Religion und Biografie stehen in einem bestimmten Zusammenhang, sie beeinflussen sich wechselseitig. Das heißt, aus Biografien lassen sich einerseits diverse Erkenntnisse über Religiöses gewinnen, andererseits geben Religiösitäten unter Umständen auch Aufschluss über den Biografen und damit über die Gesellschaft.
Diese Arbeit befasst sich mit der kommunikativen Thematisierung religiöser Elemente in biografischen Selbstbeschreibungen von Mitgliedern klinischer Ethikkomitees. Klinische Ethikkomitees sind in der Bundesrepublik noch ein Novum, werden aber seit 1997 an immer mehr Krankenhäusern zur Behandlung der im Klinikalltag ethisch problematischen Fallkonstellationen eingerichtet. Die vorliegende Studie stellt sich die Frage, welche Funktionen die religiöse Kommunikation in modernen Biografien übernimmt.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. EINLEITUNG
- 1.1. Einführung in die Thematik der Diplomarbeit
- 1.2. Beschreibung der Vorgehensweise
- 2. DIE METHODE: WAS IST UND LEISTET BIOGRAFIEFORSCHUNG?
- 2.1. Das narrative Interview
- 2.2. Die Analyse biografischer Interviews
- 2.3. Zur (nicht-) Homologie von Leben und Text
- 2.3.1. Schützes Homologieannahme
- 2.3.2. Die Homologieannahme in der Kritik
- 2.3.3. Biografie als soziales Konstrukt
- 2.4. Problem und Problemlösung: Biografie als Umgang mit Kontingenzen
- 2.5. Die Betonung religiöser und moralischer Aspekte
- 2.6. Was leistet Biografieforschung im allgemeinen und bei der Untersuchung Klinischer Ethik Komitees?
- 3. DAS KLINISCHE ETHIK KOMITEE – EIN KNAPPER ÜBERBLICK
- 3.1. Der Terminus Ethik
- 3.1.1. Grundtypen ethischer Konzepte
- 3.1.2. Ethik in der Systemtheorie
- 3.1.3. Die Klinische Medizinethik
- 3.2. Die Institution Klinisches Ethik Komitee
- 3.2.1. Begriffsabgrenzung: Ethik Kommission vs. Klinisches Ethik Komitee
- 3.2.2. Der Aufgabenbereich eines Klinischen Ethik Komitees im Detail
- 3.2.3. Die Zusammensetzung und Funktionsweise Klinischer Ethik Komitees
- 3.2.4. Zur moralischen Qualität Klinischer Ethik Komitees
- 3.3. Die Personen: von professionellen Ethikern und Ethik-Laien
- 3.3.1. Die Anforderungen an professionelle Ethik-Berater
- 3.3.2. Das Aufgabenfeld der Ethik Komiteemitglieder
- 3.3.3. Die Ethik Komiteemitglieder im Kontext von Religion und Moral
- 3.3.4. Der Bezug zur Biografie
- 4. DIE RELIGION IN ZWEIERLEI KONTEXT
- 4.1. Religion und Moral – Entkoppelt oder verknüpft?
- 4.1.1. Der Ansatz der Systemtheorie
- 4.1.2. Konsens und Kontra: aktuelle Empirie und Diskussion
- 4.2. Der Zusammenhang von Religion und Biografie
- 4.2.1. Die Funktion der Biografie für die Religion
- 4.2.2. Die Funktion der Religion für die Biografie
- 4.2.2.1. Die lebensgeschichtlich ordnende Funktion der Religion
- 4.2.2.2. Die reflexive Funktion der Religion
- 4.2.2.3. Religion zur Steigerung der Handlungsautonomie
- 4.2.2.4. Entlastung und Deutung durch Religiöses
- 4.2.2.5. Religion zur Hilfe bei lebenspraktischen Fragen
- 4.2.2.6. Zusammenfassung der Ergebnisse der Literaten
- 5. DIE MITGLIEDER KLINISCHER ETHIK KOMITEES: DIE THEMATISIERUNG VON KOMPETENZ ZUR REDUKTION VON KONTINGENZ
- 5.1. Das Datenmaterial
- 5.2. Die Akteure des Klinischen Ethik Komitees
- 5.3. Selbstbeschreibung als Problem: Die Unsicherheiten der Biografen in der asymmetrischen Kommunikation zwischen Interviewer und Befragtem und deren Bewältigung
- 5.3.1 Die direkte und indirekte Kommunikation von Unsicherheiten
- 5.3.1.1. Die direkte Nachfrage
- 5.3.1.2. Die fiktive oder rhetorische Frage
- 5.3.1.3. Die 'Bestätigungsfloskeln'
- 5.3.1.4. Die Verweigerungen
- 5.3.2. Die Konstruktion von Erwartbarkeiten zur Reduktion von Kontingenz
- 5.3.3. Das Herausstellen der eigenen Besonderheit
- 5.3.3.1. Die Thematisierung sozialer Kompetenzen
- 5.3.3.2. Die Thematisierung einer Selbsterfahrung
- 5.3.3.3. Die Thematisierung von Religion
- 6. DER REKURS AUF RELIGION UND MORAL
- 6.1. Die differenten Formen religiöser Kommunikation und deren Funktion in den Biografien der Mitglieder des Klinischen Ethik Komitees
