damit schön.“
Auffällig an diesen Worten ist die Reichweite, die Hitler der Kunst zumisst. Sie dient keineswegs nur der Unterhaltung oder rein propagandistischen Zwecken. Ihr liegt vielmehr der Gedanke von Gesundheit und Natürlichkeit der Menschen zu Grunde. Die Kunst des Nationalsozialismus wird damit direkt in den Wirkungsbereich der nationalsozialistischen Weltanschauung gerückt. (Die Wanderausstellung „Entartete Kunst“ in den Jahren 1937 bis 1941 und die Zelebrierung der Bayreuther Wagner-Festspiele sind wohl die bekanntesten Beispiele für die Instrumentalisierung der Kunst durch die Nationalsozialisten.)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zielsetzung und Methodik
- Die Grundlagen rassischer Weltanschauung
- Graf Arthur de Gobineau
- August Langbehn
- Richard Wagner
- Houston Stewart Chamberlain
- Zusammenfassung
- Ästhetische Konzepte des Nationalsozialismus
- Alfred Baeumler
- Die Idee des Schönen
- Nachwort Alfred Baeumlers
- Zusammenfassung - Begriff der Ästhetik bei Alfred Baeumler
- Alfred Rosenberg
- Kulturpolitik
- Ästhetik
- Das nordisch-rassische Schönheitsideal
- Die innere Dynamik der Kunst und deren Gehalt
- Die Anerkennung des ästhetischen Willens
- Zusammenfassung - Begriff der Ästhetik bei Alfred Rosenberg
- Paul Schultze Naumburg
- Kulturpolitik
- Ästhetik
- Zusammenfassung - Begriff der Ästhetik bei Paul Schultze-Naumburg
- Alfred Baeumler
- Gegenüberstellung und Vergleich der einzelnen Konzepte
- Ästhetik
- Kulturpolitik
- Abschließende Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die ästhetischen Konzepte des Nationalsozialismus und analysiert die zugrundeliegende rassische Ideologie. Ziel ist es, die Fundamente des nationalsozialistischen Kunstverständnisses zu ergründen und die Einheitlichkeit oder Diversität dieser Konzepte zu beleuchten.
- Rassische Weltanschauung als Grundlage der ästhetischen Konzepte
- Analyse der ästhetischen Ideen von Alfred Baeumler, Alfred Rosenberg und Paul Schultze-Naumburg
- Vergleich und Gegenüberstellung der verschiedenen Konzepte
- Bedeutung der Kunst im Kontext der nationalsozialistischen Kulturpolitik
- Kritik am vereinfachten Bild von "Nazi-Kitsch" und der Notwendigkeit einer tieferen Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Umgang mit der Kunst des "Dritten Reichs" dar und beleuchtet die Notwendigkeit, sich mit den ideologischen Grundlagen dieser Kunst auseinanderzusetzen. Kapitel 3 analysiert die rassischen Weltanschauungen von wichtigen Vordenkern des Nationalsozialismus wie Graf Arthur de Gobineau, August Langbehn, Richard Wagner und Houston Stewart Chamberlain. Die Kapitel 4.1 bis 4.3 fokussieren auf die ästhetischen Konzepte von Alfred Baeumler, Alfred Rosenberg und Paul Schultze-Naumburg. Dabei werden die jeweiligen Konzepte der Schönheit, Kulturpolitik und Kunsttheorie im Detail beleuchtet. Kapitel 5 setzt die einzelnen Konzepte in Beziehung zueinander und analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede.
Schlüsselwörter
Nationalsozialismus, Ästhetik, Rasse, Kulturpolitik, Kunsttheorie, Alfred Baeumler, Alfred Rosenberg, Paul Schultze-Naumburg, Schönheitsideal, Propaganda, Nazi-Kitsch, Kunst im "Dritten Reich".
- Arbeit zitieren
- Jan Peter (Autor:in), 2006, Theorie der Ästhetik des Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/65189