Der Stadt darf sich, ja muss sich in Kultur einmischen, so lautete die Forderung des ersten Kulturministers der DDR, Johannes R. Becher, womit eine eigenverantwortliche, autarke Kunst und Kultur den Zielen des Staates und ihrer führenden Partei entgegenstand. Die SED, die sich als Vertreter der Interessen des Volkes definierte, wollte die Kultur nach ihren politisch-ideologischen Richtlinien lenken und ihren selbsterklärten Führungsanspruch im Kulturbereich durchsetzen.Auch das Filmwesen unterlag diesem Machtanspruch und konnte sich nicht unabhängig von Partei- und Staatsinteressen entwickeln. Der Film als massenwirksame Kunst sollte nach Ideologie der SED ausgerichtet und jegliche kritische Haltungen verhindert werden. Zur Durchsetzung dieser Ziele bedurfte es einer entschiedenen Filmpolitik und Filmzensur, die Gegenstand dieser Arbeit sein soll. Ich möchte mich mit der Frage auseinandersetzen, unter welchen politischen Bedingungen Filme in der DDR entstanden und mit welchen konkreten Zensurmechanismen und filmpolitischen Handlungen Partei und Staat die Produktion von Filmen beeinflußten.
Die Filmemacher der DEFA des einzigen Filmproduktionsbetriebes der DDR, waren Betroffene dieser Filmpolitik: Am Beispiel des Filmemachers Jürgen Böttcher soll beleuchtet werden, wie sich die Maßnahmen und Kontrollmechanismen von Partei und Staat auf das künstlerische Schaffen und die Produktion seiner Filme auswirkten.
Jürgen Böttcher, der nach unmittelbarer Verarbeitung von Realität strebte und den Menschen und seine Widersprüchlichkeit in den Vordergrund stellen wollte, versuchte von
Beginn an, sich parteilichen Doktrinen und propagandistischer Verherrlichung in seinen Filmen zu entziehen. Diese Haltung führte vor allem in den 60er Jahren zu Auseinandersetzungen mit parteilichen und staatlichen Zensoren, die sich in der Verwirklichung von Projekten und der Zulassung seiner Filme widerspiegelten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung.
- Zum Ansatz dieser Arbeit........
- Zur Vorgehensweise
- Theoretische Grundlagen der Arbeit.
- Verwendete Quellen
- Primärquellen.
- Sekundärliteratur.
- Angewandte Methoden.
- Dokumentenanalyse.
- Expertengespräche.
- Politische und ideologische Rahmenbedingungen der Filmpolitik und -zensur.
- Machtstrategie der SED
- Film als Ideologieträger.
- Anfänge der Filmpolitik in den 40er und 50er Jahren
- Schaffung von Zensurinstitutionen....
- Kontrollinstanzen in der sowjetischen Besatzungszone
- Ausbau der Zensurinstitutionen in der frühen DDR.
- Schaffung der Hauptverwaltung Film - Aufbau einer dauerhaften Zensurinstitution im Filmwesen der DDR.
- Filmpolitik ab Mitte der fünfziger Jahre …...
- Gründung der VVB Film ......
- Filmpolitik und -zensur in den 60er Jahren.......
- Die frühen 60er Jahre- Lockerung der Filmpolitik und -zensur
- Politische und wirtschaftliche Situation Anfang der 60er Jahre.
- Reform der Zensurinstitutionen - Die Neubildung der Hauptverwaltung Film.29
- ufbau und Tätigkeitsbereiche der HV Film ab 1961.
- Vereinfachung des Kontrollprozesses....
- Veränderungen innerhalb des Produktionsbetriebs DEFA.
- Gegenentwicklungen zur neuen Freiheit: Auf dem Weg zum 11.Plenum...\n
- Intensivierung parteilicher Einflußnahme…...
- Verschärfung kulturpolitischer Richtlinien im In- und Ausland
- Filmpolitik ab 1965. Das 11. Plenum des ZK der SED und seine Folgen..\n
- Das 11. Plenum- Ausdruck der Machtstabilisierung der SED.
- Unmittelbare Konsequenzen des 11. Plenums für das Filmwesen\n
- Verbote und ihre Hintergründe.
- Repressalien gegen Beteiligte.
- Diskussionen über kommende filmpolitische Maßnahmen.
- Filmpolitik und -zensur ab 1966 ..
- Verschärfung der Filmzulassung
- Maßnahmeplan zur Verbesserung der staatlichen Filmpolitik
- Filmpolitische Maßnahmen in den DEFA-Studios...\n
- Die DEFA und ihre Künstler in der 2. Hälfte der 60er Jahre
- Künstler und Zensoren -Verhältnis nach dem 11.Plenum..\n
- Spiel –und Dokumentarfilmproduktion nach dem 11.Plenum
- Das Ende der 60er Jahre- Fortführung der autoritären Filmpolitik
- Zusammenfassung: Filmpolitik und -zensur in den 60er Jahren .\n
- Mechanismen der Zensurausübung..\n
- Hierarchie der Zensurinstitutionen- Entscheidungsträger und ihre Stellung im Kontrollprozeß.
- Führungspositionen im Zensurwesen
- ZK der SED...\n
- Abteilung Kultur des ZK der SED.
