Das Interesse zum vorliegenden Thema entsprang meinen Erfahrungen als Mitarbeiter in der Studienberatung im Studiengang Sportwissenschaft, in deren Rahmen ich Ansprechpartner für unterschiedliche Problematiken und Meinungen von Studierenden und Mitarbeitern zu Struktur und Inhalten des Studiengangs war. Aus den gesammelten Erfahrungen entstand die Idee der vorliegenden Arbeit, das „reale“ Tätigkeitsfeld Sport mit den „subjektiven Wirklichkeiten“ Studierender über dieses Tätigkeitsfeld zu vergleichen. Die vorhandenen Diskrepanzen zeigen Wege auf, die universitäre Ausbildung gehen kann, um eine höhere Konsistenz zwischen den Anforderungen des Tätigkeitsfeldes, den Vorstellungen Studierender und ihren eigenen, universitären Ansprüchen zu erreichen.
Die Arbeit basiert auf der systemischen, konstruktivistischen Pädagogik; der Grundannahme also, dass es kein „objektives“ Wissen gibt, sondern sich Wissen immer erst im Kopf des Lernenden selbst organisiert. In diesem Zusammenhang wird auf die derzeitige Diskussion um Wissensvermittlung eingegangen. Die Ausführungen ranken sich dabei weniger um die jeweiligen fachspezifischen Inhalte - die aufgrund rapide fortschreitender technischer Entwicklungen und der damit verbundenen immer kürzeren „Halbwertszeit des Wissens“ ständig neu bestimmt werden müssten - sondern um Prozessorientierung des Lernens und der Herauslösung des Lernens aus seinem Lernkontext. Dieser Prozess des Herauslösens ist letztendlich das, was einen Wissenstransfer ermöglicht und Wissen universell anwendbar macht.
Im ersten Teil der Arbeit wird ein relativ „objektives“ Bild gesellschaftlicher Anforderungen an universitäre Berufsausbildung (gesellschaftliches „Sollen“) gezeichnet, denen im zweiten Teil der Arbeit die subjektiven Sichtweisen Studierender (studentisches „Wollen“) des Diplomstudiengangs Sportwissenschaft gegenüber gestellt werden.
Auf Grundlage dieser Diskrepanzen wird im dritten Teil der Arbeit versucht Möglichkeiten universitärer Ausbildung zu skizzieren, mit denen (vor dem Hintergrund eigener eingeschränkter finanzieller und personeller Ressourcen) die Unterschiede zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes und den Berufsvorstellungen Studierender angleichen und damit „Berufsbezogenes Studieren“ ermöglichen kann (universitäres „Können“).
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- Forschungsstand
- Funktion und Bedeutung der Erwerbsarbeit für das Subjekt
- Berufsbezogenes Studieren
- Studierende und ihre Umwelt
- Das Modell des Radikalen Konstruktivismus
- Gesellschaftliches „Sollen“
- Das Tätigkeitsfeld Sport
- Systematisierung
- Tätigkeitsstatus und Beschäftigungsformen
- Ausbildungsträger
- Qualifikationsanforderungen
- Arbeitsmarktentwicklungen
- Wirtschaftliche Entwicklungen
- Gesellschaftliche Entwicklungen
- Auswirkungen auf die Anforderungsstruktur
- Zusammenfassung
- Das Tätigkeitsfeld Sport
- Studentisches „Wollen“
- Methodik
- Qualitative Forschung
- Untersuchungsdesign
- Untersuchungsdurchführung
- Datenauswertung
- Ergebnisse
- Wahl der Untersuchungsgruppe
- Wahl des Studienschwerpunktes
- Probleme der Berufsverwirklichung
- Berufsvorstellungen
- Entwicklung der Berufsvorstellungen
- Aktivitäten zur Vorbereitung des Berufseinstiegs
- Methodik
- Universitäres „Können“
- Schlüsselqualifikationen
- Kognitionspsychologische Ansätze
- Anchored Instruction-Ansatz
- Cognitive Apprenticeship-Ansatz
- Cognitive Flexibility-Ansatz
- Didaktische Folgerungen
- Zusammenfassung
- Möglichkeiten des Diplomstudiengangs Sportwissenschaft
- Kritik und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Spannungsfeld zwischen den gesellschaftlichen Erwartungen an die Berufsausbildung im Sportbereich, den individuellen Wünschen und Vorstellungen von Studierenden und den Möglichkeiten und Angeboten der universitären Ausbildung. Sie analysiert die Diskrepanzen zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes, den Berufsvorstellungen von Sportstudierenden und den Fähigkeiten, die ihnen im Studium vermittelt werden. Ziel ist es, aufzuzeigen, wo die universitäre Ausbildung ansetzen kann, um eine höhere Konsistenz zwischen den Anforderungen des Tätigkeitsfeldes, den Vorstellungen der Studierenden und ihren eigenen Ansprüchen zu erreichen.
- Entwicklungen im Tätigkeitsfeld Sport und die daraus resultierenden Anforderungen an Studierende
- Berufsvorstellungen von Sportstudierenden und ihre Erwartungen an das Studium
- Möglichkeiten der universitären Ausbildung, um die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes und die Erwartungen der Studierenden zu erfüllen
- Die Rolle von Schlüsselqualifikationen in der universitären Ausbildung und deren Bedeutung für den Berufseinstieg
- Kritik und Ausblick auf die Gestaltung der universitären Ausbildung im Sportbereich
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den aktuellen Wandel von der Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft und dessen Auswirkungen auf das Bildungssystem beleuchtet. Sie stellt den Zusammenhang zwischen dem gesellschaftlichen „Sollen“ (Anforderungen des Arbeitsmarktes), dem studentischen „Wollen“ (Berufsvorstellungen und Erwartungen der Studierenden) und dem universitären „Können“ (Fähigkeiten, die im Studium vermittelt werden) dar. Kapitel II widmet sich dem gesellschaftlichen „Sollen“ und analysiert die Entwicklungen im Tätigkeitsfeld Sport, die sich aus wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen ergeben. Dabei werden die Anforderungen an die Studienschwerpunkte Prävention/Rehabilitation und Sportmanagement/Sportökonomie sowie die Auswirkungen auf die Anforderungsstruktur im Sportbereich beleuchtet. Kapitel III untersucht das „Wollen“ der Studierenden. Hier werden die Berufsvorstellungen, die Entwicklung dieser Vorstellungen im Laufe des Studiums und die Aktivitäten zur Vorbereitung des Berufseinstiegs analysiert. Kapitel IV widmet sich dem universitären „Können“ und betrachtet die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen für die Berufspraxis. Verschiedene kognitionspsychologische Ansätze werden vorgestellt, um die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen im Studium zu fördern. Die Arbeit schließt mit einer Kritik und einem Ausblick auf die Gestaltung der universitären Ausbildung im Sportbereich.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Berufsausbildung, Sport, Arbeitsmarkt, Berufsvorstellungen, Schlüsselqualifikationen, universitäre Ausbildung, Wissensgesellschaft, kognitionspsychologische Ansätze. Sie befasst sich insbesondere mit dem Spannungsfeld zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes, den Erwartungen der Studierenden und den Möglichkeiten der universitären Ausbildung im Sportbereich.
- Quote paper
- Jörg Latuske (Author), 2000, Berufsbezogenes Studieren – im Spannungsfeld von gesellschaftlichem „Sollen", studentischem „Wollen“ und universitärem „Können“, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/54269