Die soziale Konstruktion von Geschlecht gilt in den Gender Studies und der Politikwissenschaft als grundlegendes theoretisches Konzept. Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema in Bezug auf die Weltspitze der Leichtathletik. Hierfür wird die Mittelstreckenläuferin Caster Semenya als Beispiel herangezogen, um die Konstruktion von Geschlecht innerhalb der Policies der IAAF aufzuzeigen. Daraus entwickelt sich die Fragestellung: Inwiefern tragen im Fall von Caster Semenya Policies des olympischen Komitees bezüglich der Geschlechtertests zur Konstruktion und Reproduktion von Geschlecht und dessen Binarität bei?
Für die damalig 18-jährige Südafrikanerin Caster Semenya war das Finale des 800-Meter-Laufs bei den Leichtathletikweltmeisterschaften in Berlin 2009 wahrscheinlich eines der bedeutendsten Ereignisse ihres Lebens: Sie gewann dabei die Goldmedaille mitsamt einer neuen Weltjahresbestzeit. Doch dies blieb nicht die einzige Erinnerung an jenes Rennen. Kurz darauf wurde von vielen Seiten die Frage gestellt, ob sie, aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes, tatsächlich eine Frau sei. Letztendlich wurde von der IAAF ein Geschlechtstest mittels Testosteronwert angeordnet. Die Sportsoziologie und -wissenschaft stellte sich in Folge die Frage, wie es geschieht, dass das Geschlecht einer Frau angezweifelt wird, nur weil sie zu schnell oder zu muskulös sei.
Wissenschaftler*innen sind sich heutzutage einig, dass den Geschlechtern „männlich“ und „weiblich“ bestimmte Eigenschaften gesellschaftlich zugewiesen beziehungsweise diese konstruiert werden. Genau diesem Thema soll sich die Arbeit in Bezug auf den Fall von Caster Semenya und den dort angewandten Geschlechtertests widmen. Ziel ist es, einen Zusammenhang zwischen dem Umgang des IOC mit hyperandrogenen Athletinnen und einer sozialen Konstruktion von Geschlecht aufzuzeigen. Des Weiteren sollen die Policies des IOC auf eine Reproduktion der Geschlechterbinarität hin analysiert werden, welche mit der Konstruktion von Geschlecht meist einhergeht. Zentraler Bestandteil dieser Analysen ist das Dokument „IOC Consensus Meeting on Sex Reassignment and Hyperandrogenism“(2015), welches die Regeln zu Transgender- und hyperandrogenen Athlet*innen veränderte. Analysiert wird dieses Dokument mittels einer Policyanalyse.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Soziale Konstruktion von Geschlecht in der Sportsoziologie
- Definition der grundlegenden Begriffe
- Prozess der Konstruktion und Reproduktion von Geschlecht
- Policies des Olympischen Komitees (IOC)
- „IOC Consensus on Sex Assignment 2015“
- Inhalt und Reglements
- Analyse der Policy bezüglich Konstruktion von Geschlecht
- „IOC Consensus on Sex Assignment 2015“
- Fallbeispiel Caster Semenya
- Vorfall und Reaktionen
- Konstruktion Semenyas Geschlechts
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert den Fall von Caster Semenya und beleuchtet, wie die Konstruktion von Geschlecht im Kontext von hyperandrogenen Athletinnen im Hochleistungssport durch Policies des IOC reproduziert wird. Ziel ist es, die Verbindung zwischen dem Umgang des IOC mit diesen Athletinnen und der sozialen Konstruktion von Geschlecht aufzuzeigen. Dabei wird insbesondere das Dokument „IOC Consensus Meeting on Sex Reassignment and Hyperandrogenism“ (2015) im Fokus stehen.
- Soziale Konstruktion von Geschlecht im Sport
- Regulierung von Geschlecht im Hochleistungssport durch das IOC
- Analyse der Policy des IOC bezüglich Konstruktion und Reproduktion von Geschlecht
- Der Fall von Caster Semenya als Fallbeispiel
- Die Rolle von Geschlechtertests im Sport
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert den Fall von Caster Semenya, der den Ausgangspunkt für die Analyse bildet. Das zweite Kapitel behandelt die soziale Konstruktion von Geschlecht in der Sportsoziologie. Es definiert die Begriffe „Sex“ und „Gender“ und erläutert den Prozess des „Doing Gender“, also der Reproduktion von Geschlechterrollen. Das dritte Kapitel widmet sich den Policies des Olympischen Komitees (IOC) und analysiert insbesondere das Dokument „IOC Consensus on Sex Assignment 2015“, welches die Regeln für Transgender- und hyperandrogene Athletinnen regelt. Das vierte Kapitel untersucht den Fall von Caster Semenya im Detail und analysiert die Konstruktion ihres Geschlechts im Kontext der Policies des IOC.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen der sozialen Konstruktion von Geschlecht, Geschlechterbinarität, Geschlechtertests, Hyperandrogenismus, Policies des IOC, Fallbeispiel Caster Semenya, Sportsoziologie und „Doing Gender“.
- Quote paper
- Anton Bannicke (Author), 2019, Hyperandrogene Athletinnen an der Spitze der Leichtathletik. Konstruktion und Reproduktion von Geschlecht und dessen Binarität durch das olympische Komitee, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/537484