- 6.1.1. Die Thematisierung gemeinsamer Glaubensüberzeugungen: Religion zur Steigerung der Handlungsautonomie
- 6.1.2 Die Thematisierung religiöser Riten: Lebensgeschichtliche Ordnung durch religiöse Kausalhandlungen
- 6.1.3. Die Thematisierung transzendenter Elemente: Religion zur Entlastung von Verantwortung
- 6.1.4. Die Thematisierung religiöser Quellen und Lehrsätze: Legitimation durch Wissen
- 6.1.5 Die Thematisierung religiöser Werte: Religion zur Hilfe bei lebenspraktischen Fragen
- 6.1.6. Auf einen Blick: Formen und Funktionen religiöser Kommunikation im Interviewmaterial
- 6.2. Drei Formen biografischer Selbstbeschreibung
- 6.2.1. 'Religion für alle’: Die Atmosphäre des Glaubens und der Menschlichkeit als Weg zur Heilung
- 6.2.1.1. Die Bedeutung der Kategorie ‘Religion für alle' für die Biografiekonstruktion
- 6.2.1.2. Rückschluss auf der Ebene ‘Klinisches Ethik Komitee' und ‘Krankenhaus': Helfen und Heilen durch eine Atmosphäre der Menschlichkeit
- 6.2.2 'Religion den Anderen': Verarbeitung durch Reflexion
- 6.2.2.1. Die Bedeutung der Kategorie ‘Religion den Anderen' für die Biografiekonstruktion
- 6.2.2.2. Rückschluss auf der Ebene ‘Klinisches Ethik Komitee' und 'Krankenhaus': Helfen und Heilen durch Reflexion
- 6.2.3 'Die individuelle Religion': Die Besonderheit des Einzelfalls
- 6.2.3.1. Die Bedeutung der Kategorie ‘Die individuelle Religion' für die Biografiekonstruktion
- 6.2.3.2. Rückschluss auf der Ebene ‘Klinisches Ethik Komitee' und 'Krankenhaus': Helfen und Heilen durch die Betonung des Einzelfalls
- 6.3. Zusammenfassung der Analyseergebnisse
- 7. DAS KLINISCHE ETHIK KOMITEE ALS ZIVILRELIGIÖSE INSTANZ DER GESELLSCHAFT
- 7.1. Die Forderung nach der ‘Übersetzung von Religiösem'
- 7.2. Was ist eigentlich Zivilreligion?
- 7.3. Die Gründe für die Entwicklung des Klinischen Ethik Komitees zur zivilreligiösen Instanz
- 8. RESUMÉE: BIOGRAFIE UND GESELLSCHAFT IN ZIVILRELIGIÖSEM KONTEXT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die kommunikative Thematisierung religiöser Elemente in den biografischen Selbstbeschreibungen von Mitgliedern klinischer Ethikkomitees. Sie beleuchtet die Funktion religiöser Kommunikation in modernen Biografien und analysiert die unterschiedlichen Formen dieser Kommunikation im Kontext des Klinischen Ethik Komitees.
- Die Rolle von Religion in der Biografiekonstruktion
- Die Funktion religiöser Kommunikation in modernen Biografien
- Die Bedeutung religiöser Elemente im Kontext des Klinischen Ethik Komitees
- Die Entwicklung des Klinischen Ethik Komitees als zivilreligiöse Instanz der Gesellschaft
- Der Zusammenhang zwischen Biografie, Religion und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Diplomarbeit und erläutert die Forschungsmethodik. Kapitel 2 diskutiert die Methode der Biografieforschung und deren spezifischen Herausforderungen, insbesondere im Hinblick auf die Homologie von Leben und Text. Kapitel 3 gibt einen knappen Überblick über die Institution des Klinischen Ethik Komitees und dessen Aufgabenbereich. Kapitel 4 untersucht die Beziehung zwischen Religion und Moral, sowie den Zusammenhang von Religion und Biografie. Kapitel 5 analysiert die Selbstbeschreibungen der Mitglieder des Klinischen Ethik Komitees und die Rolle von Unsicherheiten in der Biografiekonstruktion. Kapitel 6 analysiert verschiedene Formen der religiösen Kommunikation in den Biografien und ihre Funktionen. Schließlich beschäftigt sich Kapitel 7 mit der Entwicklung des Klinischen Ethik Komitees als zivilreligiöse Instanz der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themen Biografische Selbstbeschreibung, Religiöse Kommunikation, Klinisches Ethik Komitee, Zivilreligion, Moderne Gesellschaft. Die Analyse baut auf den Erkenntnissen der Biografieforschung, der Religionssoziologie und der Ethikforschung auf.
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- Dipl.-Soziologin Andrea Wagner (Author), 2004, Religiöse Kommunikation in modernen Biografien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/64450