Insbesondere für die Verwendung in Dekorationsprogrammen war die offene Form des Emblems und die sprachliche Leistungsfähigkeit des Bildes wichtig, denn innerhalb eines Dekorationsprogramms war es kaum möglich, durch ausführliche Epigramme den Auslegungsteil mitzuliefern. Bei der angewandten Emblematik ist so eine Reduktion der Embleme auf Pictura und Motto zu erkennen. Als Bestandteile von festen Programmthemen stehen die Embleme dort nämlich in einem Kontext, der die Beziehungsfindung anstelle der epigrammatischen Auslegung vorgibt. Seit dem 17. Jahrhundert gibt es zahlreiche Emblemzyklen, die außerhalb literarischer Publikationszusammenhänge entstanden und erst nachträglich in Buchform publiziert wurden.
In meiner Hausarbeit möchte ich anhand des Emblemprogramms im Großen Saal des Nürnberger Rathauses zeigen, dass es für eine angemessene Interpretation eines außerliterarischen Programms unerlässlich ist, den ikonographischen und architektonischen Kontext einzubeziehen. Ebenso spielt auch die Funktion des Gebäudes im sozialen und historischen Prätext eine Rolle. Die Hierarchien in der Raumgestaltung geben Hinweise darauf, wie das emblematische Programm zu lesen ist. In meinen Ausführungen soll besonders deutlich werden, dass sich die Embleme im Rathaus anders lesen und deuten lassen, als die gleichen Embleme in der späteren Buchpublikation Peter Isselburgs. Im Verlauf meiner Arbeit werde ich ein Beispiel für die Lesbarkeit des Programms geben, nach dessen Muster sich das gesamte Programm lesen lässt. Dabei werde ich mich auf zwei Embleme und ein Rundbild, welche miteinander im Zusammenhang stehen, beschränken. An diesem Muster soll ersichtlich werden, auf welche Weise sich das restliche Emblemprogramm des Rathauses deuten lässt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geschichte des Rathaussaals
- Isselburgs „Emblemata politica“ als wichtigste Rekonstruktionsquelle
- Das Emblemprogramm im Nürnberger Rathaussaal
- Die thematische Ordnung der Embleme
- Beispiel zur Lesbarkeit des Emblemprogramms
- Nürnberger Emblematik und Deutung des Programms im Ganzen
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Emblemprogramm im Großen Saal des Nürnberger Rathauses. Sie untersucht den ikonographischen und architektonischen Kontext, die Funktion des Gebäudes und die Hierarchien in der Raumgestaltung, um ein tiefgreifendes Verständnis für die Lesart des emblematischen Programms zu erlangen. Darüber hinaus wird die Arbeit den Unterschied zwischen der Interpretation der Embleme im Rathaus und in Peter Isselburgs späterer Buchpublikation beleuchten.
- Das Emblemprogramm des Großen Saals im Nürnberger Rathaus als Beispiel für außerliterarische Emblematik
- Der ikonographische und architektonische Kontext als Interpretationshilfen
- Die Funktion des Gebäudes und die Hierarchien in der Raumgestaltung als Einflussfaktoren auf die Lesart der Embleme
- Der Vergleich zwischen der Interpretation der Embleme im Rathaus und in Peter Isselburgs „Emblemata politica“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der außerliterarischen Anwendung der Emblematik ein und erläutert die Relevanz des ikonographischen und architektonischen Kontextes für die Interpretation. Das zweite Kapitel beleuchtet die Geschichte des Großen Saals des Nürnberger Rathauses, seinen Bau und die Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte. Kapitel drei widmet sich Peter Isselburgs „Emblemata politica“ als der wichtigsten Quelle für die Rekonstruktion des Emblemprogramms im Rathaus.
Kapitel vier beschreibt das Emblemprogramm im Rathaussaal und die thematische Ordnung der Embleme. In Kapitel fünf wird ein konkretes Beispiel für die Lesbarkeit des Emblemprogramms vorgestellt. Kapitel sechs widmet sich der Nürnberger Emblematik und der Deutung des gesamten Programms im Kontext.
Schlüsselwörter
Außerliterarische Emblematik, Rathaussaal, Nürnberger Rathaus, Peter Isselburg, „Emblemata politica“, ikonographischer Kontext, architektonischer Kontext, Raumgestaltung, Hierarchien, Lesart, Interpretation, soziale und historische Bedeutung, politisches Programm, Stadtgeschichte, Kunstgeschichte.
- Quote paper
- Doreen Fräßdorf (Author), 2006, Außerliterarische Anwendungen der Emblematik: Das Emblemprogramm des Großen Saals im Nürnberger Rathaus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/53976