Obwohl man sich angesichts der verschiedenen weltweiten Kriege und Krisenherde mit den verschiedensten Konfliktpotentialen und möglichen –ursachen konfrontiert sieht, könnte es möglich sein, einen auf alle Konflikte übertragbaren Lösungsweg, einen Weg in den Frieden zu finden. Denn gleich ob nationale, ethnische, religiöse oder andere Faktoren die Grundlage besagter Auseinandersetzungen bilden (bzw. dafür herangezogen werden), ein allgemeingültiges Friedensmodell sollte in der Lage sein, einen für alle Seiten tragbaren Friedensvertrag zu entwickeln. Ein Modell, das sowohl unabhängig von der jeweiligen Ausgangssituation als auch der jeweiligen internationalen, nationalen oder regionalen
Verortung, bspw. durch einen internationalen Schiedsvertrag eine dauerhafte Konfliktregelung etabliert. Im Folgenden gilt es nun zu klären, ob das Vertragswerk des Augsburger Religionsfriedens von 1555 für nachfolgende Friedensverhandlungen und –verträge, eine Vorbildfunktion übernommen hat, und falls dies so gewesen wäre, welche Aspekte, Ansätze und Ideen des Religionsfriedens von 1555 sich in heutigen Vertragstexten wieder finden lassen. Zur Klärung dieser Frage werden an dieser Stelle die verschiedenen Vertragstexte des sog. Osloer-Friedensprozesses zwischen Israel und den Palästinensern herangezogen werden. Beginnend mit der historischen Einordnung des Konflikts, soll die jeweilige Ausgangssituation mit Hilfe der verschiedenen Motivationslagen, Interessen und Zielvorstellungen der Akteure analysiert werden. In einem zweiten Schritt folgt eine Betrachtung einzelner Vertragspunkte beider Friedensprozesse, die einen allgemeinen Überblick über die Implementierung der jeweiligen Interessen, sowie die innere Ausgestaltung der Friedenswerke bieten sollen. Anhand der daraus resultierenden Erkenntnisse gilt es im abschließenden Kapitel, beide Friedensverträge einander gegenüberzustellen, um zu einer Klärung der Ausgangsfrage, ob der Augsburger Religionsfrieden Modellcharakter besäße, zu gelangen. Hier sollen neben den einschlägigen Vertragstexten vor allem auch die symptomatischen Konditionen verglichen werden, unter denen die Verträge formuliert wurden. Dies soll helfen, den zu klärenden Vorbildcharakter des Augsburger Friedens für spätere Friedensprozesse zu prüfen, die einem völlig anders gearteten Ursprung entwachsen sind.
Inhaltsverzeichnis
- A. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555 – ein bewährtes Friedensmodell ?
- I. Der Augsburger Religionsfrieden von 1555.
- 1. Historische Einordnung
- 2. Akteursinteressen und Intentionen
- 3. Reichsrechtliche Einordnung des Friedensvertrages von 1555.
- 4. Der Friedensvertrag im Überblick
- II. Der Friedensprozess im Nahen Osten – Israel und die Palästinenser nach Oslo
- 1. Die Entwicklung des Nahost-Konflikts.
- 2. Akteursinteressen und Zielvorstellungen
- 3. Die Verträge des Osloer-Friedensprozesses.
- 3.1. Die Prinzipienerklärung über vorübergehende Selbstverwaltung (DoP/ Oslo I)
- 3.2. Das Gaza-Jericho-Abkommen und das Pariser Wirtschaftsprotokoll
- 3.3. Das Interimsabkommen über Westbank und Gazastreifen (Oslo II).
- 3.4. Das Hebron-Abkommen
- 3.5. Das Wye-River Memorandum
- 3.6. Die Road Map for Peace - eine Zweistaatenlösung für Palästina
- III. Der Augsburger Religionsfrieden als Modell für den Friedensprozess im Nahen Osten?
- Historische Einordnung des Augsburger Religionsfriedens
- Analyse der Akteursinteressen und Zielvorstellungen im Augsburger Religionsfrieden und im Nahost-Konflikt
- Vergleich der Vertragswerke des Augsburger Religionsfriedens und des Osloer-Friedensprozesses
- Bewertung des Modells des Augsburger Religionsfriedens für den Nahost-Konflikt
- Diskussion der Umsetzbarkeit und der Herausforderungen bei der Übertragung des Modells
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Möglichkeit des Augsburger Religionsfriedens von 1555 als Modell für den Friedensprozess im Nahen Osten. Die zentrale Frage ist, ob sich die in diesem Friedensvertrag enthaltenen Prinzipien und Ansätze auf den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern übertragen lassen.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel A beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob der Augsburger Religionsfrieden von 1555 ein bewährtes Friedensmodell darstellt. Es wird die aktuelle Situation auf der politischen Weltkarte betrachtet und die Notwendigkeit eines übertragbaren Friedensmodells betont. Kapitel I befasst sich mit dem Augsburger Religionsfrieden selbst, wobei seine historische Einordnung und die Akteursinteressen sowie Intentionen analysiert werden. Kapitel II untersucht den Friedensprozess im Nahen Osten, insbesondere die Entwicklung des Nahost-Konflikts, die Interessen der Akteure und die Inhalte der Osloer-Friedensverträge. Kapitel III vergleicht die beiden Friedensverträge und beurteilt die Übertragbarkeit des Augsburger Religionsfriedens als Modell für den Nahost-Konflikt.
Schlüsselwörter
Augsburger Religionsfrieden, Nahost-Konflikt, Friedensprozess, Modellcharakter, Akteursinteressen, Vertragswerke, Osloer-Friedensprozess, Zweistaatenlösung, Konfessionalität, Reichsrecht, Konfliktregelung
- Arbeit zitieren
- Diplom-Politologin Daniela Keppeler (Autor:in), 2005, Der Augsburger Religionsfrieden - Modell für den Friedensprozess im Nahen Osten?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/63361