Mit dem Fortschreiten der Zeit ist es eine besondere Herausforderung, Schülerinnen und Schülern die Zeit des Nationalsozialismus zu vermitteln. Dies ist nicht nur eine Aufgabe des Geschichtsunterrichts, sondern ebenfalls anderer Fächer des schulischen Kanons. Auch ist dies nicht nur die Aufgabe der Institution Schule, sondern der verschiedensten Institutionen und Organisationen. Von verschiedenen Seiten wird versucht zu erreichen, dass die Erinnerungen an den Nationalsozialismus und den Holocaust nicht verblassen. Deshalb sind solche Erinnerungsorte auch immer Lernorte.
Anhand verschiedener Stätten, die für die Deportationen während des Nationalsozialismus in der Stadt Hamburg eine wichtige Rolle gespielt haben, soll versucht werden aufzuzeigen, wie verschiedene Arten von Mahnmalen und Erinnerungsorten die Erinnerung an dieses Ereignis beeinflussen können.
Betrachtet man neuere Theorien in der Neurologie und in den Kulturwissenschaften, dann fällt auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Bereich der Erinnerung immer weiter zunimmt. Es existieren vielfältige Forschungen über die medizinische Seite der Erinnerung. Hier sei nur beispielhaft auf dieWerke von Hans MARKOWITSCH und Harald WELZER verwiesen1, in denen versucht wird, neben der medizinischen Seite der Erinnerung zu betrachten, wie sich diese Erinnerung im historischen Kontext verhält. In dieser Arbeit soll versucht werden, unter Zuhilfenahme solcher Betrachtungen über die Erinnerung zu erörtern, welche Möglichkeiten es gibt, anhand solcher Orte mit Schülern Geschichte zu betrachten.
Vorher möchte ich aber zunächst allgemein auf die Geschichte der Deportation in Hamburg eingehen, es soll also ein Überblick über die geschichtlichen Ereignisse erfolgen. Anschließend soll untersucht werden, wie in Hamburg nach der Befreiung mit den Kriegsereignissen umgegangen wurde. Hieraus ergeben sich eventuell Erkenntnisse zur Enstehungsgeschichte der Mahnmale und Erinnerungsorte, oder sie lassen sich zumindest in einen erinnerungsgeschichtlichen Kontext einbetten.
Auch wenn reichsweite Ereignisse nicht vollständig auszublenden sind, habe ich versucht, hauptsächlich auf Ereignisse in Hamburg einzugehen.
In einem nächsten Schritt sollen beispielhaft verschiedenen Erinnerungsorte betrachtet werden. Zunächst ist dies das Mahnmal für die Deportierten auf der Hamburger Moorweide, dann das Stolperstein-Projekt von Gunther DEMNIG.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu den Begrifflichkeiten der „Erinnerungskultur“
- Stätten der Deportation in Hamburg
- Geschichtliche Daten
- Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
- Die Nachkriegs- oder Wiederaufbaugeneration
- Die Nachkriegsgeneration
- Die Dritte Generation
- Mahnmale
- Das Mahnmal für die jüdischen Deportierten
- Stolpersteine
- Das jüdische Gemeinschaftshaus in der Hartungstrasse
- Der hannoversche Bahnhof
- Zusammenfassung: Orte der Erinnerung
- Möglichkeiten der Erarbeitung mit Schülern
- Individualisierung der Darstellung von Geschichte
- Schülerorientierung und Schülerinteresse
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, die Erinnerung an die Deportationen während des Nationalsozialismus in Hamburg zu beleuchten und die Bedeutung von Mahnmalen und Erinnerungsorten für die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte zu untersuchen. Dabei stehen verschiedene Orte im Mittelpunkt, die für die Deportationen eine zentrale Rolle gespielt haben.
- Die Geschichte der Deportation in Hamburg im Kontext des Nationalsozialismus
- Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in der Nachkriegszeit und die Entstehung von Mahnmalen und Erinnerungsorten
- Die verschiedenen Arten von Mahnmalen und Erinnerungsorten und deren Einfluss auf die Erinnerung
- Die Bedeutung des „kulturellen Gedächtnisses“ und des „kommunikativen Gedächtnisses“ für die Erinnerung an die Deportationen
- Möglichkeiten, die Geschichte der Deportationsorte mit Schülern zu erarbeiten
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und beleuchtet die Bedeutung der Erinnerung an den Nationalsozialismus und den Holocaust in der heutigen Zeit. Sie führt in die verschiedenen Begrifflichkeiten der „Erinnerungskultur“ ein und setzt die Arbeit in den Kontext der aktuellen Forschung.
- Das Kapitel „Stätten der Deportation in Hamburg“ befasst sich mit der historischen Entwicklung der Deportationen in Hamburg und zeigt die verschiedenen Phasen der Auseinandersetzung mit den Kriegsereignissen nach der Befreiung auf.
- Im Kapitel „Mahnmale“ werden verschiedene Erinnerungsorte in Hamburg vorgestellt, darunter das Mahnmal für die jüdischen Deportierten, das Stolperstein-Projekt und das ehemalige jüdische Gemeinschaftshaus in der Hartungstrasse.
- Das Kapitel „Zusammenfassung: Orte der Erinnerung“ fasst die Bedeutung der verschiedenen Erinnerungsorte zusammen und zeigt auf, wie diese die Erinnerung an die Deportationen beeinflussen können.
- Das Kapitel „Möglichkeiten der Erarbeitung mit Schülern“ befasst sich mit der Frage, wie die Geschichte der Deportationsorte mit Schülern erarbeitet werden kann, und setzt sich mit den Herausforderungen der Individualisierung und Schülerorientierung im Geschichtsunterricht auseinander.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Erinnerung an die Deportation in Hamburg während des Nationalsozialismus. Im Zentrum stehen die Bedeutung von Mahnmalen und Erinnerungsorten für die Auseinandersetzung mit dem Holocaust und die Rolle des „kulturellen Gedächtnisses“ und des „kommunikativen Gedächtnisses“ in der Erinnerungskultur. Zu den wichtigsten Themenbereichen gehören die Geschichte der Deportation in Hamburg, die Auseinandersetzung mit den Kriegsereignissen nach 1945, die Entstehung von Mahnmalen und Erinnerungsorten, die Bedeutung der Erinnerungskultur für die pädagogische Arbeit und die Möglichkeiten der Erarbeitung der Deportationsgeschichte mit Schülern.
- Quote paper
- Christian Beermann (Author), 2005, Stätten der Erinnerung an die Deportation in Hamburg: Aspekte des kulturellen und des sozialen Gedächtnisses, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/54112