Für viele Besucher ist Beijing bis heute das Tor zu China und erste Station einer Reise durch das Reich der Mitte. Die dynamische Millionenstadt prägt den ersten Eindruck und vermittelt das Bild eines Landes, das den unaufhaltsamen Weg in eine rasante Moderne eingeschlagen hat. Mehrspurige Straßen, verstopft mit Fahrzeugen und gesäumt von hoch aufstrebenden Hochhäusern, glitzernden Hotels und Einkaufszentren fallen jedem Besucher ins Auge, der vom Flughafen hinein in die Innenstadt fährt. Auf den ersten Blick wirkt die Stadt mit ihrem Menschengewimmel wie ein moderner Moloch, der wild wuchert und seinen Bewohnern im wahrsten Sinne des Wortes langsam über den Kopf wächst.
Einstmals aber wurde Beijing nach den traditionellen Prinzipien einer idealen Hauptstadt angelegt. Durch sie wurden die althergebrachten Vorstellungen der kaiserlichen Machtausübung mit den uralten Regeln des Feng Shui verknüpft und formten einen faszinierenden Mikrokosmos. Durch die rasante Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte sichtet der Reisende die Zeugnisse einer großen und langen Vergangenheit oft erst auf den zweiten Blick. Denn Beijing ist mehr als nur die Kapitale eines Riesenreiches. Die chinesische Metropole ist das Bindeglied zwischen einer Vergangenheit, die ihre Bewohner bis heute nie ganz losgelassen hat, und einer Zukunft, die mehr und mehr Gestalt annimmt. Dass die einst sorgfältig geplante Stadt tatsächlich nach den altüberlieferten Regeln des Feng Shui und den jahrhundertealten Bau- und Anlageprinzipien des Idealmodells einer Hauptstadt angelegt wurde, erschließt sich leichter nach der hier gegebenen Darstellung. Denn wer genau hinschaut erkennt noch immer die Grundzüge dieses alten „Stadtkosmos“ und kann einen Eindruck davon gewinnen, wie dieser einst funktionierte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beijing wird Hauptstadt
- Kontinuität und Traditionsbewusstsein
- Lage der Stadt
- Planung einer Stadtanlage
- Kaiserpalast als städtisches und kosmisches Zentrum
- Gegensatz zwischen dem „Innen“ und dem „Außen“
- Spiegelbild eines geordneten Universums
- Durchdachte Stadtanlage gemäß wichtigen Prinzipien der chinesischen Architektur
- Symbolik für eine neue Werteordnung nach 1911
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Autoren Astrid Zimmermann und Andreas Gruschke analysieren die Planung und Gestaltung der Stadt Beijing als „ideale Hauptstadt“ im Hinblick auf ihre kosmologischen und historischen Grundlagen. Sie beleuchten die traditionellen Prinzipien, die bei der Anlage der Stadt im 15. Jahrhundert zur Anwendung kamen, und analysieren, wie diese Prinzipien die Stadtentwicklung und das Verständnis der chinesischen Kultur prägten.
- Die Anwendung traditioneller chinesischer Planungsprinzipien in der Gestaltung von Beijing
- Die Bedeutung von Feng Shui für die Stadtplanung und die Gestaltung von Beijing
- Die Verbindung zwischen dem kaiserlichen Machtzentrum und der kosmischen Ordnung
- Die Rolle von Beijing als Symbol für die chinesische Kultur und Geschichte
- Die Stadt als Spiegelbild des Universums und die Beziehung zwischen dem „Innen“ und dem „Außen“
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt den Leser in das Thema des Buches ein und stellt Beijing als moderne Millionenstadt und zugleich als Ort mit einer reichen Vergangenheit vor. Die Autoren verdeutlichen, dass die Stadt nach den traditionellen Prinzipien des Feng Shui und der idealen Hauptstadt angelegt wurde. Sie betonen, dass Beijing mehr als nur die Hauptstadt eines Riesenreichs ist, sondern auch eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Zukunft darstellt.
- Beijing wird Hauptstadt: Dieses Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund der Verlegung der chinesischen Hauptstadt nach Beijing im 15. Jahrhundert. Es beschreibt den Aufstieg der Ming-Dynastie und die Motivation des Yongle-Kaisers, eine neue Hauptstadt zu errichten, die die Stärke und den Glanz der Dynastie repräsentiert. Die Autoren betonen, dass die Stadt nicht nur eine politische Hauptstadt, sondern auch ein Symbol für die Wiederherstellung der traditionellen chinesischen Kultur und der kosmischen Ordnung war.
- Kontinuität und Traditionsbewusstsein: In diesem Kapitel wird die Bedeutung von Kontinuität und Traditionsbewusstsein in der chinesischen Kultur hervorgehoben. Die Autoren erklären die Prinzipien des Feng Shui und die Anwendung dieser Regeln auf die Stadtplanung. Sie betonen, dass die chinesische Kultur den Kosmos als eine Einheit betrachtet und die irdische Welt als ein Spiegelbild der himmlischen Ordnung.
- Lage der Stadt: Dieses Kapitel analysiert die geografische Lage von Beijing und beschreibt die natürlichen Gegebenheiten der umliegenden Landschaft. Die Autoren erklären, wie diese Gegebenheiten im Hinblick auf die Prinzipien des Feng Shui genutzt wurden, um die Stadt mit günstiger Energie zu versorgen und den Einfluss schädlicher Energien zu minimieren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Buches sind: Beijing, Hauptstadt, Kosmologie, Feng Shui, Stadtplanung, traditionell, chinesische Kultur, Geschichte, Kaiser, Macht, Ordnung, Mikrokosmos, Universum.
- Quote paper
- Astrid Zimmermann (Author), Andreas Gruschke (Author), 2004, Hauptstädtische Kosmologie zwischen Utopie und Realität: Beijing als die geplante 'ideale Hauptstadt", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/61481