Will man literarische Gattungen des Mittelalters beschreiben, stellt man schnell fest, dass eine einfache Kategorisierung, wie man sie heute vornehmen kann, nicht möglich ist. Texte des Mittelalters lassen sich nur durch mehr oder weniger bestehende Gemeinsamkeiten zu verschiedenen Erzähltypen zusammenfassen. Eine literarische Gattung, die sich durch Gemeinsamkeiten verschiedener Texte ergibt, ist der so genannte „Minne- und Abenteuerroman“. Hier zeigen sich Übereinstimmungen in der thematischen Struktur, in Schwerpunkten und Aufbau der Handlung und in der Gruppierung und Darstellung der Personen. Alle „Minne- und Abenteuerromanen“ beginnen zunächst mit der Umwerbung und dem Gewinn einer Geliebten. Auf die glückliche Vereinigung erfolgt jedoch die Trennung. Auf der Suche nach dem oder der Geliebten müssen zahlreiche Abenteuer bestanden werden, damit es dann schließlich zum lang ersehnten Wiedersehen kommen kann. Der „Minne- und Abenteuerroman“ geht auf zwei unterschiedliche Stofftraditionen zurück. Zum einen wäre da der Antike Liebesroman, in welchem das Motiv der Brautwerbung eine zentrale Rolle spielt. Zum anderen handelt es sich um Legenden, welche die Lebensgeschichte von Heiligen schildern, zu denen zunächst das Leben als „normaler“ Mensch zählt und dann die „Erweckung“, die schließlich zum Heiligtum führt.
Im Mittelpunkt der Handlung des „Minne- und Abenteuerromans“ stehen die zentralen Themen Liebe und Abenteuer. Dabei handelt es sich jedoch nicht um die Minne im höfischen Sinne, bei der die gesellschaftlichen Verpflichtungen im Vordergrund stehen, sondern um die wirklich innige Liebe mit dem persönlichen Glück, dem Kummer über die Trennung und der Freude über die Wiedervereinigung. Auch die aventiure des höfischen Romans grenzt sich vom Abenteuer des „Minne-und Abenteuerromans“ ab. Es handelt sich hierbei nicht um die Bewährung des Helden, welche durch Zufall und Bestimmung ausgelöst wurde, sondern um Erfahrungen, die den Helden reifen lassen. Bedingt durch den Wechsel zwischen Trennung und Wiedervereinigung ergibt sich die Opposition Ferne und Heimat, welche wiederum für das Ausgeliefertsein von Gefahren und der sicheren Rückkehr nach Hause steht. Der Protagonist befindet sich somit meist auf Reisen. Die Helden des „Minne- und Abenteuerromans“ haben die „Unschuld des Handelns“ wie sie epische Helden des Mittelalters besitzen verloren. Sie entscheiden selbst, beurteilen die Lage und überlegen ob sich der Einsatz von Gewalt oder List lohnt.
Inhaltsverzeichnis
- Minne- und Abenteuerromane
- Werk und Verfasser
- Ulrich von Etzenbach
- ,,Wilhelm von Wenden“
- Historische Situation
- Politische Dichtung
- Definition aus dem Lexikon des Mittelalters
- Definition aus dem Metzler Literatur Lexikon
- Der Wahlmodus als politisches Element
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Ulrich von Etzenbachs „Wilhelm von Wenden“ als politischer Roman verstanden werden kann. Dabei wird untersucht, inwiefern die Handlung und die Figuren des Romans durch die politische Situation des 13. Jahrhunderts geprägt sind.
- Der „Minne- und Abenteuerroman“ als literarische Gattung
- Ulrich von Etzenbachs Leben und Werk
- Die politische Situation in Böhmen im 13. Jahrhundert
- Die Definition von politischer Dichtung im Mittelalter
- Die Rolle des Wahlmodus als politisches Element im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
- Minne- und Abenteuerromane: Dieses Kapitel stellt den „Minne- und Abenteuerroman“ als literarische Gattung vor und erläutert die typischen Elemente dieser Gattung, wie beispielsweise das Motiv der Liebe, der Abenteuer und die Trennung und Wiedervereinigung der Liebenden.
- Werk und Verfasser: Hier werden der Autor Ulrich von Etzenbach und sein Werk „Wilhelm von Wenden“ vorgestellt. Es werden Informationen über Leben und Werk des Autors gegeben, sowie die Entstehung und Überlieferung des Romans.
- Historische Situation: In diesem Kapitel wird die politische Situation in Böhmen im 13. Jahrhundert beleuchtet. Es werden die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten dieser Zeit vorgestellt, um den historischen Kontext des Romans zu verstehen.
- Politische Dichtung: Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, was im Mittelalter als politische Dichtung verstanden wurde. Dabei werden verschiedene Definitionen aus Lexika und Fachliteratur diskutiert.
- Der Wahlmodus als politisches Element: In diesem Kapitel wird analysiert, inwiefern der Wahlmodus im Roman „Wilhelm von Wenden“ ein politisches Element darstellt. Es wird untersucht, wie die Wahl des Protagonisten Wilhelm von Wenden auf die politische Situation im Roman und in der Zeit des Autors Bezug nimmt.
Schlüsselwörter
Minne- und Abenteuerroman, Ulrich von Etzenbach, Wilhelm von Wenden, politische Dichtung, Wahlmodus, Böhmen, 13. Jahrhundert, historische Situation, Literaturgeschichte, Gattungsgeschichte
- Quote paper
- Ines Rieck (Author), 2006, Literatur und Repräsentation - Ulrich von Etzenbach / "Wilhelm von Wenden" als politischer Roman?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/62406