FF arbeitete bzw. lernte von C. Rogers den klientenzentrierten Ansatz und führte diesen auch einige Zeit aus. Er merkte dann aber, dass ihm diese Art der Gespräche nicht ganz liegt. Zitat: „Ich bin ausgelaugt von dem Versuch, ein Gärtner oder ein Geburtshelfer zu sein (dies sind die typischen Metaphern, die R. zur Beschreibung seines Therapeutenverständnisses verwendet). Ich bin in keiner dieser Rollen gut. Was ich tun will, ist die Panzerung der Leute aufzubrechen, in ihr Herz, in ihr Zentrum einzudringen und etwas Leben in sie hineinzubringen.“ Die Geburtsstunde seines provokativen Ansatzes war das 91. Interview mit einem als chronisch schizophren diagnostizierten Patienten. FF war langsam frustriert vom therapeutischen Prozess, der wie Carl R. zu sagen pflegte, mit der Geschwindigkeit eines Gletschers ablief. Der Pat. gab ihm ständig zu verstehen, er sei wertlos, hoffnungslos, werde sich nie ändern und den Rest seines Lebens in der Anstalt fristen FF versuchte ihm das Gegenteil zu vermitteln und sein Selbstwertgefühl zu heben. In der 91. Stunde gab FF dann auf und sagte dem Pat. dass dieser recht habe, er habe sich getäuscht, der Pat. sei wirklich hoffnungslos. Nach dieser Aussage war es nicht eine Sache von Wochen oder Monaten, nein, von Sekunden und Minuten, dass der Pat. anders wurde. Er fing an, sich äußerlich und innerlich zu bewegen und bekam Farbe im Gesicht, während FF noch seine Meinung von ihm selber bestätigte. Mit der Zeit merkte FF, dass diese „Herausplatzer“, die ihm als passierten, meist den Nagel auf den Kopf trafen u. hilfreicher waren, als abgewogene professionelle Kompensationen. Am Anfang war er über diese Herausplatzer eher geschockt, setzte diese dann aber im Laufe der Jahre immer mehr bewusst als therap. Mittel ein. FF lässt also seine Gegenübertragungsgefühle zu, ja mehr noch, er lässt sie bewusst in die Gespräche mit einfließen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Wer ist Frank Farrelly?
- Entstehung der provokativen Therapie
- Annahmen und Hypothesen
- Typisches Paradigma
- Zwei zentrale Hypothesen
- Ziele
- Die Rolle des provokativen Therapeuten
- Teufels Advokat
- Spezifische Techniken
- Die Stellung des Humors
- Die 4 Sprachen des provokativen Therapeuten
- Stadien des Prozesses in der provokativen Therapie
- Provokative Therapie und andere Therapieformen
- Farrelly und Rogers
- Stimmen von anerkannten Therapeuten zu Farrelly
- Fazit
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat beleuchtet die provokative Therapie nach Frank Farrelly, indem es seine Biografie, die Entstehungsgeschichte der Therapieform, zentrale Annahmen und Hypothesen sowie die Rolle des Therapeuten in diesem Kontext beleuchtet. Darüber hinaus werden die Bedeutung des Humors, die vier Sprachen des provokativen Therapeuten und die Stadien des Therapieprozesses erörtert. Abschließend wird ein Vergleich mit anderen Therapieformen gezogen.
- Biografie und Entstehung der provokativen Therapie
- Zentrale Annahmen und Hypothesen der Therapieform
- Die Rolle des provokativen Therapeuten und seine Techniken
- Die Bedeutung des Humors in der provokativen Therapie
- Der Vergleich mit anderen Therapieformen
Zusammenfassung der Kapitel
Wer ist Frank Farrelly?
Dieses Kapitel bietet einen kurzen Überblick über Frank Farrelly's Leben, seine Ausbildung und seine Karriere. Es wird erwähnt, dass er ursprünglich Priester werden wollte, sich dann aber für ein Studium der Sozialarbeit entschied. Seine Arbeit am Mental Health Hospital in Madison, die von Carl Rogers beeinflusst wurde, führte zur Entwicklung der provokativen Therapie. Farrelly arbeitete mit verschiedenen Patientengruppen und eröffnete später eine private Praxis. Seine Arbeit beinhaltet auch die Ausbildung von Therapeuten und die Durchführung von Seminaren in Australien und Europa.
Entstehung der provokativen Therapie
Dieses Kapitel beschreibt die Entstehungsgeschichte der provokativen Therapie und die Gründe, die Farrelly dazu brachten, sich vom klientenzentrierten Ansatz abzuwenden. Farrelly erkannte, dass ihm der klassische Ansatz nicht genügte, um Patienten zu helfen. Er suchte nach einer Methode, die es ihm erlaubte, "in ihr Herz, in ihr Zentrum einzudringen und etwas Leben in sie hineinzubringen". Die entscheidende Wende kam während einer Therapiesitzung mit einem als chronisch schizophren diagnostizierten Patienten, der Farrelly in seiner negativen Selbsteinschätzung bestätigte. Die überraschende Reaktion des Patienten auf diese Bestätigung führte Farrelly dazu, die provokative Therapie zu entwickeln. Die bewusst eingesetzten "Herausplatzer" erwiesen sich als wirksamer als konventionelle Therapiemethoden.
Schlüsselwörter
Provokative Therapie, Frank Farrelly, Carl Rogers, klientenzentrierter Ansatz, Gegenübertragung, Humor, Therapietechniken, chronische Schizophrenie, Selbstwertgefühl, Patient-Therapeut-Beziehung
- Arbeit zitieren
- Silke Stabenow (Autor:in), 2004, Provokative Therapie nach Frank Farelly, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/62318