Afrika ist heute die Region der Welt, die mit rund 40 % den größten Anteil der EU-Entwicklungshilfe erhält (vgl. Schneider 2004: 4). Obwohl der Anteil der Weltbevölkerung, der unter der Armutsgrenze lebt in den letzten 30 Jahren gesunken ist, leben die Hälfte aller Menschen in Afrika noch immer in Armut. Dabei gilt als arm, wer täglich weniger als einen US-Dollar zur Verfügung hat (vgl. Schneider 2004: 3). Die Ursachen für diese Armut und die mangelnde Entwicklung sind vielfältig. Besonders im Fall von Afrika spielen historisch begründete Ursachen eine entscheidende Rolle. Das Verhältnis zwischen Europa und Afrika war jahrzehntelang geprägt von Kolonialismus und Sklavenhandel. Fast alle afrikanischen Staaten waren Ziel der europäischen Ausbeutung (vgl. Schmidt 2002: 717). Auch die immer noch bestehende wirtschaftliche Rückständigkeit, das Fehlen stabiler politischer Systeme, Krankheiten wie AIDS oder die zahlreichen bewaffneten Konflikte verhindern die fortschreitende Entwicklung Afrikas. Diese Probleme werden durch die übergeordneten Kernziele des zurzeit bestehenden entwicklungspolitischen Abkommens (Cotonou-Abkommen) zwischen der EU und Afrika aufgegriffen. Sie definieren die Bekämpfung und schließlich die Beseitigung der Armut, die weltwirtschaftliche Integration und die nachhaltige Entwicklung Afrikas als die Prioritäten der Zusammenarbeit. Die Europäische Union unterhält seit Jahrzehnten Entwicklungsbeziehungen zu Afrika, die in mehreren Verträgen und Abkommen festgelegt und immer wieder modifiziert wurden. Trotz dieser Vielzahl von entwicklungspolitischen Abkommen zwischen der EU und Afrika konnten noch immer keine langfristigen und durchschlagenden Entwicklungserfolge, vor allem im Hinblick auf die Armutsbekämpfung, in Afrika erreicht werden. Am 23. Juni 2000 unterzeichneten die EU und 77 afrikanische, karibische und pazifische Staaten nach langen kontroversen Verhandlungen ein neues entwicklungspolitisches Kooperationsabkommen, das so genannte Cotonou-Abkommen. Dieses soll die Entwicklungszusammenarbeit und die Partnerschaft zwischen der EU und Afrika neu beleben, stärken und zu langfristigen Entwicklungserfolgen führen. Die hier vorliegende Arbeit untersucht, inwiefern das Cotonou-Abkommen zu einer langfristigen und nachhaltigen Entwicklung Afrikas beiträgt. Genau genommen bezieht sich der Vertrag von Cotonou auf die Entwicklungszusammenarbeit der EU mit den so genannten AKP-Staaten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Historischer Hintergrund des Cotonou-Abkommens
- Allgemeine Darstellung und Ziele des Cotonou-Abkommens
- Drei Säulen der Zusammenarbeit des Cotonou-Abkommens
- Die politische Dimension
- Die handels- und wirtschaftspolitische Zusammenarbeit
- Beteiligung nichtstaatlicher Akteure am entwicklungspolitischen Prozess
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert, inwieweit das Cotonou-Abkommen zu einer langfristigen und nachhaltigen Entwicklung Afrikas beiträgt. Die Arbeit konzentriert sich dabei auf die afrikanischen Länder innerhalb der AKP-Staaten, da diese die Mehrheit innerhalb der Gruppe bilden. Die Analyse untersucht dabei die Wirkungsweise des Abkommens im Hinblick auf die Verbesserung der Entwicklungssituation in Afrika, beleuchtet die wichtigsten vorangegangenen entwicklungspolitischen Verträge und ihre Erfolge sowie Misserfolge und analysiert die wichtigsten Ziele und Maßnahmen des Cotonou-Abkommens.
- Historische Entwicklung der Beziehungen zwischen der EU und Afrika
- Ziele und Inhalte des Cotonou-Abkommens
- Analyse der drei Säulen der Zusammenarbeit: politische Dimension, handels- und wirtschaftspolitische Zusammenarbeit, Beteiligung der Zivilgesellschaft
- Bewertung der Wirksamkeit des Cotonou-Abkommens
- Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung befasst sich mit der Armut in Afrika und den Ursachen dafür, wobei der Schwerpunkt auf den historischen Beziehungen zwischen Europa und Afrika liegt. Sie stellt die Ziele des Cotonou-Abkommens vor, die auf die Bekämpfung der Armut, die weltwirtschaftliche Integration und die nachhaltige Entwicklung Afrikas ausgerichtet sind.
Das zweite Kapitel beleuchtet den historischen Hintergrund des Cotonou-Abkommens und betrachtet die wichtigsten Vorgängerabkommen, wie das Abkommen von Jaunde und die Lomé-Abkommen, und analysiert deren Auswirkungen auf die Entwicklungssituation in Afrika.
Kapitel 3 bietet eine allgemeine Darstellung des Cotonou-Abkommens und seiner Ziele. Es beschreibt die fünf Säulen der Zusammenarbeit, die zur Verwirklichung der Kernziele beitragen sollen. Die Arbeit konzentriert sich jedoch auf drei dieser Säulen: den politischen Dialog zwischen den Vertragspartnern, die wirtschafts- und handelspolitische Zusammenarbeit sowie die Beteiligung der Zivilgesellschaft am entwicklungspolitischen Prozess.
Schlüsselwörter
Cotonou-Abkommen, Entwicklungszusammenarbeit, AKP-Staaten, Armutsbekämpfung, weltwirtschaftliche Integration, nachhaltige Entwicklung, politische Dimension, handels- und wirtschaftspolitische Zusammenarbeit, Zivilgesellschaft, Afrika, EU, historische Beziehungen.
- Arbeit zitieren
- Melanie Thiem (Autor:in), 2004, Trägt das Cotonou-Abkommen zur langfristigen und nachhaltigen Entwicklung Afrikas bei?, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/58214