In „Überwachen und Strafen“ wird die Genealogie des modernen Individuums als eines fügsamen und stummen Körpers und einer normativen Sozialwissenschaft aufgezeigt. Im Buch selbst heißt es: „Thema dieses Buches ist eine Korrelationsgeschichte der modernen Seele und einer neuen Richtgewalt. Eine Genealogie des heutigen Wissenschaft/Justiz-Komplexes, in welchem die Strafgewalt ihre Stützen, ihre Rechtfertigungen und ihre Regeln findet, ihre Wirkungen ausweitet und ihre ungeheure Einzigartigkeit maskiert“.
In „Überwachen und Strafen“ schlägt Foucault vor, Bestrafung und Gefängnisse als eine komplexe gesellschaftliche Funktion und nicht bloß als eine Reihe von Unterdrückungsmechanismen aufzufassen. Er will anhand des Gefängnisses die Entwicklung einer spezifischen Machttechnik herausarbeiten. Meine Hausarbeit beschäftigt sich aufgrund der Komplexität und der verschiedenen Aspekte des Buches nur mit einem kleinen Ausschnitt. Mein Hauptaugenmerk gilt der Analyse des Foucaultschen Panoptismus im Werk „Überwachen und Strafen“. Zunächst werde ich in einem kurzen Abriss die wichtigsten Aussagen des gesamten Buches zusammenfassen, ehe ich konkret auf das Panopticon eingehe.
In einem weiteren Punkt versuche ich zu klären, inwieweit panoptische Strukturen auch gesellschaftlich wirksam sind, bevor ich zum Abschluss noch den Machtbegriff bei Foucault beleuchte. Der Panoptismus erscheint in „Überwachen und Strafen“ als wichtiger Gesichtspunkt, da der Autor beschreibt, wie sich die Techniken der Einschließung ändern, um eine ausgiebigere Beobachtung des Eingeschlossenen zu gestatten. Das Problem, gleichzeitig ein Höchstmaß an Schutz und ein Maximum an Beobachtung zu garantieren findet eine architektonische Lösung; und zwar dadurch, dass an die Stelle der alten, massiven Einschließung in dicken Mauern, Anlagen treten, die mit Blenden, Spiegeln, Lichtkegeln und Fenstern arbeiten und das Dunkel der Kerkermauern durch eine „kalkulierte Ökonomie der Sichtbarkeit“ ersetzen. Die Perfektion des Ganzen ist das von Jeremy Bentham entwickelte und durch Michel Foucault weitergedachte Panopticon.
Inhaltsverzeichnis
- A) Einleitung
- B) Der Panoptismus in Michel Foucaults Werk „Überwachen und Strafen"
- 1) Die Kernaussagen von „Überwachen und Strafen"
- 2) Das Panopticon
- 2.1) Begriffserklärung und Idee des Panopticons
- 2.2) Der architektonische Aufbau des Panopticons
- 2.3) Die Wirkungsweise und Funktion des Panopticons
- 2.4) Das Panopticon — ein Machtschema
- 3) Panoptismus in der Gesellschaft
- 4) Der Machtbegriff im Allgemeinen bei Michel Foucault
- C) Resumée
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Foucaultschen Panoptismus im Werk „Überwachen und Strafen", um die Entwicklung einer spezifischen Machttechnik im Kontext des Strafvollzugs herauszuarbeiten. Dabei werden die Kernaussagen des Buches zusammengefasst, das Panopticon als architektonisches Modell und Machtschema beleuchtet und die gesellschaftliche Wirksamkeit panoptischer Strukturen untersucht. Abschließend wird der Machtbegriff bei Foucault im Allgemeinen betrachtet.
- Die Veränderung des Strafwesens und die Entstehung der Disziplinartechnologie
- Der Zusammenhang zwischen Strafvollzug und der Herausbildung der Humanwissenschaften
- Die Verbindung von Wissen und Macht im modernen Strafvollzug
- Das Panopticon als Modell für die Wirkungsweise von Macht
- Die Ausbreitung panoptischer Strukturen in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die zentralen Themen von Foucaults „Überwachen und Strafen", insbesondere die Frage nach der „normalisierenden Macht und der Formierung des Wissens in den modernen Gesellschaften". Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse des Panoptismus als ein wichtiges Element des Buches.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Kernaussagen von „Überwachen und Strafen", die sich in sechs Ebenen gliedern lassen: Die Veränderung des Strafwesens, der Zusammenhang zwischen Strafvollzug und Humanwissenschaften, die Verbindung von Wissen und Macht, die Institution Gefängnis als Idealtyp der Strafanstalt, die Internalisierung der Überwachung und die Disziplinargesellschaft. Das Panopticon wird in diesem Kapitel als ein perfektes Überwachungssystem vorgestellt, das die Macht automatisiert und entindividualisiert.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit dem Panopticon als architektonischem Entwurf von Jeremy Bentham. Es wird der Aufbau des Gebäudes erläutert, die Wirkungsweise des Panopticons als ein Mittel der Machtausübung beschrieben und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten in Krankenhäusern, Irrenanstalten, Schulen und Fabriken aufgezeigt. Der Text verdeutlicht, dass das Panopticon nicht nur ein Gefängnismodell, sondern ein Modell für die Wirkungsweise der Macht ist.
Das vierte Kapitel untersucht die gesellschaftliche Wirksamkeit panoptischer Strukturen. Es wird argumentiert, dass das Panopticon nicht auf geschlossene Institutionen beschränkt werden kann, sondern in ein die gesamte Gesellschaft durchdringendes Netzwerk transformiert werden muss. Foucault beschreibt die Ausbreitung panoptischer Technologien von spezialisierten Institutionen auf die Verwaltungsapparate und die Polizei, die zur Optimierung der Machtausübung und Machterhaltung dienen.
Das fünfte Kapitel beleuchtet den Machtbegriff bei Foucault im Allgemeinen. Es wird gezeigt, dass Foucault einen neuen Machttypus beschreibt, der nicht nur auf negative Mechanismen der Repression beschränkt ist, sondern auch positive und nutzbringende Effekte hervorbringt. Foucault betrachtet Macht als ein produktives Netz, das den ganzen sozialen Körper überzieht und nicht als negative Instanz, deren Funktion in der Unterdrückung besteht. Der Text beschreibt die Macht als eine Beziehung zwischen verschiedenen Subjekten und die gesamte Gesellschaft als von Machtverhältnissen durchsetzt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Panoptismus, die Überwachung, die Disziplinargesellschaft, die Macht, das Panopticon, Jeremy Bentham, Michel Foucault, die Humanwissenschaften, die Strafanstalt, die Gesellschaft, die Kontrolle, die Individualisierung, die Internalisierung, die Anonymität, die Mikrophysik der Macht, die Disziplinartechnologie, die moderne Gesellschaft, die Institutionen, die Geschichte des Strafens, die Gefängnisreform, die Geschichte des Individuums, die Geschichte der Macht.
- Quote paper
- M.A. Nico Ernstberger (Author), 2004, Der Panoptismus in Michel Foucaults Werk "Überwachen und Strafen", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/55790