Zwischen Marktbuden und Menschengetümmel wird um Preise gefeilscht. Ein Gewirr von Stimmen liegt in der Luft. Ein Basar, so findet man den Begriff in zahlreichen Lexika, sei „ein orientalischer Wochenmarkt“ oder allgemeiner „ein orientalischer Handelsplatz“. Mit diesem Begriff „Basar“ beschreibt Hans-Werner Sinn, Präsident des Ifo Instituts, die momentane wirtschaftliche Situation in Deutschland. Deutschlands Exporterfolg rühre einzig daher, dass deutsche Unternehmen Vorprodukte günstig im Ausland einkaufen und diese im Inland lediglich noch zusammenbauen und weiterverkaufen. Allein aus diesem Grund verzeichnet die deutsche Exportstatistik solch deutliche Erfolge. Auf der anderen Seite jedoch wird die Exportweltmeisterschaft begleitet von hohen Arbeitsplatzverlusten in Deutschland. Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema „Deutschland - Exportweltmeister oder BasarÖkonomie?“ und untersucht die Frage, ob der Titel „Exportweltmeister“, mit dem Deutschland im Jahr 2005 zum dritten Mal in Folge dekoriert wurde, überhaupt einen Grund zum Feiern bietet. Oder ob sich Deutschland mittlerweile lediglich zu einer internationalen Handelsdrehscheibe entwickelt hat, die über keine inländische Wertschöpfung mehr verfügt. Als Grund dafür sehen die Vertreter der Basar-Ökonomie die hohen Lohnkosten in Deutschland, welche die Unternehmen veranlassen ihre Produktionen ins Ausland zu verlagern. Die Basarhypothese interpretiert diese Form der internationalen Arbeitsteilung als problematisch, weil gerade der Verlust an Fertigungstiefe zu einem Rückgang der inländischen Beschäftigung führe. Die Debatte, ob nun Basar oder Exportweltmeister, hat in den letzten Jahren verstärkt stattgefunden und ist intensiv öffentlich diskutiert worden. Vor allem die Veröffentlichung des Buches „Deutschland - eine Basar-Ökonomie?“ von Hans- Werner Sinn hat Anlass zur Auseinandersetzung mit dem Thema geboten. Im Folgenden wird zunächst Sinns These der Basar-Ökonomie näher vorgestellt und eingehender untersucht. Anschließend werden seine Aussagen differenziert betrachtet und einzelne Kritikpunkte ausführlicher dargestellt. Außerdem werden die Auswirkungen auf den deutschen Arbeitsmarkt und der daraus resultierende Handlungsbedarf der Politik im Detail vorgestellt. Ferner wird die Frage untersucht, ob es sich ausschließlich um ein deutsches Phänomen handelt oder ein internationaler Trend zum Basar vorliegt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. These der Basar-Ökonomie nach Hans-Werner Sinn
- 2.1 Definition
- 2.2 Hintergrund
- 2.2.1 Entwicklung
- 2.2.2 Gründe
- 2.3 Folgen für Deutschland
- 2.3.1 Strukturwandel auf dem Kapitalmarkt
- 2.3.2 Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
- 2.3.3 Auswirkungen auf die deutschen Unternehmen
- 2.4 Lösungsvorschläge des Hans-Werner Sinn
- 2.4.1 Löhne senken
- 2.4.2 Gewerkschaften entmachten
- 2.4.3 Sozialhilfe reformieren
- 3. Ist Deutschland eine Basar-Ökonomie?
- 3.1 Exporte steigern Wertschöpfung
- 3.2 Veränderung der Wertschöpfung
- 3.3 Input-Output-Betrachtung
- 3.4 Entwicklung des realen Außenbeitrags
- 3.5 Neue Vorteile internationaler Arbeitsteilung
- 3.6 Kein athologischer Exportboom
- 3.7 Anstieg inländischer Verflechtungen
- 3.8 Fehlende Binnennachfrage
- 4. Handlungsbedarf
- 4.1 Entwicklungen des Arbeitsmarktes
- 4.1.1 Internationaler Handel und Beschäftigung
- 4.1.2 Produktionsverlagerung und Beschäftigung
- 4.1.3 Strukturwandel und Beschäftigung
- 4.2 Wirtschaftspolitischer Handlungsbedarf
- 4.2.1 Bildung
- 4.2.2 Aktive Arbeitsmarktpolitik
- 4.2.3 Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit
- 4.2.4 Subventionen für Geringqualifizierte Arbeit
- 4.1 Entwicklungen des Arbeitsmarktes
- 5. Internationaler Vergleich - nur ein deutsches Phänomen?
- 5.1 Europa
- 5.2 Weltweit
- 6. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Projektarbeit befasst sich mit der These von Hans-Werner Sinn, dass Deutschland eine „Basar-Ökonomie“ ist. Sinn argumentiert, dass der deutsche Exportboom zu einer Verlagerung von Wertschöpfung ins Ausland führt und negative Folgen für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft hat. Die Arbeit untersucht die These von Sinn und stellt sie in den Kontext der aktuellen Wirtschaftsentwicklung. Darüber hinaus werden Lösungsvorschläge für die Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarktes und der Wirtschaft erörtert.
- Analyse der These von Hans-Werner Sinn zur Basar-Ökonomie
- Bewertung der Auswirkungen des Exportbooms auf die deutsche Wirtschaft
- Beurteilung der Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt
- Diskussion von Lösungsansätzen für die Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarktes
- Internationaler Vergleich der deutschen Situation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit führt in die Thematik ein und stellt die These von Hans-Werner Sinn zur Basar-Ökonomie vor. Im zweiten Kapitel werden die Definition und die Hintergründe der Basar-Ökonomie erläutert. Dabei wird besonders auf die Entwicklung und die Gründe für die Entstehung dieses Phänomens eingegangen. Zudem werden die Folgen für Deutschland in Bezug auf den Kapitalmarkt, den Arbeitsmarkt und die deutschen Unternehmen untersucht. Im dritten Kapitel wird die Frage erörtert, ob Deutschland tatsächlich eine Basar-Ökonomie ist. Dazu werden die Entwicklung der Wertschöpfung, die Rolle des Außenhandels und die Auswirkungen der internationalen Arbeitsteilung analysiert. Das vierte Kapitel widmet sich dem Handlungsbedarf in Bezug auf den deutschen Arbeitsmarkt. Die Auswirkungen des internationalen Handels, der Produktionsverlagerung und des Strukturwandels auf die Beschäftigung werden dabei beleuchtet. Darüber hinaus werden wirtschaftspolitische Maßnahmen zur Verbesserung der Situation auf dem Arbeitsmarkt diskutiert. Das fünfte Kapitel vergleicht die deutsche Situation mit anderen Ländern in Europa und weltweit, um die Frage zu beantworten, ob die Herausforderungen des deutschen Arbeitsmarktes einzigartig sind oder ob es ähnliche Probleme in anderen Ländern gibt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Exportboom, Basar-Ökonomie, Wertschöpfung, Arbeitsmarkt, Strukturwandel, internationale Arbeitsteilung, Handlungsbedarf, wirtschaftspolitische Maßnahmen, internationaler Vergleich.
- Quote paper
- Michaela Krepler (Author), Eva Rynders (Author), Kerstin Kritsch (Author), 2006, Deutschland - Exportweltmeister oder Basar-Ökonomie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/60140