In Deutschland begann in den 60er Jahren eine Reform des Bildungswesens, da man erkannte, dass ein Bildungsnotstand herrschte. Die technische Entwicklung forderte nicht nur eine Anhebung des Bildungsniveaus, sondern auch qualifizierte Ausbildungen für Frauen und die Integration der Frauen in den Arbeitsprozess.
Die Koedukation wurde nach einer fast einhundertjährigen Debatte, in der die Entfaltungsmöglichkeiten der Kinder oft hinter den Interessen der Erwachsenen stand, in den 60er Jahren bindend und fächerübergreifend in den westlichen Bundesländern eingeführt (Voss, 2002, S. 61). Lange galt diese Maßnahme nur als strukturelle Veränderung zur Gleichstellung der Mädchen im Bildungssystem und nicht als pädagogisches Konzept, das das Schulwesen qualitativ verbessern sollte. Auch in den 70er und 80er Jahren wurde durch einen noch immer unreflektierten koedukativen Unterricht die Förderung einer allseitigen Entwicklung von Mädchen und Jungen verhindert und die Geschlechterrollen wurden verstärkt (Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, 2001, S. 5). Durch die feministische Frauen- und Geschlechterforschung, die die Benachteiligung der Mädchen durch koedukativen Unterricht ohne pädagogisches Konzept betonte, wurde die Auseinandersetzung mit der Koedukation vor ca. 20 Jahren wieder aufgenommen (Wolters, 2002, S. 31).
Seit vielen Jahren wird der koedukative Unterricht intensiv diskutiert, kritisch überprüft und qualitativ weiterentwickelt. Die reflexive Koedukation ist seit 1995 unverzichtbar, um das gleichberechtigte Miteinander von Mädchen und Jungen im Sportunterricht und die Entwicklung beider Geschlechter in ihren Spiel-, Sport- und Bewegungsmöglichkeiten zu fördern. (Landesinstitut für Schule und Weiterbildung, 2001, S. 5)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen
- Geschlechtsspezifische Unterschiede
- Ursachen geschlechtsspezifischer Unterschiede
- Lehrerinnen und Lehrer
- Verunsicherung von Lehrkräften
- Schwierigkeiten für die Praxis
- Geschlechtssensibler Sportunterricht
- Ziele der reflexiven Koedukation
- Konsequenzen für die Schulpraxis
- Praktische Beispiele
- Ballsportarten
- Kampfsportarten
- Tanzen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie der Sportunterricht im Grundschulalter so gestaltet werden kann, dass er die individuellen Bedürfnisse und Entwicklungschancen von Mädchen und Jungen gleichermaßen berücksichtigt. Dabei steht die Reflexion des Konzepts der Koedukation im Vordergrund, welches seit den 1960er Jahren in der deutschen Bildunglandschaft dominiert. Das Ziel ist es, die Herausforderungen und Möglichkeiten einer geschlechtssensiblen Sportpädagogik zu beleuchten.
- Unterschiede in den Raum- und Bewegungserfahrungen von Mädchen und Jungen
- Einfluss von gesellschaftlichen Geschlechterrollen auf die Sportentwicklung
- Verunsicherung von Lehrkräften in Bezug auf die Gestaltung eines gleichberechtigten Sportunterrichts
- Möglichkeiten und Herausforderungen der reflexiven Koedukation im Sportunterricht
- Praktische Beispiele für die Gestaltung eines geschlechtssensiblen Sportunterrichts
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Thematik im Kontext der Bildungsreformen der 1960er Jahre und der Herausforderungen des koedukativen Unterrichts dar. Es wird der Begriff der reflexiven Koedukation eingeführt und deren Bedeutung für die Entwicklung von Mädchen und Jungen im Sportunterricht hervorgehoben.
Kapitel 2 befasst sich mit den Definitionen von Koinstruktion und Koedukation sowie der Bedeutung von Sportunterricht als pädagogische Veranstaltung.
Kapitel 3 untersucht die geschlechtsspezifischen Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in Bezug auf Raum- und Bewegungserfahrungen sowie die gesellschaftlichen Erwartungen an sie. Es werden die unterschiedlichen Verhaltensmuster im Sportunterricht beleuchtet.
Kapitel 4 thematisiert die Verunsicherung von Lehrkräften im Umgang mit den unterschiedlichen Bedürfnissen von Mädchen und Jungen im Sportunterricht und die Herausforderungen für die Praxis.
Kapitel 5 befasst sich mit den Zielen der reflexiven Koedukation und den Konsequenzen für die Gestaltung eines geschlechtssensiblen Sportunterrichts in der Schule.
Kapitel 6 präsentiert praktische Beispiele für die Gestaltung eines geschlechtssensiblen Sportunterrichts in verschiedenen Sportarten, wie Ballsport, Kampfsport und Tanz.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Koedukation, reflexive Koedukation, geschlechtsspezifische Unterschiede, Raum- und Bewegungserfahrungen, Sportentwicklung, Verunsicherung von Lehrkräften, gleichberechtigter Sportunterricht, geschlechtssensible Sportpädagogik, Praxisbeispiele. Die Arbeit befasst sich mit den Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus den unterschiedlichen Bedürfnissen von Mädchen und Jungen im Sportunterricht ergeben und wie diese durch eine reflektierte und geschlechtssensible Gestaltung des Unterrichts berücksichtigt werden können.
- Quote paper
- Sabrina Kläs (Author), 2005, Jungen und Mädchen im Grundschulsport. Zu den Zielen der reflexiven Koedukation, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/60210