- Arbeitsgruppe bzw. Sektor Film.
- Abteilung Agitation des ZK der SED.
- Exkurs: Kontrollverhältnisse im
- Ministerium für Kultur..\n
- Hauptverwaltung Film
- Exkurs: Diskussion über die Stellung der HV Film im Zensurprozeß
- DEFA\n
- Kontrollinstanzen innerhalb der DEFA
- DEFA- Künstler: Selbstzensur..\n
- Ministerium für Staatssicherheit.
- Verfahrensweise der Zensurausübung .\n
- Kriterien für die Beurteilung von Filmen
- Das Zensurverfahren.
- Vorkontrolle..\n
- Prädikatisierung
- Nachzensur..\n
- Zensurmittel.
- Probleme des Zensurverfahrens ....
- Jürgen Böttcher- Maler und Filmemacher- eine Einführung.
- Biographisches..........\n
- Böttchers Filmverständnis im Gegensatz zur Kunstdoktrin des Sozialistischen Realismus\n
- Zensurvorgänge von 4 Filmen Jürgen Böttchers in den 60er Jahren.....
- Drei von vielen (1961)
- Inhalt
- Zensurvorgang.
- Vor- und Zwischenzensur.
- Nachzensur.
- Hintergründe und Ursachen für das Verbot des Films....
- Konsequenzen für Böttcher und andere Beteiligte
- Barfuß und ohne Hut (1964/ 65).
- Vorfeld
- Inhalt
- Zensurvorgang
- Vor- und Zwischenzensur.
- Nachzensur....
- Erster Versuch einer Zulassung
- Testvorführungen ....
- Zweite Zulassungsvorführung
- Jahrgang 45 (1966)..\n
- Vorfeld.....
- Rekonstruktion der nachfolgenden Ereignisse - Hintergründe für die
- Inhalt
- Zensurvorgang
- Vorzensur.
- Zwischen- bzw. Endzensur.
- Zensurmaßnahmen der Gruppe „Roter Kreis“.
- Rohschnittvorführung und ihre Folgen...\n
- Stellungnahme der HV Film und abschließendes Urteil......
- Ursachen für Verbot des Films .\n
- Nachspiel: Versuch einer Aufhebung des Verbots.
- Folgen für Jürgen Böttcher
- Der Sekretär (1967).
- Vorfeld
- Inhalt
- Zensurvorgang
- Vorzensur..\n
- Zwischenzensur.
- Nachzensur.......
- Prädikatvergabe für Der Sekretär.
- Zensurmaßnahmen infolge politischer Veränderungen.
- Zusammenfassung: Zensur von Filmen Jürgen Böttchers in den 60er Jahren... 127
- Folgen der Zensur für Böttchers künstlerisches Schaffen in den 70er und 80er Jahren
- Die Rolle der SED im Filmwesen und die Durchsetzung ihres Machtanspruchs
- Die ideologischen Kriterien für die Produktion von Filmen in der DDR
- Die Entwicklung der Zensurinstitutionen und filmpolitischen Maßnahmen in der DDR
- Die Auswirkungen der Zensur auf das künstlerische Schaffen von Filmemachern wie Jürgen Böttcher
- Die Mechanismen der Zensurausübung in der DDR, insbesondere im Bereich der Spiel- und Dokumentarfilmproduktion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Filmpolitik und -zensur in der DDR, insbesondere im Kontext der 1960er Jahre. Der Fokus liegt auf der Untersuchung, wie die SED ihren Machtanpruch im Filmwesen durchsetzte und den Film zur Verbreitung ihrer Ideologie nutzte. Dabei werden die politischen und ideologischen Rahmenbedingungen für die Produktion von Filmen, die Entwicklung filmpolitischer Richtlinien und Maßnahmen, die institutionellen Veränderungen und einschneidende kulturpolitische Ereignisse analysiert.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Ansatz und die Vorgehensweise der Arbeit vor. Sie erläutert die politische und ideologische Kontrolle über das Filmwesen durch die SED und stellt den Filmemacher Jürgen Böttcher als Fallbeispiel vor. Kapitel 2 beschreibt die politischen und ideologischen Rahmenbedingungen für die Produktion von Filmen in der DDR. Kapitel 3 beleuchtet die Anfänge der Filmpolitik und -zensur in den 1940er und 1950er Jahren, die die Grundlage für die Entwicklungen in den 1960er Jahren legen. Kapitel 4 untersucht die Filmpolitik und -zensur der 1960er Jahre, zeichnet die Entwicklung filmpolitischer Richtlinien und Maßnahmen sowie institutionelle Veränderungen nach und analysiert die Auswirkungen auf die Filmproduktion der DDR.
Schlüsselwörter
Filmpolitik, Filmzensur, DDR, SED, DEFA, Jürgen Böttcher, Sozialistischer Realismus, Kontrolle, Macht, Ideologie, Filmproduktion, Zensurmechanismen, Kontrollinstanzen, Künstler, Selbstzensur, 11. Plenum
- Arbeit zitieren
- M.A. Astrid Hartmann (Autor:in), 2002, Filmzensur und -politik in der DDR. Untersuchung an ausgewählten Filmen von Jürgen Böttcher in den sechziger Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/61808